28 Juni 2007

Die ersten Fan-Kontakte

Aus der Serie: »Der Redakteur erinnert sich«

Der Sommer 1979 war warm – und er war faszinierend für zwei Jugendliche, die ihre ersten bewussten Schritte aus dem Dorf hinaus unternahmen. Die Kleinanzeige für unseren PERRY RHODAN-Club »Gys Voolbeerah« war im PERRY RHODAN-Magazin erschienen, und mein Freund Thomas und ich warteten täglich darauf, was nun geschehen würde.

Fuhren wir gemeinsam im Schulbus aus der Kreisstadt hinaus aufs Dorf, diskutierten wir nicht nur die PERRY RHODAN-Handlung, sondern auch unsere gesamten Fan-Planungen. Uns beiden war klar, dass man nur auf uns gewartet hatte: zwei aktive Jung-Fans aus dem Schwarzwald, voller Ideen und Tatendrang. Wir gingen davon aus, dass wir Berge von Briefe erhalten würden, und aus diesem Grund legten wir eine kleine Kasse an, um Briefmarken für die zu erwartenden Rückantworten kaufen zu können.

Beim nächsten Treffen unseres Zwei-Mann-Clubs hatte Thomas seine neue selbstgeschriebene Kurzgeschichte dabei und las sie mir vor. Ich wagte, einige kritische Worte zu äußern, was er überhaupt nicht gut fand. So trennten wir uns an diesem Nachmittag zwar nicht unbedingt im Streit, aber zumindest im Unfrieden. Thomas ging, ebenso wie ich, davon aus, dass wir bald zu den Spitzenautoren der deutschsprachigen Science Fiction gehören würden.

Allerdings dauerte es doch einige Tage, bis die ersten Briefe eintrafen. Immerhin einer kam aus der Nähe, von einem Mann, der gerade mal acht Kilometer von unserem Dorf entfernt wohnte. Er war schon Mitte zwanzig und hatte schon seit Jahren nach einem Club in seiner Nähe gesucht. Er schrieb selbst eigene Geschichten, las natürlich alle Heftromane, die es auf dem Markt gab, und gab zu, ein absoluter Fan von »Ren Dhark« zu sein, einer anderen deutschen Science-Fiction-Romanserie. Ich schrieb ihm zurück und schlug ihm vor, er sollte unserem Club beitreten.

Der nächste Brief kam von einem Fan, der ein eigenes Heft herausgab, ein sogenanntes Fanzine. Ich war von Peter Börnsen ziemlich beeindruckt. Er kam aus Hagen und machte mit seinem Bruder Gerhard zusammen ein Fanzine namens »Theren«. Darauf schien Peter, der damals etwa 17 oder 18 Jahre alt war, sehr stolz zu sein: Gleich im ersten Brief schrieb er, sein Bruder und sein Club seien schon sehr professionell. Sie seien zudem schon seit mehreren Jahren in der Szene aktiv; für mich als Frischling natürlich eine imposante Aussage. Kein Wunder, dass ich gleich die aktuelle Ausgabe von »Theren« anforderte. Ein so schickes Fanzine musste ich ja haben.

Der nächste Fan, der mir schrieb, hieß Ulrich Hermann: ein Jugendlicher aus Friedberg bei Frankfurt, der mit seinem Kumpel Michael Adrian ein Fanzine namens »solis orbita« herausgab. Die beiden zeigten sich von der amateurhaften Seite, waren sogar in meinem Alter.

Ulrich schlug in seinem Brief gleich einen stärkeren Zusammenschluss aller Fan-Clubs vor. Michael, der damals gerade fünfzehn Jahre alt war, versuchte sich als Grafiker, Autor und Artikelschreiber; zu diesem Zeitpunkt hatte ich langsam kapiert, dass ich zumindest nicht zeichnen konnte. Ich antwortete sofort, bestellte die erste Ausgabe von »solis orbita« und sandte für die zweite Ausgabe des Heftes eine von mir geschriebene Kurzgeschichte ein.

Während meine Kontakte ins fannische Deutschland wuchsen, bröckelten sie langsam innerhalb unseres kleinen Clubs. Thomas verliebte sich im Sommer 1979 unglücklich in ein Mädchen und war die meiste Zeit im »Eis-Café Cortina« anzutreffen, wo er sie anschmachtete und mit ihr gemeinsam Cola trank oder Eis futterte. Da sie in einem anderen Dorf wohnte als wir beide, fuhr er oft mit dem Mofa die gut zwanzig Kilometer zu ihr; dort saßen die beiden in der Hollywood-Schaukel auf dem großzügigen Balkon ihrer Eltern und unterhielten sich über die Schule und ihre verschiedenen Hobbies.

In der Folge wurde unser Kontakt prompt dünner. Thomas fand es auch nicht so spannend, Briefe mit anderen Fans zu wechseln; Geld für die gemeinsame Clubkasse spendete er ebenfalls keines mehr. Er steckte, wenn er noch freie Zeit übrig hatte, diese ohnehin bereits in andere Projekte: »Na ja, wenn’s dir so wichtig ist«, meinte er locker, »ich hab’ gerade nicht so arg viel Zeit für meinen Roman.«

Wir hatten beide große Romanpläne. Ich malte mir schon aus, welches Titelbild mein gebundenes Hardcover haben würde, wenn es endlich auf den Markt käme, und ich nahm mir vor allem vor, auch dann noch für ein Fanzine zu schreiben, wenn ich mal ein berühmter Autor geworden sei. So eingebildet wie die anderen wollte ich nie werden, nahm ich mir vor – nachdem ich vielleicht drei Kurzgeschichten verfasst hatte, allesamt unveröffentlicht.

In Thomas’ Romanprojekt sollten – übrigens ebenso wie in dem meinen – kleine bepelzte Wesen mitspielen, die allein durch Gedankenkraft Dinge bewegen sollten. In meinem Romanprojekt, das ich in A4-Schulhefte kritzelte, gab es zudem Kugelraumschiffe, und die Menschen stießen damit in die Nachbargalaxis Andromeda vor. Dass wir beide gnadenlos von PERRY RHODAN abkupferten, war uns wahrscheinlich nicht einmal bewusst.

In den wenigen Gesprächen, die ich mit Thomas führte, wurde klar, dass unsere Meinungsverschiedenheiten wuchsen. Mir war das fast egal – ich hatte jetzt Freunde von außerhalb. Peter aus Hagen schickte sein Fanzine, es gefiel mir sehr gut. Es war im A5-Format gehalten und am Rücken verstärkt. Ein richtiges kleines Buch! Ich war völlig begeistert und zeigte es in der Schule herum. Für die anderen war es nur eine neue Spinnerei ihres merkwürdigen Mitschülers; aber das störte mich nicht weiter. Ich schickte sofort eine Kurzgeschichte an die Redaktion.

Ulrich meldete sich ebenfalls. Sowohl ihm als auch Michael hatte meine Geschichte so gut gefallen, dass sie in der zweiten Ausgabe von »solis orbita« veröffentlicht werden sollte. Dort war immerhin Michael Nagula vertreten, ein angehender Profi-Schriftsteller, der zu der Zeit seine ersten Romane veröffentlichte, und Rainer Erler, der bekannte deutsche Regisseur, der fantastische Themen wie »Fleisch« fürs Kino und fürs Fernsehen verfilmte.

Ulrich legte die erste Ausgabe von »solis orbita« bei, ein wesentlich amateurhafteres Heft als »Theren«, das mir aber gut gefiel. Ich war richtig stolz: Die beiden wollten eine Geschichte von mir drucken!

Ich wusste: Meinem Aufstieg in den Autorenhimmel stand jetzt nichts mehr im Wege!

27 Juni 2007

Große kosmische Gefahr


Die Redaktion empfiehlt Andreas Brandhorsts »Feuervögel«

Mehrere tausend Jahre in der Zukunft: Die Menschheit hat sich über weite Teile der Milchstraße ausgebreitet und lebt mit den meisten interstellaren Nachbarn in Frieden. Gelegentliche Konflikte gibt es zwar, aber die einzige Gefahr, die alle Wesen der besiedelten Milchstraße bedroht, ist diejenige, die von den Graken ausgeht. Seit über tausend Jahren führen die Menschen einen verzweifelten Kampf gegen die mysteriösen Graken und ihre Politik der Vernichtung ...

Soweit der Ausgangspunkt für den Science-Fiction-Roman »Feuervögel«, dem ersten Band der neuen Graken-Trilogie, die der Autor Andreas Brandhorst bei Heyne veröffentlicht. Die Trilogie ist mit dem dreibändigen Kantaki-Zyklus verbunden, den Brandhorst in den letzten Jahren publizierte; sie spielt also im selben Universum.

Die Hauptfigur des Buches ist Tako Karides, ein Offizier der Raumstreitkräfte, der mit seinen Soldaten an einem Kampfeinsatz teilnimmt. Sie landen auf einer Welt, die von den Graken »übernommen« wurde: Haben die Graken ein Sonnensystem besetzt, saugen sie den Menschen gewissermaßen die Lebenskraft aus dem Körper; sie ernähren sich von »Amarisk«, was zumindest teilweise mit Träumen gleichzusetzen ist. Bei diesem Einsatz aber rettet Karides einen Jungen namens Dominik, der sich gegen die Macht der Graken wehren kann. In der Folge sieht es so aus, als könnte der Junge zu einer Waffe in einem schon verlorenen Krieg werden – und verschiedene Machtgruppen beginnen damit, um ihren Einfluss auf Dominik zu kämpfen ...

»Feuervögel« ist eine sauber erzählte Science-Fiction-Geschichte, eine Space Opera von kosmischen Ausmaßen, die anhand des Lebens und der Entwicklungen der zwei Hauptpersonen glaubhaft und nachvollziehbar wird. Andreas Brandhorst stellt Charaktere in den Mittelpunkt seines Romans, die nicht einfach sind, die ihre eigenen Probleme mit sich herumschleppen – und aus ihrem Blick betrachtet der Leser ein faszinierendes Universum.

Dabei ist jener Leser in einem leichten Vorteil, der den Kantaki-Zyklus kennt, der also »Diamant«, »Der Metamorph« und »Der Zeitkrieg« gelesen hat. Er wird manche Dinge wieder erkennen und gelegentlich einen »Aha«-Erfolg haben. Für das Verständnis der Geschichte ist dies aber nicht notwendig, denn Brandhorst macht einen Zeitsprung von einigen tausend Jahren zwischen den beiden Trilogien.

Manchmal wird »Feuervögel« zu einer militärisch angehauchten Science Fiction, dann wiederum überwiegen Episoden, in denen es um die Entwicklung von Geistes- und Mutantengaben geht, bevor die Handlung wieder in kosmisch-epische Gefilde wechselt. Der Autor verzichtet darauf, sein Werk eindeutig in eine Science-Fiction-Schiene zu pressen, was vor allem jene Leser freuen dürfte, die gern auf Klischees verzichten: Brandhorst bedient sich bei allen Richtungen der SF und erschafft damit ein eigenständiges Werk.

Insgesamt ist der Roman sehr spannend, vor allem, wenn man sich auf die Figuren einlässt und ihrem Schicksal folgt. Die Spannung entwickelt sich nicht aus Nahkampf-Action oder riesigen Raumschlachten, auch wenn es das gelegentlich gibt, sondern aus der verschachtelten Handlung und den kosmischen Geheimnissen, die der Autor sorgsam aufbaut.

»Feuervögel« betrachte ich als den gelungenen Auftakt zu einem neuen kosmischen Epos, das die Menschheit des Kantaki-Universums vor ihre härteste Belastungsprobe stellt. Mit »Feuerstürme« ist bereits der zweite Band erschienen, diesen aber habe ich noch nicht gelesen. Wer sich für intelligent gemachte Science Fiction interessiert und wer »große Stoffe« mag, der sollte sich auf jeden Fall mit der Brandhorst-Sicht auf die galaktische Zukunft vertraut machen.

»Feuervögel« ist als Taschenbuch erschienen, umfasst 574 Seiten und kostet 8,95 Euro. Mit Hilfe der ISBN 978-3-453-52206-0 kann das Buch in jeder Buchhandlung gekauft werden, ebenso bei diversen Versendern wie amazon.de.

Übrigens: Mehr über das Universum, das Andreas Brandhorst in seinen SF-Romanen erschaffen hat, steht auf der umfangreichen Homepage: www.kantaki.de. Einen Besuch darauf kann ich nur empfehlen!

22 Juni 2007

Das Aus für die Dritte Auflage

Band 1798/99 sind die letzten Romane, der Hamamesch-Zyklus wird noch abgeschlossen


Leider haben wir heute keine gute Nachricht zu verkünden: Die Dritte Auflage von PERRY RHODAN wird eingestellt. Als letzter Roman erscheint der Doppelband 1798/99.

Nachdem die Verkaufsauflage in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen ist, sieht die Verlagsleitung keine Möglichkeit mehr, die Serie fortzuführen.

Damit die Leser die laufende Handlungsebene komplett zu Ende lesen können, wird die Dritte Auflage erst zum Schluss des Hamamesch-Zyklus eingestellt.

Die Romane 1798 und 1799 erscheinen als Doppelband am 13. Juli 2007. Es handelt sich um die Romane »Werkstatt des Lebens« von Peter Terrid und »Der Kreis schließt sich« von Horst Hoffmann.

Die Abonnenten werden von unserem Abo-Service schriftlich informiert.

Das große PERRY RHODAN-Kompendium

Aus der Reihe: »Der Redakteur erinnert sich«

Im Frühjahr 1986 besuchte ich zum ersten Mal Horst Hoffmann. Der PERRY RHODAN-Autor war damals nicht als Schriftsteller für die größte SF-Serie der Welt tätig, sondern als Chefredakteur – er war also mein Vor-Vorgänger im Amt.

Und der Grund meines Besuches war schlicht, dass ich mit ihm ein Interview für mein damaliges Magazin SAGITTARIUS führen wollte. Dies geschah auch, aber das ist eine ganz andere Geschichte, die zu einem anderen Zeitpunkt erzählt werden soll ...

Schon bei dieser ersten Begegnung erzählte mir Horst Hoffmann etwas, das ich für sehr interessant hielt. »Was fehlt«, so argumentierte er, »ist ein aktualisiertes PERRY RHODAN-Lexikon, eins, das nicht so schnell veraltet wie das letzte.«

Er hatte nicht unrecht, das war mir selbst klar. In den 70er Jahren hatte es ein einbändiges PERRY RHODAN-Lexikon gegeben, zusammengestellt von H. G. Ewers, und in den 80er Jahren folgte ein zweibändiges Lexikon, das im Aussehen den erfolgreichen Silberbänden glich. Publiziert wurde dieser Doppelband bereits 1983, verantwortlich für den Inhalt waren die damaligen Jungautoren Horst Hoffmann und Peter Terrid.

Doch der neue Ansatz war ein ganz anderer. Horst Hoffmann ging davon aus, dass ein gewöhnliches Lexikon bereits am Tag des Erscheinens veraltet sei, und das fand er nicht gerade überzeugend.

»Ich möchte im Prinzip etwas machen, das dem holländischen Vorbild ähnelt«, sagte er mir gegenüber. »Die holländischen Fans haben nämlich auch ein PERRY RHODAN-Lexikon, das erscheint aber in Form einer Loseblattsammlung.«

Seine Idee: Das Ganze sollte man mit den Feiern zum 25jährigen Geburtstag der Romanserie im Jahr 1986 kombinieren. Das Lexikon sollte eine sogenannte Einstiegsaktion sein und im Herbst 1986 erscheinen. Horst Hoffmann hatte bereits ein Konzept erarbeitet, das er im November 1985 der Verlagsleitung, dem Vertrieb, der Öffentlichkeitsarbeit und der Werbung präsentierte – ich bekam es bei meinem Besuch mündlich erläutert.

Zitat aus dem Konzept: »Ein PR-Kompendium soll jedem Leser als praktisches Nachschlagewerk Antwort auf die wichtigsten Fragen geben können, die sich bei der Beschäftigung mit der Serie stellen. Anders als beim Lexikon, sollte es in mehrere Konzepte untergliedert sein, wobei das Hauptgewicht auf einem chronologischen, ausführlichen Abriß der Handlung liegt.«

Horst wollte den Lesern eine Erstausstattung bieten, der sich dann eine regelmäßige Aktualisierung durch Ergänzungslieferungen anschließen sollte. »Das ist auch für die Sammler interessant«, sagte er mir augenzwinkernd, »die müssen das auf jeden Fall haben. Und alle anderen freuen sich ebenfalls, wenn sie eine regelmäßige Lieferung bekommen.«

Enthalten sollte das Kompendium, das Horst so nannte, weil es eben kein Lexikon sein sollte, unter anderem einen Handlungsabriss, ausführliche Darstellungen der Hauptfiguren, Beschreibungen der Zyklen und vieles andere mehr. Den Personenteil stellte sich Horst in Form von Datenblättern vor, ebenso die Darstellungen von Völkern, Raumschiffen, Waffen oder »anderem technischen Gerät«, wie er es nannte.

Der Frage, was denn eigentlich »Kanon« sei oder nicht, wich Horst in seinem Konzept aus. Er wollte Taschenbücher beispielsweise nur dann berücksichtigen, wenn in ihnen Abenteuer geschildert wurden, die zum jeweiligen Zyklus gehören. Kurzgeschichten und anderes tauchten in seinem Konzept nicht auf; die gehörten nicht zum engen Serieninhalt, der nun einmal durch die Heftromane bestimmt wurde und immer noch wird.

Sein strukturelles Konzept überzeugte mich, wohl aber nicht die damalige Verlagsleitung. Zur damaligen Zeit dachte man in Rastatt in zwei Bahnen, die beide von dem ursprünglichen Verlagskern weg führten, also weg von den Heftromanen: Man entwickelte auf der einen Seite bereits neue Zeitschriften – im Jahr 1986 erschien mit »mini« eine Frauenzeitschrift ganz neuer Art – und arbeitete auf der anderen Seite daran, den Moewig-Buchverlag weiter auszubauen.

Moewig sollte einer der großen Mitspieler im deutschsprachigen Buchmarkt werden, und da fügte sich eine Loseblattsammlung, wie Horst Hoffmann sie vorschlug, einfach nicht mehr ins Konzept ein. So starb eine gute Idee, weil sie nicht den Planungen der Zeit entsprach.

21 Juni 2007

Der Francis-Klassiker schlechthin


Den meisten Lesern ist H. G. Francis heutzutage vor allem durch seine PERRY RHODAN-Roman bekannt, viele kennen darüber hinaus seine Hörspiele, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt, und vielleicht noch seine »Rex Corda«-Serie. Eher weniger bekannt ist die Tatsache, dass der bei Hamburg lebende Autor eine Reihe von außergewöhnlichen Science-Fiction-Romanen schrieb, von denen »Die vom fünften Hundert« sicher einer der herausragenden war.

Umso besser, dass dieser Roman jetzt vom kleinen, aber feinen Mohlberg-Verlag nachgedruckt worden ist: in einer schönen Paperback-Ausgabe und innerhalb der Reihe »Utopische Welten Solo«, in der auch andere klassische Werke von PERRY RHODAN-Autoren erschienen sind. Zuletzt wurde »Die vom fünften Hundert« übrigens 1986 als Taschenbuch in der damaligen Taschenbuchreihe Moewig-SF publiziert – und damals las ich den Roman zum erstenmal und fand ihn klasse.

Das Werk, ursprünglich 1970 als Heftroman und unter dem Pseudonym R.C. Quoos-Raabe innerhalb der Reihe »Zauberkreis SF« erschienen, wurde für die aktuelle Ausgabe vom Autor noch einmal bearbeitet, modernisiert und erweitert. An der grundsätzlichen Story wurde allerdings nichts geändert – was auch nicht nötig war. Die wirkt nämlich heute noch.

Die Zukunftswelt, die H. G. Francis in diesem Buch schildert, ist nämlich eine düstere: Der Held, ein gewisser Kasteron, wohnt in einem gigantischen Haus, das 800 Stockwerke hoch ist und in der Nähe von San Francisco liegt. Die Außenwelt ist streng abgeschirmt, denn sie ist angeblich lebensfeindlich; dort kann niemand leben, wie es heißt. Kasteron gehört zu jenen vom fünften Hundert, also den Bewohnern der Stockwerke 400 bis 499, die zwischen den Elendsquartieren der Unterschicht und den komfortablen Appartements der Oberschicht leben und arbeiten.

Eigentlich wäre er ganz glücklich, doch dann ändert sich auf einmal alles: Kasteron verliebt sich in die falsche Frau, er fängt Streit mit ihrem Ex-Liebhaber an, der zu allem Überfluss ein Polizist ist, und damit gerät er in eine Spirale aus Auflehnung und Rebellion, die ihn letztlich in die tiefsten Stockwerke des riesigen Hauses führt, dorthin, wo die Menschen unter fürchterlichen Bedingungen dahinvegetieren ...

»Die vom fünften Hundert« ist ein Roman, der 1970 zur absolut gesellschaftskritischen Science Fiction zählte. Auch heute noch sind die Fragen, die sich Kasteron stellt – und die der Autor damit dem Leser vor Augen hält –, von Bedeutung: Ist es richtig, dass eine Oberschicht über die Welt herrscht, die keinerlei Kontakt zu »denen da unten« hat, und wer bestimmt denn eigentlich, wem es in der Welt gut und schlecht geht?

Natürlich mussten diese Fragen im Jahr 1970 und im Rahmen eines Heftromans mit einem relativ guten Ende beantwortet werden. Doch dieses Ende ist komplett offen, denn Kasteron beginnt zwar mit einer Rebellion, die wohl weiter ihre Kreise ziehen wird, aber er verweigert sich dem endgültigen Aufstand gegen die Machthaber, indem er sich ins Private zurückzieht und sein eigenes Leben wählt. Diesen grundsätzlichen Ansatz behält natürlich die aktuelle Version des klassischen Romans bei; trotzdem merkt man an zahlreichen Passagen, dass der Autor »modernisiert« hat. (Leider wurde vom Verlag nicht lektoriert, wie es scheint, denn es finden sich immer wieder ärgerliche Kleinstfehler im Text.)

Ein spannender Roman ist »Die vom fünften Hundert« allemal, und mit 168 Seiten hält sich die aktualisierte Druckfassung an eine erfrischende Kürze. Wer H. G. Francis anhand seiner PERRY RHODAN-Romane beurteilte, wird sich nach Lektüre dieses Werks möglicherweise die Augen reiben. Einen Blick in den Roman möchte ich jedem Freund »erdnaher« Science Fiction empfehlen, der abseits der Space Opera und des Weltraumabenteuers einen interessanten Roman lesen mag.

Erschienen ist das Paperback im Mohlberg-Verlag, wo es auch bestellt werden kann. Ebenso kann das Buch für 12,90 Euro mit Hilfe der ISBN 978-3-936229-71-4 im Buchhandel gekauft werden; selbstverständlich haben es auch Versender wie amazon.de in ihrem Angebot.

20 Juni 2007

Einmal »Lebenslänglich« von Leo Lukas


Der Wiener PERRY RHODAN-Autor mit neuer Kabarett-CD

Dass Leo Lukas, seines Zeichens PERRY RHODAN-Autor, auch ein hervorragender Kabarettist ist, dürfte sich in Kreisen der PR-Leser mittlerweile herumgesprochen haben. Mit »Lebenslänglich« hat er in diesem Frühjahr 2007 seine aktuelle CD veröffentlicht – 17 Stücke, die zwischen skurril und sarkastisch, zwischen albern und politisch schwanken und sehr gut unterhalten.

Kurze Knaller wie »Novität« wechseln sich ab mit schrägen Sozialstudien wie in »Im Knittelfelder Bahnhofsresti«; dann wiederum gibt es kleine Geschichten vom täglichen Wahnsinn wie in »Wos baut der do?«, skurrilen Witz wie im »Bonobo Song« (der sich in meiner Stammkneipe neuerdings einer gewissen Beliebtheit nach Feierabend erfreut) oder auch politisch-kritisches wie in »Sehr ge-ehrter Islam«.

Leo Lukas erweist sich als ein sehr vielseitiger Unterhalter, der singen und spielen kann, der Wortwitz aufweist und das ganze gelungen kombiniert. Selbstverständlich ist der Mann auf der Bühne ein größeres Erlebnis als auf der CD – dennoch ist »Lebenslänglich« eine attraktive Präsentation seines aktuellen Programms.

Kritisch ist die CD höchstens für Leute, die Probleme mit dem österreichischen Dialekt haben. Ihnen kann nur empfohlen werden, die CD mehrfach hintereinander anzuhören – spätestens dann lassen sich auch eher schwierige Passagen gut verstehen.
Übrigens: Das Lied »Sehr geehrter Islam« gibt's zum Gratis-Download als MP3-Datei. Zugang gibt es über die Homepage des Labels. Bei Youtube gibt es zudem ein Video zu bewundern.

15 Juni 2007

Eine Party bei H.G. Francis

Aus der Rubrik »Der Redakteur erinnert sich«

Wahrscheinlich veranstalten Schriftsteller ebenso oft Gartenfeste und andere Feierlichkeiten wie andere Menschen; selten aber kommt es vor, dass sie dazu ihre Leser oder ihren Redakteur einladen. Eine Ausnahme von der Regel bildet in diesem Fall der PERRY RHODAN-Autor H. G. Francis, der am Samstag, 14. Juni 1997, zu einer PERRY RHODAN-Party in sein Wohnhaus in Stellau einlud, einem Dorf außerhalb von Hamburg, wo er seit vielen Jahren wohnt.

H. G. Francis hatte seine Party schon einige Wochen im voraus angekündigt; vor allem die Mitglieder des PERRY RHODAN-Stammtisches hatte er direkt angesprochen. Heiko Langhans, der später durch die beiden Biografien zu K. H. Scheer und zu Clark Darlton als ein Chronist des PERRY RHODAN-Universums auch der Lesermehrheit bekannt werden sollte, hatte hier wertvolle Kontakte geknüpft, und diese sollten jetzt in einer gemeinsamen Party münden.

Klaus Bollhöfener, damals frisch in der Abteilung PERRY RHODAN, hatte sich in der Vorbereitung engagiert, und mir als Redakteur kam die ehrenwerte Aufgabe zu, das Fan- und Autoren-Treffen persönlich zu besuchen. Die Aussicht, das eine oder andere Bier mit dem Kollegen Francis zu trinken, fand ich allerdings ebenfalls interessant ...

Und so stand ich mit meiner damaligen Freundin Claudia an diesem Samstag nachmittag am S-Bahnhof im Hamburger Stadtteil Bergedorf. Dort war ein Treffpunkt vereinbart worden, hier sollten sich die Hamburger PERRY RHODAN-Fans treffen, um dann gemeinsam mit uns nach Stellau zu fahren. Leider hatte uns niemand darüber informiert, dass diese Pläne geändert worden waren. Und so standen wir einigermaßen dämlich in Bergedorf herum und überlegten, was wir tun könnten.

Zuerst wollten wir mit einem Taxi weiterfahren, aber der einzige Fahrer, der vor dem S-Bahnhof in seinem Wagen wartete, stellte sich erstaunlich widerspenstig an. »Stellau kenne ich nicht«, versicherte er glaubhaft. Auch ein Blick auf die Landkarte, dass es gerade mal fünfzehn Kilometer von Bergedorf entfernt liege, überzeugte ihn nicht.

Claudia und ich besannen uns darauf, dass wir erst wenige Monate zuvor gemeinsam im westafrikanischen Staat Senegal gewesen waren. »Wir haben uns in Tambacounda und Ziguinchor auch stets mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurechtgefunden«, meinte sie trocken. Und wer sich in Westafrika allein durchschlagen konnte, sollte das in Hamburg auch schaffen. Dachten wir ...

Von Bergedorf nach Reinbek kamen wir problemlos per S-Bahn; dort aber mussten wir erst einmal warten und uns an den aushängenden Busfahrplänen informieren. Mich hatte mittlerweile der Ehrgeiz gepackt, und ich wollte einfach mit der Bahn ankommen. Nach längerer Wartezeit kam dann endlich ein Bus, der über verschiedene Dörfer bis nach Stellau fuhr.

Dort fanden wir nach einem längeren Spaziergang durch das Dorf auch die richtige Straße. Nur wussten wir nicht, in welche Richtung wir zu gehen hatten – wir standen an einer Kreuzung. Also steuerten wir eine Telefonzelle an. (Für die Jüngeren unter den Lesern: Das waren gelbe Häuschen, in denen man in den Zeiten vor dem Handy ging, um in fremden Städten zu telefonieren.) Ich bekam H.G. Francis sogar gleich »an die Strippe«. Begeistert rief er ins Telefon, »ich sehe euch«, dann schaute ich aus der Telefonzelle und sah ihn, wie er auf die Straße lief und uns zuwinkte, keine zwanzig Meter entfernt.

So fanden wir den Ort der Party, gut zwei Stunden nach der vereinbarten Zeit. Und eigentlich hätten wir ihn gar nicht übersehen können, da er durch ein PERRY RHODAN-Plakat im Eingangsbereich deutlich gekennzeichnet war. Entsprechend spöttisch waren die Bemerkungen, mit denen wir empfangen wurden; nun denn, das kommt davon, wenn man sich dem öffentlichen Nahverkehr im Großraum Hamburg anvertrauen mag ...

Der Partykeller von H. G. Francis erwies sich als sehr gemütlich und bestens ausgestattet. Gut zwei Dutzend Fans drängelten sich bereits in diesem Raum, was zu einer erhöhten Temperatur führte. Das geplante Grillen im Garten fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser – an diesem Juni-Tag regnete es praktisch die ganze Zeit.

Vom Wetter ließ sich aber niemand abschrecken. Der Gastgeber servierte Bier und andere Getränke, die Stimmung stieg, und die gefühlten Temperaturen sanken ab. Viele der Fans fotografierten, launige Sprüche wechselten, und H. G. Francis erzählte Geschichten. Kein Wunder angesichts der Tatsache, dass buchstäblich Dutzende von Goldenen Schallplatten an der Wand hingen, alles Zeugnisse seiner riesigen Erfolge als Hörspielautor. Er erzählte Geschichten aus seiner Autorenzeit und fantastische Stories aus Afrika und Asien, von seinen Abenteuern, die er als Journalist und Autor bei seinen Reisen erlebt hatte.

Irgendwann wurde das Überraschungsessen – ein Spanferkel! – aufgetischt und mit viel Vergnügen verspeist. Dazu gab es Salat und Brot in großen Mengen, alles wohlschmeckend natürlich. Zur Verdauung servierte der Hamburger Autor einen Grappa »danach«. Eine wunderbare Party.

Nach dem Essen wollten wir erneut im Freien weiterfeiern. Immerhin hatte mittlerweile der Dauerregen aufgehört. Aber kaum waren wir im Garten, setzte wieder der Regen ein, und uns blieb nichts anderes übrig, als in den Keller zu gehen. Man nahm's mit Humor – und dem einen oder anderen Bier. Die Hamburger Fans zeigten sich von ihrer besten Seite und machten den Nachmittag und Abend im Keller zu einem schönen Erlebnis.

Dazu H.G. Francis, der sich als Conferencier und perfekter Gastgeber erwies, der zwischendurch ein kleines »Quiz« veranstaltete und allerlei Preise vergab. Ich war völlig begeistert.

Gegen 22 Uhr klang die Party gemütlich aus. Rüdiger W. Wick, zu dieser Zeit der Titelbild-Illustrator der ATLAN-Zeitabenteuer, chauffierte Claudia und mich zu einem U-Bahnhof im Hamburger Norden. Somit ersparten wir uns wenigstens einen Teil der Irrfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Umgebung der Hansestadt. Vom U-Bahnhof schafften wir es dann auch recht einfach nach St. Pauli – und ein schöner Tag ging in aller Gemütsruhe zu Ende.

13 Juni 2007

Ein Besuch im »Maritim« in Bonn

Ein Logbuch der Redaktion

Am Freitag, 8. Juni 2007, war ich in Bonn, genauer im Stadtteil Bad Godesberg. Es war kein gewöhnlicher Besuch, denn ich weilte im Hotel »Maritim«, einem riesigen Kongresshotel, das sich in der Nähe der Autobahnauffahrt befindet und über alle Möglichkeiten verfügt, eine riesige Veranstaltung in seinen Räumlichkeiten ablaufen zu lassen. (Nur Parkplätze in ausreichender Anzahl in erreichbarer Nähe gibt es keine – aber das ist ein ganz anderes Thema.)

Der Grund, warum ich nach Bonn fuhr, wurde mir direkt vor Augen geführt, als ich mich dem Gebäude näherte. Fans in »Star Trek«-Uniformen, imperiale Sturmtruppen und Klingonen mit riesig wirkenden Waffen bummelten auf der Straße, Sammler schleppten Tüten mit frisch eingekauften Waren zu ihren Fahrzeugen.

In der Sonne herrschte eine angenehm lockere Atmosphäre, die Fans wirkten gelöst und locker. Die FedCon war erneut für viele Fans aus ganz Europa ein großer Spaß, zu dem sie zu Tausenden hinpilgerten. Kein Wunder bei den zahlreichen Ehrengästen aus amerikanischen Fernsehserien.

Da ich aufgrund diverser Staus auf der Autobahn sehr viel Zeit verloren hatte, beeilte ich mich, um in den Saal Haydn zu kommen, wo ich einen Vortrag über PERRY RHODAN halten sollte. Schät-zungsweise fünfzig bis sechzig Besucher hatten sich dort schon eingefunden. Manche von ihnen kannten PERRY RHODAN bereits, es gab zudem einige Ex-Leser, die meisten aber waren »ganz normale« SF-Interessierte, die sich einfach über ein anderes Themengebiet informieren wollten.

Ich gab mir Mühe, ihnen genau diese gewünschten Informationen zu geben. In meinem Vortrag, den ich frei hielt – unterstützt durch eine Powerpoint-Präsentation –, ging ich auf die Geschichte der Science Fiction im allgemeinen und in Deutschland im besonderen ein, erzählte dann sehr viel über PERRY RHODAN und beantwortete abschließend zahlreiche Fragen.

Danach konnten sich die Fans bergeweise Heftromane, Informationen, Kugelschreiber, Tüten und Schlüsselanhänger einstecken; diese Dinge waren allesamt sehr begehrt. Ich diskutierte im kleinen Kreis noch eine Weile weiter, bevor ich ins Freie ging. Vor dem Congebäude standen weitere Fans, mit denen ich ins Gespräch kam – so dauerte es buchstäblich Stunden, bis ich auf die Autobahn kam.

Und dann dauerte es erneut mehrere Stunden, bis ich zu Hause war. Unterm Strich empfand ich die FedCon wieder als eine sehr unterhaltsame Veranstaltung, bei der mich eigentlich nur ärgerte, dass ich zu wenig Zeit eingeplant hatte. Nächstes Jahr vielleicht ein bisschen mehr?

Wer übrigens in meinem Bericht irgendwelche Bilder vermisst, dem empfehle ich, die Fotogalerie beim SF-Radio anzuschauen: Da sind sehr viele schick gekleidete Fans zu sehen, ebenso Galerien mit den Ehrengästen.

Die Redaktion empfiehlt: Beeindruckendes SF-Epos


Wer sich ein wenig mit Comics auskennt, hat den Namen Warren Ellis sicher schon einmal gehört: Mit seinem schnodderigen Ton und seinen manchmal schrägen Ideen hat sich der Brite in den letzten zehn Jahren einen sehr guten Namen in der Branche erarbeitet. Mit klassischer Science Fiction fiel er dabei nicht unbedingt auf, berühmt wurde er vor allem durch seine Serie »Transmetroplitan«.

Mit dem Zeichner Chris Sprouse und dem Tuscher Karl Story hat Ellis neuerdings mit »Ocean« ein Comic-Epos geschaffen, das ideal ist für alle Science-Fiction-Freunde. In den USA waren es sechs Hefte, in Deutschland erscheint die Miniserie in Form eines Paperbacks bei Panini.

Die Handlung des Comics spielt rund hundert Jahre in der Zukunft, zu einer Zeit, in der sich die Menschen schon in ihrem eigenen Sonnensystem ausgebreitet haben. Konzerne haben ihren Einflussbereich erweitert und machen den Nationalstaaten ebenso Konkurrenz wie internationalen Behörden. Große Raumschiffe überwinden den Raum zwischen den Planeten, und Forschungsstationen umkreisen den Jupiter und den Saturn.

Mit dem Waffeninspektor Nathan Kane, der im Auftrag der Vereinten Nationen ermittelt, schafft Warren Ellis gleich zu Beginn seiner Story einen interessanten Charakter. Rein optisch erinnert er ein wenig an den Hollywood-Schauspieler Samuel L. Jackson, und sein Verhalten passt zu dem Vorgehen amerikanischer Helden: Kane klopft mit trockenem Humor seine Sprüche, aber er ist jederzeit bereit, in einen harten Einsatz zu gehen.

Sein neuer Auftrag: Er muss zum Mond Europa fliegen, einem der Trabanten des Gasplaneten Jupiter. Unter einer dicken Eiskruste wartet ein Ozean auf die Menschen, und dort wiederum finden die Forscher seltsame Hinterlassenschaften, die Jahrmilliarden alt sind. Gab es etwa schon einmal eine Hochkultur im Sonnensystem, zu einer Zeit, als sich die Erde noch in einem sehr frühen Stadium befand?

»Ocean« erzählt eine geradlinige Science-Fiction-Geschichte, die sehr realitätsnah anmutet. Sowohl die Raumschiffe als auch die Waffen wirken, als hätte sich hier jemand wirklich Gedanken darüber gemacht und nicht nur irgendwelche Hirngespinste verfolgt, wie es üblicherweise bei Kinofilmen der Fall ist. Vergleiche zum Kino-Erfolg »2001« aus den 60er Jahren drängen sich automatisch auf, und das nicht nur, weil der Jupiter das Ziel der Expedition ist, an der Nathan Kane teilnimmt.

Zeichnerisch weiß die Geschichte ebenfalls zu überzeugen. Kein Wunder, Chris Sprouse wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Ob er Raumschiffe oder Menschen zeichnet, die Wunder des Alls oder die unterseeische Welt auf Jupiter – es wirkt immer realitätsnah und dreidimensional. Für einen amerikanischen Comic präsentiert sich »Ocean« manchmal geradezu dezent, ohne übertriebene Farben und eine zu knallige Seitengestaltung. Insofern dürfte der Comic auch konservativere Leser ansprechen: Seine Erzählstruktur ist konventionell und im Allgemeinen eher den Regeln des Action-Films verpflichtet.

Im Prinzip frage ich mich nach der Lektüre dieses überzeugenden Comic-Bandes nur eines: Warum wird so etwas nicht verfilmt? Die Bilderwelten in »Ocean« sind so angelegt, dass sie gewissermaßen nach einer großen Leinwand schreien. Aber darauf müssen wir wohl noch eine Weile warten – also trösten wir uns so lange mit dem Comic. Er ist definitiv einer der besten Science-Fiction-Comics der letzten Jahre.

Der Band kostet 16,95 Euro; die 160 Seiten sind sehr sauber verarbeitet und gedruckt. Mit Hilfe der ISBN 978-3-86607-360-9 bekommt ihr es im Comic-Fachhandel sowie in Buchhandlungen.

Mehr über Warren Ellis findet ihr übrigens auf seiner offiziellen Homepage oder in seinem Internet-Forum.

PR 2400 steht vor der Tür

Autor, Zeichner und Redaktion arbeiten schon jetzt am Jubiläumsband

Obwohl der PERRY RHODAN-Roman 2400 »erst« am 17. August 2007 erscheint, laufen die Vorbereitungen dafür schon jetzt auf Hochtouren. Robert Feldhoff, der Exposé-Autor der PERRY RHODAN-Serie ist für diesen Jubiläumsband verantwortlich; er wird einen rasanten Start in den neuen Zyklus »Die Negasphäre« liefern. Das umlaufende Titelbild stammt von Dirk Schulz.

Schon jetzt ist klar, dass es sich bei dem Band, dessen Titel noch geheim gehalten wird, um den umfangreichsten PERRY RHODAN-Heftroman aller Zeiten handeln wird. Auch beim Umschlag werden neue Wege eingeschlagen: Es gab bisher nie einen so »großen« Umschlag für einen Heftroman.

Im Band 2400 wird es darüber hinaus einen vierfarbigen Beihefter geben, der zahlreiche Informationen zum neuen Zyklus enthält. Weitere Neuigkeiten werden demnächst bekannt gegeben.

06 Juni 2007

Die Redaktion empfiehlt: EXODUS 20



Bei meiner letzten Dienstreise hatte ich endlich einmal ausreichend Zeit: Diese nutzte ich nicht nur dazu, liegen gebliebene ATLAN-Manuskripte zu lesen, sondern auch, um die aktuelle Ausgabe von EXODUS endlich einmal durchzuschmökern. EXODUS, das sich im Untertitel »Science Fiction Stories & Phantastische Grafik« nennt, existierte bereits in den 70 Jahren, gehörte damals zu den besten Fanzines überhaupt und ist seit einiger Zeit wieder auf dem Markt. Mit der vorliegenden Ausgabe 20 hat sich das Heft eindeutig aus dem bisher rein fannischen Umfeld befreit und steuert neue Höhenflüge an.

Ein hervorragendes Layout sowie größtenteils sehr gute Grafiken machen die Lektüre der Kurzgeschichten zu einem wahren Vergnügen. Herausgeber René Moreau, Schillingstraße 259, 52355 Düren, präsentiert ausschließlich Autoren und Zeichner aus dem deutschsprachigen Raum; die meisten von ihnen sind der breiten Öffentlichkeit noch nicht sooo sehr bekannt. Trotzdem ist das Qualitätsniveau beachtlich.

Ein Beispiel dafür ist gleich die erste Geschichte: Geschrieben wurde sie von Martin Schemm, einem mir bislang unbekannten Autor, der aber schon einige Geschichten und zwei Romane in kleineren Verlagen publizieren konnte. »Das Lazarus-Projekt« ist eine Wissenschafts-Story, die eine schon klassische Überlegung aufgreift: Wie weit kann ein Roboter oder Computer tatsächlich einen Menschen simulieren, und ab wann verwischen sich die Grenzen? Dazu kommt noch ein erkenntnispsychologischer Aspekt. Trotz der manchmal distanzierten Sprache überzeugt die Geschichte.

Wesentlich bekannter ist Gerd Maximovič. Seine Geschichte »Der Krieg gegen die Parmanteren« erschien zuletzt 1979 in einer Suhrkamp-Geschichtensammlung des Autors. Man merkt der Geschichte die Entstehungszeit an; sie ist antimilitaristisch und im rebellischen Geist der 70er Jahre. Kriege gegen Andersdenkende werden nach wie vor geführt, und dass man den Gegner dämonisiert, das wird sich in einer fernen Zukunft nichts ändern. Der Nachdruck ist von daher nachvollziehbar, die Geschichte bekommt neue Aktualität.

Am bekanntesten ist sicher der PERRY RHODAN-Autor Horst Hoffmann. In seiner Kurzgeschichte »Die Missionare von Dulcilanea« erweist er sich erneut als ein Spezialist für schräge Situationen und absurd-ironische Texte. In diesem Fall geht es um die Außerirdischen, mit denen die Menschheit endlich in Kontakt tritt und die eigentlich nur ein einziges, aber dafür ganz besonderes Außenhandelsprodukt interessiert ...

Auch Uschi Zietsch, die ehemalige PERRY RHODAN-Autorin, gehört zu den bekanntesten Mitarbeitern. In ihrer Geschichte »Pandoras letzter Wille« verbindet sie eine SF-Dystopie mit einem mythisch-religiösen Thema. Das muss man jetzt inhaltlich nicht unbedingt mögen – aber ihr Text ist so prägnant und kurz geschrieben, dass er auf jeden Fall »funktioniert«. Schöne Story!

»Der Überseelenmensch« ist eine Geschichte, die der deutsche Autor Carl Grunert vor dem Ersten Weltkrieg verfasste und erstmals publizierte. In EXODUS wird sie nun noch einmal veröffentlicht, interessanterweise in der damals üblichen Frakturschrift, die heutigen Lesern durchaus schwierig vorkommen dürfte. Die Story selbst greift ein »wissenschaftliches Phänomen« auf, wie es damals üblich war, arbeitet darüber hinaus mit dem Geheimnis des »Weltäthers«, von dem man früher überzeugt war – insofern ist sie unter zeitgeschichtlichen Aspekten interessant, aber nicht weiter spektakulär.

Weitere Mitarbeiter sind Christian Weis, der in »Dort draußen, hinter den Sternen« eine romantisch-traurige Weltraumfahrer-Stimmung einfängt, die ein wenig an den Altmeister Ray Bradbury erinnert, oder Bernd Karwarth, dessen kurze Story »Wie ein Wind« sich durch einen sehr poetischen Stil auszeichnet. Frank G. Gerigk beschäftigt sich mit virtuellen Welten einerseits und der Schriftstellerei andererseits, während Uwe Schimunek in »Lernen fürs Leben« einen speziellen Spielcomputer vorstellt.

Schon immer war die Optik bei EXODUS von besonderer Bedeutung: In den 70er Jahren zeichnete sich das Heft durch hervorragende Grafiken aus, und das »neue« EXODUS unterscheidet sich davon nicht. In der vorliegenden Ausgabe 20 werden die Arbeiten des Grafikers Klaus G. Schimanski – genannt Smiley – ins Zentrum gestellt: Es gibt zu ihm sogar einen Artikel und eine beindruckende Galerie, die eine Mischung aus SF, Fantasy und einem bisschen Erotik bietet. Sehr schick!

Ich könnte noch sehr viel loben, möchte es aber bei einer Kaufempfehlung belassen: Wer aktuelle deutschsprachige Science Fiction unterstützen möchte, sollte zu EXODUS 20 greifen. Die 80 Seiten im A4-Format gibt es für sechs Euro; es sind auch Abonnements möglich. Weitere Informationen dazu vermittelt die Homepage.

04 Juni 2007

Der erste reguläre Vandemaan-Roman

Zuerst schrieb er ATLAN-Heftromane, dann folgte ein begeistert aufgenommenes ATLAN-Taschenbuch (»Totentaucher« als erster Band der »Lepso«-Trilogie) und das PERRY RHODAN-Extra 4: Innerhalb kürzester Zeit hat sich Wim Vandemaan als ein Autor erwiesen, dessen Romane viele Leser schätzen.

Mit Band 2391 kommt jetzt der erste reguläre PERRY RHODAN-Heftroman Wim Vandemaans in den Handel. Der Titel »Die Schwarze Zeit«, den der Autor gewählt hat, passt sehr gut zu dem Geschehen seines Romans, ist aber auch ein wenig metaphysisch zu verstehen – und jetzt höre ich lieber damit auf, in dieser Richtung weitere Andeutungen zu machen.

Der Roman spielt auf jeden Fall in der Charon-Wolke, konkreter, er spielt auf dem Planeten Jonathon und in der Umgebung der Stadt Photon-City. Einer der Haupthandlungsträger ist Viltur Milla, ein kräftiger Ertruser, der sehr gern Akkordeon spielt und auch sonst die eine oder andere Eigenart aufweist. Häufig ist eine terranische Technikerin namens Gloria Carely seine ständige Begleiterin.

Julian Tifflor, der als Zellaktivatorträger auf Erfahrungen aus über zwei Jahrtausenden zurückgreifen kann, wird in diesem Roman mit Phänomenen konfrontiert, die sogar einem relativ Unsterblichen zusetzen können. Für die Leser nicht uninteressant: Sie erfahren auf diese Weise mehr über die Vergangenheit Tifflors, sogar über seine Jugend und Kindheit im New York des Raketenzeitalters – und diese Vergangenheit wird in gewisser Weise im Verlauf des Romans bewältigt.

Ebenso mit seiner Vergangenheit kämpft übrigens Malcolm S. Daellian; als »Geist in der Maschine« unterstützt der Wissenschaftler die Algorrian.
Wim Vandemaans ist kein gewöhnliches Erstlingswerk: Der Autor kennt sich im »Perryversum« sehr gut aus, und er weiß darüber hinaus, wie er die Eigenheiten seiner Schreibe geschickt einsetzen kann – er wählt nicht nur einmal ungewöhnliche Blickwinkel auf die von ihm geschilderten Ereignisse. Insofern ist »Die Schwarze Zeit« in seiner fantasievollen Ausprägung zumindest streckenweise eine »andere Art« von PERRY RHODAN.

Mir persönlich – und auch den Kollegen – hat dieser erste Vandemaan im Rahmen unserer Serie sehr gut gefallen. Ich bin jetzt extrem gespannt darauf, wie der Roman bei den Lesern ankommen wird.

»BARDIOC« erscheint auch als Sonderausgabe


Ein Jubiläumsband als Dank an die Leser


Die Geschichte der Superintelligenz BARDIOC ist einer der Höhepunkte der PERRY RHODAN-Historie. Kein Wunder, dass Buch 100 der erfolgreichsten Science-Fiction-Buchreihe der Welt auch BARDIOC als Titelfigur hat.

Buch 100 wird unter dem Titel »BARDIOC« im November 2007 auf den Markt kommen: im regulären Silberband-Outfit und zum regulären Preis. Damit markiert dieser Band einen Meilenstein in der PERRY RHODAN-Geschichte.

Gleichzeitig aber wird es eine Sonderausgabe dieses Buches geben. Als Dank an die Leser erscheint der Jubiläumsband also in zwei Varianten: klassisch in der gewohnten Silberband-Ausstattung und zum Preis von 16,90 Euro – und modern als großformatiges Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, die es zum Preis von 19,90 Euro gibt.