Ein Logbuch der Redaktion
Vor einigen Tagen und Wochen ist der dritte Band der aktuellen Taschenbuch-Trilogie »Das Rote Imperium« erschienen. Der Roman trägt den Titel »Die Zukunftsbastion«, stammt von Wim Vandemaan und schließt ein Experiment ab, das wir in dieser Form noch nie zuvor gewagt haben – wir verzichteten auf eine klare Exposé-Struktur und verließen uns darauf, dass drei Autoren in gemeinsamer Arbeit und mit lockerer Steuerung ihre drei Romane so schreiben, dass sie inhaltlich gut zusammenpassen und auch die Leser begeistern können.
Ich erinnere mich noch gut an die ersten Ideenpapiere, dann an die darauf folgenden Telefonate und Gespräche. Wim Vandemaan hatte früh gesagt, dass er als Thema gerne das Rote Universum haben wolle, jenen Kosmos, der in den PERRY RHODAN-Romanen ab Band 50 eine wichtige Rolle spielt. Bereits in den ersten Gesprächen wurden Erinnerungen an diese Romane wach; Ernst Ellerts Odyssee fiel mir ebenso ein wie das geheimnisvolle rote Leuchten dieses Universums, über das man so viel ja nicht erfahren hatte. Aber wir waren uns recht schnell einig darüber, dass neben Perry Rhodan auch Ernst Ellert selbst eine Rolle spielen sollte.
Im Februar 2008 trafen wir uns zu viert in einem Hotel unweit von Frankfurt: die Autoren Wim Vandemaan, Christian Montillon und Michael Marcus Thurner sowie ich als Vertreter der Redaktion. Wir führten unterschiedliche Ideenpapiere mit uns, die wir diskutierten; Wim brachte darüber hinaus bereits Psychogramme der »Bösewichte« mit, auf die Rhodan und sein Begleiter im Roten Universum stoßen sollte. Wim hatte viele Details vorbereitet, die eine packende Handlung erlauben sollten und mit denen wir gut arbeiten konnten; alles in allem entwickelte sich eine über Stunden gehende und sehr vielseitige Diskussion. Ich fuhr mit einem ausgesprochen guten Gefühl nach Hause und war mir sicher, dass wir eine lesenswerte PERRY RHODAN-Trilogie zusammen schreiben konnten.
Das war dann auch so, und das Lob der Leser haben die Autoren in letzter Zeit zu Recht erhalten. Dichte Charakterbeschreibungen, die Darstellung einer faszinierenden Kultur, die von Menschen getragen wird, sich aber stark unmenschliche Züge zugelegt hat – das alles schildert die Trilogie »Das Rote Imperium« so intensiv und so spannend, dass ich die Manuskripte in den einzelnen Stadien der Entstehung jeweils mit großer Faszination gelesen habe. Für mich war es eine Art, PERRY RHODAN zu erzählen, die modern und zeitgemäß war, die man vielleicht 1965 hätte so nicht schreiben können, die aber immer wieder Anleihen nahm bei den Klassikern.
»Das Rote Imperium« als Trilogie ist nicht denkbar ohne die Vorgeschichte der alten Romane aus den sechziger Jahren, ohne die Vorarbeiten von Karl-Herbert Scheer, Clark Darlton oder Kurt Mahr wären die Abenteuer nicht denkbar, die Perry Rhodan und sein unfreiwilliger Begleiter Wiesel in dem fremden Universum erleben müssen. Aber heute schreibt man Science Fiction eben anders; heute findet beispielsweise die Darstellung sozialer Verhältnisse wesentlich detaillierter statt als früher.
Und natürlich wäre in einem »normalen« Heftroman das Verwirrspiel nicht möglich, dass Wim Vandemaan auf den ersten paar Dutzend Seiten seines Romans »Die Zukunftsbastion« erzählt. Die Detektivgeschichte, die in einem merkwürdig verzerrten und dem Leser dennoch aus zahlreichen Filmen bekannten New York spielt, verwirrt anfangs, bevor sie einen immer stärker in ihren Bann zieht. Danach wird ohnehin immer klarer, wie alles zusammenhängt, wie Perry Rhodans Erlebnisse in das Umfeld des Roten Imperiums eingebettet werden – für mich eine Leseerfahrung, die sicher noch eine Weile nachwirken wird.
Sei's drum: Mir hat der literarische Besuch in den drei Bänden hervorragend gefallen; ich bin sicher, dass jeder Leser, der einen Blick in sie wirft, mit einem außergewöhnlichen PERRY RHODAN-Abenteuer überrascht werden wird. Das ist für mich im Übrigen der Beleg dafür, dass es sehr wohl möglich ist, mit einer ganz anderen Art der Autorenarbeit zu hervorragenden Ergebnissen zu kommen ...
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