30 September 2020

Ein Treffen in der »Alten Bank«

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Der PERRY RHODAN-WeltCon 2011 rückte näher; die Arbeiten an dieser Großveranstaltung füllten einen immer größeren Teil in meinem Leben aus. Parallel dazu beschäftigten wir uns in der Redaktion unter anderem damit, die neue Serie vorzubereiten, die als PERRY RHODAN NEO in den Handel kommen sollte, und damit, den großen Sprung bei unserer E-Book-Vermarktung zu erreichen. Die Arbeitszeiten erreichten ein Maß, das nicht mehr zumutbar war.

»Wir müssen raus«, schlug ich vor. Am Dienstag, 5. Juli 2011, trafen wir uns deshalb relativ spontan in Karlsruhe. Heidrun Imo wohnte zu jener Zeit in Karlsruhe, ich sowieso, und Marc A. Herren hatte für ein halbes Jahr ein Zimmer in der Oststadt gemietet. Die zwei Kollegen sowie Stephan Zerfowski von unserer Werbeagentur trafen sich mit mir in der »Alten Bank«. Dabei handelte es sich um ein Lokal, mitten in der Stadt gelegen. Weil wunderschönes Wetter herrschte, setzten wir uns ins Freie, aßen etwas, tranken viel Apfelschorle und arbeiteten uns durch eine lange Liste von Fragen.

Ein wichtiger Punkt war das Con-Buch. Ich war bereits damit beschäftigt, die Texte zusammenzutragen und neue Texte zu schreiben, Fotos zu organisieren und das inhaltliche Konzept zu verfeinern. Ich zeigte den Kollegen am Tisch die bisherigen Arbeiten.

Wir seien damit aber schon ein wenig spät dran, meinte Stephan Zerfowski sehr höflich. In zwei Monaten müsste das Buch komplett fertig sein, wir sollten uns beeilen. Die Grafikerinnen in der Agentur, die das Buch gestalten sollten, würden teilweise in den Sommerurlaub gehen.

Zu diesem Zeitpunkt stand beispielsweise noch nicht einmal fest, wer das Buch Korrektur lesen sollte. Hierfür fanden wir eine Lösung, die aber noch im Einzelfall geprüft werden musste. Was komplett fehlte, waren die Anzeigen, die wir kalkuliert hatten: Das Buch sollte kostenneutral sein. Zumindest sollten die Honorare für die freien Mitarbeiter durch Anzeigen von Partnern und Fremdfirmen ausgeglichen werden.

Ich versprach, eine Liste möglicher Anzeigenkunden zu erstellen. Marc wollte eine Argumentations-Checkliste entwerfen, mit der er dann an potenzielle Kunden herantreten wolle. Wir legten Anzeigenpreise fest, ebenso mögliche Rabattierungen. Gleichzeitig war uns klar, dass wir eigentlich keine Chance mehr hatten, Fremdanzeigen für das Buch zu bekommen.

»Wir müssen es zumindest versuchen«, meinte ich.

Mehr Klarheit hatten wir bei anderen Themen. Welches »Gimmick« sollten wir den Besuchern des WeltCons anbieten? Hierzu hatten wir schon Einigung erzielt: Wir wollten vom ersten Band von PERRY RHODAN NEO eine Sonderpublikation anfertigen, als Extra für jeden WeltCon-Besucher. Die Zeichnerin Marie Sann sollte dafür einige exklusive Illustrationen anfertigen.

Marc notierte auf der »To-Do«-Liste drei wichtige Punkte, die noch zu klären waren: »Zusage Marie Sann, Nachdruckhonorar Frank Borsch, Herstellungsofferte«. Mit der »Herstellungsofferte« meinte Marc, dass wir für eine solche Sonderpublikation natürlich eine Kalkulation erstellen mussten.

Heidrun hatte auf ihrer umfangreichen Liste mit Notizen unter anderem den geplanten Con-Flyer stehen. Der sollte im Juli in den Druck gehen. »Das Layout steht«, meinte sie trocken, »es fehlen die Texte.« Damit trat sie mir auf die Füße; ich schob das Schreiben der Texte seit Tagen vor mir her, weil es ständig Dinge gab, die irgendwie wichtiger waren. Aktuelle Romane oder Konzepte zu PERRY RHODAN NEO …

Ich versprach, sie auf meiner To-Do-Liste nach oben zu ziehen. In das Layout sollten unbedingt die Logos aller Partner eingebaut werden, wir sollten Platz für eventuelle Sponsoren lassen. Es standen zu dieser Zeit schon genügend Eckpunkte des Programms, so dass es keine große Arbeit mehr sein sollte, diese Texte zu erstellen.

Ein Projekt, das vor allem Marc A. Herren liebte und das letztlich an den Finanzen scheiterte, waren die sogenannten Aufstellfiguren in Menschengröße. Marc stellte sich das folgendermaßen vor: »Wichtige Figuren aus der PERRY RHODAN-Serie bilden ein Spalier, das sich vom Eingang bis in die Haupthalle des Rosengartens zieht. Diese Figuren begrüßen also unsere Besucher – und sie bilden ein schönes Motiv für Fan-Fotografen und auch für die Medien.«

Marc und ich würden die Figuren festlegen, Dirk Schulz sollte dann neue Grafiken erstellen – als eine Grundlage »für fehlende Ganzkörperdarstellungen«. Perry Rhodan musste dabei sein, natürlich auch Atlan und Gucky. Eine Figur wie Iwan Iwanowitsch Goratschin fand ich spannend; man könnte diese Figur dann später für die Arbeit an PERRY RHODAN NEO weiter benutzen. Wir legten die nächsten Arbeitsschritte für diese Figuren fest – später erst wurde klar, dass wir davon so gut wie nichts umsetzen konnten.

Ein wichtiges Thema für uns war die Einbindung der Fan-Vereinigungen. Wir hatten uns vorgenommen, jedem Club einen Tisch und zwei Stühle zur Verfügung zu stellen, für diese Möbel aber keine Miete zu verlangen. (Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht auf dem Schirm, wieviel wir für die Miete dieser Möbel bezahlen würden …) Marc wollte sich um die Tische und Stühle kümmern, die Agentur die Gestaltung übernehmen. Wir planten eine einheitliche Optik für die Tischtücher; im Protokoll wird das Design als »Sternle, Raumschiff, tralala« bezeichnet. Und wir nahmen uns vor, dass jeder Club und jeder Stammtisch auch eine »Schärpe mit dem Logo« erhalten würde.

Auch die Lizenz- und Werbepartner wollten wir so früh wie möglich optisch einbinden. Sie sollten die Gelegenheit erhalten, eigene Banner innerhalb des Kongresszentrums aufzuhängen. Wir stellten uns vor, dass der »Rosengarten« verschiedene Science-Fiction-Elemente bieten sollte, nicht nur PERRY RHODAN, aber vorrangig Bilder und Darstellungen aus unserer Science-Fiction-Welt.

Viele weitere Details standen auf unseren Zetteln und wurden an diesem Nachmittag besprochen. Wie sollten die Namensschilder aussehen, wer kümmerte sich darum? Wie würden wir die Eingangskontrolle und die Tageskasse organisieren? Wie viele T-Shirts sollte es für die Helfer geben, wie sollten sie aussehen? Wer produzierte die Con-Tasche, und bekamen wir es hin, dafür einen Werbepartner zu finden, um die Kosten zu teilen? Sollten wir eine Aktion mit CityCards machen und dafür sorgen, dass die WeltCon-Werbung überall im Großraum Mannheim auslag?

Wir schafften es an diesem Nachmittag nicht, alles zu besprechen, was wir uns vorgenommen hatten. Jeder hatte am Ende einen Zettel mit zahlreichen Notizen, mit denen er weiterzuarbeiten hatte. Es war noch genug zu tun …

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