Ein Logbuch der Redaktion
Ich lernte Ernst Vlcek
irgendwann in den 80er-Jahren kennen. Der in der Nähe von Wien lebende
Autor war ein quirliger Mann, der vor Ideen sprühte und mit Begeisterung
und Witz durch die Welt ging. Als wir ab 1992 bei PERRY RHODAN
zusammenarbeiteten, verlief das nicht immer ohne Konflikte, aber
zumindest mir machte das gemeinsame Entwerfen von Handlungslinien und
Exposés einen großen Spaß. Dass er 2008 so plötzlich starb, schockierte
mich.
Deshalb
freut es mich sehr, dass wir in der Reihe der PERRY
RHODAN-Planetenromane einen Doppelband mit Ernst-Vlcek-Romanen bringen
können. »ALBATROS« und »Die größte Schau des Universums« sind seit
September mit der Bandnummer 37/38 bei unserem Partner Zaubermond erhältlich. Ein Titelbild von Arndt Drechsler schmückt das Taschenbuch.
Beide
Romane wurden zu Beginn der 80er-Jahre erstmals veröffentlicht. Uns ist
bewusst, dass sie vor über zehn Jahren schon einmal bei Weltbild im
Rahmen der sogenannten Sammler-Edition neu aufgelegt wurden. Aber damals
erreichten die Bücher nur einen eingeschränkten Kundenkreis – und jetzt
werden sie durch die lesenswerten Zwischentexte und Nachworte von
Rainer Nagel ergänzt.
Wer sich nur für die Romane selbst
interessiert, sollte wissen, dass sie in der Handlungslücke zwischen den
Bänden 999 und 1000 der PERRY RHODAN-Serie angesiedelt sind. Zwischen
diesen Romanen liegen über 400 Handlungsjahre, in denen im Perryversum
viel passierte – von dem in den einzelnen Heftromanen aber nicht viel zu
lesen war.
Wer sich mit der Serie auskennt, weiß um die großen
Zusammenhänge. Es handelt sich um eine wichtige Epoche: Perry Rhodan
gründet die Kosmische Hanse, die Menschen bauen sie auf, und nach der
Larenherrschaft und den darauf folgenden Krisen ist eine solche Union
eine willkommene Sache. Mithilfe der Kosmischen Hanse werden zahlreiche
Planeten der Milchstraße miteinander verbunden, und ganz nebenbei wird
der Konflikt der Superintelligenzen ausgetragen.
Das geheime Ziel
der Hanse ist nämlich, gegen die negative Superintelligenz Seth-Apophis
zu kämpfen. Davon weiß der gewöhnliche Mensch zwar nichts – die
Hanse-Agenten wirken ebenso im Verborgenen wie die Abgesandten der
feindlichen Superintelligenz.
Beide Ernst-Vlcek-Romane greifen
dieses Thema auf. Es sind eigenständige Geschichten, die man auch
versteht, ohne die Zusammenhänge komplett zu kennen – aber sie werden
mit viel Bezug zum Thema des Zyklus erzählt.
Der Roman
»ALBATROS« spielt in den Anfängen der Kosmischen Hanse. Die Organisation
ist zu diesem Zeitpunkt noch in einer stürmischen Aufbruchsphase, und
es gibt weitere Gruppierungen, die eigenständigen Aufgaben folgen. Die
bekannteste Hauptfigur dabei ist der Mutant Fellmer Lloyd, der sich für
andere Mutanten interessiert und gleichzeitig danach trachtet, Zugriffe
von Seth-Apophis zu verhindern.
In einer späteren Phase der
Kosmischen Hanse – aber immer noch deutlich vor den Ereignissen in den
Bänden ab dem Roman »Der Terraner« – ist der zweite Roman angesiedelt.
Hier geht es tatsächlich um einen Zirkus, und dieses Motiv wird vom
Titelbild hervorragend aufgegriffen. Wieso der Autor ausgerechnet diese
Kulisse für seinen Roman wählte, in dem es auch um Zeitsprünge geht,
weiß ich leider nicht mehr: Originell genug ist das Thema von »Die
größte Schau des Universums« allemal.
Beide Romane zeigen, wie
sehr es Ernst Vlcek verstand, seine überschäumende Phantasie zu bündeln
und daraus Romane zu schaffen, die einem Leser im Gedächtnis bleiben.
Seine Charaktere sind ungewöhnlich, ihre Abenteuer sind es ebenfalls.
Wer das in der heutigen Zeit wieder erleben möchte, ist bei dem
vorliegen Doppelband der Planetenromane bestens beraten ...
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