Ein Logbuch der Redaktion
Die Fan-Szene, die sich seit den fünfziger Jahren rings um die Science Fiction gebildet hat, erwies sich über Jahrzehnte hinweg als eine Art Biotop, aus dem ständig neue Autoren und Künstler sprossen. In den Vereinigten Staaten oder in Großbritannien entwickelte sich eine entsprechende Szene schon vor dem Zweiten Weltkrieg, in Deutschland ging es in der Nachkriegszeit los. Das Fandom – so der offizielle Begriff für die Fan-Szene – brachte immer wieder neue Köpfe hervor, welche die Szene in den darauf folgenden Jahren prägten.
Das war in den 50er und 60er Jahren schon so, als William Voltz und Ernst Vlcek ihre literarischen Gehversuche in hektographierten Heften unternahmen. Und das nahm in den 70er Jahren seine Fortsetzung, als Horst Hoffmann oder Uwe Anton ihre ersten Fan-Geschichten publizierten. Bis heute hat sich daran wenig geändert: Marc A. Herren, der neueste Zugang zum PERRY RHODAN-Autorenteam, sammelte beispielsweise seine Schreiberfahrung in einer Serie von Fanromanen.
Das ist ein Grund dafür, warum ich mir Geschichten und Romane von Fans immer wieder gern anschaue. Man weiß ja nie, ob sich darin nicht ein neues Talent verbirgt ... Das tat ich am Wochenende, und zwei der neuen Hefte stelle ich heute vor.
Mit »Raumschiff Poseidon« startet eine »Weltraumabenteuer-Reihe«, die nichts mit dem PERRY RHODAN-Universum zu tun hat, aber aus »unserer Szene« kommt: Die Romane erscheinen im PERRY RHODAN-Briefclub Bullys Schreibtisch; sie sollen in lockerer Folge entstehen und sind für Clubmitglieder kostenlos. Alle anderen können sie selbstverständlich abonnieren; ein einzelnes Heft kostet 3,50 Euro.
Die Handlung spielt im Jahr 3500, und sie erinnerte mich stark an klassische Science Fiction, fast wie »Captain Future«: Das liest sich alles zwar sehr bunt, irritierte mich aber bei der Lektüre des ersten Romans, der mit dem Titel »Projekt RX 3« erschienen ist. Einerseits spielt die Handlung in den Tiefen der Galaxis, andererseits gibt es Probleme auf dem Mars – und für eine Reihe von Zusammenhängen fehlen mir wichtige Informationen.
Wahrscheinlich wird sich mit den folgenden Bänden einiges klarer herauskristallisieren. Der Anfang ist gemacht, und die weitere Handlung um das »Raumschiff Poseidon« kann sich in unterschiedlichste Richtungen entwickeln. Schauen wir mal ...
Komplett im PERRY RHODAN-Universum verankert und deshalb wohl interessanter für die Leser dieses Logbuches ist »Geheimoperation ONAGER«, das Projekt des Terranischen Clubs Eden (TCE), das es mittlerweile auch als Hörbuch gibt und das mit einem schönen Film auf DVD ausgeliefert wird. Ich habe nur den Roman gelesen und fand den streckenweise sehr gelungen: Er spielt in der Zeit, in der die Terminale Kolonne TRAITOR den TERRANOVA-Schirm attackiert, den die Terraner um ihr Solsystem errichtet haben.
Autor des Romans ist Norbert Mertens, seit vielen Jahren in der Fan-Szene aktiv, und er bezieht sich auf eine Idee von Kurt Kobler, ebenfalls seit Jahren an vielen Projekten beteiligt. Wer Lust hat, eine Geschichte zu lesen, die parallel zur allgemein bekannten PERRY RHODAN-Historie spielt, ist hier bestens beraten. Die USO ist im Einsatz, es wird ins Innere der Terminalen Kolonne geblendet, es gibt Intrigen bei den Traitoristas und eine Meuterei bei den Terranern, und dazu kommen haufenweise technische Gimmicks.
Selbstverständlich handelt es sich bei »Geheimoperation ONAGER« um einen Amateurroman, aber um einen, der Spaß macht und der vor allem PERRY RHODAN-Fans interessieren könnte. Zudem gibt es Anspielungen auf PERRY RHODAN-Autoren oder Vertreter der Fan-Szene. Man kann den Roman übrigens direkt über die Homepage des Clubs bestellen, er kostet 6,50 Euro.
Ich will an dieser Stelle nicht in unangebrachtes Lobhudeln ausbrechen: Beiden Romanen merkt man deutlich an, dass die Autoren viel Spaß daran hatten, sie zu schreiben und ihre eigenen Ideen und Gedanken voranzutreiben. Der professionelle Ehrgeiz stand nicht im Vordergrund – aber das ist in diesem Fall eher zweitrangig.
Ich finde beidesmal das Engagement super und würde mich freuen, wenn die Projekte fortgesetzt würden. Auf gutes Gelingen!
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