13 April 2017

Ein Vortrag in Berlin

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Für jemanden wie mich, der aus Süddeutschland anreisen muss, lohnt sich ein Besuch in Berlin nur dann, wenn verschiedene »Projekte« verbunden werden können. So erging es mir an einem Wochenende im März 1999: Ich besuchte Freunde, ich ging auf verschiedene Veranstaltungen, und ich verknüpfte PERRY RHODAN-Themen mit alledem.

Einquartieren konnte ich mich in der Wohnung einer guten Freundin, die von Heidelberg nach Berlin umgesiedelt war. Weil sie im Schichtbetrieb arbeitete, hatte ich die kleine Wohnung die meiste Zeit für mich allein. Zu anderen Zeiten schleppte sie mich in Kneipen, die sich beispielsweise »Sniper Alley« nannten und nicht so aussahen, als seien sie bei irgendeinem Amt in Berlin auch nur ansatzweise gemeldet.

Aber die Wohnung hatte darüber hinaus einen unglaublichen Vorteil: In direkter Nähe dieser Kreuzberger Wohnung gab es eine S-Bahnhaltestelle, von der aus ich rasch durch die Stadt fahren konnte. Eine dieser Fahrten brachte mich am Samstag, 13. März, in die Bergmannstraße 25 in Berlin-Kreuzberg; eine Gegend, die ich seit den frühen 80er-Jahren immer gern besucht hatte.

Dort steuerte ich das »UFO« an, die »Phantastische Buchhandlung«, ein Geschäft übrigens, das ich damals jedem Berlin-Besucher empfahl. Vor allem jenen, die gerne ein bisschen Beratung beim Bücherkauf schätzen und auch mal über den Tellerrand blicken wollten. Das Fachgeschäft für Science Fiction und Fantasy war stets gut sortiert; in den Regalen fanden sich nicht nur die gängigen Titel der bekannten Verlage, sondern auch interessierte »Randgebiete«. (Die Buchhandlung existiert immer noch, direkt neben der Markthalle am Marheinekeplatz; sie hat einen anderen Namen, ist aber immer noch zu empfehlen.)
Die Buchhändlerinnen und Buchhändler hatten haufenweise Stühle in das Geschäft gestellt; niemand wusste, wie viele Besucher kommen würden. Als ich gegen 18 Uhr mit meinem Vortrag über die PERRY RHODAN-Serie begann, waren rund dreißig Personen anwesend, die meisten davon Mäntl_files/comic/images/news/news/Otherland_Logo.pngner.

Nachdem ich mich kurz vorgestellt hatte, erzählte ich über den aktuellen Stand der Serie und über unsere Arbeit. Da sich die Besucher alle recht gut auskannten, musste ich nicht alle Grundlagen erklären, sondern konnte gleich in die Details einsteigen. Die Serie steuerte in diesen Tagen und Wochen auf den Band 2000 zu, und die Leser wollten wissen, was sich die Exposéautoren ausgedacht hatten. Ich erzählte von den aktuellen Planungen, ohne etwas vom eigentlichen Inhalt zu verraten, berichtete von der Situation im Autorenteam und von den Überlegungen, die Serie stärker im Internet zu präsentieren.

Danach kamen die Fragen – die Besucher erwiesen sich als gut informiert und gingen teilweise sehr in die Einzelheiten. So wurde die Entwicklung mancher Figuren diskutiert – etwa Mondra Diamond oder Michael Rhodan –, und es gab natürlich ebenso rege Diskussionen über Themen rings um die Handlung: Wie geht es mit den CD-ROMS weiter, was passiert mit dem Sammelkartenspiel, und wann kommen die Raumschiffmodelle nun wirklich?

Mein eigentlicher Vortrag ging über eine Stunde, die eigentliche Fragestunde dauerte noch einmal eineinhalb Stunden. Dann wollte ich Feierabend machen, erhob mich, erhielt meinen Applaus und ... die lockere Fragerunde ging im Stehen weiter. Es gibt bei solchen Veranstaltungen immer Leute, die sich offenbar nicht trauen, in der großen Runde zu fragen. Diese kommen gern hinterher nach vorne und stellen die eine oder andere Frage.

Ich versuchte alle Fragen zu beantworten und alle Anregungen aufzunehmen. Nach gut einer Stunde sorgen die Buchhändler dann dafür, dass sich ihr Geschäft langsam leerte. Gegen 22 Uhr hatte ich an diesem Abend somit meinen »Feierabend«. Ich war sehr zufrieden mit der Veranstaltung und nahm mir vor, sie bei Gelegenheit zu wiederholen.

Dann gingen wir miteinander eine Kleinigkeit essen: Hannes Riffel von der »Ufo«-Buchhandlung, der Redakteur und Buchautor Klaus Farin, der Autor und Übersetzer Bernhard Kempen und ich. Es wurde eines dieser Abendessen, bei denen die Themen in wilder Reihenfolge über den Tisch fliegen: Wir redeten über Gott und die Welt, den Zustand der Welt im allgemeinen und der Science Fiction im besonderen sowie zahlreiche weitere Themen. Wir überlegten uns gemeinsame Projekte – aus denen leider nichts wurde ... – und hatten eine sehr vergnügliche Zeit.

Als ich Kreuzberg verließ, war bereits nach Mitternacht. Ich steuerte allerdings nicht die Wohnung an, in der ich mich für einige Tage einquartiert hatte, sondern fuhr mit der Bahn zum Prenzlauer Berg. Dort war ich noch auf eine Party eingeladen, die sehr lange dauerte. Aber das ist eine ganz andere Geschichte ...

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