02 Mai 2017

Wir starteten das ATLAN-Jahr

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Wahrscheinlich traumatisierte mich die Einstellung der ATLAN-Serie, die in den 80er-Jahren erfolgte, in gewisser Weise. Ich hatte die ATLAN-Serie stets gern gelesen und war völlig schockiert, als sie aus dem Handel verschwand. Seit ich im Jahr 1992 zum PERRY RHODAN-Redakteur wurde, versuchte ich immer wieder, die Marke ATLAN stärker ins Bewusstsein zu rufen.

Einen dieser Versuche unternahmen meine Redaktionskollegen und ich im Jahr 2004: Wir beschlossen, den Arkoniden zum Thema des ganzen Jahres zu machen.

Gründe gab’s genug; der wichtigste davon war sicher die Tatsache, dass wir mit den Miniserien auf positive Resonanz gestoßen waren. Also sollte am 7. Mai 2004 eine neue Miniserie starten: zwölf Heftromane, die unter dem Titel »Obsidian-Zyklus« alle zwei Wochen erscheinen würden. Geplant war eine Science-Fiction-Serie, die vor allem die bisherigen ATLAN-Fans ansprechen sollte.

Unter der Dachzeile »Neue Romanreihe im ATLAN-Jahr« und der Überschrift »Abenteuer in der Obsidian-Kluft« verschickten wir eine Pressemeldung an zahlreiche deutschsprachige Journalisten. Dabei hatten wir – wie so oft – das Problem, dass man bei einer solchen Pressemeldung zuerst erklären musste, was PERRY RHODAN und ATLAN eigentlich waren. Ich versuchte es mit drei Sätzen:

»Millionen von Lesern in aller Welt ist die Science-Fiction-Serie PERRY RHODAN ein Begriff. Seit über vierzig Jahren erscheinen die Abenteuer des Weltraumhelden – als Bücher und Heftromane, als Taschenbücher und Hörspiele. ATLAN ist gewissermaßen der ›kleine Bruder‹ der Serie und der beste Freund des Serienhelden.«

Bis heute ist mir keine richtig schlaue Idee eingefallen, wie man die ATLAN-Serie mit ihrem Helden in wenigen Sätzen erläutern sollte. Man kann’s natürlich auch rein inhaltlich machen – und das versuchte ich in diesem Pressetext ebenfalls:

»Er ist kein Mensch, sondern kommt vom fernen Planeten Arkon: Atlan, der dank eines so genannten Zellaktivators unsterbliche Held der ATLAN-Romanreihe. Seit langer Zeit wirkt er als Freund der Menschheit, begleitete sie schon in den Romanen der PERRY RHODAN-Serie ins Weltall.« In den zwölf Heftromanen des »Obsidian«-Zyklus, so schrieb ich weiter, »erlebt der Arkonide mit den weißen Haaren und den markanten Gesichtszügen erneut farbenprächtige Abenteuer.«

Mit Uwe Anton hatten wir einen Autoren gefunden, der über ausreichende Erfahrung verfügte und sich zutraute, die Exposés zu übernehmen. In den Pressemeldungen zitierte ich Uwe mit einer Äußerung, die ich ihm in den Mund legte: »Die ATLAN-Serie wurde von den Lesern schon früher als ›das absolute Abenteuer‹ bezeichnet«, charakterisierte er seine Arbeit. »Daran knüpfen die neuen Romane bewusst an.«
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Diese Aussage hatte ich mir ausgedacht, ich hatte sie an Uwe geschickt, und er hatte mir erlaubt, sie zu verwenden: eine Technik, die ich in den 90er-Jahren bei meiner Tätigkeit als Redakteur für Öffentlichkeitarbeit gelernt hatte. Es kam darauf an, pointierte Aussagen zu finden, die es einem Journalisten in einer Tageszeitung oder im Radio ermöglichte, Personen zu zitieren, mit denen er oder sie selbst gar nicht gesprochen hatte.

Die rein inhaltlichen Aussagen zog ich aus Arbeitspapieren, die Uwe Anton verfasst hatte: »Atlan verschlägt es in den Romanen in ein bizarres Sonnensystem, das anscheinend den Kern eines eigenen kleinen Universums bildet. Fünf seltsame Planeten kreisen wie glitzernde Perlen um eine orangefarbene Sonne.

Eine dieser Welten wird von einem Mond umlaufen, der an einen gigantischen Diamanten erinnert und in überirdischem Glanz erstrahlt. Bewohnt werden sie von ganz unterschiedlichen Wesen, die alle von einem unheimlichen Phänomen bedroht werden, das sich mit dem Begriff ›Obsidian-Kluft‹ verbindet ...«

Mit dem »Obsidian«-Zyklus und seinen zwölf Bänden wollten wir bewusst auch jene Leser ansprechen, die sich von den umfangreichen Zusammenhängen der PERRY RHODAN-Serie abschrecken ließen. Wir wollten Anzeigen in den Heftromanen der Konkurrenz schalten, um Lesern, die bisher zu »John Sinclair« griffen, das PERRY RHODAN-Universum näherzubringen.

Bei diesem Gedankengang zitierte ich unsere damalige Verlagsleiterin; auch hier formulierte ich ihre Sätze vor und ließ sie von ihr »freigeben«. Folgendes legte ich Cornelia Schulze in den Mund: »Die zwölf Romane geben einen Einblick in das sogenannte Perryversum, ohne dass man Vorkenntnisse benötigt.« Wer sich vom Erfolgsgeheimnis der größten SF-Serie der Welt bereits habe anstecken lassen, bekomme mit ATLAN zusätzlichen Lesespaß – der »Obsidian«-Zyklus spreche also unterschiedliche Lesergruppen an. »Der Preis von 1,65 Euro ist identisch mit dem Preis für PERRY RHODAN-Romane«, zitierte ich die Verlagsleiterin abschließend.

Die neue Miniserie zählten wir zu den zahlreichen Aktivitäten im sogenannten ATLAN-Jahr 2004. Die weiteren Zusammenhänge fand ich selbst ein wenig dünn – aber es ging darum, der Presse ein schönes Paket zu präsentieren. Immerhin sollte innerhalb der ATLAN-Buchreihe ein neuer Handlungsabschnitt eingeleitet werden – auch wenn sich nicht viel an der inhaltlichen Richtung ändern würde. Bei einem unserer Lizenzpartner, dem HJB-Verlag, sollten ATLAN-Bücher erscheinen, die den »Centauri«-Zyklus in drei Bänden zusammenfassten.

Das einzige, was für uns wirklich zählte, war der »Obsidian«-Zyklus. Ich setzte große Hoffnung darauf, dass Uwe Anton sowie das Autorenteam eine Reihe von spannenden Romanen schreiben würden. Verschiedene Autoren wollten wir ausprobieren, unter anderem sollten Bernhard Kempen, Bernd Frenz und Ralf Schuder ihre ersten Romane für unseren »Kosmos« verfassen. Ich war entsprechend nervös und gespannt darauf ...

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