Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Wahrscheinlich mochte ich als Kind schon phantastische Literatur – das weiß ich leider nicht mehr so genau. Im Alter von 13 Jahren entdeckte ich auf jeden Fall die PERRY RHODAN-Serie für mich, tauchte tief ein in dieses Universum aus Geschichten und Romanen, aus Welten und Raumschiffen, Völkern und kosmischen Rätseln. Ich wurde ein glühender Science-Fiction-Fan, der in der Schule sogar Referate über sein neues Hobby hielt.
Wie viele andere Science-Fiction-Fans auch, war ich sehr von meinem Hobby überzeugt. Ich beschäftigte mich in meinen Augen mit naturwissenschaftlich fundierter Literatur und der Zukunft, ich leitete daraus politische Fragen und gesellschaftliche Diskussionen ab.
Dass es Fantasy gab, bekam ich zwar mit, aber das interessierte mich nicht. Ich wollte ernsthafte Romane lesen und nichts von irgendwelchen Zauberern, Kriegern und Ungeheuern wissen.
Doch irgendwann einmal – steter Tropfen höhlt den Stein! – machten sich die andauernden Hinweise bemerkbar: Ich kaufte mir einen Band der neu gestarteten Taschenbuchreihe TERRA FANTASY, es war ein Roman von Abraham Merritt. Ich las ihn und war völlig begeistert. Wenn ich in der Folge dazu in der Lage war – so ein Taschenbuch kostete immerhin 3,80 Mark –, besorgte ich mir immer mal wieder ein Exemplar aus dieser Reihe.
Der Herausgeber, ein gewisser Hugh Walker, eröffnete mir eine ganz neue Welt, eine Welt der Fantasie, die zum Träumen einlud, die zwar nicht naturwissenschaftlich fundiert sein konnte, aber trotzdem in sich logisch und nachvollziehbar war. Vor allem gab es da verdammt viele Welten ...
Ich hatte mitbekommen, dass es bereits eine Heftromanserie mit Fantasy-Charakter gegeben hatte. DRAGON war vor Beginn meiner Sammler-Leidenschaft veröffentlicht worden, für diese Serie war ich zu jung. Also blieb ich meinen Weltraumhelden treu, las PERRY RHODAN und ATLAN, die UTOPIA-Bestseller und TERRA FANTASY. Das Geld, das ich verdiente, indem ich auf einer Baustelle und auf einem Bauernhof jobbte, steckte ich größtenteils in Druckwerke aller Art, gelegentlich in Schallplatten.
Im Frühjahr 1980 platzierte der Verlag eine Anzeige nach der anderen in den wöchentlichen PERRY RHODAN- und ATLAN-Romanen. Versprochen wurde eine neue Romanserie: »MYTHOR – für Freunde der Phantasie«. Unter dem Untertitel »Herr der Lichtwelt« sollte die wöchentliche Heftromanserie ab dem 22. April 1980 wöchentlich an den Start gehen; der Preis für das Heft betrug jeweils 1,80 Mark.
Aus den Informationen entnahm ich, dass die Serie vor allem von Autoren geschrieben werden sollte, die ich von ATLAN und auch PERRY RHODAN her kannte. In meinen Augen bürgte das für Qualität.
Also kaufte ich mir den ersten Roman; den Autor kannte ich bereits. Hugh Walker als Herausgeber von TERRA FANTASY und als Autor eigenständiger Fantasy-Geschichten – die ich nicht alle so richtig verstand – lieferte mit »Der Sohn des Kometen« einen Roman, wie ich ihn zuvor nicht gelesen hatte. Fasziniert las ich die Geschichte von der wandernden Stadt und ihrem grausigen Untergang, von dem jungen Krieger namens Mythor und seinen wenigen Freunden, die überleben, und ihren weiteren Abenteuern. Danach wusste ich, dass ich mehr davon wollte.
Übrigens war das Titelbild ebenfalls von einer Art, wie ich sie zuvor nicht gesehen hatte: halbnackte Frauen und ein leicht bekleideter Mann mit Schwert in der Hand – hier paarten sich Erotik und Action in einer Art, die in unserer Kleinstadt und im Dorf nicht gern gesehen wurden. Wenn ich also MYTHOR-Romane las, tat ich das so, dass weder Eltern noch Lehrer die Titelbilder von Nikolai Lutohin sahen.
Sie waren mittlerweile gewohnt, dass ich in Romanheften schmökerte, auf denen Raumschiffe und Aliens abgebildet wurden. Zu viel nackte Haut hätte sie allerdings sicher verstört ...
Mich interessierten die Titelbilder gar nicht so sehr, ich fand die Romane viel spannender und toller. Auf den Walker-Roman folgte einer von Horst Hoffmann: »Die Flotte der Caer« führte bereits das gegnerische Reich ein, der PERRY RHODAN- und ATLAN-Autor überzeugte mich mit einem packenden Abenteuer.
Ganz anders dann »Die Goldene Galeere«, das von einem gewissen Paul Wolf stammte. Dass sich dahinter in Wirklichkeit der PERRY RHODAN-Autor Ernst Vlcek verbarg, wusste ich zu dieser Zeit bereits; ich hatte auch davon gehört, dass er Gruselromane verfasste. Sein Fantasy-Roman war düster und grimmig, und er zog mich ebenfalls in seinen Bann.
Danach war ich »gefangen«; für mich stimmte in dieser Serie alles. Jede Woche erschien in diesem Frühjahr und Sommer 1980 ein Roman, und ich las MYTHOR lieber als die Science-Fiction-Serien, die ich zuvor so geliebt hatte. Aber was war der Kampf gegen Orbiter oder um Kosmische Burgen gegen Nottr den Barbar, die geheimnisvolle Stadt Logghard oder das finstere Reich der Caer?
Vor allem die ersten fünfzig Romane der Serie liebte ich, ich halte sie heute noch für die besten. Die Autoren eröffneten den Lesern eine andere Art von Literatur, sogar ein ganz anderes Universum. Ich lernte neue Autoren wie Hubert Haensel und Werner K. Giesa kennen, ich trat in Kontakt zu anderen MYTHOR-Fans.
Harte Kämpfe, düstere Magie, faszinierende Landschaften: Im Prinzip las sich MYTHOR wie die Geschichte endloser Reisen, zuerst über die Nordhalbkugel einer Welt, dann über die Inselwelt der Südhalbkugel, später durch die mysteriöse Schattenzone.
Nach einiger Zeit verlor ich langsam das Interesse, woran die anderen Verlage nicht unschuldig waren: Immer mehr Fantasy und Science Fiction wurde veröffentlicht, die Klassiker des Genres kamen in preiswerten Ausgaben in den Handel. Im Verlauf des Jahres 1980 las ich sowohl das Meisterwerk »Der Herr der Ringe« als auch die ersten Geschichten um Conan, den Barbaren. Sie erweiterten mein Bild der Fantasy-Literatur und weckten viele eigene Ideenwelten in mir.
MYTHOR blieb ich treu. Und ich war sehr stolz darauf, im Jahr 2000 die MYTHOR-Buchausgabe des ersten Zyklus zu betreuen – mit Hugh Walker als offiziellem Bearbeiter. Aber das ist eine ganz andere Geschichte ...
Wahrscheinlich mochte ich als Kind schon phantastische Literatur – das weiß ich leider nicht mehr so genau. Im Alter von 13 Jahren entdeckte ich auf jeden Fall die PERRY RHODAN-Serie für mich, tauchte tief ein in dieses Universum aus Geschichten und Romanen, aus Welten und Raumschiffen, Völkern und kosmischen Rätseln. Ich wurde ein glühender Science-Fiction-Fan, der in der Schule sogar Referate über sein neues Hobby hielt.
Wie viele andere Science-Fiction-Fans auch, war ich sehr von meinem Hobby überzeugt. Ich beschäftigte mich in meinen Augen mit naturwissenschaftlich fundierter Literatur und der Zukunft, ich leitete daraus politische Fragen und gesellschaftliche Diskussionen ab.
Dass es Fantasy gab, bekam ich zwar mit, aber das interessierte mich nicht. Ich wollte ernsthafte Romane lesen und nichts von irgendwelchen Zauberern, Kriegern und Ungeheuern wissen.
Doch irgendwann einmal – steter Tropfen höhlt den Stein! – machten sich die andauernden Hinweise bemerkbar: Ich kaufte mir einen Band der neu gestarteten Taschenbuchreihe TERRA FANTASY, es war ein Roman von Abraham Merritt. Ich las ihn und war völlig begeistert. Wenn ich in der Folge dazu in der Lage war – so ein Taschenbuch kostete immerhin 3,80 Mark –, besorgte ich mir immer mal wieder ein Exemplar aus dieser Reihe.
Der Herausgeber, ein gewisser Hugh Walker, eröffnete mir eine ganz neue Welt, eine Welt der Fantasie, die zum Träumen einlud, die zwar nicht naturwissenschaftlich fundiert sein konnte, aber trotzdem in sich logisch und nachvollziehbar war. Vor allem gab es da verdammt viele Welten ...
Ich hatte mitbekommen, dass es bereits eine Heftromanserie mit Fantasy-Charakter gegeben hatte. DRAGON war vor Beginn meiner Sammler-Leidenschaft veröffentlicht worden, für diese Serie war ich zu jung. Also blieb ich meinen Weltraumhelden treu, las PERRY RHODAN und ATLAN, die UTOPIA-Bestseller und TERRA FANTASY. Das Geld, das ich verdiente, indem ich auf einer Baustelle und auf einem Bauernhof jobbte, steckte ich größtenteils in Druckwerke aller Art, gelegentlich in Schallplatten.
Im Frühjahr 1980 platzierte der Verlag eine Anzeige nach der anderen in den wöchentlichen PERRY RHODAN- und ATLAN-Romanen. Versprochen wurde eine neue Romanserie: »MYTHOR – für Freunde der Phantasie«. Unter dem Untertitel »Herr der Lichtwelt« sollte die wöchentliche Heftromanserie ab dem 22. April 1980 wöchentlich an den Start gehen; der Preis für das Heft betrug jeweils 1,80 Mark.
Aus den Informationen entnahm ich, dass die Serie vor allem von Autoren geschrieben werden sollte, die ich von ATLAN und auch PERRY RHODAN her kannte. In meinen Augen bürgte das für Qualität.
Also kaufte ich mir den ersten Roman; den Autor kannte ich bereits. Hugh Walker als Herausgeber von TERRA FANTASY und als Autor eigenständiger Fantasy-Geschichten – die ich nicht alle so richtig verstand – lieferte mit »Der Sohn des Kometen« einen Roman, wie ich ihn zuvor nicht gelesen hatte. Fasziniert las ich die Geschichte von der wandernden Stadt und ihrem grausigen Untergang, von dem jungen Krieger namens Mythor und seinen wenigen Freunden, die überleben, und ihren weiteren Abenteuern. Danach wusste ich, dass ich mehr davon wollte.
Übrigens war das Titelbild ebenfalls von einer Art, wie ich sie zuvor nicht gesehen hatte: halbnackte Frauen und ein leicht bekleideter Mann mit Schwert in der Hand – hier paarten sich Erotik und Action in einer Art, die in unserer Kleinstadt und im Dorf nicht gern gesehen wurden. Wenn ich also MYTHOR-Romane las, tat ich das so, dass weder Eltern noch Lehrer die Titelbilder von Nikolai Lutohin sahen.
Sie waren mittlerweile gewohnt, dass ich in Romanheften schmökerte, auf denen Raumschiffe und Aliens abgebildet wurden. Zu viel nackte Haut hätte sie allerdings sicher verstört ...
Mich interessierten die Titelbilder gar nicht so sehr, ich fand die Romane viel spannender und toller. Auf den Walker-Roman folgte einer von Horst Hoffmann: »Die Flotte der Caer« führte bereits das gegnerische Reich ein, der PERRY RHODAN- und ATLAN-Autor überzeugte mich mit einem packenden Abenteuer.
Ganz anders dann »Die Goldene Galeere«, das von einem gewissen Paul Wolf stammte. Dass sich dahinter in Wirklichkeit der PERRY RHODAN-Autor Ernst Vlcek verbarg, wusste ich zu dieser Zeit bereits; ich hatte auch davon gehört, dass er Gruselromane verfasste. Sein Fantasy-Roman war düster und grimmig, und er zog mich ebenfalls in seinen Bann.
Danach war ich »gefangen«; für mich stimmte in dieser Serie alles. Jede Woche erschien in diesem Frühjahr und Sommer 1980 ein Roman, und ich las MYTHOR lieber als die Science-Fiction-Serien, die ich zuvor so geliebt hatte. Aber was war der Kampf gegen Orbiter oder um Kosmische Burgen gegen Nottr den Barbar, die geheimnisvolle Stadt Logghard oder das finstere Reich der Caer?
Vor allem die ersten fünfzig Romane der Serie liebte ich, ich halte sie heute noch für die besten. Die Autoren eröffneten den Lesern eine andere Art von Literatur, sogar ein ganz anderes Universum. Ich lernte neue Autoren wie Hubert Haensel und Werner K. Giesa kennen, ich trat in Kontakt zu anderen MYTHOR-Fans.
Harte Kämpfe, düstere Magie, faszinierende Landschaften: Im Prinzip las sich MYTHOR wie die Geschichte endloser Reisen, zuerst über die Nordhalbkugel einer Welt, dann über die Inselwelt der Südhalbkugel, später durch die mysteriöse Schattenzone.
Nach einiger Zeit verlor ich langsam das Interesse, woran die anderen Verlage nicht unschuldig waren: Immer mehr Fantasy und Science Fiction wurde veröffentlicht, die Klassiker des Genres kamen in preiswerten Ausgaben in den Handel. Im Verlauf des Jahres 1980 las ich sowohl das Meisterwerk »Der Herr der Ringe« als auch die ersten Geschichten um Conan, den Barbaren. Sie erweiterten mein Bild der Fantasy-Literatur und weckten viele eigene Ideenwelten in mir.
MYTHOR blieb ich treu. Und ich war sehr stolz darauf, im Jahr 2000 die MYTHOR-Buchausgabe des ersten Zyklus zu betreuen – mit Hugh Walker als offiziellem Bearbeiter. Aber das ist eine ganz andere Geschichte ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen