Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Der 24. Oktober 2001 markierte für die weitere Zusammenarbeit der PERRY
RHODAN-Redaktion mit der Science-Fiction-Redaktion des Heyne-Verlags
einen wichtigen Einschnitt: An diesem Tag verschickte ich endlich mein
fertig gestelltes Konzept, in dem ich die Eckpunkte für einen möglichen
Taschenbuch-Zyklus zusammengestellt hatte.
Ich griff einen
wichtigen Punkt auf, den ich mit Sascha Mamczak bereits beim Frühstück
in Philadelphia angesprochen hatte. Unsere Zusammenarbeit müsse
unbedingt »Event-Charakter« haben. Konkret: »Die besten Mitarbeiter
beider Verlage müssen hier zusammenwirken: Populäre Autoren wie Andreas Eschbach und Hans Kneifel,
die sowohl PERRY RHODAN-Bezug haben als auch dem Leser der
›allgemeinen‹ Science Fiction bei Heyne etwas sagen, müssen dabei sein,
dazu erfahrene PERRY RHODAN-Profis wie Hubert Haensel oder Uwe Anton (unter anderem Übersetzer für Heyne) und eventuell ein talentierter Neuling.«
Zielgruppe dieser Argumentation war
nicht die Redaktion. In der Science-Fiction-Redaktion bei Heyne kannte
man sich aus – aber ich wollte die Vertriebsleute ansprechen, wollte
diese für ein gemeinsames Projekt begeistern. Die Damen und Herren im
Vertrieb kannten Andreas Eschbach, und sie wussten, dass dessen Romane
sich gut verkauften; sie kannten ebenso Hans Kneifel, dessen historische
Romane anfangs der Nuller-Jahre sehr populär waren. Und Uwe Anton
gehörte zu den Stamm-Übersetzern für Science Fiction im Heyne-Verlag.
Ebenso
argumentierte ich in punkto Optik so, dass die Vertriebskollegen und
Kaufleute sofort verstehen sollten, was ich wollte: Beispielsweise
sollten wir bei den Titelbildern »ganz klar den Fan des
Weltraum-Abenteuers« ansprechen; deshalb stellte ich mir »besonders
populäre Künstler wie Thomas Thiemeyer (Heyne) oder Swen Papenbrock
(PERRY RHODAN)« vor. Vor allem der Kollege Thiemeyer, der ab Ende der
Nuller-Jahre vor allem als Autor wahrgenommen wurde, war um 2000 und
2001 einer der populärsten Titelbildkünstler des Heyne-Verlages.
Meine
Überlegung war, dass der Heyne-Vertrieb durchaus ein Interesse haben
könnte, erneut mit PERRY RHODAN in die Buchhandlungen zu starten. Neben
»BattleTech« oder »Shadowrun«, die bereits erfolgreich liefen, vor allem
aber amerikanische Autoren veröffentlichten, sollte eine weitere
Science-Fiction-Reihe den Verlag schmücken. Zudem spekulierte ich
darauf, dass Leser, die bisher PERRY RHODAN ausschließlich als Heftroman
kannten, künftig ergänzend Taschenbücher kaufen würden – nicht nur
PERRY RHODAN, sondern auch andere.
Im Idealfall würden beide Verlage profitieren. Ich
wollte mit PERRY RHODAN wieder in den Buchhandel, wo ich den
Silberbänden mit ihren Nachdrucken eine erfolgreiche Reihe mit neuen
Romanen zur Seite stellen wollte. Meine Überlegung war zudem, mit den
Taschenbüchern solche Leser zu gewinnen, die nach wie vor ein Interesse
an PERRY RHODAN hatten, denen aber die Lust fehlte, sich auf lange
Zyklen einzulassen.
Auch wenn Sascha Mamczak bereits wusste, wie
wir arbeiteten, schrieb ich in das Konzept hinein, wie der Ablauf sein
sollte: »Sollten sich beide Parteien einigen, wird die PERRY
RHODAN-Redaktion einen erfahrenen Autor damit beauftragen, ein
Rahmen-Exposé für den gesamten Mini-Zyklus sowie Exposés für die
einzelnen Romane zu erstellen. Diese Exposés gehen dann an die
jeweiligen Autoren, die zeitgleich an ihren Romanen schreiben. Dabei
werden sie von einem Redakteur aus der PERRY RHODAN-Abteilung betreut
und koordiniert, der sich auch um das Lektorat kümmert.«
Im
weiteren Verlauf meines Konzeptes ging es um die Art und Weise, wie die
Daten übertragen werden sollten – zu jener Zeit waren Mails noch nicht
allgemein üblich –, oder schlichtweg um die Vertragsgestaltung. Wie hoch
sollte das Autorenhonorar sein, wie hoch die Kosten für das Lektorat?
Wie viel Prozente müssten in den Vertrag geschrieben werden, dass der
Pabel-Moewig Verlag bei diesem Projekt nicht ins Minus rutschte, Heyne
aber ebenfalls etwas verdienen konnte?
Und welche Marketing-Anstrengungen
mussten unternommen werden, damit das Projekt überhaupt erfolgreich
sein könnte? Ideen dazu hatte ich einige, aber es hing natürlich davon
ab, was Heyne selbst unternehmen wollte. Es genügte nicht, die
Taschenbücher einfach zu publizieren und dann zu hoffen, dass sie jemand
kaufte. Aber da vertraute ich auf Sascha Mamczak und seine Fähigkeiten,
den eigenen Vertrieb entsprechend anzutreiben.
Nachdem ich das
Konzept verschickt hatte, musste ich warten. Von Heyne kam ein
Zwischenbescheid, Sascha Mamczak würde das Konzept intern diskutieren.
Aber ich war sehr optimistisch, mit den Kollegen in München zumindest
sechs Taschenbücher verwirklichen zu können ...
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