Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Nach einer ausgiebigen Besprechung kommt unweigerlich die Phase, in
der man versucht, die erarbeiteten Resultate irgendwie umzusetzen. In
diesem Fall ging es um die neue Zusammenarbeit mit dem Heyne-Verlag, die
im September 2001 eingeleitet wurde: Mit Sascha Mamczak war ich während
des Science-Fiction-WorldCons in Philadelphia frühstücken, und dabei
entwickelten wir Ideen für eine Taschenbuchreihe.
Kaum war ich zurück in Deutschland, telefonierte ich mit Robert Feldhoff,
dem PERRY RHODAN-Chefautor. Wie ich erwartet hatte, fand Robert die
Idee, mit abgeschlossenen Taschenbuch-Romanen erneut in den Buchhandel
zu starten, sehr gut. Er hatte erste inhaltliche Erwägungen, die er mir
schon im ersten Telefonat mitteilte.
»Wir müssen eine Insel-Lösung schaffen«, argumentierte
er. »In einer solchen Taschenbuch-Reihe bei Heyne müssen Dinge erzählt
werden, die für die Leser wichtig sind, die aber den PERRY
RHODAN-Gesamtkosmos nicht erschüttern dürfen.« Darüber hinaus müsse man
eine Situation schaffen, in der Perry Rhodan selbst im Zentrum stünde,
in der er also nicht auf die Ressourcen der terranischen Flotte
zurückgreifen könne.
Sehr schnell kam Robert auf die
entscheidenden Kniffe: Wir würden die Handlung in die Galaxis Andromeda
setzen. Diese Sterneninsel und ihre Völker waren den Lesern bekannt, sie
mochten dieses »Setting«, und Andromeda hatte in der laufenden Handlung
seit einiger Zeit keine Rolle mehr gespielt – das sollte gut ankommen.
Und
wir würden die Handlung geschickt zwischen zwei Romane der Erstauflage
platzieren: »Wir schaffen eine Situation, in der es einen kleinen
Zeitsprung gibt«, argumentierte Robert. »In diesem Zeitsprung spielen
die sechs Romane. Damit werden sie für den Leser wertig und wichtig, und
wir können einige Figuren, die wir später noch benötigen, jetzt schon
mal stärker charakterisieren.«
Am Telefon sprachen wir nur einige Eckpunkte durch; dann
einigten wir uns auf getrennte Arbeitsgänge: Ich wollte ein Konzept
schreiben, das ich an Heyne schicken würde, ohne dass dieses zu sehr auf
den Inhalt eingehen sollte, und Robert wollte sich an die inhaltliche
Arbeit machen. Wir vereinbarten darüber hinaus, dass er erst dann mit
den genauen Exposés beginnen sollte, wenn wir einen Vertrag mit Heyne
hätten oder zumindest so weit wären, dass wir bei den Verträgen nur noch
Details besprechen müssten.
Und dann verstrichen die Wochen.
Nach dem Science-Fiction-WorldCon in Philadelphia war der September 2001
fast vorüber. Im Oktober 2001 fiel wie in jedem Jahr die Buchmesse in
Frankfurt vom Himmel, mit der wir uns zu beschäftigen hatten. Und da die
PERRY RHODAN-Serie im Jahr 2001 ihren vierzigsten Geburtstag feierte,
brachte das einiges an Arbeit mit sich. Ganz nebenbei zog ich in genau
dieser Zeit um – ich kam also mit dem geplanten Konzept nicht so schnell
voran, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte.
Mit der
Schützenhilfe durch Robert Feldhoff, der es noch einmal durcharbeitete,
bekam ich mein Arbeitspapier endlich fertig. Am 24. Oktober 2001
schickte ich es an Heyne – und ich schrieb eine Reihe sehr
optimistischer Formulierungen hinein. Schon in diesem Papier definierte
ich den geplanten Sechsteiler als den »ANDROMEDA-Zyklus«; im späteren
Verlauf unserer Planung änderte sich der Titel ja gelegentlich ...
Ich schlug das Projekt direkt fürs Herbstprogramm 2002 vor:
»sechs Taschenbücher mit je etwa 300 Seiten, die im PERRY
RHODAN-Universum spielen. Inhaltlich betreut werden diese Romane von der
PERRY RHODAN-Redaktion in Rastatt, herausgegeben und vertrieben werden
sie von Heyne in München«. Das sollte als grobe Richtung dienen, mehr
Details brauchte man noch nicht.
Geplant seien, so formulierte
ich, »sechs jeweils abgeschlossene Romane, die jedoch ein ›offenes Ende‹
aufweisen und zusammen gehören«. Sie sollten »somit einen
eigenständigen Mini-Zyklus« bilden, der »einerseits lupenreinen PERRY
RHODAN-Stoff« bieten solle, »andererseits aber auch Nicht-Fans der Serie
einen Zugang« erlauben möge.
Und entgegen der Taktik, die
anfangs der 90er-Jahre mit den PERRY RHODAN-Taschenbüchern bei Heyne
gefahren worden war, argumentierte ich jetzt für »mehr Perry«. Der
Hauptheld solle nämlich der Terraner selbst sein, »das Abenteuer beginnt
auf der Erde des 49. Jahrhunderts«.
Schon zu diesem Zeitpunkt
konnte ich – nach den Telefonaten mit Robert Feldhoff – einigermaßen
Klartext sprechen, ohne Details zur Handlung selbst zu wissen: »Es führt
den Helden sehr schnell in die Galaxis Andromeda, wo er auf uralte
Hinterlassenschaften der ›Meister der Insel‹ stößt, die wiederum aufs
engste mit der Geschichte der Menschheit verbunden sind. (Die Romane um
die ›Meister der Insel‹ sind ein Klassiker der Serie!) Nach Ende der
sechs Bände kehrt Rhodan natürlich mit neuen Erfahrungen zur Erde zurück
– der Leser bleibt nicht ›im Regen‹ stehen.«
Das komplette
Konzept schickte ich noch einmal an Robert Feldhoff, der seine
Anmerkungen in die Datei hineinschrieb. Ich selbst arbeitete das Konzept
ein weiteres Mal durch, bevor ich es in der Redaktion korrekturlesen
ließ.
Wie es dann weiter ging, kommt am Freitag in der nächsten Folge von »Der Redakteur erinnert sich« ...
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