PERRY RHODAN-Redaktion
Diskretes und indiskretes aus der größten Science-Fiction-Serie der Welt
15 Juli 2025
Der Inkubator
Verfasst wurde der Roman von Lucy Guth; sie gab ihm den Titel »Der Inkubator« und erzählt von einem speziellen Gerät – oder einer Fabrik? –, das oder die erkundet wird. Ein Haluter und eine Lemurerin gehen dabei gemeinsam in den Einsatz.
Mir gefiel die Art des Zusammenspiels zwischen den beiden Hauptfiguren des Romans. Die Autorin arbeitete sowohl die Gemeinsamkeiten als auch das Trennende sehr klar heraus und sorgte so für eine spannungsgeladene Atmosphäre. Der Inhalt passt damit sehr gut zum Titelbild.
11 Juli 2025
Wolfenbüttel im Februar 1999
Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Entsprechend müde ging ich am Samstagmorgen, 20. Februar 1999, die Arbeit an. Es war der zweite Tag der Autoren-Werkstatt an der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel.
Weil ich wusste, dass ich nicht als einziger im Raum die Morgenschwere überwinden musste, sprachen wir erst einmal erneut über die Texte, die wir erhalten hatten. Die Unterschiede im Stil und in der Qualität waren enorm: Manche Texte hatten schon einen professionellen Charakter, bei anderen waren viele Dinge noch unsauber und unscharf.
Ich schrieb an diesem Vormittag häufig an ein Flipchart. Ich vermerkte den Unterschied zwischen starken und schwachen Formulierungen, zwischen aktiver und passiver Sprache, zwischen einer sauberen und einer unklaren Dialogführung. Robert Feldhoff ergänzte sehr praxisbezogen: Ihm war es immer wichtig, meine manchmal theoretischen Vorträge auf die tägliche Arbeit zurückzuführen. Er nannte konkrete Beispiele in den Texten und wies dort auf die Stärken und Schwächen hin.
Und so näherten wir uns langsam dem Kern des Seminars – Robert stellte seine erste Aufgabe, die eher kurz ausfiel: Die Autorinnen und Autoren sollten sich eine Verschränkung überlegen, sie aber noch nicht schreiben. Wie könnte man eine Szenerie aufbauen, bei der ein Hinweis zu Beginn der Geschichte gelegt wird, der später wichtig wird, wenn es darum geht, die Geschichte zu Ende zu bringen? Wir stellten die unterschiedlichen Konzepte zur Diskussion, es entwickelten sich angeregte Gespräche – und dann konnten wir auch schon in die Pause gehen.
Nach der Pause legten wir gleich mit einer kleinen Übung los: Die Autorinnen und Autoren sollten einen packenden Einstieg in ihre Geschichte schreiben, am besten so angelegt, dass sie einen Hinweis gaben, der später wichtig werden konnte. Wenn beispielsweise ein Roboter eingeführt wird, der dringend repariert werden muss, ist es wichtig, das an einem Detail festzumachen – und dieses Detail später in der Geschichte wieder zu erwähnen.
PERRY RHODAN in der Pause
Der Samstag verlief abwechslungsreich: Robert und ich stellten Aufgaben, die Autorinnen und Autoren schrieben, und später diskutierten wir darüber. Und immer dann, wenn die anderen an ihren Texten feilten, setzten wir beiden uns in den Vorraum, hatten je eine Tasse Kaffee vor uns, und besprachen aktuelle PERRY RHODAN-Ideen.
Ernst Vlcek hatte eine Reihe von Ideen geliefert, die wir diskutierten. Ernst war stets ein intuitiver Autor; seine Stärke waren Ideen, die er nicht unbedingt bis ins Detail ausformulierte. Seine Romane waren dann gut, wenn er eine Idee hatte, die er während der Arbeit weiter entwickelte. So ging er auch oft die Exposés an: Viele Ideen trugen einen Roman oder vielleicht vier oder fünf Romane. Sobald es darum ging, einen ganzen Zyklus auf diese Weise zu konzipieren, wurde es wackelig, und man musste unweigerlich nacharbeiten.
Robert ging anders vor. Er dachte strukturiert, sein Credo war, dass die Ideen von selbst kämen. Dass beide Autoren so lange und so gut zusammenarbeiten konnten, war angesichts dieser Unterschiede verblüffend. Ich hatte oft genug die Rolle eines »Schiedsrichters«, der sich überlegen musste, wie die teilweise widersprüchlichen Ideen unter einen Hut zu bringen waren. In Wolfenbüttel hatten Robert und ich die Chance, konzentriert an einigen Themen zu arbeiten.
Am Ende des Seminars hatten wir beide viele Notizen, die sich auf die laufende Handlung bezogen. Ich war guter Dinge, dass die Konzepte der beiden Autoren zu einem spannenden Abschluss des laufenden Zyklus führen würden. Wie wir nach Band 2000 weitermachen würden, hatten wir auch schon angedacht.
Am Samstagabend war ich reichlich erledigt. Die vielen Gespräche im Verlauf des Tages, das Besprechen der Texte, die vielen Diskussionen – das alles hatte viel Kraft geraubt. Aber wir hatten es tatsächlich geschafft, alle eingeschickten Texte zu diskutieren. In einer letzten Runde wurden die Texte vorgelesen, die von den Autorinnen und Autoren im Verlauf des Tages erarbeitet worden waren. Das Seminar endete so erst deutlich nach 22 Uhr.
Während einige erschöpft ins Bett fielen, blieben Robert und ich noch bei den Teilnehmern, die Lust auf weitere Gespräche hatten. Wir sprachen über PERRY RHODAN, Gott und die Welt – in etwa dieser Reihenfolge. Das war nicht nur sehr lustig und unterhaltsam, sondern ebenso spannend und informativ. Als ich endlich ins Bett kam, hatten wir schon nach drei Uhr morgens.
Am Sonntag folgte eine Reihe von Aufräumarbeiten, wie wir es nannten. Es waren im Verlauf der zwei Tage viele Fragen aufgekommen, die wir im Plenum zu beantworten versuchten. Ich erläuterte, wie Verlage funktionierten und wie viele Schritte zurückzulegen sind, bis aus einem Manuskript ein Buch wird, das im Laden ausliegt. Es schlossen sich weitere Diskussionen, eine allerletzte Übung sowie eine Schlussrunde an.
Als ich am späten Nachmittag im Zug nach Karlsruhe saß, hatte ich eine umfangreiche Lektüre im Gepäck: ein PERRY RHODAN-Manuskript, das ich bislang nicht gelesen hatte, aber auch die zahlreichen Notizen, die ich bei den Gesprächen mit Robert Feldhoff angefertigt hatte.
Viele der Ideen, die zum Zyklus »Die Solare Residenz« – so hieß er in den bisherigen Konzepten – entwickelt worden waren, fand ich spannend; daraus sollten sich viele lesenswerte Science-Fiction-Romane machen lassen. Band 2000 konnte also bald kommen …
(Diesen Text brachten wir im Juni auf unserer Internet-Seite. Hier bringe ich ihn nun aus dokumentarischen Gründen.)
10 Juli 2025
Wir üben Verschränkungen
Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Es war immer etwas Besonderes, mit Robert Feldhoff zusammenzuarbeiten. Das merkte ich nicht nur bei Exposés und Romanen, sondern auch bei Computerspielen oder Seminaren. Und so fuhr ich am Freitag, 19. Februar 1999, in bester Laune mit der Bahn nach Wolfenbüttel, wo ich zum dritten Mal mit Robert zusammen als Dozent in einem Seminar wirken sollte.
Robert und ich trafen uns bereits am Nachmittag. Die Bundesakademie für kulturelle Bildung hatte uns in der Schünemannschen Mühle einquartiert, dem Gästehaus der Einrichtung. Dort gab es Sitzecken, und wir nutzten die Chance für eine erste Besprechung. Ziel des Seminars war für uns schließlich auch, nebenbei die eine oder andere Angelegenheit rings um unsere Serie zu diskutieren.
Die 13 Personen, die an dem Seminar teilnahmen, hatten im Voraus ihre Texte eingereicht; diese hatten sie nach einer Aufgabe geschrieben, die wir im Vorfeld gestellt hatten. Ich hatte alle Texte im Zug gelesen, Robert bisher nur einen Teil geschafft.
Wir legten in unserem Gespräch erst einmal fest, in welcher Reihenfolge wir sie durcharbeiten würden – damit er die Zeit hatte, die noch fehlenden Texte zu lesen. Und wir überlegten uns, wie wir uns Freiräume schaffen konnten, um über PERRY RHODAN diskutieren zu können.
Für das Seminar hatte Robert eine klare Idee: »Lasst uns mal Verschränkungen üben.« Darunter verstand Robert Feldhoff einen Kunstgriff, der in Romanen sehr häufig verwendet wird: Auf Seite 23 wird beispielsweise ein völlig banaler Gegenstand eher am Rande eingeführt, der dann aber dem Helden auf Seite 122 des Romans hilft, den Bösewicht zu besiegen. Generell dient eine Verschränkung aber dazu, einen Handlungsverlauf abzuändern und den Leser so zu überraschen.
Details dieser Art müssen im Roman gut vorbereitet werden, um die Leserinnen und Leser an der richtigen Stelle überraschen zu können. Das funktioniert im Krimi genauso wie in der Science Fiction und in der Fantasy, im Liebesroman sowieso. Und man kann damit in der Kurzgeschichte ebenso arbeiten wie im Roman. Vor allem dient das »Verschränken« als Methode für Autoren von Spannungsromanen.
Solche Dinge sollten die Teilnehmer des Seminars feststellen, üben und selbst erarbeiten. Roberts Vorschlag fand ich hervorragend, den wollten wir gemeinsam umsetzen. Nachdem wir diese Eckpunkte festgelegt hatten, konnten wir ins eigentliche Seminar gehen.
Erwartungsvoll sahen uns die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Robert und ich saßen im großen Saal der Schünemannschen Mühle, die anderen an einer Kombination aus Tischen, die ein großes Viereck formte. Zu Beginn erläuterte ich die technischen Gegebenheiten rings um die Mühle – Details wie das Bezahlen der Getränke und das gemeinsame Essengehen –, bevor wir zur Vorstellungsrunde übergingen.
Ein Redaktionsgespräch
Im Plan der Bundesakademie stand ein sogenanntes Redaktionsgespräch auf dem Programm. In diesem Fall hieß das: Ich führte eine Art Interview mit dem Exposéautor und befragte ihn zu seiner Arbeit als Autor und wie er seine Romane plante. Robet Feldhoff berichtete über seine schriftstellerische Laufbahn, auch über die Randbereiche wie Comics und Computerspiel, und er stellte dar, welche Unterschiede es zwischen einem Heftroman, einem Taschenbuch und einem Space-Thriller in puncto Schreibdisziplin und Recherche gibt.
Aus Rückfragen der Anwesenden entwickelten sich kleine Diskussionen. Ich erzählte ergänzend von meiner Arbeit als Redakteur. Wir machten damals Heftromane, die im eigenen Verlag erschienen, arbeiteten an Konzepten für neue Bücher und konzipierten zusammen mit externen Partnern beispielsweise Hörspiele und CD-ROMS. Das war für die Teilnehmenden interessant; sie bekamen so eine andere Sicht auf die Arbeit eines Verlags vermittelt.
Danach wurden eingeschickte Texte besprochen. Robert und ich gingen auf die stilistischen Stärken und Schwächen ein, und ich versuchte das zu moderieren, was von den Anwesenden in die Diskussion geworfen wurde. Bei diesen Seminaren fand ich immer spannend, wie manche Leute aus sich herausgingen: Waren sie anfangs noch zurückhaltend und trauten sich kaum, ihre Meinung zu sagen, wurden sie im Verlauf des Wochenendes aktiver. Letztlich fand ich es immer dann gut, wenn im Seminar eine Art Binnenklima entstand, bei dem die Autorinnen und Autoren gemeinsam an den Texten arbeiteten und über sie diskutierten.
An diesem Abend kamen wir nicht mehr dazu, weitere Aufgaben anzugehen. Aber das Seminar endete nicht mit dem offiziellen Schluss. Wir saßen noch lang zusammen. Eine lockere Runde bildete sich, bei der wir Bier und Wein tranken und über alle möglichen Themen sprachen. Die anwesenden PERRY RHODAN-Leser nutzten die Gelegenheit, mit Robert Feldhoff über die laufende Handlung und seine weiteren Pläne zu diskutieren.
Entsprechend spät kam ich ins Bett.
(Diesen Text brachten wir schon im Juni 2025 auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion. Hier dann endlich auch die Veröffentlichung ...)
09 Juli 2025
In geheimer Mission
Die abgebildeten Lebewesen sind – so viel kann ich ja verraten – ein Mausbiber, der auf dem Planeten Tramp geboren worden ist, und zwei Yuit, die auf den Welten der Agolei aufgewachsen sind. Der Mausbiber Gucky hat also ganz offensichtlich Artgenossen gefunden, mit denen er aber nicht einer Meinung ist.
Die Autorinnen erzählen von Gucky und den zwei Yuit, die tatsächlich in geheimer Mission sind. Ihre Motive unterscheiden sich ebenso wie ihre Ziele. Und Gucky stellt sich nicht nur einmal die Frage, wem eigentlich seine Loyalität zu gelten hat. Das ergibt schöne Spannungen, die Susan Schwartz und Marie Erikson immer wieder in den Vordergrund stellen.
08 Juli 2025
Kosmisches und Personelles
Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich«
Bei meinen ersten Gedanken zu der geplanten Miniserie PERRY RHODAN-Olymp, die ich notierte, ging es mir zudem um einen kosmischen Hintergrund. Ich wollte zwar auf den »Sternenozean«-Zyklus aufbauen, die Miniserie aber nicht mit dessen Details überfragen.
»Vor sieben Millionen Jahren wurde Shoraz von Shoziden besiedelt; es war eine der wenigen Kolonien, die außerhalb der späteren Hyperkokon-Zonen lagen«, überlegte ich mir. »Im großen Krieg wurde die Welt schwer bombardiert und geriet danach in Vergessenheit; aus diesem Grund wurde sie auch nicht in einen Hyperkokon eingeschlossen.«
Ich postulierte, dass einige Shoziden überlebten, sich aber unter dem Einfluss der Strahlung veränderten. Über gut sechs Millionen Jahre hinweg durchliefen sie eine neue Evolution. Als sie »auf die Höhe einer primitiven Kultur« kamen, fanden »sie ein wenig über ihre Vorgeschichte heraus«.
Die neue Kultur hatte aber kein Glück: »Vor einer Million Jahren wurde der Planet prompt wieder zum Schlachtfeld, als er in den Krieg zwischen den Horden von Garbesch und den Verteidigern der Milchstraße geriet.« Die Kultur ging also zum zweiten Mal unter.
Meine weiteren Gedanken schrieb ich nur für mich auf; mir war klar, dass das so niemand umsetzen würde. Aber irgendwie hatte ich Gefallen an diesem verlorenen Planeten gefunden: »Erst hunderttausend Jahre später – also vor 900.000 Jahren – war der Planet Shoraz wieder Ort für eine Hochkultur«, schrieb ich. »Man entdeckte vieles über die Vergangenheit, die in Mythen und Sagen ohnehin lebendig gehalten wurde, und entwickelte daraus eine eigene Philosophie: Man wollte sich dem Frieden und der Kunst verschreiben.«
Shoraz sollte meiner Überlegung nach »zum Zentrum eines kleinen Sternenreiches« werden, dessen Bewohner auf verschiedenen Planeten siedelten. Meine Verbindung zur geplanten Miniserie: »etwa in der Unterwelt von Olymp oder auf Hephaistos«. Die Shoraz-Bewohner erbauten überall gigantische Kunstwerke.
Zitat: »Dabei nutzten sie die Reste der zerstörten Kulturen, beispielsweise aus dem Garbeschianer-Krieg (was im übrigen erklären würde, warum man so was nicht überall in der Milchstraße findet, aber ständig über lemurische Hinterlassenschaften stolpert). Vielleicht waren sie sogar in Kontakt zu ES und seinen Abgesandten.«
Ich überlegte, dass die Shoraz-Bewohner das Solsystem entdeckten, dort die humanoiden Bewohner antreffen, diese aber in Ruhe ließen. Dann aber sollten sich »die Shoraziden wieder zurück entwickeln; in den folgenden 50.000 Jahren verödeten ihre Planeten.«
Spuren ihrer Existenz gibt es nach diesem Niedergang nur auf Shoraz. Und: »zurück blieben die Kunstwerke, die im Verlauf der nächsten 50.000 bis 100.000 Jahre auf allen Planeten zerfielen. Nur diejenigen, die tief genug im Sand vergraben waren, konnten überdauern, wenn auch nur schwer angeschlagen.«
Wie aber sollte man aus diesen Hintergründen eine Geschichte entwickeln? Sabines grundsätzliche Frage war mehr als berechtigt. Ich schlug vor, eine Verbindung der Mini- zur Hauptserie herzustellen. Figuren, die bei PERRY RHODAN-Olymp eingeführt werden, sollten ab Band 2900 zu wichtigen Besatzungsmitgliedern der RAS TSCHUBAI werden, etwa zu Offizieren.
Als zentrale Hauptfigur neben Perry Rhodan argumentierte ich für Sichu Dorksteiger. Mein Hintergedanke war: Wenn Susan Schwartz die Exposés schreibt, hat sie an dieser Figur besonders viel Freude. »Sie hat sie damals in die Serie eingeführt«, sagte ich zu Sabine, »und sie wird ihr auch diesmal liegen.«
Ich erinnerte mich zudem gut an den Handlungsverlauf zwischen den Bänden 2700 und 2875. In der Serienkonzeption von Wim Vandemaan und Christian Montillon war das Kaiserpaar von Olymp in die Serie eingeführt worden und kam bei den Lesern sehr gut an: Martynas Deborin war mit Indrè Capablanca verheiratet und trug die Amtsbezeichnung »Der Argyris«. Mit all ihrem Glamour müssten diese Figuren auch diese Miniserie bereichern, überlegte ich.
Das wollte ich nur als Hintergrund haben, schließlich hatte ich kein Interesse daran, die Handlung der PERRY RHODAN-Serie wiedergegeben zu bekommen. Meine Idee war die folgende: »Die beiden sind nicht mehr das Kaiserpaar, sie haben sich offiziell zurückgezogen, beherrschen aber immer noch die Klatschspalten, sind bestens vernetzt und arbeiten gegen den großkotzigen Kaiser, der sich als ein Donald-Trump-Verschnitt entpuppt. Am Ende der Miniserie gewinnen sie die Herzen der Olymper wieder und erringen erneut die Macht über ihr kleines Reich.«
Soweit gingen meine Überlegungen, die ich am 13. Juli 2017 fixierte. Die nächsten Schritte lagen klar vor uns; Sabine Kropp als Redakteurin und ich standen nun in den Startlöchern: Wir mussten die Geschäftsführung und den Vertrieb überzeugen, dann konnten wir Susan Schwartz ins Boot holen.
Und wenn alles gut ging, würden wir noch im Juli mit der Arbei an der Miniserie anfangen. Der erste Band sollte bereits im Januar erscheinen – da war also noch genug zu tun …
(Diesen Text veröffentlichte ich bereits im Mai 2025 auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Redaktion. An dieser Stelle reiche ich ihn aus dokumentarischen Gründen nach.)
07 Juli 2025
Konzeptionelles zu Olymp
Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Auf einmal musste es schnell gehen: Im Sommer 2017 war klar, dass wir eine neue PERRY RHODAN-Miniserie veröffentlichen würden. Ich hatte von der Geschäftsführung mündlich »grünes Licht« erhalten, aber man wollte vor einem endgültigen »Okay« noch einige inhaltliche Überlegungen lesen. Immerhin hatte ich den Titel in die Planung nehmen können, gegen PERRY RHODAN-Olymp war der Vertrieb also nicht grundsätzlich eingestellt.
Das Problem für mich war – der erste Roman sollte im Januar 2018 in den Handel kommen. Das hieß: Wir hatten nur wenige Monate Zeit, um eine Konzeption zu entwickeln und diese mit dem Vertrieb zu besprechen, um dann an die Exposés und Romane zu gehen. Als ich mir diese Situation vor Augen führte, war klar: So ging das nicht.
Ich besprach mich mit Sabine Kropp. Sie sollte die neue Miniserie als Redakteurin steuern. Ich erzählte ihr, welche Ideen ich dazu bereits hatte. Sie bauten auf den bisherigen Aussagen unserer Serie zum Planeten Olymp auf, das alles garnierte ich mit einigen anderen Überlegungen. Für mich passten die Ideen zusammen.
Die Kollegin fand alles grundsätzlich einmal gut. »Dir ist schon klar, dass ein Exposéautor oder eine Exposéautorin einen großen Teil davon über den Haufen werfen kann«, meinte sie und grinste. Ich stimmte ihr zu: Ich konnte nur erste Ideen aufschreiben, die wir intern diskutierten – spätestens bei der inhaltlichen Arbeit würde alles ins Rutschen kommen.
Sabine schlug vor, ich sollte alle Überlegungen zusammenschreiben. Das könnten wir dann mit Susan Schwartz besprechen, die wir intern als Exposéautorin eingeplant hatten. Aber mit der eigentlichen Arbeit durften wir erst anfangen, wenn die Geschäftsführung und der Vertrieb unsere Serie genehmigt hatten. Es brachte ja nichts, wenn sich beispielweise Susan Schwartz an die Arbeit machte und das alles hinterher vielleicht umsonst war.
Sabine schüttelte den Kopf, als ich ihr diesen Gedankengang vortrug. »Wir fangen jetzt schon an«, argumentierte sie. »Du tippst alles zusammen, dann sprichst du mit Susan. Und wenn sie Lust auf das Projekt hat, soll sie gleich mit der Arbeit anfangen. Wir verlieren sonst nur Zeit.« Es werde ohnehin sehr knapp mit der eigentlichen Exposéarbeit.
Weil wir nun aufs Tempo drücken mussten, tippte ich auf zwei A4-Seiten meine »Konzept-Überlegung« herunter, wie ich es nannte. Und ich formulierte gleich den zeitlichen Konflikt, den ich vor mir sah: »Die Handlung kann aus verschiedenen Erwägungen nicht zwischen die Bänden 2949 und 2950 spielen, also kann keine Handlung gewählt werden, die top-aktuell ist. Es muss eine Handlung gewählt werden, die zwischen den Bänden 2899 und 2900 liegt – daraus müssen aber trotzdem Elemente entstehen, die für unsere Stammleser neu und interessant sind.«
Bisher hatte es sich bewährt, Miniserien oder Taschenbuch-Trilogien und dergleichen in den kleinen Zeitsprung zwischen Zyklen zu platzieren. In der aktuellen Handlung des »Genesis«-Zyklus war das nicht möglich. Ich fand es aber nicht schlimm, die Handlung quasi in die Serienvergangenheit zu setzen. Die Geschichte müsse für sich selbst stehen können, argumentierte ich bei den Miniserien schon immer.
Und deshalb formulierte ich einige Allgemeinplätze, die für alle Seitenprojekte galten: »Wir brauchen also: eine spannende Handlung, die vor allem die Neuleser in die Geschichte hineinzieht, eine klare PERRY RHODAN-Ausrichtung, die unseren Exlesern sagt, dass sie ›hier richtig‹ sind, und einige kosmische Details für die PERRY RHODAN-Stammkundschaft, die das Universum sinnvoll erweitern.«
Bei meiner »kosmischen Idee« griff ich auf Überlegungen zurück, die wir im »Sternenozean«-Zyklus entwickelt, dort aber nicht alle zu Ende gebracht hatten. Die Shoziden fand ich damals faszinierend, aber sie spielten dann doch keine große Rolle. Nun wollte ich eine Welt namens Shoraz in die heutige Serienhandlung bringen, die zur aktuellen Zeit vor allem wegen ihrer Bodenschätze relevant sei: Der Sand der unbesiedelten Welt besteht zu einem sehr hohen Anteil aus Hyperkristallen unterschiedlichster Art, wie man von terranischer Seite aus mit hohem Aufwand bergen müsse.
Der Einfachheit zitiere ich: »Auf einmal entdecken terranische Bergarbeiter, die mithilfe von Robotern tätig sind, dass es im Untergrund des Planeten, überdeckt buchstäblich von Kilometern von Sand, uralte Artefakte gibt, die schätzungsweise mindestens eine Million Jahre alt sind. Es sieht aus wie halb zerborstene Statuen, und die Schriftzeichen, die man auf ihren Sockeln findet, sind in der Sprache der Mächtigen verfasst ...«
Das große kosmische Rätsel müsse dann, so meine Überlegung, Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger interessieren. Seine Lösung wäre ein Teil des Hintergrunds für die Miniserie. Welchen Inhalt das Rätsel haben sollte, dachte ich mir allerdings nicht aus.
Sabine merkte zu diesem Thema übrigens kritisch an: »Das ist aber noch keine Geschichte, das ist nur ein bisschen Hintergrund.« Das war mir bereits bewusst, aber mir ging’s zu diesem Zeitpunkt nur darum, einige Gedanken zu notieren.
(Diese Redaktionserinnerungn wurde bereits im Mai 2025 auf der PERRY RHODAN-Serie veröffentlicht. Hier teile ich sie aus dokumentarischen Gründen.)
04 Juli 2025
In Velas Schatten
Mit der Autorin aus Wien arbeite ich erst seit kurzer Zeit zusammen; wir kennen uns schon seit einiger Zeit, und die Zusammenarbeit hat sich in den vergangenen Wochen geradezu zugespitzt. Die Autorin verfasste Romane für unsere Miniserie und für PERRY RHODAN NEO – da bot es sich an, ihr auch den Auftaktband zur neuen Handlungsstaffel anzuvertrauen.
Mir gefiel die Art und Weise, die Jacqueline kommunizierte. Antworten auf meine Mails kamen mit rasender Geschwindigkeit, ergänzt durch neue Vorschläge und Ideen. Überlegungen wurden rasch aufgegriffen – das war alles in allem sehr professionell. Jetzt hoffen wir, dass die neue Staffel gut ankommen und unsere Leserinnen und Leser packen wird!