Ein Logbuch der Redaktion
Fragt man PERRY RHODAN-Fans danach, welchen Zyklus aus der »guten alten
Zeit« sie am liebsten haben, kommt meist eine eindeutige Antwort: Die
»Meister der Insel« werden sehr häufig genannt, und da ist es fast schon
egal, ob es um die Romane in Heftform oder um die bearbeitete Version
in den Silberbänden geht.
Bei
mir wäre es ähnlich. Ich mag die Geschichten, die in den Romanen
zwischen Band 200 und 299 erzählt werden. Allerdings bin ich einer der
wenigen, die den Cappins-Zyklus für unterschätzt halten – die Romane ab
Band 400 zählen zu einer absolut faszinierenden Epoche der PERRY
RHODAN-Historie. Klar gibt es Längen, aber die Geschichten sind
großartig.
Das merkte ich dieser Tage wieder einmal, als ich die Silber Edition 45
hörte: »Menschheit am Abgrund« ist der Einstieg in den Cappins-Zyklus,
meisterhaft vorgelesen von Josef Tratnik. Der Schauspieler und Sprecher
hat die Eigenschaft, die Handlung packend zu gestalten. Wenn er Gucky
oder Perry Rhodan spricht, leben die Figuren buchstäblich vor den Ohren
des Zuhörers, ohne dass er übertreiben würde.
Das tut der
klassischen Geschichte absolut gut. Der packende Einstieg durch einen
Roman von K.H. Scheer schildert das Szenario einer Galaxis im Aufruhr.
Auf der Erde werden uralte Hinterlassenschaften gefunden, in den Tiefen
der Milchstraße formt sich eine Allianz gegen Terra, und überall
zwischen den Sternen wachsen die Spannungen.
Neue Charaktere wie
Alaska Saedelaere, der Transmittergeschädigte, oder Tipa Riordan, die
eigensinnige Piratin, prägen diesen Zyklus. Nicht zu vergessen den
Pseudo-Neandertaler namens Lord Zwiebus oder den Gefühlsmechaniker
Galbraith Deighton – der Cappins-Zyklus sortierte in gewisser Weise das
PERRY RHODAN-Universum neu.
Durch die Stimme von Josef Tratnik
wird das in eigenständiger Weise hervorragend vermittelt. Man ist in der
Handlung drin, man fühlt mit den Figuren mit. Man geht mit Atlan auf
Reisen, man trifft gewissermaßen den Kaiser von Olymp, man stolpert über
die Piratendame und staunt über die seltsamen Accalauries. Obwohl ich
diese Geschichten alle kenne, machte es mir einen großen Spaß, sie dank
Josef Tratniks Stimme noch einmal zu erleben.
Festzustellen ist
sowieso eines: Als Horst Hoffmann den Cappins-Zyklus in Form der
Silberbände neu zusammenstellte, hatte er ein klare Vorgehensweise. Er
strich eine Reihe von Romanen, die er entbehrlich fand, und ließ
stattdessen lieber jene Romane, die ihm wichtig erschienen, praktisch
ungekürzt. Das führt dazu, dass im Silberband klare Schwerpunkte gelegt
werden – was ich gut finde –, während einige Themen komplett unter den
Tisch fallen.
Bei diesem Silberband sowie seiner Umsetzung als
Silber Edition funktioniert die Vorgehensweise. Die wesentlichen Aspekte
des neuen Zyklus werden in den Vordergrund gespielt, und Episoden, die
vielleicht nicht so wichtig sind, fallen bewusst unter den Tisch. Das
steigerte zumindest für mich den Unterhaltungswert, und ich fand nie,
dass etwas Wichtiges in diesem Silberband und seiner Hörbuchfassung
fehlen würde.
Josef Tratnik hat es auf jeden Fall verstanden,
dass ich erneut mein Interesse für den »Cappins«-Zyklus entdeckte. Ich
werde auch die nächsten Hörbücher mit viel Vergnügen hören, und
vielleicht schnappe ich mir die »ausgefallenen« Romane, um sie als
Einzelbände nachzulesen ...
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