Ein Logbuch der Redaktion
Wenn ich mich an Robert Feldhoff
erinnere, werde ich immer noch traurig. Der Autor und ich haben uns
irgendwann in den 80er-Jahren kennengelernt, seit 1992 arbeiteten wir
zusammen, und als er 2009 starb, schockierte mich die Nachricht. Und es
fällt mir nach wie vor schwer, den Autor und Menschen Robert Feldhoff zu
»fassen«.
Manche Dinge sind klar und eindeutig: Er war schlichtweg ein hervorragender Autor.
Robert
Feldhoff schaffte es, auch auf den 60 Seiten eines Heftromans oder den
Seiten eines Comic-Albums eine Reihe von faszinierenden Charakteren zu
erschaffen, die er mit Problemen konfrontierte, an denen sie irgendwie
wachsen mussten. Dabei stand er auf die schrägen Figuren, auf die
Personen, die vordergründig ein Schwächling oder ein Feigling waren, die
dann im Verlauf der Geschichte über sich hinauswuchsen.
Seine
Figuren waren oft kleinwüchsige Männer, eher schwächlich und nicht
unbedingt die Intelligenzbestien, und sie hatten oft Probleme mit dem
anderen Geschlecht, waren unsicher und steckten häufig voller Komplexe.
Welch ein Gegensatz zu dem Autor: Robert Feldhoff wirkte stets gesund
und sportlich, kam bei der Damenwelt gut an und wurde trotz seiner eher
unterkühlten Art von den Lesern stets geschätzt.
Gab er auf der
Buchmesse oder bei einer Fanveranstaltung Autogramme, war er immer
höflich, gleichzeitig zurückhaltend. Er beantwortete auch Fragen, die er
eindeutig für dämlich hielt, in der ihm eigenen Art, sehr ruhig und
sehr klar, nie verletzend und stets korrekt. Robert Feldhoff war nämlich
nicht nur ein hervorragender Autor, sondern auch ein Mensch mit
hervorragenden Qualitäten.
Er stellte sich hinter die Sache. »Die
Leser wollen den Roman, nicht den Autor«, sagte er, nicht unbedingt
wörtlich, aber sinngemäß. Ihm ging es nicht darum, die Leser mit einem
epochalen Werk zu verblüffen. Er wollte seine Leser einfangen, wollte
sie in die Handlung hineinziehen, wollte aber nicht, dass sie über ihn
staunen. Sie sollten die Handlung toll finden, sollten hineintauchen in
ein möglichst spannendes Abenteuer.
Für viele galt er als der
»Kühle aus dem Norden«. Wer ihn näher kannte, wusste sehr wohl, dass er
auch andere Seiten hatte. Zwar sah ich ihn nie ausgelassen tanzen – aber
ich werde nie den Abend vergessen, als er in Bielefeld auf die Straße
stürmte, mit einem »Allez les bleus!« dem erbärmlich kleinen Autokorso
der französischen Fußballfans zujubelnd. Er lachte laut über seltsame
Situationen und alberne Witze, er stromerte in fröhlicher Stimmung durch
die Fußgängerzone fremder Städte – ich erinnere mich an einen lustigen
Abend in Leipzig – und war dann allerdings in der Lage, gegen halb drei
Uhr morgens mit dem Redakteur noch einmal eine neue Idee für einen Roman
zu diskutieren.
Mit Robert redete ich stundenlang über die
Arbeit, wir diskutierten Hunderte von Romanen durch. Wir spazierten
durch das nächtliche Prag, wir schwitzten in San Antonio in Texas, wir
saßen bei Fan-Veranstaltungen auf dem Podium oder stöberten in
Comic-Läden durch Berge von bedrucktem Papier. Bei einem Spaziergang
durch irgendwelche Hügel hinter Bielefeld entwarfen wir eine Romanserie,
bei einem Spaziergang durch Wiesbaden redeten wir uns die Köpfe über
ein zu schreibendes Computerspiel heiß, bei Seminaren in Wolfenbüttel
diskutierten wir mit anderen Autoren, und in Ahrensburg saßen wir mit
Leuten aus der Filmbranche zusammen, um einen Science-Fiction-Film zu
entwerfen.
Robert Feldhoff steckte voller Ideen und Konzepte, und
er wollte noch vieles umsetzen. Die Nachricht von seinem Tod wollte ich
damals nicht glauben. Bis heute kann ich es nicht fassen, dass ich ihn
nicht mehr anrufen und mit ihm über aktuelle Romankonzepte diskutieren
kann.
(Dieser Text ist dem Comic-Band »Indigo« entnommen, in dem der Splitter-Verlag die acht »Indigo«-Comics nachgedruckt hat, die von Robert Feldhoff getextet und von Dirk Schulz gezeichnet wurden.)
1 Kommentar:
Sehr berührender Text, dem man anmerkt, wie sehr dir der Kollege fehlt.
Danke fürs Teilen!
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