Ein Logbuch der Redaktion
»Wenn wir uns Gedanken darüber machen wollen, was wir nach Band 3000 erzählen möchten, brauchen wir Zeit.« Das hatte ich schon anfangs des Jahres 2017 zu den zwei Exposéautoren gesagt. »Wir brauchen dann mehr als drei, vier Stunden, und wir müssen früh genug anfangen.«
Die Exposéarbeit mit Christian Montillon und Wim Vandemaan fand zuletzt vor allem auf digitalem Weg statt, es wurden zahllose Mails gewechselt, und es gingen Ideenpapiere zwischen der Pfalz und dem Ruhrgebiet sowie Nordbaden hin und her; dazu telefonierten wir oft. Aus terminlichen Gründen schafften wir es nur selten, uns zu einer längeren Besprechung an einen Tisch zu setzen. Das war für die normale Arbeit vielleicht auch nicht nötig – für eine grundsätzliche Besprechung hielt ich es aber für dringend erforderlich.
Wir entschlossen uns zu einem Treffen im Sommer. Recht früh war klar, dass wir auch Verena Themsen dabei haben wollten. Die Autorin hatte in den Monaten zuvor eine immer stärkere Rolle eingenommen: Ihre Datenpapiere und Grundlagenarbeit strukturierten die Exposés. Sie war längst unsere »Physikerin vom Dienst« geworden, die uns half, in der Datenfülle den Überblick zu behalten.
Meinen weiteren Vorschlag fanden die Autoren ebenfalls gut: Ich wollte ein Treffen in Friedrichsdorf ... In dieser Gemeinde nördlich von Frankfurt lebte und arbeitete Karl-Herbert Scheer, dort wurden die Grundlagen für die größte Science-Fiction-Serie der Welt gelegt. Von dort kamen die Impulse, die ein Autorenteam befähigten, über Jahrzehnte hinweg an dem großen Epos zu schreiben.
Die Exposéautoren Wim Vandemaan und Christian Montillon trafen am Dienstag, 22. August 2017, deutlich vor mir ein; ich brauchte länger, um das »Mercure«-Hotel in der Stadt zu finden. Weil sie noch arbeiten musste, kam Verena Themsen an diesem Abend nach. Ich checkte ein, stellte fest, dass das Hotel seine allerbesten Tage hinter sich hatte, aber für unsere Besprechung absolut tauglich war, und traf mich mit den Exposéautoren in der Hotel-Lobby.
Nach kurzem Gespräch fuhren wir mit dem Auto ins Nachbardorf, wo wir bei erhöhten Temperaturen erst einen kleinen Spaziergang unternahmen, bevor wir uns in das Restaurant begaben, wo für uns ein Tisch reserviert worden war.
Wir unterhielten uns gut und lang, wir aßen und tranken, und wir sprangen thematisch bei unserem Gespräch wie wild durch die Science Fiction im Allgemeinen und die PERRY RHODAN-Serie. Wir sprachen darüber, welche Romane uns gefallen hatten und welche Ideen für die »heutige Zeit« noch funktionieren könnten. Welche Art von Science Fiction fanden wir toll, für was stand die PERRY RHODAN-Serie?
Solche Grundlagengespräche, bei denen kein Thema festgelegt ist, halte ich für wichtig. Bei unterschiedlichen Menschen dienen sie dazu, sich auf eine Richtung zu verständigen. Erst danach kann man, so glaube ich, gemeinsame Ideen entwickeln – man muss ja erst einmal wissen, was man mag und was nicht ...
In der Hotelbar führten die drei Autoren und ich das Gespräch dann weiter, es wurde dabei bereits konkreter. Gegen ein Uhr ging jeder in sein Hotelzimmer – und am nächsten Morgen saßen wir in einem Besprechungsraum, wo wir mit der eigentlichen Arbeit begannen. Wir wollten bewusst nicht über die Romane sprechen, die bis Band 3000 noch kommen sollten, sondern über den anstehenden Zyklus nach Band 3000.
Welche Geschichte wollten wir erzählen, welchen großen Handlungsbogen entwerfen, welche Rolle für Perry Rhodan und die Menschheit bereitstellen? Ich hatte im voraus in alten Jubiläumsbänden geblättert, hatte beispielsweise verglichen, was K. H. Scheer mit Band 200 und dem Sprung nach Andromeda oder William Voltz mit Band 700 und der Aphilie gemacht hatten. Was konnten wir davon in die heutige Zeit übernehmen, was war mittlerweile überhaupt nicht mehr machbar?
Dabei ging es nicht darum, alte Ideen zu »klauen«. Aber wie wollten wir PERRY RHODAN ins Jahr 2019 bringen, was konnten und wollten wir den Lesern zumuten?
Es überraschte niemanden, dass sich Wim Vandemaan bereits inhaltliche Gedanken gemacht hatte. Er skizzierte eine mögliche Handlung, die drei große Bögen spannen würde – also über drei Zyklen mit je einhundert Bänden hinweg. Das klang spannend, enthielt aber genügend Potenzial für Widerspruch und weiterführende Diskussionen.
Darum ging es den ganzen Tag über – bis in den sehr späten Nachmittag hinein. Wir wälzten Ideen und verwarfen sie, wir überlegten uns Verbindungen zur klassischen PERRY RHODAN-Geschichte und alten Mythen und ließen sie wieder liegen, und wir hatten am Ende eine Arbeitsgrundlage, auf der wir in den kommenden Monaten aufbauen werden.
Denn eines ist jetzt schon klar: Während die Autoren an den Romanen schreiben, die den Zyklus bis Band 2999 bilden, müssen sie gleichzeitig die Grundlagen für einen Handlungsbogen entwickeln, der mit Band 3000 beginnt und mit Band 3099 noch lange nicht zu Ende sein wird. Ich freue mich bereits auf dieses gemeinsame Abenteuer – und ich hoffe sehr, dass Friedrichsdorf für PERRY RHODAN erneut am Anfang einer großen Epoche stehen wird ...
»Wenn wir uns Gedanken darüber machen wollen, was wir nach Band 3000 erzählen möchten, brauchen wir Zeit.« Das hatte ich schon anfangs des Jahres 2017 zu den zwei Exposéautoren gesagt. »Wir brauchen dann mehr als drei, vier Stunden, und wir müssen früh genug anfangen.«
Die Exposéarbeit mit Christian Montillon und Wim Vandemaan fand zuletzt vor allem auf digitalem Weg statt, es wurden zahllose Mails gewechselt, und es gingen Ideenpapiere zwischen der Pfalz und dem Ruhrgebiet sowie Nordbaden hin und her; dazu telefonierten wir oft. Aus terminlichen Gründen schafften wir es nur selten, uns zu einer längeren Besprechung an einen Tisch zu setzen. Das war für die normale Arbeit vielleicht auch nicht nötig – für eine grundsätzliche Besprechung hielt ich es aber für dringend erforderlich.
Wir entschlossen uns zu einem Treffen im Sommer. Recht früh war klar, dass wir auch Verena Themsen dabei haben wollten. Die Autorin hatte in den Monaten zuvor eine immer stärkere Rolle eingenommen: Ihre Datenpapiere und Grundlagenarbeit strukturierten die Exposés. Sie war längst unsere »Physikerin vom Dienst« geworden, die uns half, in der Datenfülle den Überblick zu behalten.
Meinen weiteren Vorschlag fanden die Autoren ebenfalls gut: Ich wollte ein Treffen in Friedrichsdorf ... In dieser Gemeinde nördlich von Frankfurt lebte und arbeitete Karl-Herbert Scheer, dort wurden die Grundlagen für die größte Science-Fiction-Serie der Welt gelegt. Von dort kamen die Impulse, die ein Autorenteam befähigten, über Jahrzehnte hinweg an dem großen Epos zu schreiben.
Die Exposéautoren Wim Vandemaan und Christian Montillon trafen am Dienstag, 22. August 2017, deutlich vor mir ein; ich brauchte länger, um das »Mercure«-Hotel in der Stadt zu finden. Weil sie noch arbeiten musste, kam Verena Themsen an diesem Abend nach. Ich checkte ein, stellte fest, dass das Hotel seine allerbesten Tage hinter sich hatte, aber für unsere Besprechung absolut tauglich war, und traf mich mit den Exposéautoren in der Hotel-Lobby.
Nach kurzem Gespräch fuhren wir mit dem Auto ins Nachbardorf, wo wir bei erhöhten Temperaturen erst einen kleinen Spaziergang unternahmen, bevor wir uns in das Restaurant begaben, wo für uns ein Tisch reserviert worden war.
Wir unterhielten uns gut und lang, wir aßen und tranken, und wir sprangen thematisch bei unserem Gespräch wie wild durch die Science Fiction im Allgemeinen und die PERRY RHODAN-Serie. Wir sprachen darüber, welche Romane uns gefallen hatten und welche Ideen für die »heutige Zeit« noch funktionieren könnten. Welche Art von Science Fiction fanden wir toll, für was stand die PERRY RHODAN-Serie?
Solche Grundlagengespräche, bei denen kein Thema festgelegt ist, halte ich für wichtig. Bei unterschiedlichen Menschen dienen sie dazu, sich auf eine Richtung zu verständigen. Erst danach kann man, so glaube ich, gemeinsame Ideen entwickeln – man muss ja erst einmal wissen, was man mag und was nicht ...
In der Hotelbar führten die drei Autoren und ich das Gespräch dann weiter, es wurde dabei bereits konkreter. Gegen ein Uhr ging jeder in sein Hotelzimmer – und am nächsten Morgen saßen wir in einem Besprechungsraum, wo wir mit der eigentlichen Arbeit begannen. Wir wollten bewusst nicht über die Romane sprechen, die bis Band 3000 noch kommen sollten, sondern über den anstehenden Zyklus nach Band 3000.
Welche Geschichte wollten wir erzählen, welchen großen Handlungsbogen entwerfen, welche Rolle für Perry Rhodan und die Menschheit bereitstellen? Ich hatte im voraus in alten Jubiläumsbänden geblättert, hatte beispielsweise verglichen, was K. H. Scheer mit Band 200 und dem Sprung nach Andromeda oder William Voltz mit Band 700 und der Aphilie gemacht hatten. Was konnten wir davon in die heutige Zeit übernehmen, was war mittlerweile überhaupt nicht mehr machbar?
Dabei ging es nicht darum, alte Ideen zu »klauen«. Aber wie wollten wir PERRY RHODAN ins Jahr 2019 bringen, was konnten und wollten wir den Lesern zumuten?
Es überraschte niemanden, dass sich Wim Vandemaan bereits inhaltliche Gedanken gemacht hatte. Er skizzierte eine mögliche Handlung, die drei große Bögen spannen würde – also über drei Zyklen mit je einhundert Bänden hinweg. Das klang spannend, enthielt aber genügend Potenzial für Widerspruch und weiterführende Diskussionen.
Darum ging es den ganzen Tag über – bis in den sehr späten Nachmittag hinein. Wir wälzten Ideen und verwarfen sie, wir überlegten uns Verbindungen zur klassischen PERRY RHODAN-Geschichte und alten Mythen und ließen sie wieder liegen, und wir hatten am Ende eine Arbeitsgrundlage, auf der wir in den kommenden Monaten aufbauen werden.
Denn eines ist jetzt schon klar: Während die Autoren an den Romanen schreiben, die den Zyklus bis Band 2999 bilden, müssen sie gleichzeitig die Grundlagen für einen Handlungsbogen entwickeln, der mit Band 3000 beginnt und mit Band 3099 noch lange nicht zu Ende sein wird. Ich freue mich bereits auf dieses gemeinsame Abenteuer – und ich hoffe sehr, dass Friedrichsdorf für PERRY RHODAN erneut am Anfang einer großen Epoche stehen wird ...
3 Kommentare:
Faszinierend wie antizyklisch ihr arbeitet. Waren früher die "Zeiten" noch beschaulich und geruhsam waren die Rhodan'schen Zyklen kurz und schnell. Heute hat keiner mehr Zeit und die Realität wirkt getrieben und hektisch, dafür werden die Spannungsbögen bei Perry immer länger.. 300-400 Bände, das sind 6-8 Jahre Realzeit. Wie wollt ihr damit junge Leser gewinnen? Oder plant ihr von Anfang an, dass da einer mit Band 3000 einsteigt, bei 3010 wieder aus, aber wenn er bei 3250 mal wieder reinschnuppert das Thema noch immer das gleiche ist, er sich direkt wieder heimisch fühlt? Gewieft!
Hallo J.,
ich bin 1991 als 13jähriger in die Erstauflage eingestigen, trotzdem finde ich, stellen die Bände 700-1000, welche in den 70er Jahren erschienen sind, einen großartigen Handlungsbogen dar. Jemand, der mit Band 710 nach 10 Bänden ausgestiegen ist, hätte beim Reinschnuppern in Band 950 ein anderes Handlungsthema vorgefunden, obwohl dieser Band Teil einer Erzählung ist, die mit Band 700 mehr oder weniger ihren Anfang nahm. Es ist also durchaus möglich, eine Geschichte über 300 Bände zu erzählen, ohne dabei Wasser zu treten.
Ich sehe da schon Unterschiede zwischen der gewachsenen Struktur von 700-999 und der Reissbrettarbeit 1800-2199.
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