Ein Logbuch der Redaktion
Der Autor Kurt Brand
würde am heutigen Tag seinen Geburtstag feiern – und es wäre ein
Jubiläum. Geboren wurde er nämlich am 10. Mai 1917. Vor allem in der
frühen Zeit der PERRY RHODAN-Serie prägte er das Perryversum durch seine
eigenwilligen Romane, die nicht allen Lesern und Autorenkollegen
gleichermaßen gefielen.
Schon in seiner Jugend war Brand von
phantastischen Geschichten fasziniert. Er las nach eigenen Angaben die
Romane von Jules Verne und schrieb bereits in den dreißiger Jahren seine
erste Science-Fiction-Geschichte. Er versuchte sich an Romanen, doch
der Zweite Weltkrieg machte seinen Ambitionen einen gründlichen Strich
durch die Rechnung.
Nach dem Krieg und der Gefangenschaft baute
er in Köln eine Leihbücherei auf – damals ein einträgliches Geschäft,
weil die Menschen nach Literatur hungerten, aber nicht viel Geld
besaßen. Bereits zu dieser Zeit schloss er erste Kontakte zu den
Verlagen, für die er später schrieb, und lernte die Menschen kennen, mit
denen er später zusammenarbeiten sollte.
Den
ersten Science-Fiction-Roman veröffentlichte er bereits 1951 in einem
Verlag, der sich auf Leihbücher spezialisiert hatte. Der Rest ist
gewissermaßen Geschichte, ein Roman folgte auf den anderen.
Brand
war ein Autor, der alle Genres bediente. Wenn man sich seine Vita und
die Liste seiner Veröffentlichungen anschaut, kann man nur staunen: Er
schrieb Western und Krimis, Grusel- und Abenteuerromane – doch die
Science Fiction blieb stets sein Steckenpferd. Es war naheliegend, dass
man ihn irgendwann als PERRY RHODAN-Autor ins Blickfeld nahm.
Wie
genau die Zusammenarbeit begann, lässt sich heute kaum noch
rekonstruieren. Die Serie war ursprünglich auf dreißig Hefte angelegt
gewesen, und niemand hatte sich den Erfolg so richtig vorstellen können.
Als die Leser nach mehr Material riefen, war klar, dass die bisherige
Autorenriege die Aufgabe nicht meistern konnte. Der erfahrene Routinier
Kurt Brand, den sowohl die Redaktion als auch die Kollegen bereits
kannten, war optimal geeignet für eine Mitarbeit.
Seine Romane
glänzten vor überraschenden Details, er hatte eine große Freude an
abgedrehten Geschichten und nicht immer logisch handelnden Charakteren.
Gern setzte er Gucky in Szene, doch er hatte auch großen Spaß an
klassischen Agentengeschichten. Vor allem im Posbi-Zyklus schrieb er
eine Reihe von wichtigen Romanen, darunter den abschließenden
Doppelband.
Die Abenteuer von Perry Rhodan und seiner Handvoll
Gefährten im Plophos-Kurzzyklus stecken ebenfalls voller spannender
Szenen. Kurt Brand war ein Autor, der zu unterhalten wusste, vielleicht
gerade deshalb, weil er sich um manche Konvention des »seriösen« Romans
kaum scherte. Das war möglicherweise der Grund, warum es zum Streit mit
der Redaktion und dem Chefautor kam – hierzu gibt es bis heute
unterschiedliche Abweichungen.
Nach insgesamt 38 PERRY RHODAN-Heftromanen, einem PERRY RHODAN-Taschenbuch und einem ATLAN-Heftroman beendete Kurt Brand
seine Zusammenarbeit mit dem Verlag – der Autor schied im Streit. (Als
ich ihn in den 80er-Jahren kennenlernte, steckte er immer noch voller
Zorn und Abneigung gegen die PERRY RHODAN-Serie. Es bedurfte einiger
Gespräche, um mit ihm auf eine gute Basis zu kommen.)
Bekanntlich hörte Kurt Brand
danach nicht auf, Science Fiction zu schreiben und zu veröffentlichen.
Seine Serie »Ren Dhark«, die mit ihren Ablegern heute noch erscheint,
gehört ebenso dazu wie die Serie »Raumschiff Promet« oder die
phantastische Kriminalroman-Serie »Checkpart 2000«. Keine dieser Serien
sollte so erfolgreich werden wie PERRY RHODAN.
Seine Kontakte zur
Fan-Szene wurden intensiver; der Autor ging in den 80er-Jahren vermehrt
auf Cons, wo man ihn nicht nur für seine »alten Zeiten« feierte,
sondern ihn auch wegen seiner Geschichten und seiner umgänglichen Art
sehr schätzte. Er versöhnte sich wieder mit PERRY RHODAN und nahm sogar
an dem WeltCon in Karlsruhe teil.
Was von Kurt Brand
blieb, sind die vielen Geschichten und Romane, die er im Verlauf seiner
ergiebigen Karriere verfasste. Sie sprudeln vor Ideen und
ungewöhnlichen Figuren. Dem heutigen Lesergeschmack entspricht das alles
kaum noch; wer aber Freude an der klassischen Heftroman-Zeit in den
50er- und 60er-Jahre, wird die Lektüre seiner frühen Werke immer noch
mit viel Vergnügen erleben.
Kurt Brand war ein Autor, der viel für die PERRY RHODAN-Serie getan hat – mehr natürlich für »Ren Dhark«.
Am heutigen Tag möchte ich an diesen Autor erinnern. Auch wenn er schon
1991 gestorben ist; für uns bleibt er einer der Unsterblichen ...
Nachtrag:
Vielleicht wäre der heutige Tag die Gelegenheit, noch einmal Kurt Brands ersten PERRY RHODAN-Roman zu lesen? »Levtan, der Verräter«
erschien als Band 34 der Serie im April 1962. Mit ihm wurden die Parias
in die Serie eingeführt, und die menschenähnlichen Außerirdischen
beschrieb der Autor mit viel Freude am Detail ....
1 Kommentar:
Da ich irgendwann an der Neuauflage für Raumschiff Promet mitschreiben konnte, bin ich auch in Kontakt mit Kurt Brand gekommen. Seine Promet-Romane habe ich zur Vorbereitung mit viel Freude gelesen.
Kommentar veröffentlichen