Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
In der Rubrik »Der Redakteur erinnert sich« schreibe ich mehr oder
weniger regelmäßig über Dinge, die sich in einer früheren Zeit meiner
Redakteurslaufbahn zugetragen haben. Diesmal geht es aber um ein
Ereignis, das davor lag und das ich nur anhand von alten Protokollen
betrachten kann.
Am 24. und 25. Oktober 1991 trafen sich Dr.
Florian F. Marzin, der damalige PERRY RHODAN-Chefredakteur, und Ernst
Vlcek, der Exposéautor der Serie, zu einer Besprechung in Wien sowie in
Brunn, dem Wohnort des Autoren. Dabei legten die beiden wichtige
Grundzüge für den PERRY RHODAN-Zyklus fest, der letztlich die Bände 1600
bis 1799 umfassen sollte, für den es zu diesem Termin aber noch keinen
verbindlichen Namen gab.
Entscheidend war dabei eine dringend
nötige Klarstellung für den Ausgang des laufenden Linguiden-Zyklus. In
Band 1599 sollte dieser seinen Höhepunkt erreichen, die Geschichte mit
den Zellaktivatoren zu Ende gehen. Ernst Vlcek und Florian F. Marzin
schrieben in ihr Protokoll, welche Kandidaten für Zellaktivatoren mit
zum Kunstplaneten Wanderer reisen sollten; ebenso fixierten sie, wer von
den Anreisenden ein solches lebensverlängerndes Gerät erhielt.
Zwei
Aktivatoren wurden nicht vergeben, für diese sollten die Träger noch
gesucht werden. »Dies sind unser neues Mutanten Zwillingspärchen
(Weibl.)«, verzeichnet das Protokoll, das am 30. Oktober 1991 verschickt
wurde. Zudem verzeichnet es: »Außerdem erhält den 14. ZA Ennox.« Damit
war Philipp gemeint, das merkwürdige Wesen, das man später zum Volk der
Ennox zählte.
Hauptsächlich ging es in der Besprechung um die
Große Leere. Dorthin sollte eine Expedition der Galaktiker gehen, das
sollte das Hauptthema des neuen Zyklus sein: »Die Entfernung der Großen
Leere zur Milchstraße beträgt 200 Millionen Lichtjahre«, wird
festgelegt; dies entspreche einer Flugzeit von drei Jahren. »Diese
Flugzeit wird zwischen den Bänden 1649 und 1650 mit der BASIS überbrückt
werden.« Und, ergänzend: »Zwischen 1599 und 1600 wird ein Zeitsprung
von ca. 25 Jahren stattfinden.«
Sowohl der Redakteur als auch der
Autor hatten eine Sonderrolle für Clark Darlton vorgesehen. Der PERRY
RHODAN-Gründungsautor war noch aktiv, hatte aber wenig Lust, sich in
Exposés und Datenblätter einzulösen. Deshalb plante man folgendes:
»Zu
Beginn des neuen Zyklus wird eine Gucky-Nebenhandlung entwickelt, die
WE die Möglichkeit gibt, unbeeinflußt von der Haupthandlung einige
Romane zu schreiben. Nichtsdestotrotz führt diese wieder relevant in die
Haupthandlung zurück. Gucky und Alaska begeben sich auf die Suche nach
dem Zwillingspärchen (mit einigen frei zu wählenden Charakteren).«
Für
den Einstieg hatte sich vor allem Florian F. Marzin die »Tote Zone«
ausgedacht. Diese sollte eine Blase mit rund 10.000 Lichtjahren
Durchmesser sein und die Sonne als Zentrum haben. »Mit der
Materialisation kommt jede überlichtschnelle Raumfahrt zum Erliegen,
sowie sämtliche Geräte die auf Hyperbasis funktionieren.« Auch Guckys
Fähigkeiten sollten betroffen sein.
Die Terraner seien damit
»überhalb der Lichtschranke« blind. Auch von außen sei kein Eindringen
in die Zone möglich. Bei der »TZ«, wie die Tote Zone in dem Protokoll
abgekürzt wurde, handle es sich um einen »Nebeneffekt der Abschottung«,
den die »Tecs« gegen die »Racs« errichtet hatten. Gemeint waren damit
die Arcoana und die Ennox; zu dieser frühen Phase hatten die Autoren
noch keinen verbindlichen Namen für die Völker fixiert.
Die
»Grobe Abfolge der Romane« sah für Band 1600 den Aufbruch Guckys vor,
ebenso den Aufbau der Toten Zone. »Die Raumfahrt kommt zum Erliegen.«
Band 1601 wurde schon sehr früh für Kurt Mahr reserviert, der innerhalb
des Teams als »Klaus« angesprochen wurde. »In diesem Roman wird es
Klaus' Aufgabe sein, die Auswirkungen ... in allen Einzelheiten zu
zeigen«, heißt es in dem Protokoll.
Band 1602 beschäftigte sich
mit Guckys Expedition; der Seitenstrang war auf rund drei Bände
konzipiert. In den Bänden 1603 und 1604 lag der Fokus auf Atlan, der von
Arkon aus versuchen würde, die Erde zu erreichen. Weitere
Handlungsträger in den zwei Romanen würden Roi Danton und Ronald Tekener
sein.
In der Inhaltsübersicht wurde bei Band 1605 erstmals der
»Witz« erwähnt, der die frühe Phase des »Ennox«-Zyklus prägen sollte.
»Ennox taucht wieder auf der Erde auf, läßt sich von Bully den Witz
zuende erzählen und verschwindet wieder, ohne sich um die Probleme der
Terraner zu kümmern.«
In dieser Art listete das Protokoll die
Bände bis zur Nummer 1617 auf, die Planung war also streckenweise sehr
detailliert, beschränkte sich auf der anderen Seite aber oftmals nur auf
skizzenhafte Formulierungen. Sehr kurz wurde beispielsweise angedeutet,
dass sich die Arcoana – hier noch als »Tecs« bezeichnet – gegen die
Zudringlichkeiten der Ennox, die damals noch als »Racs« geführt wurden,
wehren wollten und deshalb auch die Tote Zone entstanden war. Damit
wurde der Zusammenhang zwischen den Terranern und den Ennox hergestellt,
und dieser Kontakt führte letztlich dazu, dass die Terraner auf die
Spur des »größten kosmischen Geheimnisses« kamen.
Dadurch werde
der Kontakt zur Großen Leere geschlossen. Nach dieser frühen Planung des
Zyklus würde in Band 1700 dann das erste der »Spindelwesen« erschaffen
werden und der Großzyklus bis Band 1799 abgeschlossen sein. Von der
»anderen Seite des Universums« oder den Hamamesch wusste zu dieser
frühen Phase des Zyklus noch niemand etwas ...
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