Ein Logbuch der Redaktion
Eine Epoche, der PERRY RHODAN-Geschichte, die mich nachhaltig
beeindruckt hat, ist die des »Aphilie«-Zyklus. Die Romane, die zwischen
den Bandnummern 700 und 749 veröffentlicht worden sind, zählen für mich zu den besten der gesamten PERRY RHODAN-Serie.
Dieser Tage hörte ich die Silber Edition 81
mit dem Titel »Aphilie«. Ich gestehe, dass ich ein wenig nervös war,
als ich die CD in meinem Autoradio einlegte: Würden mir diese Gechichten
noch gefallen, die ich erstmals als Jugendlicher gelesen hatte? Um es
vorwegzunehmen: Ich fand sie nach wie vor spannend.
Das liegt
sicher auch an der Art und Weise, wie das Hörbuch vorgelesen wird.
Andreas Laurenz Maier hat eine ausdrucksstarke Stimme, mit der er es
vermag, die unterschiedlichsten Personen zu charakterisieren. Immerhin
tauchen sehr viele Figuren in diesem Buch – und damit im Hörbuch – auf
und müssen präsentiert werden.
Sergio Percellar und Sylvia
Demmister sind als Immune zugleich »das Buch der Liebe«; sie werden
anders gesprochen als Perry Rhodan oder Reginald Bull. Aphiliker klingen
nicht so wie Roboter, eine Positronik wird noch einmal in einer anderen
Weise artikuliert. So entstehen unterschiedliche Figuren in den Ohren
des Hörers, selbst wenn nur ein Sprecher dafür verantwortlich ist.
Die
Geschichte an sich dürfte bekannt sein: Weil sich die Erde und der Mond
nicht mehr im heimatlichen Sonnensystem befinden, sondern im Mahlstrom
der Sterne, gibt es andere Umwelteinflüsse. Die Strahlung der Sonne
Medallion verändert die Menschen, genauer gesagt, ihre Bewusstseine. Im
wahrsten Sinne des Wortes stirbt die Liebe, die Menschen verlieren ihre
positiven Gefühle und werden »kaltherzig«.
Immer mehr Menschen
werden aphilisch, und irgendwann übernehmen die Gefühlskalten die Macht
über die Erde. Ausgerechnet Reginald Bull setzt sich an die Spitze einer
Revolution, während Perry Rhodan und seine Getreuen in einem
aufsehenerregenden Prozess zur Verbannung verurteilt werden. Mit einigen
tausend »Immunen« verlässt Rhodan die Erde und begibt sich an Bord der
SOL – dann beginnt der lange Rückflug in die heimatliche Milchstraße.
Wie
sich die Erde unter dem Einfluss der Aphilie verändert, wie sich die
Menschen anpassen, wie eine Kultur immer bitterer und kälter wird: Das
alles schilderten die Autoren der PERRY RHODAN-Serie in den 70er-Jahren
mit viel Energie und Ideenreichtum. Es war die erste bewusste »Dystopie«
innerhalb der Serie – erstmals wurde gezeigt, wie sich Menschen von der
Erde ins Negative veränderten.
Wer mag, kann in den Ideen jener
Tage auch seine Schwächen finden. Heutzutage würde man vieles anders
schildern. Die Idee der Stummhäuser, in die unter der aphilischen
Regierung kurzerhand die alten Menschen gesteckt weren, ist aber immer
noch gruselig und faszinierend zugleich. Die stoisch vor sich hin
lebenden Aphiliker dürften heutigen Lesern ebenfalls als abschreckender
Spiegel zum aktuellen Leben vieler Menschen erscheinen.
Ich weiß
nicht, wie die Geschichten auf mich wirken würden, wenn ich sie noch
einmal lesen würde. Ich habe erkannt, dass ich sie nach wie vor stark
finde, wenn ich sie mir anhöre. Das liegt sicher am Sprecher, das liegt
aber ebenso daran, dass die »Aphilie«-Ideen auch in der heutigen Zeit
noch wuchtig wirken.
Es gibt gute Gründe, warum ich die »Aphilie« für
einen der besten Abschnitte der PERRY RHODAN-Geschichte halte. Das
Hörbuch hat mich in dieser Meinung erneut bestärkt.
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