Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Frank Borsch
entwickelte nicht nur als Autor am laufenden Band viele Ideen, sondern
auch während seiner Zeit als PERRY RHODAN-Redakteur. Als er in der
PERRYRHODAN-Redaktion arbeitete, verbrachten wir regelmäßig die
Mittagspausen damit, uns über neue Überlegungen zu begeistern.
Eine
Idee, die er gelegentlich vorbrachte, war die, das Thema
Generationenraumschiffe in die Serie einzubringen. »Diese
Science-Fiction-Idee findet bei PERRY RHODAN bislang nicht statt«,
argumentierte er, »zumindest nie in der Hauptserie.«
Im Gespräch
entwickelten wir diese Überlegung weiter, und er schlug irgendwann vor,
zwei Mythen miteinander zu verbinden. So seien doch viele Leser daran
interessiert, weitere Geschichten über das untergegangene Imperium der
Lemurer zu lesen. Hierzu würde er gern neue Geschichten erzählen – und
diese könnte man mit dem Mythos der Generationenschiffe verbinden. »Das
müssten wir auch den Kollegen bei Heyne schmackhaft machen können«,
meinte Frank.
Im Verlauf des Sommers 2003 diskutierten wir das
Thema immer wieder neu. Frank begeisterte sich für die »Lemuria«-Idee.
Man müsste in diesem Fall, so argumentierte er, einen Heyne-Staffel
einmal »ganz anders« angehen. Seiner Überlegung nach hätten wir mit den
sechs Bänden des »Andromeda«- und des »Odyssee«-Zyklus eigentlich
zweimal dieselbe Geschichte erzählt: »Es ging immer um eine Invasion,
und Perry Rhodan muss sich den Unterdrückten zur Seite stellen.«
Wie
wäre es denn, so überlegte Frank Borsch, wenn wir eine ganz neue
Geschichte erzählen würden? Eine, die nicht von einem kriegerischen
Konflikt ausgehen würde, sondern von einer Rätselgeschichte? Er
telefonierte mit Hubert Haensel: Ob der Autor sich vorstellen könnte, an einem solchen Konzept aktiv mitzuarbeiten?
Hubert
Haensel wollte – in der Folge diskutierten der Redakteur und der Autor
mehrfach über das Thema, und gemeinsam entwickelten sie ein inhaltliches
Konzept. Zu diesem Zeitpunkt war ich mit anderen Themen beschäftigt und
blieb der »Lemuria«-Arbeit fern; Frank informierte mich
selbstverständlich regelmäßig über die Fortschritte.
Der Autor
und der Redakteur überlegten, wie man einen Haluter als Element in die
Handlung einbringen könnte und wie man es schaffen könnte, eine
Zeitreise mit allem zu verbinden. Die Konzepte, die sie erarbeiteten,
klangen spannend – und Ende des Jahres 2003 stand ein Konzept, mit dem
man arbeiten konnte. Jetzt musste es nur noch den Kollegen bei Heyne
gefallen, deren Vertriebsleute sollten die zu schreibenden Romane dann
ja schließlich verkaufen.
Frank formulierte ein knappes
Arbeitspapier, das gerade mal zwei Seiten umfasste. Es stellte klar,
welche Handlung wir erzählen wollten und wer die einzelnen Romane
schreiben könnte. Vor allem griff es auch einige Marketing-Aspekte auf.
Frank und ich stimmten uns ab, besprachen einige weitere Details und
waren uns dann einig, dass das Konzept im Buchhandel gut funktionieren
müsste.
Am 13. Januar 2004 fuhr ich nach München. In den Räumen
des Heyne-Verlages, unweit des Bahnhofs gelegen, besprach ich mit Sascha
Mamczak, dem zuständigen Lektor für Science Fiction und Fantasy, die
nächste Taschenbuchstaffel. Wir waren uns grundsätzlich einig, dass wir
eine dritte Staffel machen wollten; immerhin hatten sich die
Taschenbücher der »Andromeda«- und der »Odyssee«-Staffel sehr gut
verkauft.
Auch das inhaltliche Konzept, das Frank formuliert
hatte, fand Sascha Mamczak prinzipiell gut. Den Titel mochte er,
allerdings hätte er gern einen »allgemeineren Titel«. Er fände
beispielsweise »Exodus« sehr ansprechend; damit könnte man auch Leser
erreichen, die keine Ahnung von PERRY RHODAN hätten. Ich argumentierte
damit, dass die neue Heyne-Staffel »rhodanischer« klingen müsse, damit
wir die PR-Fans besser erreichen können. Dieses Argument klang wohl
überzeugend.
Für den ersten Roman wünschte sich der Heyne-Lektor
einen stärkeren »Begin With A Bang«, wie er es nannte. Ihm hatte der
erste Band von »Odysseee« nicht gefallen; dieser war ihm zu langsam
gewesen. Man habe doch da gleich mit der Landung in der Zukunft beginnen
müssen.
»Wir brauchen ein großes tragendes Geheimnis, das für
alle sechs Bände gilt und die Leser stärker bei der Stange hält«, war
eine seiner zentralen Forderungen. Ich war mir sicher, dass die Konzepte
von Frank und Hubert hierfür ideal waren. Immerhin konnte der Kollege
von Heyne mit den Titeln richtig gut leben.
Als Illustrator für
die Titelbilder wollte er erneut Oliver Scholl einsetzen. Damit dieser
mit der Arbeit beginnen konnte, benötige er bis Ende Januar 2004 ein
»ausgereiftes Konzept mit fertig stehenden Titeln«, um loslegen zu
können.
Als ich an diesem Tag von München zurück nach Karlsruhe
fuhr, hatte ich den Kopf voll mit neuen Überlegungen und Plänen. Ich war
mir sicher, dass wir einen schönen »Sechsteiler« hinbekommen würden,
und war sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf unserer Vorarbeiten
...
1 Kommentar:
M.E. ist Lemuria mit das Beste was es im Perryversum gibt. Es ist eine der ganz wenigen Geschichte wo eine Zeitreise einen Sinn ergibt. Es war wirklich ein perfektes Szenario mit der perfekten Autorencrew. Kein Einzelband fällt ab, alle Autoren agieren auf hohem Niveau. Rundum gelungen!!
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