Ein Logbuch der Redaktion
Zu den klassischen Figuren der PERRY RHODAN-Serie zählte über Jahre und
Jahrzehnte hinweg ein Agent namens Ronald Tekener. Ich habe die
Geschichten über den »Smiler« selbst gern gelesen und verstehe deshalb
sehr gut, dass Leser betrübt waren, als er innerhalb des vergangenen
Romanzyklus sterben musste. Das ist auch schon wieder zwei Realjahre her
– und viele Leser vermissen die Figur.
Sie wird nicht wiederkommen – umso interessanter ist es, sich an Ronald Tekener zu erinnern.
Als
ich die PERRY RHODAN-Serie für mich entdeckte, lernte ich diese Figur
als Aktivatorträger kennen, der an der Seite von Perry Rhodan wirkt, der
gegen Laren und Überschwere kämpft und dann mit Atlan das Neue
Einsteinsche Imperium gründet. Erst später erkannte ich, dass Tekeners
Geschichte in Wirklichkeit mit der ATLAN-Serie begann.
Band eins
der ATLAN-Serie trug den Titel »Das galaktische Syndikat« und stellte
den ersten Band eines actiongeladenen Abenteuers dar, das ich in der
Folge mit großer Begeisterung las. Schon der Untertitel machte mich
neugierig: »Sie sind Spezialisten der United Stars Organisation – und
sie handeln im Auftrag der Menschheit.«
Erstmals erschienen war
der Roman im Oktober 1969, ich bekam aber die Zweitauflage in die
Finger. Diese startete 1978, zu einer Zeit also, in der ich ein großer
Fan des PERRY RHODAN-Universums war. Während die PERRY RHODAN-Serie Ende
der 70er-Jahre in kosmischen Höhen unterwegs war, bot ATLAN eine
abenteuerliche Handlung, und das sorgte für einen guten Kontrast.
Ronald
Tekener und Sinclair M. Kennon waren im Einsatz gegen die CONDOS VASAC,
jene Geheimorganisation, die von den Akonen und anderen Gegnern der
Menschheit aufgebaut worden war – das war keine hohe Literatur, aber es
war stets spannend. Vor allem die Romane, die auf Lepso spielten oder in
denen Kennon und Tekener maskiert in den Einsatz gingen, gefielen mir.
Auch heute lässt sich der erste Roman der ATLAN-Serie richtig gut lesen. Als Exposéautor konnte K. H. Scheer
seine Figuren in eine packende Situation nach der anderen führen. Vor
allem Tekener agiert in den Romanen recht hart, nicht als
zurückhaltender Diplomat, sondern als gelegentlich zu heftigen Mitteln
greifender Agent. (Der Roman spielt im Jahr 2406, kurz nach dem großen
Krieg der Menschen gegen die Meister der Insel also; da sind die Agenten
der USO alles andere als zimperlich ...)
Ein Höhepunkt der
frühen ATLAN-Serie sind die Romane, in denen sich Ronald Tekener einen
Zellaktivator aneignet. Der USO-Spezialist wartet in diesen Romanen
nicht darauf, dass er von Perry Rhodan – wie die anderen – den Aktivator
als Geschenk erhält, sondern er kämpft um das lebensverlängernde Gerät
und gibt es hinterher nicht wieder aus der Hand. Zähneknirschend muss
Atlan akzeptieren, dass der Agent ihn übertölpelt.
Spätestens
damit war Tekener als durchaus sturer Kopf in der Serie etabliert.
Nachdem ich diese Romane gelesen hatte, fand ich die Figur wesentlich
interessanter. Es dauerte einige Zeit, bis ich erkannte, in welchen
Taschenbüchern Tekener auftrat und in welcher Weise ihn H. G. Francis geprägt hatte.
Vor
allem einen Band fand ich besonders eindrucksvoll: »Der Galaktische
Spieler«, der im August 1979 mit der Bandnummer 195 erstmals
veröffentlicht wurde. Weil ich nicht genügend Geld hatte, kaufte ich mir
damals nicht alle Taschenbücher meiner Lieblingsserie – aber den musste
ich haben. H. G. Francis machte den »Smiler« für mich zu einer
Lieblingsfigur.
Die Geschichte des jungen USO-Spezialisten Ronald
Tekener, der im 24. Jahrhundert christlicher Zeitrechnungen gegen den
terranischen Konzerneigner Gordon Grosvenor vorgeht, fand ich
abwechslungsreich und spannend. Der Autor spielt mit außerirdischen
Welten, mit exotischen Wesen und geheimnisvollen Gegnern – das ist
abwechslungsreich und mitreißend. Für meinen Geschmack konnte sich das
damals mit jeder anderen Science Fiction außerhalb der PERRY
RHODAN-Serie messen.
Erst später las ich »Die
Einmann-Operation«; in diesem Band erfährt man als Leser, woher Tekener
die legendären Narben im Gesicht hat. Der Planetenroman mit der
Bandnummer 185 kam 1978 in den Handel – zu der Zeit wusste ich zwar
bereits, dass es PERRY RHODAN-Taschenbücher gab, war aber noch damit
beschäftigt, die Heftromane der unterschiedlichen Auflagen zu lesen.
In
»Die Einmann-Operation« schickt der Autor seinen Helden in eine Hölle.
Es geht nach Lashat, auf die Seuchenwelt, und dort erlangt Tekener die
Narben, die sein Gesicht innerhalb der Serienhandlung zu einer Legende
machten. Auch dabei handelt es sich um ein klassisches
Planeten-Abenteuer, wie es von vielen PERRY RHODAN-Lesern gemocht wird.
Für meinen Geschmack wandelte H. G. Francis bei diesem Roman auf den
Spuren von Hans Kneifel
– der Kollege aus München war bisher der Spezialist für exotische
Welten, und mit den ersten Tekener-Taschenbüchern erwuchs ihm aus
Hamburg in H. G. Francis ein echter »Konkurrent«.
Dass Ronald
Tekener aus der Handlung der laufenden PERRY RHODAN-Serie verschwunden
ist, war für viele Leser ein Schock. Als alter Fan des »Smilers« kann
ich das in gewisser Weise nachvollziehen.
Gleichzeitig aber
war’s für mich eine Gelegenheit, in den »alten Romanen« früherer Jahre
und Jahrzehnte zu blättern – vielleicht ist das die Idee für den einen
oder anderen Stammleser, der um Tekener immer noch trauert?
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