Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Für jemanden wie mich, der aus Süddeutschland anreisen muss, lohnt sich
ein Besuch in Berlin nur dann, wenn verschiedene »Projekte« verbunden
werden können. So erging es mir an einem Wochenende im März 1999: Ich
besuchte Freunde, ich ging auf verschiedene Veranstaltungen, und ich
verknüpfte PERRY RHODAN-Themen mit alledem.
Einquartieren konnte
ich mich in der Wohnung einer guten Freundin, die von Heidelberg nach
Berlin umgesiedelt war. Weil sie im Schichtbetrieb arbeitete, hatte ich
die kleine Wohnung die meiste Zeit für mich allein. Zu anderen Zeiten
schleppte sie mich in Kneipen, die sich beispielsweise »Sniper Alley«
nannten und nicht so aussahen, als seien sie bei irgendeinem Amt in
Berlin auch nur ansatzweise gemeldet.
Aber die Wohnung hatte
darüber hinaus einen unglaublichen Vorteil: In direkter Nähe dieser
Kreuzberger Wohnung gab es eine S-Bahnhaltestelle, von der aus ich rasch
durch die Stadt fahren konnte. Eine dieser Fahrten brachte mich am
Samstag, 13. März, in die Bergmannstraße 25 in Berlin-Kreuzberg; eine
Gegend, die ich seit den frühen 80er-Jahren immer gern besucht hatte.
Dort
steuerte ich das »UFO« an, die »Phantastische Buchhandlung«, ein
Geschäft übrigens, das ich damals jedem Berlin-Besucher empfahl. Vor
allem jenen, die gerne ein bisschen Beratung beim Bücherkauf schätzen
und auch mal über den Tellerrand blicken wollten. Das Fachgeschäft für
Science Fiction und Fantasy war stets gut sortiert; in den Regalen
fanden sich nicht nur die gängigen Titel der bekannten Verlage, sondern
auch interessierte »Randgebiete«. (Die Buchhandlung existiert immer
noch, direkt neben der Markthalle am Marheinekeplatz; sie hat einen
anderen Namen, ist aber immer noch zu empfehlen.)
Die
Buchhändlerinnen und Buchhändler hatten haufenweise Stühle in das
Geschäft gestellt; niemand wusste, wie viele Besucher kommen würden. Als
ich gegen 18 Uhr mit meinem Vortrag über die PERRY RHODAN-Serie begann,
waren rund dreißig Personen anwesend, die meisten davon Männer.
Nachdem
ich mich kurz vorgestellt hatte, erzählte ich über den aktuellen Stand
der Serie und über unsere Arbeit. Da sich die Besucher alle recht gut
auskannten, musste ich nicht alle Grundlagen erklären, sondern konnte
gleich in die Details einsteigen. Die Serie steuerte in diesen Tagen und
Wochen auf den Band 2000 zu, und die Leser wollten wissen, was sich die
Exposéautoren ausgedacht hatten. Ich erzählte von den aktuellen
Planungen, ohne etwas vom eigentlichen Inhalt zu verraten, berichtete
von der Situation im Autorenteam und von den Überlegungen, die Serie
stärker im Internet zu präsentieren.
Danach kamen die Fragen –
die Besucher erwiesen sich als gut informiert und gingen teilweise sehr
in die Einzelheiten. So wurde die Entwicklung mancher Figuren diskutiert
– etwa Mondra Diamond oder Michael Rhodan –, und es gab natürlich
ebenso rege Diskussionen über Themen rings um die Handlung: Wie geht es
mit den CD-ROMS weiter, was passiert mit dem Sammelkartenspiel, und wann
kommen die Raumschiffmodelle nun wirklich?
Mein eigentlicher
Vortrag ging über eine Stunde, die eigentliche Fragestunde dauerte noch
einmal eineinhalb Stunden. Dann wollte ich Feierabend machen, erhob
mich, erhielt meinen Applaus und ... die lockere Fragerunde ging im
Stehen weiter. Es gibt bei solchen Veranstaltungen immer Leute, die sich
offenbar nicht trauen, in der großen Runde zu fragen. Diese kommen gern
hinterher nach vorne und stellen die eine oder andere Frage.
Ich
versuchte alle Fragen zu beantworten und alle Anregungen aufzunehmen.
Nach gut einer Stunde sorgen die Buchhändler dann dafür, dass sich ihr
Geschäft langsam leerte. Gegen 22 Uhr hatte ich an diesem Abend somit
meinen »Feierabend«. Ich war sehr zufrieden mit der Veranstaltung und
nahm mir vor, sie bei Gelegenheit zu wiederholen.
Dann gingen wir
miteinander eine Kleinigkeit essen: Hannes Riffel von der
»Ufo«-Buchhandlung, der Redakteur und Buchautor Klaus Farin, der Autor
und Übersetzer Bernhard Kempen und ich. Es wurde eines dieser
Abendessen, bei denen die Themen in wilder Reihenfolge über den Tisch
fliegen: Wir redeten über Gott und die Welt, den Zustand der Welt im
allgemeinen und der Science Fiction im besonderen sowie zahlreiche
weitere Themen. Wir überlegten uns gemeinsame Projekte – aus denen
leider nichts wurde ... – und hatten eine sehr vergnügliche Zeit.
Als
ich Kreuzberg verließ, war bereits nach Mitternacht. Ich steuerte
allerdings nicht die Wohnung an, in der ich mich für einige Tage
einquartiert hatte, sondern fuhr mit der Bahn zum Prenzlauer Berg. Dort
war ich noch auf eine Party eingeladen, die sehr lange dauerte. Aber das
ist eine ganz andere Geschichte ...
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