Ein Logbuch der Redaktion (nachgereicht vom 3. August 2021)
Denke ich an Susan Schwartz, fallen mir zahlreiche Geschichten und Begebenheiten ein. Mit der Autorin arbeite ich seit vielen Jahren zusammen; wir kamen beide im Jahr 1992 zu PERRY RHODAN und haben seither viele Projekte gemeinsam gestemmt. Kennengelernt haben wir uns aber schon fast ein Jahrzehnt zuvor.
Wenn ich mich richtig erinnere, trafen wir uns zum ersten Mal im September 1983. Wir stellten uns nicht gegenseitig vor, wir saßen nur nebeneinander. In Bergisch Gladbach veranstaltete der Bastei-Lübbe Verlag die »Ersten Internationalen Tage der Science Fiction und Phantastik«, bei dem es viele interessante Programmpunkte gab.
Bei einem davon saß ich in einem kleinen Raum, in dem vielleicht drei Dutzend Leute auf unbequemen Stühlen Platz fanden. Der Mann auf der Bühne hieß Ronald M. Hahn, ein Übersetzer, Autor und Herausgeber, und er informierte über das Schreiben und Veröffentlichen von Science Fiction. Weil ich von einer Schriftsteller-Karriere träumte, war ich sehr gespannt.
Neben mir saß eine junge Frau mit blonden Locken, und wir unterhielten uns. Sie hatte einen witzigen bayerischen Akzent und erzählte davon, dass sie ebenfalls aktiv Science Fiction und Fantasy schreibe. Unter anderem habe sie es schon geschafft, einen Fantasy-Roman an den Heyne-Verlag zu verkaufen – dieser sollte bald erscheinen.
Die junge Frau war Uschi Zietsch-Jambor, heute eher als Susan Schwartz bekannt, und ich war echt neidisch auf sie. Wieso schaffte sie es, einen Roman bei Heyne unterzubringen, und ich nicht? Warum war sie so erfolgreich, und ich plagte mich mit Kurzgeschichten herum? (Später las ich ihren Roman, der den schönen Titel »Sternwolke und Eiszauber« trug, fand ihn sehr gut und gönnte ihr den Erfolg.)
Nach diesem Wochenende verloren wir uns zuerst aus den Augen, aber wir trafen uns in den folgenden Jahren immer wieder. Die Autorin veröffentlichte eine Kurzgeschichte in meinem Magazin »Sagittarius«, was mich sehr freute. In dieser Zeit besuchte ich sie und ihren Mann in München. Die beiden hatten damals bereits ihren Fabylon-Verlag gegründet – und wenn ich mich recht erinnere, war eine Wohnung nur für die Arbeit des Verlages genutzt, während die beiden in der anderen Wohnung lebten. Das fand ich sehr exotisch.
Wir trafen uns auf Cons und anderen Fan-Treffen. Uschi war eine Autorin, die es mochte, mit ihren Lesern zu plaudern, die gern auch auf eigene Kosten durch die Gegend fuhr. So kam sie mehrfach nach Freudenstadt, wo im örtlichen Jugendzentrum »Murgtäler Hof« die FreuCons veranstaltet wurden. Sie setzte sich gern aufs improvisierte Podium, parierte schlagfertig auch die schrägsten Fragen aus dem Publikum und war jederzeit in der Lage, die Con-Besucher zum Lachen zu bringen.
Im April 1992 veranstalteten wir den EuroCon in Freudenstadt, also den europäischen Science-Fiction-Con. 800 Besucher aus 20 Ländern kamen in die kleine Schwarzwaldstadt, aus Ländern wie Rumänien und der Ukraine, Kanada und China, Schweden und Russland. Am Samstagabend hatten wir einen Programmpunkt, den wir »Der Kongress tanzt« nannten. Auf der Bühne des Kongresszentrums stand eine Band aus Fans, die allerlei Unterhaltungsmusik spielte.
Die deutschen Besucher waren verwirrt, so etwas kannten sie nicht. Uschi, die zu dieser Zeit schon als Susan Schwatz bekannt geworden war, schnappte sich Arndt Ellmer – und die beiden Autoren eröffneten gemeinsam den Ball, über den sich englische oder rumänische Besucher noch Jahre danach begeistert äußerten. Vor allem die Besucher aus den europäischen Ländern tanzten ausgelassen, die deutschen Besucher blieben reserviert.
Und dann waren wir auf einmal Kollegen bei PERRY RHODAN. Wir trafen uns auf Autorenkonferenzen und Buchmessen, bei Cons und anderen Gelegenheiten. Uschi schrieb Romane und Exposés, wir telefonierten und mailten, wir stritten uns zwischendurch, rauften uns aber wieder zusammen. Wie das halt so ist, wenn man über viele Jahre hinweg zusammenarbeitet …
Die Autorin kam im Fernsehen, sie gab Interviews in Zeitungen und fürs Radio, wir saßen miteinander auf Bühnen und ließen uns von Lesern befragen. Uschi, pardon: Susan, war und ist immer da, wenn man sie braucht und brauchte.
Und nun ist sie sechzig Jahre alt. Unglaublich, aber wahr! Ich kann es mir selbst kaum vorstellen. Ich denke, wir werden auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gut zusammenarbeiten, und darauf freue ich mich.
Aber heute wird gefeiert! Alles Gute, liebe Susan!
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