Seien wir ehrlich: Früher galten Heftromane pauschal als »Schund«, wurden sie von wohlmeinenden Pädagogen verunglimpft oder im Schulunterricht beschlagnahmt. Das ist lange her; wenn heutige Lehrergenerationen einen Schüler erwischen würden, der in der Schule einen Heftroman liest, hätten sie wohl Tränen der Rührung in den Augen.
Dem Heftroman wird nachgesagt, er habe einen direkten Stil. Er sei einfach gebaut, er bediene die schlichten Gemüter ... und die anderen Vorwürfe kann sich jeder selbst denken. Dass dieser Vorwurf hanebüchen ist, kann jeder selbst erkennen, der beispielsweise einen PERRY RHODAN-Roman nimmt und die Struktur der Sätze betrachtet.
Ich sehe einen »Heftromanstil« ohnehin nicht als negativ an, ganz im Gegenteil: Die Spalten eines Heftromans tragen dazu bei, dass es kurze Absätze gibt. Das wiederum sorgt dafür, dass Beschreibungen kurz sein müssen und sich auf das Nötige beschränken – ausufernde Landschaftsdarstellungen wird man also eher im historischen Roman finden und in der Fantasy, nicht aber im Heftroman. Ebenso kurz müssen Dialoge sein, flott zu lesen und die Handlung vorantreibend.
Viele erfolgreiche Romanautoren arbeiten nach denselben Prinzipien: kurze Beschreibungen, knappe Dialoge. Ich meine damit nicht nur Krimi-Klassiker wie die von mir verehrten Raymond Chandler oder Georges Simenon – auch moderne Bestsellerautoren wie Dan Brown machen nichts anderes.
Kurze Absätze, schnelle Dialoge, knappe Beschreibungen – und dennoch immr alles unterbringen, Gefühle darstellen und Personen klar beschreiben: Das ist eine Kunst, die nicht jeder Autor beherrscht. »Gelabert« wird in heutiger Literatur schließlich genug.
Ich bin froh, dass wir bei PERRY RHODAN heutzutage eine stilistische Bandbreite haben, die ihresgleichen sucht. Ein Hubert Haensel oder ein Leo Lukas unterscheiden sich in ihren Romanen sehr – man kann sofort einen klaren Unterschied in Sprache und Stil ausmachen. Beide sind sie Meister der Verknappung, beide können sie aber auch ausführlicher werden; ein Taschenbuch bietet schließlich mehr Raum und Platz.
Auch ein Wim Vandemaan, ein Christian Montillon oder eine Michelle Stern unterscheiden sich sehr. »Deutschtechnisch«, um eines meiner Lieblingswörter zu zitieren, kann man ihre Romane nicht von allgemeinen Bestsellern unterscheiden, die im Taschenbuch oder Hardcover gedruckt werden. Und die verknappte Sprache, zu der ein Heftroman zwingt, macht mir immer wieder Spaß.
Ich liebe Heftromane. Vor allem, wenn sie richtig gut sind!
1 Kommentar:
Es gibt einfach nicht "den" Heftromanstil, heute noch viel weniger als früher.
Das einzige wirkliche gemeinsame Merkmal ist die erwähnte "Verknappung".
Und die kann gelungen sein - oder, wenn eben nicht gelungen, tatsächlich zu der oben zitierten, aber dann berechtigten Kritik führen.
Romanheft ist eben wie Buch kein Genre, sondern nur eine Veröffentlichungsform. Mit großer Bandbreite.
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