Ein Logbuch der Redaktion
Wieder einmal habe ich ein Hörbuch in meinem CD-Player abgespielt, bei dem mir die Stimme von Josef Tratnik klassische PERRY RHODAN-Romane vorliest. In diesem Fall handelt es sich um »Bezwinger der Zeit«, die Umsetzung des PERRY RHODAN-Buches 30 in Form der Silber Edition. Das Anhören führte mich in die Zeit des »Meister der Insel«-Zyklus, den ich in meiner »frühen Zeit« zweimal gelesen hatte und immer noch gut in Erinnerung habe.
Das Hörbuch enthält eine Reihe von packenden Episoden, die Tratniks Stimme faszinierend wiedergibt. Am Anfang sind Perry Rhodan und seine Begleiter an Bord der CREST III noch in der Vergangenheit gestrandet; verzweifelt unternehmen die Terraner und ihre Freunde alles, um den Rückweg in ihre Gegenwart zu finden. Im weiteren Verlauf des Hörbuches gibt es Versuche der Meister der Insel, die Erde direkt anzugreifen, und am Ende taucht ein merkwürdiges Kugelgebilde auf – und zum Schluss wissen die Terraner mehr über die Verhältnisse in Andromeda.
Der Großteil der Romane, die als Grundlage für den Silberband und das Hörbuch bildeten, schrieb William Voltz; er war und ist mein Lieblingsautor für die frühe Zeit der Serie. Er prägt mit seinen Figuren den gesamten »MdI«-Zyklus, und das merkt man diesem Silberband auch an.
Wunderbar erzählt sind beispielsweise die Episoden mit den Alarern: Rhodan und einige Begleiter müssen sich in schmutzige, übelriechende Raumfahrer verwandeln, um in dieser Maskierung in einen geheimen Auftrag zu gehen. Das ist streckenweise vor allem deshalb witzig, weil man darin den Abscheu der 60er-Jahre-Autoren vor »ungewaschenen« Menschen mit langen Haaren und Knoblauchgeruch deutlich spüren kann.
Die Aktionen der Terraner lassen sich aber heute noch gut und gern lesen und anhören. Es sind Menschen mit Humor und einer Freude an Regelverletzungen. Man trinkt gern Whisky, man foppt sich gegenseitig, und die Scherze eines gewissen Mausbibers geben dem Ganzen eine zusätzliche Würze. Der Humor ist oftmals altmodisch – die 60er-Jahre liegen nun mal doch einige Zeit zurück –, vermag einen aber immer noch zum Schmunzeln bringen.
Skurril sind allerdings die Szenen, in denen es um die Währung im Solaren Imperium geht und in denen die Wirtschaftspolitik geschildert wird. Die Meister der Insel versuchen in dieser Phase der Romanhandlung, die Wirtschaft des Imperiums durch Falschgeld ins Wanken zu bringen. Wie die Terraner dagegen vorgehen, wie sie dafür sorgen, dass den Terranern das Geld nicht ausgeht – das ist aus heutiger Sicht recht veraltet und unglaubwürdig.
In der Mitte der 60er-Jahre, als die Romane konzipiert wurden, waren das Science-Fiction-Ideen. In den 80er-Jahren, als aus den Heftromanen die Silberbände entstanden, ließ man manche Ideen bewusst stehen, obwohl sie veraltet waren. In den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts wirken sie antiquiert.
Auch die Art und Weise, wie Perry Rhodan, Allan D. Mercant und Homer G. Adams über die Schwangerschaft von Rhodans Frau sprechen, mutet heute seltsam an. Wer in der Mitte der 60er-Jahre über solche Themen in einem Heftroman schrieb, ging allerdings ein gewisses Risiko ein: In Heftromanen durfte beispielsweise Sex praktisch nicht einmal angedeutet werden – und damit alles, was auch nur ansatzweise damit zusammenhing.
Spannend verläuft ein Attentat der Meister. Die Welt Rumal wird vorgestellt, viele interessante Charaktere spielen auf der Erde eine Rolle. Mit einer sogenannten Fragmentwaffe soll ein Anschlag auf die Solar Hall geführt werden. Wie ein häufig betrunkener Ex-Agent und ein Matten-Willy gemeinsam ermitteln, ist eine packende Geschichte, wenngleich man gelegentlich Zweifel an der Logik der Gegner aus Andromeda haben könnte. Als ich diese Episoden hörte, war mir sofort klar, dass die Romane nur von William Voltz sein konnten.
Voltz war ein Autor, der auch in der Lage war, einen betrunkenen Raumfahrer glaubhaft darzustellen. Seine Helden waren oft Menschen, die eigentlich schon gescheitert waren, dann aber über sich hinauswuchsen. Die anderen Teile des Hörbuches stammen von K. H. Scheer, der ein geradezu klassisches Weltraum-Abenteuer schrieb, und von H. G. Ewers, in jener Zeit sicher einer der originellsten und kreativsten Köpfe der deutschsprachigen Science Fiction.
»Bezwinger der Zeit« bringt eine zentrale Phase des klassischen »MdI«-Zyklus in die heutige Zeit. Josef Tratnik liest die Romane mit intensiver Stimme, und man folgt ihm bereitwillig durch die Vergangenheit der Milchstraße und in die Weiten der Galaxis. Das macht mir auch heute noch richtig viel Spaß – ein starkes Hörbuch auf Basis von starken Romanen!
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