29 Mai 2020

Ein »Runder« für eine Autorin

Ein Logbuch der Redaktion

Im Frühjahr 2020 feierte Verena Themsen ihren Geburtstag. Das wäre eigentlich nicht weiter erwähnenswert: Die Autorin selbst legt nicht viel Wert auf diesen Jubeltag, und älter wird man schließlich jedes Jahr. Aber weil es ein »runder« Geburtstag war – die Autorin wurde fünfzig Jahre alt –, möchte ich an dieser Stelle öffentlich und nachträglich dazu gratulieren.

Verena Themsen und ich lernten uns im Rahmen einer Buchmesse kennen. Wann genau das war, kann ich gar nicht mehr sagen. Irgendwann in den Nullerjahren kam sie zu uns an den Messestand, weil ein gemeinsamer Bekannter das Treffen vermittelte. Er erzählte mir, sie sei eine begabte Autorin, wir unterhielten uns ein wenig – aber wir vereinbarten bei diesem ersten Treffen keine weiteren konkreten Schritte, und so verlor ich sie wieder aus den Augen.

Ich erfuhr zwar über Fanzines, dass sie Fan-Romane veröffentlichte, mehr aber nicht. Dann kam die »Elfenzeit« … Dabei handelte es sich um eine Fantasy-Serie, die inhaltlich von Susan Schwartz konzipiert und mit Exposés gesteuert wurde.

Wir von der PERRY RHODAN-Redaktion veröffentlichten die Serie im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit dem Bertelsmann-Club; die einzelnen Bände wurden monatlich an die Kundinnen und Kunden verschickt. Bei einer unserer ersten Besprechungen erzählte Susan Schwartz bereits von Verena Themsen.

Sie lobte die Kollegin, die sie von Schreibwerkstätten her kannte, und schlug vor, sie solle einen Roman in der neuen Serie übernehmen. Da sie ein Faible für das Mittelalter habe, könnte sie einen Roman schreiben, der auf einen deutschen Mythos anspielte.

Ich willigte ein, und so verfasste Verena Themsen ihren ersten Roman für uns: »Der Quell der Nibelungen« kam 2008 als Hardcover heraus, bald folgte ein Hörbuch. Ich fand die Zusammenarbeit mit der Autorin sehr positiv, und wir beschlossen, sie bei nächster Gelegenheit wieder zu berücksichtigen.

Es sollte gerade einmal ein Jahr dauern … Bei der Serie PERRY RHODAN-Action wollte ich die neue Autorin ausprobieren. Darüber telefonierte ich mit Christian Montillon, der die Exposés verfasste. Wir planten zu jener Zeit die dritte Staffel der Serie, es ging vor allem ins Wegasystem, und da lag es nahe, nicht nur die Ferronen auftauchen zu lassen, sondern auch allerlei Geheimnisse aus der PERRY RHODAN-Vergangenheit.

Weil ich wusste, dass sich Verena gut mit der Seriengeschichte auskannte, schlug ich bei einer Exposébesprechung vor, sie solle einen Hintergrundroman verfassen. Die Autorin fand diese Idee ebenfalls gut, und so schrieb sie mit »Das Wanderer-Backup« ihren ersten Roman für das Perryversum – er wurde als Band 29 von PERRY RHODAN-Action veröffentlicht und lieferte zahlreiche Hintergründe zu kosmischen Entwicklungen.

Der Rest ist Geschichte.

Verena Themsen ist längst ein unverzichtbares Mitglied des PERRY RHODAN-Autorenteams. Ihre Romane zeugen von den Serienkenntnissen, die sie hat, ihre Charaktere sind glaubhaft, und in der Darstellung zukünftiger Technik ist sie unübertroffen. Kein Wunder, dass sie in der Nachfolge von Kurt Mahr und Rainer Castor heute als die »Physikerin vom Dienst« wirkt.

Die Autorin liefert für unsere Exposé zahlreiche Hintergründe. Sie checkt die technischen Daten und prüft, ob die Ideen der Exposéautoren mit der Seriengeschichte und den bisher getroffenen Aussagen zu allen möglichen Themen überhaupt in Übereinstimmung zu bringen sind. Damit ist sie wesentlich dafür verantwortlich, dass die Romane so stimmig wie möglich sind.

Vor allem aber ist Verena Themsen in all den Jahren der positiv denkende PERRY RHODAN-Fan geblieben, der sie immer war. Sie sieht sich in der Tradition der großen Autoren, auf deren Arbeit unsere Serie heute basiert – und ich kann nur wünschen, dass wir noch viele Jahre erfolgreich zusammenarbeiten können.

Deshalb hebe ich mein Glas und rufe nachträglich: »Alles Gute zum runden Geburtstag, liebe Verena!«

28 Mai 2020

Die BARDIOC-Kampagne

Nicht immer kann man sich als Redakteur mit seinen Vorstellungen durchsetzen. Das wurde mir im Sommer 2007 häufig bewusst. Immerhin sollte im Herbst 2007 der Silberband 100 erscheinen, mit dem Titel »BARDIOC« verband sich das Versprechen auf kosmische Abenteuer – und ich hatte schon im Vorjahr damit begonnen, den Buchvertrieb auf entsprechende Aktionen einzustellen.

Doch dann kam alles anders. Der Moewig-Buchverlag schloss im Dezember 2006 seine Pforten, zwei Dutzend Menschen verloren ihre Arbeit. Die Edel-Verlagsgruppe mit Sitz in Hamburg übernahm Moewig als Imprint und auch einen Teil des Personals – und auf einmal wurden die PERRY RHODAN-Bücher zwar redaktionell immer noch von Rastatt aus betreut, von Hamburg aus aber vertrieben.

All das, was ich jahrelang mit den Vertriebskollegen diskutiert hatte, war nun wie weggewischt. Ich musste alles neu erklären: Was ist ein Silberband, warum sehen die so aus, und woher speisen sich die Inhalte?

Aber immerhin entschieden sich die Kollegen bei Edel dann, gemeinsam mit uns eine Kampagne für den Silberband 100 zu machen; ich nannte es die BARDIOC-Kampagne. Unter anderem wurde ein Prospekt unter dem Titel »30 Jahre pures Silber« fürs Jahr 2008 vorbereitet, in dem die Silberbände dreißig Jahre alt werden sollten. Und so bekamen wir die eine oder andere schöne Werbeaktion hin …

27 Mai 2020

Samfonnan, der Gefallene

Es liegt in der Natur der Sache, dass in einer Serie, die nach einer Hauptfigur benannt wird, diese Hauptfigur immer wieder eine wesentliche Rolle spielen muss. Da unterscheidet sich PERRY RHODAN NEO nicht von PERRY RHODAN.

Umso interessanter finde ich, dass Ben Calvin Hary in seinem ersten Roman für PERRY RHODAN NEO eine ungewöhnliche Hauptfigur nach vorne schiebt. »Samfonnan, der Gefallene« ist der Titel seines Romans, der mit der Bandnummer 227 erscheint, und damit ist die Hauptfigur sogar im Titel verewigt.

Dieser Samfonnan ist eigentlich ein Müllmann. Sein Einsatzgebiet sind die Weiten des Arkonsystems, in denen eben auch genügend Müll anfällt, den man beseitigen muss. Das macht Samfonnan tatkräftig genug. Und als er auf die Terraner trifft, fällt er eine Reihe von wichtigen Entscheidungen ...

Mir hat der Einstieg des Autors bei PERRY RHODAN NEO übrigens sehr gut gefallen. Wir werden in dieser Serie sicher bald wieder von ihm hören und lesen!

26 Mai 2020

Das Büchergefängnis

Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«

Über Jahre hinweg wurde das sogenannte Handlager für die PERRY RHODAN-Redaktion immer größer. Das kam von den vielen Serien, die wir veröffentlichten, und von den vielen Hörspielen, Hörbüchern oder Sonderbänden, die Lizenzpartner von uns herstellten. Wir begannen ab der Jahrhundertwende damit, solche Dinge in einem großen Raum im Keller zwischenzulagern. Hier stapelten sich überzählige Belegexemplare und Dinge, die wir für Gewinnspiele, die Pressearbeit oder die Abonnement-Nachlieferung benötigten.

Weil dieser Raum eigentlich dem Buchverlag »gehörte« und nur für wenige Menschen offenstehen sollte, war er von einer Gittertür verschlossen, für die es ein besondere Schloss gab. Und als wir von der PERRY RHODAN-Redaktion immer mehr Dinge aus unseren Regalen in diesen Raum verlagerten – im wahrsten Sinne des Wortes –, bürgerte sich irgendwann der Begriff »Büchergefängnis« ein.

Braucht jemand also etwas aus dem Büchergefängnis, heißt das, dass er einen speziellen Schlüssel benötigt, mit dem er diesen Lagerraum im Keller aufsucht. Hören andere Menschen aus dem Verlag diesen Begriff, erntet man durchaus einen verwunderten Blick dafür. Ich bin sicher, dass wir diesen Raum irgendwann vermissen werden, egal wie schön neue Lagerräume sein könnten …

25 Mai 2020

Das Merchandise unserer Serie

Ich habe es am Wochenende geschafft, die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift »SOL« zu lesen. Diese wird von Christinan Hacker redaktionell betreut und erscheint als Mitgliedermagazin der PERRY RHODAN-FanZentrale, kann aber jederzeit auch von Nichtmitgliedern gekauft werden. In der aktuellen Ausgabe 98 geht es unter anderem um das Merchandise zur PERRY RHODAN-Serie.

Sehr interessant fand ich die Übersicht zu den Quartetten, die es beispielsweise im Verlauf der Jahre bei unserer Serie gab. Eines stellte ich ja selbst zusammen, es gab aber wesentlich mehr. Lesenswert sind darüber hinaus die Beiträge zum Sammelkartenspiel, zu den Plüschfiguren oder auch den Sammelfiguren. Manche Details in den Artikeln kannte ich selbst nicht.

Immer wieder gern lese ich Interviews mit Autorinnen und Autoren. Diesmal kommen Madeleine Puljic, Ben Calvin Hary und Christian Montillon zu Wort, es geht um die unterschiedlichsten Projekte. Ausführliche Rezensionen aktueller Romane, ein Fortsetzungsroman und viele andere Beiträge mehr machen die aktuelle »SOL«-Ausgabe rund.

Es war wieder einmal eine lohnenswerte Lektüre, die ich allen ans Herz legen möchte, die sich für Hintergründe zur größten SF-Serie der Welt interessieren. Das Heft umfasst 64 farbig gedruckte Seiten und kann im SpaceShop der FanZentrale bestellt werden.

24 Mai 2020

Das Licht in der Tiefe

Ich finde das Titelbild, das Arndt Drechsler für den nächsten Band von PERRY RHODAN-Mission SOL 2 geschaffen hat, sehr eindrucksvoll: In einer düsteren Mischung aus gelben und braunen Farben gehalten, vermittelt es das Bild einer Welt, auf der es offenbar keine Pflanzen gibt, sondern nur Steine, Dreck und ein geheimnisvolles Bauwerk. Der sechste Band der Serie trägt den Titel »Das Licht in der Tiefe«, erscheint in dieser Woche und wurde von Olaf Brill geschrieben.

Der Inhalt des Romans ist ebenfalls recht düster. Der Autor erzählt von einer Welt – eigentlich ist es ja eher ein Planetoid –, in deren Untergrund keine angenehmen Verhältnisse herrschen. Er zeigt die Träume der Unterdrückten und ihre Versuche, diese Träume zu verwirklichen. Wie das alles mit der SOL, ihrer Besatzung und der aktuellen Mission zusammenhängt, das ist dann ein ganz anderes Thema ...

22 Mai 2020

Wie geht es den Silberbänden heute?

Ein Logbuch der Redaktion

Mit Band 81 (»Aphilie«) übernahm Hubert Haensel im Jahr 2002 die Silberband-Reihe. Anfangs war er eher zurückhaltend, wenn es darum ging, Szenen zu verändern. Das war die Zeit, in der er pro Silberband zwischen 160 und 180 Stunden brauchte. Heute liegt der Aufwand durch die komplexen Handlungsverläufe bei 250 und mehr Arbeitsstunden.

Doch der Autor erkennt die Vorteile der modernen Textverarbeitung, wie er in einem Interview für unser Con-Buch im September 2011 erzählte: »Früher musste ich die Hefte zum Bearbeiten noch einscannen und anschließend typische Scannfehler wie falsche Trennungen ausmerzen. Heute habe ich die Hefte vor mir auf dem Bildschirm, und wenn ich etwas löschen oder umstellen möchte, markiere ich das einfach.«

Nachdem er Wiederholungen gestrichen und lange Beschreibungen eingekürzt hat, teilt Haensel die Handlungsfäden ein und legt fest, welche Romaninhalte in welchem Band erscheinen. »Ich versuche alle Themen aus den Heften ins Buch zu packen. Dabei darf ich nichts unter den Tisch fallen lassen; schließlich könnte es ja sein, dass dieser Aspekt 50 Hefte weiter wichtig für die Handlung wird.«

Auf die Frage nach einem Beispiel muss er nicht lange überlegen: »Perry Rhodan wird an Bord der SOL von einer Gen-Maus gebissen, die ein Besatzungsmitglied aus dem Schwanz einer richtigen Maus gezüchtet hat. Man könnte jetzt sagen: Was soll's? Die paar Zeilen kann man streichen, und keiner merkt was. Nur, wie erkläre ich zwei Silberbände später, als Perry versucht, Kontakt mit der träumenden Superintelligenz BARDIOC aufzunehmen, dass dies eigentlich nur möglich ist, weil Rhodan durch den Mäusebiss infiziert wurde?«

Bei der Textbearbeitung ist Hubert Haensel der Spagat zwischen den unterschiedlichen Leseransichten und -wünschen bewusst. »Die einen wollen die Handlung detailgetreu lesen, ohne größere Auslassungen– denen kann es nicht kompliziert genug sein. Die anderen möchten sie schnell vorangetrieben sehen, und alles, was nichts mit dem roten Faden zu tun hat, kann weg. Außerdem gibt es Leser, und das dürfte die Mehrzahl sein, die sich einfach an gut erzählten, abwechslungsreichen Geschichten erfreuen.«

Immer wieder stößt er auch auf Textstellen mit veralteter Technik. »Ich amüsiere mich jedes Mal, wenn jemand an die Sprechzelle geht und die Zentrale ruft. Sowas geht heute, da fast jeder ein Handy besitzt, einfach nicht mehr.«

Das Frauenbild hat sich im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte ebenfalls massiv verändert. »Damals wurden Frauen als schwache Wesen charakterisiert, die es zu beschützen gilt«, erläutert Haensel. »Wenn ich bei meiner Arbeit auf so etwas stoße, schmeiß ich die Passage entweder raus oder versuche sie zu entschärfen. Haarsträubend sind auch die platten Anmachen von Galto Quohlfahrt, da würde heute jeder Pennäler drüber lachen.«

Nach all den Jahren hat Hubert Haensel nichts von seiner Freude an den PERRY RHODAN-Heften eingebüßt. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht: »So lange den Lesern gefällt, was ich mache, und solange ich Spaß an meiner Arbeit habe, mache ich weiter. Wenn ich mich 250 Stunden nur noch quäle, wird es Zeit Schluss zu machen.«

(Die drei Logbücher, in denen ich auf die Geschichte der Silberbände zurückgeblickt habe, entstammen in wesentlichen Teilen einem Artikel, der 2011 im Buch »Fünfzig Jahre Zukunft« veröffentlicht worden ist. Ein großer Teil meines Logbuches stammt deshalb von meiner ehemaligen Kollegin Elke Rohwer, mit der ich damals das Buch zusammengestellt und auch den betreffenden Artikel geschrieben habe. Das als ergänzende Information!)

20 Mai 2020

Peter Thomas und PERRY RHODAN

Der Komponist Peter Thomas war mir schon vor dem Jahr 1999 ein Begriff. Ich kannte seine Filmmusik für die Serie »Raumpatrouille«, und ich wusste, dass er für viele andere Filme und Serien die Musik komponiert hatte. Im Jahr 1999 arbeiteten wir sogar zusammen, wenngleich indirekt.

Eckhard Schwettmann hatte über gemeinsame Bekannte einen Kontakt zu Thomas hergestellt, und dieser hatte für PERRY RHODAN eine »Hymne an die Zukunft« komponiert. Diese wurde im Spätjahr 1999 auch auf einer CD veröffentlicht. Es wurde sogar ein Video produziert, das gelegentlich im Fernsehen gezeigt wurde. Ich schrieb den einen oder anderen Text zu dieser Produktion und fand die Musik ganz gut – sonst bin ich ja kein großer Fan von elektronischer Musik.

Und ich traf mit Peter Thomas im Fernsehen zusammen. Wir waren beide Gäste in der Sendung »kEwL« zu Gast, die vom Fernsehsender Viva ausgestrahlt wurde. Der Moderator war Tobias Schlegl, von aller Welt nur »Tobi« genannt. Peter Thomas erzählte von seiner Musik, ich erzählte von PERRY RHODAN.

Ich fand Peter Thomas, der damals schon ein älterer Herr war, sehr sympathisch. Wir siezten uns mit professioneller Distanz. Leider entwickelte sich keine weitere Zusammenarbeit zwischen ihm und PERRY RHODAN.

Gestern wurde bekannt, dass der Komponist bereits am 17. Mai 2020 gestorben war. Für mich hat er sich mit seiner Musik ins Gedächtnis der Science-Fiction-Fans eingeschrieben und auch für PERRY RHODAN einige wichtige Stücke verfasst.

19 Mai 2020

Der Erfolg der Silberbände

Ein Logbuch der Redaktion

Den eigentlichen Aufbruch des Moewig-Verlags ins Buchgeschäft belegt das Gesamtverzeichnis, das im Sommer veröffentlicht wurde und das Programm bis zum Herbst 1978 präsentierte. Ein wichtiger Schwerpunkt dabei war unter anderem die »M.V. Bibliothek der Weltliteratur« und die »M.V. Bibliothek für Kenner und Genießer«. Alle Bücher dieser Reihen waren mit dem geschwungenen »M.V.« ausgestattet, das bis heute die PERRY RHODAN-Silberbände schmückt.

Der erste Silberband wurde in diesem Prospekt ebenfalls angekündigt. Im Werbetext war zu lesen: »Hunderttausende Science-Fiction-Fans warten seit Jahren darauf – endlich ist es soweit! Das erste PERRY RHODAN-Buch ist erschienen: Die Dritte Macht.« Das Werk kostete im Herbst 1978 19,80 Mark.

Der Verlag hatte sich für einen Silberfolien-Einband mit dreidimensionalem Vierfarbbild entschieden, an dieser Aufmachung hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert. Für die Käufer der ersten zehntausend Exemplare des Silberbandes Nummer 1 »Die Dritte Macht« hatte man sich etwas Besonderes ausgedacht. Sie sollten in ihren Büchern die Original-Unterschriften der Autoren Clark Darlton, Karl Herbert Scheer und William Voltz finden. Dafür fuhren die drei Schriftsteller zur Druckerei nach Ulm und starteten einen wahren Marathon im Unterschreiben.

Johnny Bruck und seine Titelbilder

Was wären die Silberbände ohne die Titelbilder von Johnny Bruck? Er war von Anfang an dabei. Gut 35 Jahre lang zeichnete er alle Titelbilder der PERRY RHODAN-Serie; sie schmücken bis heute die Cover der Silberbände. Neben Raumschiffen und Landschaften sind seine Darstellungen von Außerirdischen in den Titelbildern besonders eindrucksvoll. Die Wesen wirken, als hätten sie menschliche Züge, ihre Gesten überzeugen und sind alles andere als hölzern.

Inspirieren ließ er sich dafür oft von Tieren, die ihm in der freien Wildbahn begegneten, wie zum Beispiel Füchse, Schlangen und Rehe. »Johnny war Hobby-Jäger, außer seinem Gewehr nahm er aber auch immer seine Kamera mit auf den Hochsitz«, erinnert sich Ingrid Bruck, die bis zu seinem tödlichen Unfall 1995 die Frau an seiner Seite war. Nach einer durchgearbeiteten Nacht verbrachte Bruck die frühen Morgenstunden deshalb häufig im Wald.

Am liebsten malte er mit Tempera-Farben, oft setzte er Collagen ein, und ab Band 1050 versuchte er sich mit Airbrush-Techniken. »Johnny konnte Acrylfarben nicht ausstehen, weil sie zu schnell trockneten, um damit Verläufe hinzubekommen«, sagt Ingrid Bruck.

Bevor er jedoch überhaupt zur Farbe griff, verbrachte der Künstler viel Zeit mit dem Anfertigen von Skizzen auf Zeichenkarton. »Um ein Gespür für die Handlung im Roman zu bekommen, musste er natürlich das Manuskript zumindest überfliegen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie im ganzen Haus, in der Küche und im Bad, Manuskriptseiten herumlagen.«

Horst Hoffmann übernimmt

Ab 1984 und ab Band 20 entstanden die Silberbände unter der Regie von Horst Hoffmann. Mit seinem Eintritt in den Verlag wurde erstmals eine PERRY RHODAN-Redaktion im Pabel-Gebäude in Rastatt geschaffen.

»Zu Anfang führte ich Willis Arbeit in dessen Sinne fort, hatte aber zunehmend meine Probleme damit, die Schreibe der Autoren sprachlich soweit zu glätten, dass fast der individuelle Schreibstil unkenntlich wurde«, erinnert sich Hoffmann. »Ich war immer der Meinung, dass es gerade der Reiz der Serie ist, aus den unterschiedlichen Stilen der Autoren ein einheitliches Etwas zu schaffen, denn jeder Autor hat seine Fans. Und das sollte auch im Buch erkennbar bleiben.«

Zunächst arbeitete er mit den gleichen Techniken, die schon Voltz genutzt hatte. Anfang der 90er-Jahre war Schluss mit der Kleberei: Der Schriftsteller erhielt die Hefte in gescannter Form und bearbeitete diese am Computer.

Ein Thema für sich waren die Auslassungen ganzer Hefte, »die lediglich Lückenfüller darstellten oder einfach grottenschlecht waren.« In dem Fall mussten handlungswichtige Textinformationen in Einschüben verfasst werden. »Extrem war dies, wenn schon mal ein ganzer Zyklus außen vor bleiben musste, wie zum Beispiel der Plophos-Zyklus.«

Dieser Zyklus wurde später »nachgearbeitet«: zuerst in der Bertelsmann-Ausgabe, dann in Form eines Vierteilers in Paperback-Form. Verantwortlich für die Bearbeitung war auch hier Horst Hoffmann.

18 Mai 2020

Drangwäsche

Seit die Haluter im PERRY RHODAN-Roman »Die Straße nach Andromeda« (Band 200 von K. H. Scheer, veröffentlicht im Jahr 1965) erstmals auftauchten, zählen sie zu den faszinierendsten Völkern, die es in der PERRY RHODAN-Serie gibt. Die monströs wirkenden Wesen, die aber in Wirklichkeit sanfte Philosophen sind, werden vor allem über Icho Tolot verkörpert, eine der wichtigsten Figuren überhaupt in der Serie.

Als Gegensatz zu ihrem höflichen Verhalten baute Scheer schon im ersten Roman ihre Drangwäsche mit ein; erzählt wird eine solche Drangwäsche von Atlan, der sie in seiner Vergangenheit erlebt hat. Bis heute ist die sogenannte Drangwäsche etwas Wichtiges für die Haluter – eine Mischung aus Abenteuer und Kampf, aus Forschung und Austoben.

Noch nie haben wir eine Drangwäsche aber so geschildert bekommen wie in dem Roman »Drangwäsche«, den Michael Marcus Thurner geschrieben hat und der am 22. Mai in den Handel kommt. Das Titelbild von Dirk Schulz gibt einen Eindruck wieder, wie so eine Drangwäsche wohl von außen aussehen würde. Es ist der erste Teil eines Zweiteilers, in dem der Autor bislang unbekannte Facetten von Icho Tolot in die Handlung bringt – gefällt mir sehr gut!

17 Mai 2020

Den Con nach Hause holen

In diesem Jahr werden viele Cons abgesagt oder verschoben; das liegt an der Corona-Pandemie, ihren Auswirkungen und den nach wie vor großen Unwägbarkeiten in ihrer Folge. Die Veranstalter des GarchingCons haben sich bekanntlich dafür entschieden, ihren Con ins nächste Jahr zu schieben.

Aber dabei bleibt es nicht, und die davon abgeleitete Aktion finde ich interessant: »Holt euch doch den GarchingCon nach Hause!«, schreiben die Veranstalter. Der Con-Shop bietet Rabatte an, als ein besonderes Angebot für die Fans, um die »Wartezeit etwas erträglicher zu gestalten«.

Die Aktion läuft bis zum 19. Juli 2020. Ich wünsche den Fans in München gutes Gelingen bei ihrer Aktion und freue mich schon auf den GarchingCon im September 2021.

16 Mai 2020

E-Books in der Abrechnung

In diesen Tagen beschäftige ich mich häufig mit den E-Book-Abrechnungen. Wie hat man sich das denn eigentlich vorzustellen? Was macht da eigentlich wer genau?

Ich bin selbstverständlich nicht die Person, die alles ausrechnet. Das könnte ich nicht, fürchte ich, und ich wäre vor allem nicht gründlich genug. Ich kann als Redakteur maximal die Grundlagen liefern und hinterher kontrollieren.

Also rechne ich nicht selbst ab. Das machen die Kolleginnen in der Buchhaltung – und die sitzt in unseren modernen Zeiten nicht im Verlag, sondern in einem Büro in Magdeburg. Die Kolleginnen dort rechnen alles genau aus, und sie schicken die Abrechnung dann an uns, wo sie von einer Kollegin aus der Abteilung – es ist Regina Focht – geprüft wird.

Wenn die Kollegin alles für gut befunden hat, gibt sie mir Bescheid. Wenn es zeitlich reicht, schaue ich mir die Abrechnung  auch noch mal kurz an. Ich rechne nichts nach, ich scrolle mich durch die Abrechnung und schaue mehr oder weniger gründlich darauf. Manchmal fällt mir  doch etwas auf, aber meist zeichne ich sie hinterher frei.

Da wir von fast 3100 PERRY RHODAN-Heftromanen, mehr als 900 ATLAN-Heftromanen, von 150 PERRY RHODAN-Silberbänden und fast 200 MYTHOR-Heftromanen sprechen, dazu die vielen Pakete und kleineren Dinge (Space Thriller oder STELLARIS), kommen sehr hohe Stückzahlen zusammen. Es sind Tausende von E-Books, die einmal im Halbjahr – in manchen Fällen auch nur einmal im Jahr – abgerechnet werden.

Das ist eine wichtige und sinnvolle Aufgabe. Ich bin immer sehr froh, dass die Kolleginnen das so gut machen und ich nur noch »drübergucken« muss. So kommen die Urheber der Romane und Titelbilder zu den ihnen zustehenden Honoraren.

15 Mai 2020

Erbe des Kristallthrons

Truk Drautherb ist Zeremonienmeister am Hof der Imperatoren auf der Kristallwelt Arkon. Und er ist zugleich eine Figur, wie ich sie in Romanen immer wieder mag: auf seine Tradition versessen und gleichzeitig intrigant, voller Vorbehalte und starrer Ansichten.

In dem Roman »Erbe des Kristallthrons«, der heute erscheint und den Lucy Guth geschrieben hat (Band 226 von PERRY RHODAN NEO), spielt Drautherb eine wichtige Rolle. Und obwohl er eigentlich keine positive Figur ist, mochte ich ihn, als ich das Manuskript las.

Da der Roman auf Arkon spielt, darf natürlich der bekannteste Arkonide überhaupt nicht fehlen: Atlan spielt eine wesentliche Rolle. Daneben taucht Mirona Thetin auf, Thora trifft alte Bekannte, und der Mausbiber Gucky ist schwer beschäftigt. Die Autorin schildert die Zeremonien am Hof von Arkon mit Sinn für Details, dazu gibt es spannende Action und Verfolgungsjagden im Kristallpalast – eine starke Mischung!

Richtig gut gefällt mir übrigens auch das Titelbild von Dirk Schulz. Es ist ruhig, zeigt überhaupt keine Action – doch die Verbindung aus der Hand eines Roboters und einem filigranen Schmuckstück ist ungewöhnlich und überzeugt auf den ersten Blick.

14 Mai 2020

Wir planten Band 2550 und weiter

Aus der Serie »Zehn Jahre zurück«

Schaue ich ein wenig in die Vergangenheit, genauer gesagt, auf den Mai 2010, stelle ich fest, dass uns in diesem Monat vor allem ein Roman und dessen Folgen stark beschäftigte: Wir bereiteten den Band 2550 unserer Serie vor, den Michael Marcus Thurner schreiben sollte und der am 2. Juli in den Handel kommen würde.

Die Extras für diesen Roman, der unter dem Titel »Die Welt der 20.000 Welten« erscheinen sollte, hatten wir bereits festgelegt und mit der Verlagsleitung besprochen. Darüber hinaus wollten wir mit Sonderausstattungen dafür sorgen, dass das Interesse an der aktuellen Handlung länger anhielt. Hier hatte sich vor allem Klaus Bollhöfener mit seinen Ideen durchgesetzt.

Im Mai 2010 entschlossen wir uns so, in die Bände 2557 bis 2559 jeweils einen Einhefter einzudrucken, der Bastelbögen enthalten sollte. Für Band 2571 sollte als Einhefte noch ein Set mit Weihnachtspostkarten kommen. Was diese Aktionen wirklich brachten, ließ sich hinterher kaum feststellen; uns bereiteten sie zumindest viel Freude.

13 Mai 2020

Ich mag Baumwolltaschen

Ich mag Dinge, die sinnvoll und praktisch sind. Zum Einkaufen benutze ich beispielsweise meist Stofftaschen: Die kann man, wenn sie nicht benutzt werden, zusammenrollen und in die Jackentasche stecken. Gleichzeitig bekommt man ganz schön viel Kram in sie hinein, und sie halten einiges an Gewicht aus – sogar mehrere Flaschen lasse sich damit transportieren.

Warum ich das erzähle?

Weil ich zur Zeit gern eine Einkaufstasche mit PERRY RHODAN-Motiv benutze. Sie ist bemerkenswert schlicht: halt schwarz und stabil, ergänzt durch einen Aufdruck, der unser Serienlogo zeigt (mit dem PERRY RHODAN-Motiv, das wir beim WeltCon 2011 eingesetzt haben ...).

Gelegentlich höre ich, dass wir bei PERRY RHODAN zu wenig Merchandise-Produkte anbieten. Wir sollten da mehr machen und uns an »Star Wars« und dergleichen orientieren. Das ist kein falscher Hinweis – vielleicht können wir da mehr anbieten. Aber fürs erste erfreue ich mich an der Baumwolltasche.

11 Mai 2020

Zurück in den Verlag

Seit Mitte März ist die PERRY RHODAN-Redaktion – und mit ihr andere Abteilungen im Verlag – wegen der aktuellen Pandemie mehrheitlich im »Home Office« zugange. Wir kommunizieren per Mail, per Telefon oder per Videokonferenz; es klappt ganz gut, ist aber kein Ersatz für ein »richtiges« Zusammenarbeiten. Wir haben diese Situation immer als Provisorium gesehen.

Seit heute wird der Pabel-Moewig Verlag in die Büros zurück verlagert. Die sogenannten Lockerungen betreffen also auch unsere Arbeitsplätze. Wir werden trotzdem nicht alle zur gleichen Zeit in unseren Büros sein – wir halten die Sicherheitsabstände ein, was dazu führt, dass manche Büros nur halbtags benutzt werden oder manche von uns weiterhin zum größten Teil von daheim aus arbeiten.

Nach wie vor gilt: Wir sind erreichbar, wenngleich nicht so gut wie vor der Pandemie. Wir sind vorsichtig, und wir wollen nichts riskieren. Wir arbeiten weiterhin mit Herzblut an PERRY RHODAN, aber es ist niemandem gedient, wenn einer von uns krank wird und damit für längere Zeit ausfällt.

Und nach wie vor gilt vor allem: Bleibt alle gesund!

08 Mai 2020

Beteigeuze

Es ist der abschließende Teil des Dyoversum-Vierteilers: »Beteigeuze« wurde von Susan Schwartz und Christian Montillon verfasst und kommt in der nächsten Woche in den Handel. Es ist ein Roman, der – so finde ich – noch einmal zeigt, welche Fähigkeiten Perry Rhodan hat: Der Terraner ist kein träumerischer Visionär, sondern ein Visionär des Handelns, der letztlich immer versucht, den Frieden voranzubringen und zu einer Einigung mit allerlei galaktischen Fremdvölkern zu kommen.

Viele Fragen sind noch offen, die sich auf die andere Seite des Dyoversums beziehen. Dafür werden einige andere Fragen klar beantwortet. Das haben die Autorin und der Autor in abwechslungsreicher Weise hinbekommen, finde ich.

Mit dem Schauplatz Beteigeuze liefern sie zudem eine Verbeugung vor der Vergangenheit – wer die Anfänge der Dritten Macht jemals gelesen hat, wird sich bestimmt erinnern. Und mit den »Protokollen« gibt es ein Handlungselement, das mir sehr gut gefallen hat, das ich originell fand und das sich auch auf dem Titelbild von Dirk Schulz wiederspiegelt.

07 Mai 2020

Eine beliebte Information

Als ich in den 80er-Jahren zum ersten Mal den Pabel-Moewig Verlag in Rastatt besuchte, kam ich in ein Konglomerat aus Gebäuden, in denen Verlag, Druckerei und Weiterverarbeitung ineinander übergingen. Im unteren Geschoss eines Gebäudeteils war die Weiterverarbeitung untergebracht, riesige Druckmaschinen waren buchstäblich unter den Schreibtischen der Redaktionen zugange – und Förderbänder transportierten die gedruckten Romane und Zeitschriften über den Hof in eine Halle, in der Dutzend von Menschen damit beschäftigt waren, sie für den Versand vorzubereiten.

Mich wunderte keinen Augenblick lang ein Schild, das zwischen Verlagsgebäude und Lagerhalle hing: »Entnahme von Heften sowie rauchen verboten!« stand darauf. Völlig nachvollziehbar: In diesem Bereich durfte nicht geraucht werden, die Gefahr eines Brandes war zu hoch. Und natürlich wollte niemand, dass Hefte entwendet wurden.

Das ist lange her, und die Information hängt immer noch an der Stelle, wo ich sie damals zum ersten Mal gesehen hatte. Mittlerweile hat sie ihren Sinn verloren: Die alten Förderbänder sind größtenteils abgebaut worden, und an der Stelle, wo früher die Weiterverarbeitung lief, sitzt heutzutage die PERRY RHODAN-Redaktion.

Wenn ich das Schild sehe, bekomme ich leichte Anfälle von Nostalgie. Es ist ein Zeichen für eine Zeit, die vergangen ist. Aber es gehört zur Geschichte des Verlages und auch zur Geschichte der PERRY RHODAN-Serie ...

06 Mai 2020

Ferrol

Zu den wirklich klassischen Welten der PERRY RHODAN-Serie zählt Ferrol. Warum das so ist, muss ich an dieser Stelle sicher nicht erzählen. Mit der Heimatwelt der Ferronen verbindet die Menschen von der Erde einfach viel – und das buchstäblich seit Anfang an.

Dass es auf der anderen Seite des Dyoversums dann auch eine Welt gibt, die man als Ferrol bezeichnet, verwundert sicher auf den ersten Blick. Keine Sorge, dafür wird es bald einige Erklärungen geben. (Ob die allerdings alle befriedigend sind, weiß ich noch nicht)

»Ferrol« ist auf jeden Fall der Titel des nächsten PERRY RHODAN-Romans, den Christian Montillon und Susan Schwartz gemeinsam geschrieben haben. Das Titelbild mit dem bewaffneten Topsider macht dabei klar, dass des zu Begegnungen kommt, die nicht komplett erfreulich verlaufen ...

05 Mai 2020

Wie die Silberbände gestartet wurden

Ein Logbuch der Redaktion

In wenigen Tagen kommt der Silberband 150 in den Handel; damit beginnt für die umfangreichste Science-Fiction-Buchreihe der Welt ein neuer Handlungsabschnitt. Grund genug, ein wenig in die Vergangenheit zu blicken. Immerhin gibt es die PERRY RHODAN-Buchausgabe seit den späten 70er-Jahren.

Ende des Jahres 1977 war die PERRY RHODAN-Serie auf einem absoluten Höhenflug: Der »BARDIOC«-Zyklus begeisterte die Leser, und unter der Exposé-Führung von William Voltz hatte die Serie eine philosophische Note erhalten. Im selben Jahr startete die vierte Auflage, in der die Serie zum wiederholten Mal mit der Nummer Eins auf den Markt kam.

Jede Woche lagen so vier PERRY-RHODAN-Romane im Handel aus, ergänzt durch die Taschenbücher sowie die ATLAN-Serie, die immer phantasievoller wurde. In diese Zeit fielen auch die weiteren Expansionsversuche des Moewig-Verlags. Nachdem wenige Jahre zuvor die beiden konkurrierenden Verlage Pabel und Moewig zusammengefügt worden waren, wollte man nun vom Heftroman- und Zeitschriftengeschäft stärker in das Geschäft mit Büchern einsteigen.

Was also lag näher, als die erfolgreichste Heftromanserie, die es zu dieser Zeit im Handel gab, in gebundener Form zu vermarkten? Unter der Ägide des damaligen Verlagschefs Wilfried Blach in Rastatt und des in München arbeitenden Cheflektors Kurt Bernhard wurde ein gewagter Plan geboren: Die komplette PERRY RHODAN-Serie sollte in Buchform erscheinen, frisch bearbeitet für einen ganz anderen Leserkreis.

Durch ein markantes Aussehen und eine – für damalige Standards – ganz moderne Titelgestaltung wollte man jüngere Leser erreichen, die bislang keine Notiz von PERRY RHODAN genommen hatten. Was noch fehlte war ein Bearbeiter, und diesen fand man in William Voltz. Der damalige PERRY RHODAN-Chefautor war offensichtlich die ideale Besetzung für den Job.

William Voltz freute sich auf diese Aufgabe. Allerdings erkannte er schnell, dass die Überarbeitung der damals schon klassischen Romane, mit dem Ziel, sie zu einem Buch zusammenzufassen, nicht einfach sein würde.

Bei seiner Arbeit ging Voltz stets nach einem ähnlichen Prinzip vor: Er las die Hefte, die im Handlungsbereich des nächsten Silberbands lagen. Am Ende flossen davon fünf bis sechs Hefte tatsächlich in den Silberband ein. Dann wurde der Titel des Buchs gewählt und Johnny Bruck mit dem Titelbild beauftragt. Anschließend strich Voltz in einer Rohversion unpassend erscheinende oder falsche Passagen und formulierte sie neu.

»Sobald diese Phase abgeschlossen war, nahm er von jedem der sechs ausgewählten Hefte zwei Exemplare und schnitt die Seiten so zurecht, dass er sie quer auf ein DIN-A4 Blatt kleben konnte«, erinnert sich seine Witwe Inge Mahn.

Zunächst hatte William Voltz versucht, diesen handwerklichen Teil an seine Söhne Stephen und Ralph zu delegieren, aber das ging nicht lange gut: Entweder sie zerschnitten Textteile oder klebten »Asterix«-Seiten zwischen PERRY RHODAN.

»Nachdem rund 350 Seiten zurechtgeschnitten und aufgeklebt sind, habe ich neben klebrigen Fingern eine Rohform des zu bearbeitenden Manuskripts«, wird der Schriftsteller in einem Bericht seiner Witwe Inge zitiert. »Jede Seite wird nun neu gelesen und dabei korrigiert.«

Oft war es dabei nötig, dass neben den handgeschriebenen roten Korrekturangaben neue Passagen und Zwischenverbindungen eingesetzt werden mussten. Diese schrieb Voltz dann mit der Schreibmaschine, markierte die Stellen, an der sie zum Einschub kommen sollten, und klebte sie gefaltet auf die entsprechende Seite.

Wenn die Zeichen gezählt waren, zirka eine Million, schrieb er das Vor- und Nachwort, und weiter ging das Manuskript zu Christa Schurm in den Verlag. Sie tippte die Korrekturseiten ab, und während das Manuskript von Lektor Günter M. Schelwokat geprüft wurde, wählte Voltz Risszeichnungen aus, schrieb Werbetexte und verfasste die sogenannten Waschzettel: Weil es damals noch nicht möglich war, die Rücken der Silberbände zu bedrucken, musste man die Inhaltstexte auf separate Zettel drucken und dem Buch beilegen.

Bis zu seinem Tod im März 1984 bearbeitete William Voltz auf diese Weise insgesamt 19 Silberbände. Die ersten Zyklen der Serie wurden so in einer repräsentativen Form als Bücher veröffentlicht – damit legte Voltz den Grundstein für eine erfolgreiche Buchreihe.

04 Mai 2020

Ein Berg mit »Stalker«-Büchern

Darüber freute man sich heute in der PERRY RHODAN-Redaktion: Die Kollegen bei Edel hatten ein großes Paket mit Belegexemplaren geschickt. Es sind die Belege des aktuellen PERRY RHODAN-Buches, das den schönen Titel »Stalker« trägt und mit dem ein neuer Handlungsabschnitt beginnt. In diesem Buch und in den folgenden Bänden geht es um das Sternweh von Millionen Menschen und die angeblichen Wunder der Mächtigkeitsballung Estartu.

Ich freue mich selbst schon darauf, ein neues PERRY RHODAN-Buch in mein Regal stellen zu können. Die Sammlung umfasst damit 150 Silberbände sowie weitere Bücher mit einem silberfarbenen Umschlag (darunter das PERRY RHODAN-Lexikon aus den 80er-Jahren oder der Werkstattband). Wenn wir heute sagen, PERRY RHODAN sei die umfangreichste Science-Fiction-Serie, gilt das längst auch für die Buchausgabe.

Und jetzt hoffe ich, dass möglichst viele Menschen das neue Buch kaufen. Vielleicht wagt sich sogar der eine oder andere neue Leser auf diesen neuen Handlungsabschnitt …

01 Mai 2020

Im Sphärenlabyrinth

Als wir vor gut einem halben Jahr mit der Arbeit an der zweiten Miniserie unter dem Oberbegriff »Mission SOL« anfingen, hatten wir einen klaren Arbeitstitel. Die Miniserie sollte »PERRY RHODAN: SOL Labyrinth« heißen, zumindest sollte der Begriff »Labyrinth« in den Titel. Am Ende wurde es zu »Mission SOL 2«, und das »Labyrinth« wurde schlicht zum Titel der Staffel.

Nun aber ist der Roman im Handel, in dem das Labyrinth eine erste echte Rolle spielt. Hermann Ritter schrieb »Im Sphärenlabyrinth«, es ist der vierte Band der laufenden Miniserie, und er wird von einem eindrucksvollen Titelbild von Arndt Drechsler geziert. Danach werden die Leser sicher verstehen, warum die Miniserie den Staffeltitel »Labyrinth« trägt …