05 Dezember 2015

Menschheit am Abgrund

Ein Logbuch der Redaktion

Fragt man PERRY RHODAN-Fans danach, welchen Zyklus aus der »guten alten Zeit« sie am liebsten haben, kommt meist eine eindeutige Antwort: Die »Meister der Insel« werden sehr häufig genannt, und da ist es fast schon egal, ob es um die Romane in Heftform oder um die bearbeitete Version in den Silberbänden geht.

Silber Edition 45Bei mir wäre es ähnlich. Ich mag die Geschichten, die in den Romanen zwischen Band 200 und 299 erzählt werden. Allerdings bin ich einer der wenigen, die den Cappins-Zyklus für unterschätzt halten – die Romane ab Band 400 zählen zu einer absolut faszinierenden Epoche der PERRY RHODAN-Historie. Klar gibt es Längen, aber die Geschichten sind großartig.

Das merkte ich dieser Tage wieder einmal, als ich die Silber Edition 45 hörte: »Menschheit am Abgrund« ist der Einstieg in den Cappins-Zyklus, meisterhaft vorgelesen von Josef Tratnik. Der Schauspieler und Sprecher hat die Eigenschaft, die Handlung packend zu gestalten. Wenn er Gucky oder Perry Rhodan spricht, leben die Figuren buchstäblich vor den Ohren des Zuhörers, ohne dass er übertreiben würde.

Das tut der klassischen Geschichte absolut gut. Der packende Einstieg durch einen Roman von K.H. Scheer schildert das Szenario einer Galaxis im Aufruhr. Auf der Erde werden uralte Hinterlassenschaften gefunden, in den Tiefen der Milchstraße formt sich eine Allianz gegen Terra, und überall zwischen den Sternen wachsen die Spannungen.

Neue Charaktere wie Alaska Saedelaere, der Transmittergeschädigte, oder Tipa Riordan, die eigensinnige Piratin, prägen diesen Zyklus. Nicht zu vergessen den Pseudo-Neandertaler namens Lord Zwiebus oder den Gefühlsmechaniker Galbraith Deighton – der Cappins-Zyklus sortierte in gewisser Weise das PERRY RHODAN-Universum neu.

Durch die Stimme von Josef Tratnik wird das in eigenständiger Weise hervorragend vermittelt. Man ist in der Handlung drin, man fühlt mit den Figuren mit. Man geht mit Atlan auf Reisen, man trifft gewissermaßen den Kaiser von Olymp, man stolpert über die Piratendame und staunt über die seltsamen Accalauries. Obwohl ich diese Geschichten alle kenne, machte es mir einen großen Spaß, sie dank Josef Tratniks Stimme noch einmal zu erleben.

Festzustellen ist sowieso eines: Als Horst Hoffmann den Cappins-Zyklus in Form der Silberbände neu zusammenstellte, hatte er ein klare Vorgehensweise. Er strich eine Reihe von Romanen, die er entbehrlich fand, und ließ stattdessen lieber jene Romane, die ihm wichtig erschienen, praktisch ungekürzt. Das führt dazu, dass im Silberband klare Schwerpunkte gelegt werden – was ich gut finde –, während einige Themen komplett unter den Tisch fallen.

Bei diesem Silberband sowie seiner Umsetzung als Silber Edition funktioniert die Vorgehensweise. Die wesentlichen Aspekte des neuen Zyklus werden in den Vordergrund gespielt, und Episoden, die vielleicht nicht so wichtig sind, fallen bewusst unter den Tisch. Das steigerte zumindest für mich den Unterhaltungswert, und ich fand nie, dass etwas Wichtiges in diesem Silberband und seiner Hörbuchfassung fehlen würde.

Josef Tratnik hat es auf jeden Fall verstanden, dass ich erneut mein Interesse für den »Cappins«-Zyklus entdeckte. Ich werde auch die nächsten Hörbücher mit viel Vergnügen hören, und vielleicht schnappe ich mir die »ausgefallenen« Romane, um sie als Einzelbände nachzulesen ...

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