27 Februar 2013

Dienstleistungen per Anruf

Ein Anruf am Nachmittag; ich gehe spontan ran, weil es eine Nummer mit Vorwahl Darmstadt ist: Es wäre also möglich, dass es sich um Hermann Ritter oder Robert Vogel handelt, die ich beide kenne und schätze. In der Leitung ist eine Frau, deren Stimme so klingt, als ob sie jung sei. Freundlich ist sie auf jeden Fall.

Sie sei von einer Firma, deren Name ich nicht verstehe. Der Name ist englischsprachig, und er endet auf »Services«. Dem Wortschwall, der über mich herunterbricht, entnehme ich, dass die nette Frau mit Übersetzungs- und Korrekturdienstleistungen anbietet.

Und bevor ich mehr als »ähm« sagen kann, um ihr dann zu versichern, dass wir das in der Form nicht benötigen, schlägt sie mir bereits eine konkrete Dienstleistung für ein 300-Seiten-Buch vor. Endlich schaffe ich es, in ihren Redefluss zu fallen. »Wir machen gar keine Bücher mit 300 Seiten, wir machen vor allem Heftromane, und wir haben ein Korrektorat im Verlag.«

Das überrascht sie völlig. Sie bohrt aber nicht nach, was ich an ihrer Stelle getan hätte, sondern wechselt sofort das Thema. Sie könnte uns ja auch beim Übersetzen helfen, aus dem Englischen oder sonstwoher.

Wahrscheinlich bin ich ein wenig unhöflich und falle ihr erneut ins Wort. »Wir lassen übersetzen«, sage ich mit einer Spur von Arroganz. Bevor ich die Worte »Japan« oder »Frankreich« auch nur aussprechen kann, überschlägt sie sich wieder vor Höflichkeit und beendet das Gespräch mit zahlreichen Danksagungen.

Einigermaßen fassungslos sitze ich da und starre auf mein Telefon. Ist es eigentlich zuviel verlangt, von solchen Firmen zu erwarten, dass sie vor einem Anruf wenigstens mal fünf Minuten lang prüfen, welche Firma und welche Redaktion sie anrufen?

1 Kommentar:

Stefan hat gesagt…

Jou, ist zuviel verlang. Recherche kostet Zeit und Geld. Kaltaquise lebt von schnell und schmutzig.