Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Bei meinem Besuch in München ging es am 13. Januar 2004 vor allem um ein
wichtiges Thema: Mit Sascha Mamczak, dem verantwortlichen Lektor für
Science Fiction und Fantasy, sprach ich über die nächste
»Sechser-Staffel«, die wir bei Heyne veröffentlichen wollten. Das
Konzept der geplanten »Lemuria«-Staffel hatte der Kollege für gut
befunden, auch die weiteren Abläufe leuchteten ihm ein.
»Hubert Haensel
schreibt die Exposés für die sechs Taschenbücher«, erläuterte ich. »Er
kennt sich hervorragend mit der PERRY RHODAN-Historie aus und ist dank
seiner Arbeit an den Silberbänden in allen Vergangenheitsthemen bestens
involviert.«
Bei dieser Wahl legte Sascha Mamczak ebensowenig Widerstand ein wie bei der Tatsache, dass Frank Borsch
als Redakteur die Miniserie steuern sollte. Wir waren uns darüber
hinaus einig, dass Frank auch den ersten Band schreiben sollte. Sascha
kannte Frank bereits, der Autor hatte für Heyne übersetzt. Die beiden
standen bereits im Dialog, ob man nicht bei weiteren Themen
zusammenarbeiten würde – auch außerhalb von PERRY RHODAN.
»Lasst
den Band doch auf der Erde spielen«, schlug Sascha Mamczak vor, der
sich ansonsten wenig mit den Inhalten unserer Taschenbücher
auseinandersetzte. Damit hätten wir einen stärkeren Anreiz für unsere
Stammleser, die Miniserie zu kaufen. Auch für den Vertrieb sei das ein
gutes Argument. Ich stimmte zu, das sollte sich machen lassen: Immerhin
sollten die lemurischen Generationenraumschiffe letztlich auf Terra
starten.
Der Heyne-Kollege legte stets Wert darauf, dass es einen
Bezug zu den Science-Fiction-Lesern seines Programms gäbe. Auch für die
Vertriebskollegen bei Heyne sei es sinnvoll, einen bekannten Namen zu
haben. »Hans Kneifel kennen die alle wegen seiner historischen Romane«, so Mamczak, »und Leo Lukas hat mit ›Wiener Blei‹ sogar einen Preis gewonnen.«
»Unbedingt« aber wollte er Andreas Brandhorst
als Autor dabei haben. Er mochte die Arbeiten dieses Schriftstellers,
»den brauchen wir für den dritten Band«. Wir müssten ihm allerdings ein
Thema geben, das nicht zu viele Vorkenntnisse der PERRY RHODAN-Serie
verlangte. Zu diesem Zeitpunkt überlegte ich bereits, Andreas Brandhorst
mit einer Vergangenheitshandlung zu betrauen: Immerhin musste ein Teil
der Handlung in der Zeit spielen, in der auf dem Planeten Zeut die
riesigen Raumschiffe der Lemurer gebaut werden.
»Der fünfte Roman könnte von Thomas Ziegler
stammen, mit dem ich schon im Kontakt stehe«, überlegte ich. Da waren
wir beide einer Meinung. Sascha kannte zwar nicht die PERRY
RHODAN-Romane Zieglers, schätzte aber seine allgemeine Science Fiction
sowie die guten Übersetzungen. Wir waren uns einig: Ein Taschenbuch von
Thomas Ziegler ergäbe einen echtem »Aha«-Effekt.
Uwe Anton,
den wir beide mochten, wollten wir diesmal eher zurückstellen. »Ich
brauche auch gute Autoren für die PERRY RHODAN-Heftromanserie«,
argumentierte ich. Zudem müsste er sich unbedingt um die ATLAN-Serie
kümmern. Mit den Herren Borsch, Brandhorst, Ziegler, Kneifel, Lukas und –
natürlich! – Haensel hatten wir auf jeden Fall eine Zusammenstellung,
die den Lesern packende Unterhaltung liefern würde und die man dem
Vertrieb gegenüber erklären konnte.
»Ich hätte gern wieder
Bonus-Themen«, brachte Sascha Mamczak ein ebenso wichtiges Thema auf.
Bei den »Andromeda«-Taschenbüchern hatten wir Risszeichnungen und
Datenblätter. Bei »Lemuria« könnte das, so schlug ich vor, mit Aliens
entsprechend fortgesetzt werden. »Wir bringen zu jedem Buch das Porträt
eines coolen Außerirdischen«, überlegte ich. »Das Bild kommt von Swen Papenbrock,
der sich sehr gut mit der Serie auskennt, den Text könnte Hubert
Haensel liefern.« Sascha fand das interessant, aber diese Porträts
sollten »im Buch auch handlungsrelevant sein«.
Bei den »Odyssee«-Taschenbüchern hatte jeweils ein umfangreicher Artikel von Rüdiger Vaas
die Romane ergänzt; für »Lemuria« wollten wir ebenfalls ein »großes
Bonus-Thema« haben. Unsere gemeinsame Überlegung: »Wir bringen eine
Artikelreihe, zusammengestellt von Hartmut Kasper.
In dieser Reihe werden wichtige SF-Themen des jeweiligen Buches
aufgegriffen und in einen PERRY RHODAN- sowie allgemeinen
Science-Fiction-Kontext gestellt.« Das könnte nicht nur die PERRY
RHODAN-Leser faszinieren, sondern auch die Leser der allgemeinen Science
Fiction ansprechen.
Im ersten Beispiel könnte es beispielsweise
um »Generationenraumschiffe in der SF« gehen, angefangen bei den
Klassikern von Alfred Elton van Vogt und anderen bis hin zum »Raumschiff
der Ahnen« oder der SOL innerhalb der PERRY RHODAN-Serie. Ich stellte
mir die Artikel schon richtig vor, und auch Sascha Mamczak war davon
angetan.
Im Rahmen unserer Besprechung ging es darüber hinaus um
Marketing-Aktionen, gemeinsame Veranstaltungen, Werbetexte und Anzeigen.
Könnte Heyne eine vierfarbige Beilage in den PERRY RHODAN-Romanen
schalten, wären wir in der Lage, die Bücher entsprechend in unseren
Medien zu präsentieren? Als ich an diesem Abend von München aus nach
Hause fuhr, war mein Kopf voller neuer Ideen und Planungen. Ich war mir
sicher, dass wir mit den sechs Taschenbüchern des geplanten
»Lemuria«-Zyklus auf einem richtig guten Weg waren ...
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