Ein Logbuch der Redaktion
Auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2013 schmiedeten wir große
Pläne. Eckhard und Volker Schwettmann und ich saßen in einem Winkel
unseres Messestandes und sprachen über die gemeinsame Zukunft. Die
beiden Brüder hatten die feste Absicht, ihre Firma Baukau Media weiter
expandieren zu lassen.
Bisher
hatte Volker Schwettmann unter diesem Namen vor allem DVD-Boxen,
CD-Produktionen und dergleichen angeboten; meist waren es Themen, die
ihm persönlich lagen, die mit seinem Musikgeschmack oder dem Ruhrgebiet
zusammenhingen. Eckhard Schwettmann wollte mehr: Er wollte einen
»richtigen Verlag« aufbauen, der Baukau Media Verlag sollte sich stärker
auf Science Fiction spezialisieren. Und was lag näher, als mit den
ehemaligen Kollegen der PERRY RHODAN-Redaktion zusammenzuarbeiten?
Den
ersten Gesprächen auf der Buchmesse folgte eine weitere Besprechung in
einem Restaurant in Karlsruhe, dann kamen zahlreiche Telefonate – und zu
Beginn des Jahres 2014 hatten wir eine klare »Marschrichtung« für die
weitere Entwicklung der ATLAN-Bücher.
Am 24. März 2014 sollte
das ATLAN-Buch 43 erscheinen. Dieses kam im September 2015 als E-Book
heraus; mittlerweile sind alle 45 ATLAN-Hardcover-Bände auch in Form
einer digitalen Ausgabe erhältlich. Dass wir mit der Serie überhaupt so
weit kommen konnten, verdanken wir unter anderem dem Engagement der
Schwettmann-Brüder. Das möchte ich an dieser Stelle noch einmal klar
machen.
Denn zuvor war es mit ATLAN eine Weile hin und her
gegangen. Wir hatten die Serie im Jahr 1992 gestartet, damals mit den
ATLAN-Zeitabenteuern. Hans Kneifel hatte seine klassischen Taschenbücher
noch einmal bearbeitet, wobei ihm Rainer Castor zur Seite stand, und
wir machten aus den vielen Zeitabenteuern insgesamt 13 Hardcover-Bände.
Es
schloss sich die Arkon-Trilogie an, die von Rainer Castor allein
verfasst worden war, dann folgten die sogenannten Jugendabenteuer, die
zuvor als Heftromane erschienen waren. Als Verlag fungierte der
Moewig-Buchverlag. Als dieser Ende 2006 seine Pforten schloss, kümmerte
sich zuerst Edel um die ATLAN-Serie, verkaufte sie dann an Fantasy
Productions. Von dort wechselte die Serie an den Lizenzpartner Ulisses,
wo ATLAN leider nicht so gut funktionierte, wie wir alle es uns erhofft
hatten.
Der Baukau Media Verlag erschien uns als ein sehr guter
Partner, vor allem wegen der persönlichen Begeisterung der beiden
Verleger. »Ich fand Atlan schon immer sehr interessant, als Romanfigur
und als Serie«, begründete Eckhard Schwettmann das Engagement in einer
Pressemitteilung, »und bin nun sehr glücklich, dass wir die Buchreihe in
unveränderter Form weiterführen können.«
Im Frühjahr 2014
erlebte die Reihe tatsächlich einen »Neustart«. Der Baukau Media Verlag
führte die Reihe fort, am 24. März 2014 erschien der ATLAN-Band 43.
»Entgegen dem langjährigen Publikationsrhythmus wird Baukau 2014 gleich
drei ATLAN-Bände veröffentlichen«, schrieben wir in einer entsprechenden
Pressemitteilung.
Von Anfang an wollten die Schwettmanns
zusätzliche Akzente für die Serie setzen. Mit der bloßen Fortsetzung der
Serie wollten sie sich nicht begnügen.
Vor
allem Eckhard Schwettmann sah in der ATLAN-Serie nur den Anfang: »Wir
haben auch noch viel mehr vor als diese drei ATLAN-Hardcover«, sagte er.
»Als nächstes werde ich ein großes, reich bebildertes Hardcover unter
dem Arbeitstitel ›Der Kristallprinz – Die Welt des ATLAN‹ projektieren,
das könnte schon im Herbst 2014 erscheinen. Wir freuen uns sehr auf die
Zusammenarbeit!«
Auch die weiteren Bände kamen so in den Handel,
wie es die Schwettmann-Brüder vorgesehen hatten. Im Juni publizierte der
Verlag Band 44: »Die Macht der Sonnen«. Wieder hatte Rainer Castor sehr
sorgsam gearbeitet, wieder hatte Arndt Drechsler ein schönes Titelbild
gestaltet, wieder hatte Sabine Kropp die redaktionelle Arbeit
abgewickelt und das fertige Buch gemeinsam mit Eckhard Schwettmann durch
die Produktion »geboxt«.
Der erste Schicksalsschlag ließ leider
nicht lange auf sich warten. Im Juni 2014 starb Volker Schwettmann ganz
unerwartet. Sein Bruder Eckhard, der zu diesem Zeitpunkt bereits
erkrankt war – was niemand von uns wusste –, führte die Geschäfte
weiter. Während er versuchte, das Buchgeschäft voranzutreiben, musste er
in Windeseile die Geschäftsbereiche Film und Musik übernehmen und sich
in diese einarbeiten.
Seine Visionen zu ATLAN schwanden nicht. Er
arbeitete an Konzepten und »wirbelte« weiter. Im September 2014 kam mit
»Vorstoß der Rebellen« der Band 45 der ATLAN-Serie in den Handel. Damit
waren die Jugendabenteuer abgeschlossen. Wir freuten uns alle darauf,
und selbstverständlich stellte sich die Frage nach dem »Danach«.
Auf
der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2014 unterhielten sich Eckhard
Schwettmann und ich angeregt über die Möglichkeiten, mehr aus ATLAN zu
machen. Er dachte an neue Romane, er wollte die bisherigen Taschenbücher
in Form von »Dreier-Paketen« noch einmal in den Handel bringen.
Wenige
Wochen später starb er plötzlich. Es war ein Schock für uns alle, und
als ich bei der Trauerfeier in Baden-Baden eine Rede hielt, empfand ich
das als sehr schmerzhaft. Kein Jahr später kam der nächste Schlag:
Rainer Castor verstarb im September 2015 – damit fehlte der Mann, der
die Serie inhaltlich betreut hatte.
Wenn ich jetzt auf 45
ATLAN-Bände zurückblicke, die es in gedruckter Form und auch als E-Books
gibt, bin ich sicher, dass Eckhard Schwettmann sich sehr über die
schöne »Blauband«-Serie freuen würde. Dank seines Engagements hatten wir
sie »im Print« zu Ende gebracht. Und er, mit dem wir 1999 erstmals ins
Digitalgeschäft gestartet waren, wäre über die Komplettausgabe in Form
von E-Books sehr glücklich gewesen.
Ähnliches gilt für Rainer
Castor: Die ATLAN-Blaubände waren sein »Baby«, und er hätte diese
Komplettveröffentlichung sehr geschätzt.
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