31 August 2022

Ein Sonderheft zu 60 Jahren Atlan

Es war mir schon im vergangenen Jahr klar, und heute kann ich es gestehen: »Wenn wir ein Sonderheft zu 60 Jahren unserer Serie PERRY RHODAN machen«, argumentierte ich im Frühsommer, »müssen wir auch ein Sonderheft zu den 60 Jahren unserer Figur Atlan machen«. Und nachdem sich das erste Sonderheft ganz gut verkauft hatte, war klar, dass wir eine Fortsetzung machen würden.

Mittlerweile liegt das Heft vor, und mir gefällt es sehr gut. Im Verlauf der Produktion hatte mir meine Kollegin Sabine Kropp nicht zu viele Einblicke gewährt, und so war ich bei manchen Inhalt positiv überrascht. Den Roman kannte ich selbstverständlich; ich hatte ihn mir im vergangenen Jahr noch einmal durchgelesen – ich wollte schließlich wissen, was im fünfzigsten PERRY RHODAN-Band eigentlich steht – und nach wie vor für unterhaltsam und spannend gehalten

Das Exposé, das wir abdrucken, ist extrem interessant. Man sieht ganz klar, wo der Exposéautor von seiner eigenen Vorlage abgewichen ist. Und es lässt sich feststellen, wie manche Ideen wie umgesetzt worden sind. Das ist vor allem für solche Menschen interessant, die selbst gern Geschichten und Romane verfassen.

Dazu kommen ja die Artikel – allesamt lesenswert – und Bilder, die meine Kollegin zusammengestellt hat. Alles in allem ist eine bunte Packung entstanden, die informiert und unterhält. Ich bin sicher, dass nicht nur die Stammleser unserer Serie bei diesem Heft auf ihre Kosten kommen werden …

30 August 2022

Kartell der Pilgerväter

Wenn in dieser Woche der neue Roman von PERRY RHODAN NEO erscheint, entführt Ruben Wickenhäuser unsere Leserinnen und Leser in eine phantastische Welt mit unterschiedlichsten Gefahren. Bekanntlich sind Perry Rhodan und seine Gefährten immer noch auf den Planeten von Naupaum unterwegs – der Terraner sucht nach Wegen, in seine Heimat zurückzukehren. Das stellt sich aber als sehr gefährlich heraus, vor allem, weil es schwerfällt, in Naupaum jemanden zu finden, der sich wirklich auskennt.

Der Autor gibt in »Kartell der Pilgerväter« einen Einblick in eine Struktur, die sich vor allem auf einen Planeten und seine Umgebung konzentriert. Mir gefällt immer, wenn Rhodan als eine Figur gezeigt wird, die zwar in Problemen steckt, aber alles tut, um aus ihnen wieder herauszukommen. Das hat der Autor in diesem Roman sehr schön angelegt. Gefällt mir!

Wenn man es genau nimmt, geht es in diesem Roman um Drogen und den Handel mit ihnen. Was ich damit genau meine, das wird logischerweise erst bei der Lektüre klar.

29 August 2022

Die Einsamen von Halut

Ich mag es, wenn die PERRY RHODAN-Serie Themen aufgreift, die vor vielen Jahren schon einmal eine Rolle spielten, dann aber in Vergessenheit gerieten. Das zeigt sich auch ganz besonders bei dem Roman, den wir in dieser Woche veröffentlichen: Was erstmals 1968 von Hans Kneifel thematisiert wurde, wird nun von Susan Schwartz zu einem zentralen Thema entwickelt. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, das sollten einfach alle selbst lesen …

Die Autorin stellt in ihrem Roman »Die Einsamen von Halut« ein ganz spezielles Volk und seine Angehörigen vor. Normalerweise stehen sie nicht im Zentrum des Interesses – doch das Auftauchen eines Chaoporters in der Milchstraße verändert einiges, nicht nur die militärischen und politischen Machtblöcke, sondern auch das Schicksal ganzer Völker. Wie die Autorin das zeigt, hat mir gut gefallen: die sensible Darstellung ganz spezieller Aliens …

26 August 2022

Braunschweig wird sicher toll

Ein bisschen neidisch bin ich schon, wenn ich heute die ersten Bilder und Notizen aus Braunschweig sehe und lese: Dort finden an diesem Wochenende die PERRY RHODAN-Tage der PERRY RHODAN-FanZentrale statt. Autorinnen und Autoren, Zeichner, Fans, meine Kollegin Janina Zimmer – viele Menschen geben sich dort ein Stelldichein. Das Programm wirkt auf mich sehr vielseitig, und Raum für persönliche Begegnungen gibt es zuhauf.

Ich kann aus unterschiedlichen Gründen an dieser Veranstaltung nicht teilnehmen. Der Redakteur muss natürlich nicht überall dabei sein – und Janina Zimmer vertritt die Redaktion hervorragend –, aber ich merke, wie sich aus der Ferne eine gewisse Con-Traurigkeit einstellt. Es ist zwar durchaus Arbeit, als Verlagsmensch auf einen Con zu gehen, das Treffen mit vielen netten Leuten macht aber auch sehr viel Spaß …

Ich wünsche allen, die schon in Braunschweig sind oder sich auf den Weg zu diesem Con machen wollen, schon jetzt viel Freude! Trinkt einen Vurguzz auf mich!

25 August 2022

Die Advokatin Bukk

Ein faszinierendes Titelbild von Dominic Beyeler, ein faszinierender Roman: In dieser Woche kommt »Die Advokatin Bukk« in den Handel, das neueste Werk von Kai Hirdt. 

Im Zentrum stehen Alaska Saedealere und Gry O’Shannon, die sich in einem Netz von Konflikten verstricken. Ihnen zur Seite steht – mehr oder weniger – eine Advokatin namens Sudvuura Bukk, die aber auch an ihren eigenen Plänen arbeitet und sich nicht so sehr für das Schicksal von zwei Terranern interessiert. 

Wie der Autor seine Figuren führt, wie er ungewöhnliche Wendungen einbaut und wie sich am Ende alles auflöst, das hat mir große Freude bereitet. Es gibt familiäre Verwicklungen, es gibt kosmische Elemente, und es gibt eine Abfolge spannender und phantastischer Szenen. Ganz nebenbei erfährt man als Leser noch einiges über den Chaoporter FENERIK und seine Strukturen ...

24 August 2022

Nekrolog

Es ist schon wieder einige Tage her, aber ich will trotzdem einmal einen kleinen Rückblick wagen: Zum Wochenende erschien mit »Nekrolog« der zwölfte Band unserer Serie PERRY RHODAN-Atlantis, verfasst von Ben Calvin Hary, von dem auch die zwölf Romane insgesamt in Form von Exposés und Ideen erarbeitet worden sind. Wie immer geht so eine Serie dann doch sehr schnell vorüber – ich bin ja selbst immer baff, wenn mir der abschließende Roman vorliegt.

Die Leser äußerten sich zumeist positiv zu den zwölf Bänden und dem gesamten Konzept. Natürlich mangelte es nicht an Kritik, und natürlich gab es die eine oder andere Szene, die wir hätten besser machen können. Das merkt man immer erst hinterher, so unglaubwürdig sich das anhören mag.

Für mich wurde PERRY RHODAN-Atlantis selbst ein spannendes Abenteuer. Es war die erste größere Exposéarbeit für Ben Calvin Hary. Dass er planerisch arbeiten kann, hat er schon zuvor bei seinen YouTube-Videos oder beim PERRY RHODAN-Report bewiesen. Eine komplette Serie – wenngleich nur zwölf Bände umfassend – ist aber etwas anderes als die übliche Planungsarbeit eines Redakteurs, die er selbstverständlich beherrscht.

Wir in der Redaktion waren mit seiner Arbeit sehr zufrieden; das klappte alles hervorragend. Der Exposéautor arbeitete intensiv mit der Redaktion und dem Team zusammen. Kein Wunder, dass wir mit ihm schon eine neue Miniserie planen, die im März 2023 gestartet werden soll. Das sind doch positive Entwicklungen!

23 August 2022

Der zweite Seminartag in Ahrensburg

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

(Vorbemerkung: Der folgende Text ist bereits in der Zeitschrift »SOL« veröffentlicht worden. Wir reichen ihn hier zur Dokumentation nach.)

Im Verlauf des 5. Dezember 2000 wurde die Veranstaltung immer stärker zu einem Seminar, das ich meist interessant fand.

Das Bild wurde bei anderen Vorträgen vertieft. Ich erfuhr, wie die Arbeit an einer Fernsehserie ablief, und vor allem bekam ich vermittelt, dass man sich bei den Sendern auf mancherlei Absprachen nicht verlassen konnte. Manche Serien waren in der jüngsten Vergangenheit nicht in der »richtigen Reihenfolge« ausgestrahlt worden – die Folge 10 vor der Folge 8 und ähnliches.

Das hatte direkten Einfluss auf die Konzeption einer PERRY RHODAN-Fernsehserie: Man durfte keine Folgen drehen, die zu direkt aufeinander aufbauten, weil man sich nicht auf die Sender verlassen konnte. Zudem sollte jede Folge für sich verständlich und in sich abgeschlossen sein. Manche Argumentation, die ich in diesem Zusammenhang hörte, kam mir bekannt vor; ähnlich wurde immer wieder im Verlag argumentiert.

Man zeigte uns Statistiken zu Sehgewohnheiten, zur Altersverteilung und zu den Geschlechtern. Wieder stellte sich heraus, dass sich Frauen ebenso für Science Fiction interessierten wie Männer. Das alte Klischee, Science Fiction sei ein reines Männer-Genre, schien überhaupt nicht zu stimmen. Wie würde sich das auf die Produktion und die Drehbucharbeit der geplanten Fernsehserie auswirken?

Der Plan sah vor, eine Serie mit 13 Folgen vorzubereiten. Idealerweise sollte eine Folge 45 Minuten lang sein, damit man sie – falls nötig – mit Werbung auf eine Stunde bringen konnte. Parallel wollte man aber auch eine Serie mit 26 halbstündigen Folgen konzipieren.

Den Produzenten war klar, dass die Haupt- und Nebenfiguren »liebevoll« – wie sie es nannten – ausgewählt werden mussten. Man wollte sowohl die bisherigen PERRY RHODAN-Kenner als auch viele andere Interessierte mit der Serie ansprechen.

Wir sahen uns an diesem Tag vermehrt Ausschnitte aus bekannten Fernsehserien und Filmen an, um zu vergleichen, wie bei diesen beispielsweise die Raumschiffe dargestellt wurden. Wie zeigte man in »Star Trek« das Innere eines Raumschiffs, was erfuhr man in »Event Horizon« über die verwendete Technik?

Am Ende und nach mehreren Diskussionen war klar: Der »Look« einer PERRY RHODAN-Serie sollte unverwechselbar sein. Alle Raumschiffe, die man entwickeln wollte, müssten eigenständig sein.

Gelegentlich mischte ich mich in die Diskussion und verwies auf die Arbeit unserer Risszeichner. Es gab zahlreiche Raumschiffe und technische Details, die in hervorragender Qualität vorlagen. Mit diesen konnte man doch arbeiten, so argumentierte ich.

Immerhin fand die Runde die Solare Residenz stark; diese Optik empfanden alle als einen »Hingucker«. Auch die SOL als Raumschiff wurde als originell empfunden. Ansonsten hatte ich bald das Gefühl, dass man unsere Grafiken und Illustrationen höchstens als Ideengrundlage betrachten, sie aber sicher nicht ernsthaft übernehmen würde. Man wollte überall ein neues Design entwickeln.

Diskutiert wurde über die Freundschaft zwischen Perry Rhodan und Atlan: Wieviel Rivalität war gut für eine solche Serie, oder würden sich die beiden Figuren gegenseitig den Raum wegnehmen? War Reginald Bull als »zweiter bester Freund« überhaupt sinnvoll? Klar war, dass Gucky eine Rolle spielen sollte.

Der Dienstag verstrich mit Vorträgen und Diskussionen, die ich alle als spannend und zielführend einschätzte. Alle Teilnehmer in der Runde waren höflich, alle diskutierten engagiert. Wenngleich ich bei manchen Aussagen das Gesicht verzog, hatte ich doch das Gefühl, dass alle mit großem Engagement an die Verfilmung der PERRY RHODAN-Serie gingen.

Als ich an diesem Abend ins Bett ging, schwirrte mein Kopf von vielen neuen Begriffen und zahlreichen Ideen. Wie würde sich das alles umsetzen lassen?
Am Abschlusstag wurden vor allem Festlegungen zum weiteren Ablauf getroffen. Die Produzenten wollten mit PERRY RHODAN-Autoren in die Detailarbeit gehen; Robert Feldhoff sollte dies koordinieren. Dabei sollten möglichst viele Exposé-Anregungen aufgegriffen und später auch in die Tat umgesetzt werden.

Wir legten grundsätzlich fest, welche Figuren in der Serie mitspielen sollten. Ein erstes Handlungskonzept des Produzenten wurde vorgestellt, das meiner Ansicht nach zu wenig mit unserer Serie zu tun hatte, von dem ich aber glaube, dass man es noch »rhodanifizieren« konnte. Es war sehr frei, griff keinen Zyklus und keinen Einzelroman auf, hatte aber die SOL und die Erde als Schauplätze.

Ein Plan für die nächsten Monat wurde verabschiedet. Ich fand ihn wieder sehr ambitioniert. Gleichzeitig fand ich es gut, dass man mit Tempo an die Angelegenheit heranging.

Bis zum April 2001 wollte man ein fertiges Booklet haben, das unter anderem ein Exposé von fünf Seiten enthalten würde. »Figurenbibel und Backgroundstory, Visualisierungshilfen (Zeichnungen, Skizzen, Kostümentwürfe« sollte das Booklet enthalten. Damit wollte man die bereits bestehenden Kontakte zu nationalen wie internationalen Fernsehsendern weiter ausbauen.

Es herrschte eine gewisse Euphorie im Raum, die auch dann anhielt, als wir uns trennten. Die PERRY RHODAN-Fernsehserie war auf Kurs, ein nächstes Treffen wurde angedacht.

Irgendwann saß ich an diesem sechsten Dezember 2000 im Zug und fuhr zurück nach Karlsruhe. In der Hand hielt ich ein PERRY RHODAN-Manuskript, das ich las und auf das ich mich nicht konzentrieren konnte.

Immer noch schwirrte mein Kopf. Wurde der Traum endlich wahr? Ich hoffte und wünschte es, und vor allem hoffte ich, dass die Fernsehserie auch der PERRY RHODAN-Serie mit ihren vielen Ideen gerecht werden würde …

Gespräche zu einer möglichen Verfilmung

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

(Vorbemerkung: Der folgende Text ist bereits in der Zeitschrift »SOL« veröffentlicht worden. Wir reichen ihn hier zur Dokumentation nach.)

Am Montag, 4. Dezember 2000, ging es nach unseren Vorträgen zu PERRY RHODAN in die Diskussion. Fragen wurden gestellt, Robert Feldhoff und ich antworteten.

Irgendwann meldete sich einer der Drehbuchautoren in der Runde zu Wort. Er habe im Vorfeld in einige der Romane hineingelesen, erzählte er, und dabei sei ihm eines aufgefallen. PERRY RHODAN sei seiner Ansicht nach recht humorlos. Bei der Lektüre aktueller Romane könne er kaum lachen, dabei sei Humor doch so wichtig.

Robert und ich sahen uns verwirrt an. Was sollte das jetzt? Ich stimmte ihm zu, was den mangelnden Humor anging, war mir aber nicht sicher, was der Drehbuchautor wollte.

Auf eine Frage von Eckhard Schwettmann gab er eine klare Antwort. »Wir können es so machen«, schlug er vor. »Ihr schickt mir immer die aktuellen Manuskripte, nachdem sie bei euch eingetroffen sind. Ich schreibe euch zwei, drei Witze rein, damit die Romane lustiger sind, und dann schicke ich sie euch zurück.«

Ab diesem Moment war ich nicht mehr irritiert, sondern entsetzt. Auch Roberts Blick war eher abweisend. Eckhard blieb locker. Das sei eine sehr gute Idee, lobte er, und man werde sie im Verlag sehr gründlich prüfen. »Das machen wir doch, oder?«, fragte er in meine Richtung und nickte mir zu.

Ich nutzte die Chance und nickte ebenfalls. »Wir prüfen das«, versprach ich und nahm mir vor, das Thema nie auch nur ansatzweise anzugehen. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie die Autoren diese Vorgehensweise aufnehmen würden …

Die eigentliche Veranstaltung war an diesem Tag bald vorüber. Nach einer kleinen Pause trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen. Ich saß neben einem Mann, dessen Firma sich vor allem mit CGI-Arbeiten beschäftigte. Der Begriff stand, wie er mir erzählte, für Computer Generated Imagery, und es ging letztlich um animierte Bilder bei Filmen.

Bisher war er vor allem für das Fernsehen tätig, wobei er die unterschiedlichsten Genres bediente. Ein Hubschrauber, der durch eine Häuserschlucht flog, wurde eben von seiner Firma in den Film eingebaut und nicht mit filmischen Mitteln »live« gedreht. Das alles fand ich sehr spannend; für mich waren das neue Themen, und ich stellte mir schon vor, wie eine Space-Jet durch die Häuserschluchten von Terrania flitzte.

Später spazierten Robert Feldhoff und ich zusammen mit den künftigen Produzenten der Serie in den Park, der sich neben dem Hotel erstreckte. Wir stellten uns gegenseitig vor, ich fand ihn sehr sympathisch. Ob er auch kompetent war, konnte ich nicht beurteilen. Bisher hatte er vor allem »nonfiktionale« Produktionen betreut, also Spiel-Shows und andere Themen fürs Privatfernsehen. Ob er es schaffen würde, ein Science-Fiction-Thema auf die Beine zu stellen?

Er fragte uns ein wenig aus. Wie wir uns denn die Verfilmung vorstellen würden? Wir hätten uns doch bestimmt Gedanken dazu gemacht. Er habe bereits ein Konzept im Kopf, aber er wolle gern unsere Meinungen hören.

Ich skizzierte das, was ich mir im Zug ausgedacht hatte: eine Art galaktischer Schnitzeljagd. Jede Serienfolge sollte auf einem anderen Schauplatz spielen, mal auf einem Raumschiff, dann wieder auf einem Planeten, und jede Folge sollte in sich abgeschlossen sein. Das war oberflächlich, und ich wusste das, aber ich war nun einmal niemand, der Fernsehserien mochte.

Robert Feldhoff wurde konkreter. Er meinte, man müsse – um PERRY RHODAN wirklich zu erfassen – unbedingt versuchen, einen der klassischen Zyklen nehmen und auf die Folgen einer Fernsehserie herunterzubrechen.

»Stellt euch einen Sonnentransmitter vor, durch den Raumschiffe fliegen«, sagte er; das sei sicher ein phantastisches Bild und würde die Zuschauer verblüffen. »Oder stellt euch eine Welt ohne Liebe vor«, machte er einen neuen Handlungsbogen auf. Er schlug darüber hinaus vor, einen aktuellen Handlungsbogen umzusetzen. Der »Thoregon«-Zyklus laufe derzeit, er komme bei den Lesern gut an, und er habe viele optische Elemente.

Der Produzent hörte sich alles interessiert an. Er machte sich allerdings keine Notizen und sprach nie wieder über unsere Überlegungen mit uns.

Am nächsten Tag folgte ein Vortrag auf den anderen. Der Vormittag gehörte der Science Fiction im Allgemeinen. Die Ursprünge des Genres, seine wichtigsten Autoren, Romane und Filme – das alles wurde in kurzen Filmen und Dia-Vorträgen präsentiert. Auffallend fanden alle, dass die SF-Leser zu einem großen Teil männlich seien, während die Geschlechter bei den Fernsehzuschauern anders verteilt waren: Bei manchen Serien schalteten sogar mehr Frauen als Männer ein.

An alle Teilnehmer der Runde wurden Kopien verteilt. Sie enthielten Definitionen zur Science Fiction, dazu eine Darstellung der wichtigsten Figuren – etwa der »Mad Scientist« – innerhalb der phantastischen Literatur. Ebenso wurden Grundlagen zur PERRY RHODAN-Serie an alle verteilt, aus denen die wichtigsten Figuren und Zyklen hervorgingen. Ich hoffte, dass sich alle einlesen würden. Die Verfilmung unserer Serie konnte nur zu einem Erfolg werden, wenn alle sich möglichst gut über die Inhalte informierten.

22 August 2022

Ein Seminar in Sachen Film

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«:

(Vorbemerkung: Der folgende Text ist bereits in der Zeitschrift »SOL« veröffentlicht worden. Wir reichen ihn hier zur Dokumentation nach.)

Am Montag, 4. Dezember 2000, reiste ich zu einer ganz besonderen Veranstaltung nach Ahrensburg. Das Thema war geheim, die Veranstaltung nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Hinter verschlossenen Türen sollten die Eckpunkte für eine große Verfilmung der PERRY RHODAN-Serie festgelegt werden.

Veranstaltet wurde das Ganze von der Firma MME, die eine Lizenz vom Verlag erworben hatte. MME wollte aus der PERRY RHODAN-Serie eine große Fernsehserie mit internationaler Vermarktung machen. Die ersten Folgen sollten idealerweise schon ab 2002 zu sehen sein. Das fand ich recht ambitioniert, aber ich war sicher die Person an diesen Tagen, die am wenigsten Ahnung vom Filmgeschäft hatte.

In Hamburg traf ich mich mit Robert Feldhoff, unserem Exposéautor, am Hauptbahnhof. Dort wurden wir von einem Fahrer abgeholt. Vorher wussten wir nicht, in welcher Stadt wir auf die anderen Leute treffen sollte. Der Wagen brachte uns nach Ahrensburg, wo wir im Park-Hotel eincheckten.

Außer uns war noch Eckhard Schwettmann aus dem PERRY RHODAN-Umfeld in Ahrensburg, und er reiste von Hamburg aus an: Er war zu diesem Zeitpunkt noch offiziell Verlagsleiter des Pabel-Moewig Verlages, hatte aber bereits gekündigt. Eckhard würde bald bei MME arbeiten und dort direkt für das PERRY RHODAN-Filmprojekt zuständig sein.

Wir bezogen unsere Zimmer und machten uns frisch. Um 14.45 Uhr begann die eigentliche Tagung.

Erwartungsvoll saßen gut zwei Dutzend Menschen in einem Seminarraum an Tischen, die man zu einem großen Rechteck gegliedert hatte. Bei einer Vorstellungsrunde stellte sich heraus, dass die meisten keinerlei PERRY RHODAN-Kenntnisse hatten, sich aber mit verschiedenen Bereichen des Filmgeschäftes sehr gut auskannten. Drehbuchautoren und Trickspezialisten saßen ebenso in der Runde wie Leute, die sich um die grafische Gestaltung oder um die Regie einzelner Serienfolgen kümmern sollten.

Ihre Namen sagten mir nichts, ich kannte mich im Filmgeschäft überhaupt nicht aus. Bei der einen oder anderen Vorstellung horchte ich auf – immerhin waren mir manche Produktionen bekannt, an denen die jeweiligen Personen mitgewirkt hatten. Wir saßen tatsächlich in einer hochkarätigen Runde.

Nach der Vorstellungsrunde begannen die Vorträge. Eckhard Schwetmann hielt einen Dia-Vortrag, den er in dieser Form in diesem Jahr mehrfach präsentierte (bei Cons beispielsweise). Er stellte PERRY RHODAN vor, verwies auf die Geschichte der Serie und einige charakteristische Punkte. So hob er besonders hervor, dass Kugelraumschiffe vorherrschten oder dass man meist versuchte, auf englische Begriffe zu verzichten, und lieber eigene Namen für spezielle Dinge entwickelte. Es gab zu diesem Zeitpunkt wenige Rückfragen aus dem Kreis der Anwesenden; dieser Teil der Referate ließ sich offenbar leicht verstehen.

Eckhard verteilte ein Arbeitsblatt, das die wichtigsten PERRY RHODAN-Begriffe auflistete und das wir im Verlag gemeinsam erstellt hatten. Völker wie Terraner, Akonen oder Tefroder wurden ebenso genannt wie die Meister der Insel oder Superintelligenzen.

In meinem Vortrag stellte ich unsere Leserschaft vor: Viele fangen in jungen Jahren an, hören dann wieder auf, kehren später zurück. Es sei aber keine typisch jugendliche Zielgruppe, wie man sie sich früher bei Heftromanen vorgestellt habe.

In Zusammenarbeit mit Robert Feldhoff gab ich Einblicke in unsere Arbeit. Robert erzählte von den Exposés und von den Romanen, ich vom Autorenteam und der Serienstruktur. Bei PERRY RHODAN sei der Seriencharakter besonders wichtig: Die Leser kaufen nicht einen einzelnen Roman, sondern sie bleiben Jahre und Jahrzehnte dabei.

»Durch die innere Struktur der Serie fühlt sich der Leser in unserer Romanwelt wohl«, erläuterte ich. Zwar sei die PERRY RHODAN-Serie in sich eigentlich grenzenlos, im Vordergrund stehe aber immer die Geschichte, die auch in sich schlüssig sein müsse.

Mir war es an diesem Nachmittag vor allem wichtig, wie wichtig die Inhalte seien. PERRY RHODAN sei keine austauschbare Geschichte, sondern habe einen Kern, der in sich logisch sei. Es handle sich um eine Geschichte, die weit in die Zukunft reiche.

In der folgenden Fragerunde wurden vor allem Robert und ich stark beansprucht. Wie verlaufe die Suche nach neuen Autoren? Wie komme man an neue Leser heran? Wie stark griffen wir die aktuellen Trends der Science Fiction auf?

16 August 2022

Im Kältewald

Ich habe, wenn ich es richtig sehe, mich mit der Kollegin erst einmal richtig unterhalten: Mit Marlene von Hagen saß ich auf einem BuchmesseCon in Dreieich zusammen; unser Gespräch war aber eher oberflächlich und behandelte noch nicht eine eventuelle Zusammenarbeit. Ich hoffe, dass wir uns bald wieder einmal treffen.

Aber dass wir auch ohne ein persönliches Gespräch zusammenarbeiten können, belegt sehr schön der Band 285 unserer Serie PERRY RHODAN NEO. Dieser erscheint in dieser Woche, und es ist der offiziell erste Beitrag, den Marlene für den PERRY RHODAN-Kosmos im weitesten Sinne verfasst hat.

Mir hat ihr unterhaltsames und abwechslungsreiches Planetenabenteuer sehr gut gefallen; es ist ein Roman im klassischen Stil. Seltsame Aliens und allerlei Gefahren geben sich ein Stelldichein, und unserer Raumfahrer muss sich bewähren – das Manuskripte machte bei der Lektüre richtig Spaß. (Marlene arbeitetet bereits an ihrem nächsten Band für PERRY RHODAN NEO.)

15 August 2022

Die »SOL« mit Comic-Schwerpunkt

Es war eine der ersten Postsendungen, die ich nach zwei Wochen im Urlaub öffnete: ein Umschlag von der PERRY RHODAN-FanZentrale, in dem sich die aktuelle Ausgabe 107 der Zeitschrift »SOL« befand. Und mittlerweile habe ich das Heft auch schon gelesen, dessen knalliges Titelbild sicher nicht alle Menschen begeistern wird – aber es passt zum Thema, die »SOL« beschäftigt sich nämlich ausdrücklich und ausführlich mit Comics.

Das Heft erzählt in mehreren Artikeln die Geschichte der Comics zu unserer Serie; es gibt Interviews und Abbildungen, exklusive Hintergründe und zahlreiche Details, die mir beispielsweise noch unbekannt waren. Spannend fand ich aber auch die anderen Texte und Bilder in dieser Ausgabe: So werden Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm zu ihrer Exposéarbeit an PERRY RHODAN NEO befragt, und Reinhard Habeck erzählt von seiner langjährigen Tätigkeit als Cartoonist und Autor.

Das umfangreiche Heft sieht toll aus, die Inhalte gefallen mir ebenfalls. Christina Hacker als Chefredakteurin und ihrem Team ist es wieder einmal gelungen, eine Ausgabe zusammenstellen, die allen PERRY RHODAN-Interessierten eine Vielzahl an Information und Unterhaltung bietet. Toll!