Es
war nicht nur für den Autor ein Stück Arbeit, die ATLAN-Zeitabenteuer
neu zu bearbeiten, um sie neu in den Handel zu bringen, sondern auch
für mich als Redakteur. Das wurde mir erst so richtig bewusst, als ich
am 24. Juni 1998 die Arbeit an dieser Serie abschloss.
Der Autor hatte seit den 60er-Jahren daran gearbeitet: ein Taschenbuch nach dem anderen. In den vergangenen Jahren hatte er aus diesen Taschenbüchern die dickleibigen ATLAN-Hardcover gemacht. Nun lieferte ich das Manuskript – ein dicker Packen Papier mit unzähligen handschriftlichen Anmerkungen – in unserer Setzerei ab, schaute gedankenverloren auf die bereits veröffentlichten Bücher dieser Serie, die als eine blaue Reihe im Regal standen, und schrieb einen Brief an den Autor.
Hans Kneifel hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits nach Sardinien zurückgezogen. Auf der Insel besaß er ein Appartement in einem Mehrfamilienhaus, und er nutzte den Aufenthalt dort nicht nur, um in aller Ruhe zu schreiben, sondern immer mal wieder »die Batterien aufzuladen«, wie er es nannte. Ich wusste, dass er den Meeresblick dort ebenso genoss wie die warme Luft, und beneidete ihn oft um dieses Refugium.
Ich setzte Rainer Castor in Kopie – was in diesem Fall hieß, dass ich mein Schreiben an Hans kopierte, diese Kopie in einen anderen Briefumschlag steckte und nach Andernach schickte. Rainer hatte in den vergangenen Jahren einen immer stärkeren Anteil an den ATLAN-Büchern erhalten, ohne dass ich das wahre Ausmaß seiner Arbeit kannte.
»... möchte mich für die wahrlich gigantische Arbeit bedanken, die ihr euch mit diesen 13 Büchern gemacht habt«, schrieb ich. »Ich kann mir vorstellen, daß das schon richtig hart war, nicht zuletzt auch wegen diverser Störmanöver aus der PERRY RHODAN-Redaktion.«
Was ich damit meinte? Als die Buchreihe geplant war, gingen die Redaktion und der Autor von zehn Büchern aus. Das erschien zu Beginn der 90er-Jahre eine vernünftige Planung zu sein. Aus den über fünfzig Taschenbüchern der ATLAN-Zeitabenteuer sollten durch Straffung und Bearbeitung genau zehn Hardcover-Bände werden. Der Buchvertrieb hatte sich entsprechend darauf eingestellt und hatte versprochen, sich für die Serie zu engagieren.
Doch während der Arbeit stellte der Autor fest, dass er den Stoff nicht so meisterte, wie er sich das im voraus vorgestellt hatte – irgendwann stand die Planung bei einem Dutzend Bände, irgendwann sprach er davon, dass er gern 17 Bücher machen wollte. Einige Jahre diskutierten wir so immer wieder über den Umfang der Serie: Es wurden immer mehr Bücher, vor allem auch deshalb, weil Hans davon träumte, die Serie fortzusetzen.
»Man könnte aus dem Handlungsstrang der Welt Miracle eine eigene Serie machen, auch Rico bietet sich mit seinen Geheimnissen an«, argumentierte er mehrfach. Ich hatte redaktionelle Einwände, die er nicht teilte: »Wir haben den Lesern eine Mischung aus historischem Roman und Science Fiction versprochen, dabei sollten wir bleiben.«
Bis Dr. Florian F. Marzin eines seiner Machtworte sprach: »Wir machen 13 Bücher und keines mehr«, ordnete er an, und dabei blieb es. Das wollte ich in meinem Schreiben noch einmal dem Autor vermitteln. Die genannten »Störungen« seien schließlich nicht gegen, sondern stets für das Projekt gedacht gewesen, argumentierte ich.
Bei der Bearbeitung der letzten Bücher hatte ich darauf bestanden, dass Hans und Rainer zwei Handlungsebenen komplett entfernten: Weder sollte die Welt Miracle eine Rolle spielen, noch der Vampir Nonfarmale. Ich wollte die ATLAN-Zeitabenteuer auf die rein historischen Aspekte konzentrieren, und ich war auch im Juni 1998 noch davon überzeugt, dass dies richtig gewesen war.
»Gerade im Band 13 fällt es noch einmal auf«, schrieb ich. »Sowohl Miracle als auch Nonfarmale können nahezu ersatzlos gestrichen werden.« Ich bemängelte beim letzten Band sowieso ein wenig, dass der Autor seine Figuren »viel zu viel reden und essen und viel zu wenig agieren« ließe. Aber auch da waren wir uns nie einig.
Ich empfand den 13. Band der Reihe als krönenden Abschluss. Mir gefiel, wie der Autor die historischen Details – etwa das Mondprogramm – mit der PERRY RHODAN-Historie verknüpfte, wie er gewissermaßen eine Pararealität entwickelte. Wobei ich mir sicher war, dass vor allem die neuen Aspekte allesamt von Rainer Castor stammten, zumindest die Ideen hatte der Autor aus Andernach geliefert.
Ich war mir sicher: Vor allem solche Leser, die sich für Zeitgeschichte, parallele Historien oder auch die Vorgeschichte des PERRY RHODAN-Kosmos interessierten, würden bei diesem Buch voll und ganz auf ihre Kosten kommen. »Dazu meine Gratulation!«, schrieb ich den beiden Autoren.
Im weiteren Verlauf dieses Sommers wollte ich mich darum kümmern, wie ich dieses Buch entsprechend bewerben konnte. Welche Werbung konnte man wo schalten, wie konnte ich die Presse auf das Ereignis hinweisen? Mit den Kollegen im Marketing würde ich erste Gespräche führen, dann wollten wir auf unserer – zu dieser Zeit immer noch brandneuen – Internet-Seite darauf hinweisen.
Wir hatten eine 13 Bände umfassende Serie vollendet, die unseren Helden Atlan ins Zentrum stellten. Ich war stolz darauf und überlegte mir schon, wie man danach weitermachen konnte. Vielleicht sollten wir in der Folge die klassischen ATLAN-Heftromane in Buchform bringen? Das wäre sicher spannend.
Ich war mir sicher, dass man eine solche Buchausgabe komplett neu planen und mit einer neuen Nummer eins starten sollte. Aber erst einmal ging es uns darum, die ATLAN-Zeitabenteuer einem größeren Publikum bekannt zu machen ...
Der Autor hatte seit den 60er-Jahren daran gearbeitet: ein Taschenbuch nach dem anderen. In den vergangenen Jahren hatte er aus diesen Taschenbüchern die dickleibigen ATLAN-Hardcover gemacht. Nun lieferte ich das Manuskript – ein dicker Packen Papier mit unzähligen handschriftlichen Anmerkungen – in unserer Setzerei ab, schaute gedankenverloren auf die bereits veröffentlichten Bücher dieser Serie, die als eine blaue Reihe im Regal standen, und schrieb einen Brief an den Autor.
Hans Kneifel hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits nach Sardinien zurückgezogen. Auf der Insel besaß er ein Appartement in einem Mehrfamilienhaus, und er nutzte den Aufenthalt dort nicht nur, um in aller Ruhe zu schreiben, sondern immer mal wieder »die Batterien aufzuladen«, wie er es nannte. Ich wusste, dass er den Meeresblick dort ebenso genoss wie die warme Luft, und beneidete ihn oft um dieses Refugium.
Ich setzte Rainer Castor in Kopie – was in diesem Fall hieß, dass ich mein Schreiben an Hans kopierte, diese Kopie in einen anderen Briefumschlag steckte und nach Andernach schickte. Rainer hatte in den vergangenen Jahren einen immer stärkeren Anteil an den ATLAN-Büchern erhalten, ohne dass ich das wahre Ausmaß seiner Arbeit kannte.
»... möchte mich für die wahrlich gigantische Arbeit bedanken, die ihr euch mit diesen 13 Büchern gemacht habt«, schrieb ich. »Ich kann mir vorstellen, daß das schon richtig hart war, nicht zuletzt auch wegen diverser Störmanöver aus der PERRY RHODAN-Redaktion.«
Was ich damit meinte? Als die Buchreihe geplant war, gingen die Redaktion und der Autor von zehn Büchern aus. Das erschien zu Beginn der 90er-Jahre eine vernünftige Planung zu sein. Aus den über fünfzig Taschenbüchern der ATLAN-Zeitabenteuer sollten durch Straffung und Bearbeitung genau zehn Hardcover-Bände werden. Der Buchvertrieb hatte sich entsprechend darauf eingestellt und hatte versprochen, sich für die Serie zu engagieren.
Doch während der Arbeit stellte der Autor fest, dass er den Stoff nicht so meisterte, wie er sich das im voraus vorgestellt hatte – irgendwann stand die Planung bei einem Dutzend Bände, irgendwann sprach er davon, dass er gern 17 Bücher machen wollte. Einige Jahre diskutierten wir so immer wieder über den Umfang der Serie: Es wurden immer mehr Bücher, vor allem auch deshalb, weil Hans davon träumte, die Serie fortzusetzen.
»Man könnte aus dem Handlungsstrang der Welt Miracle eine eigene Serie machen, auch Rico bietet sich mit seinen Geheimnissen an«, argumentierte er mehrfach. Ich hatte redaktionelle Einwände, die er nicht teilte: »Wir haben den Lesern eine Mischung aus historischem Roman und Science Fiction versprochen, dabei sollten wir bleiben.«
Bis Dr. Florian F. Marzin eines seiner Machtworte sprach: »Wir machen 13 Bücher und keines mehr«, ordnete er an, und dabei blieb es. Das wollte ich in meinem Schreiben noch einmal dem Autor vermitteln. Die genannten »Störungen« seien schließlich nicht gegen, sondern stets für das Projekt gedacht gewesen, argumentierte ich.
Bei der Bearbeitung der letzten Bücher hatte ich darauf bestanden, dass Hans und Rainer zwei Handlungsebenen komplett entfernten: Weder sollte die Welt Miracle eine Rolle spielen, noch der Vampir Nonfarmale. Ich wollte die ATLAN-Zeitabenteuer auf die rein historischen Aspekte konzentrieren, und ich war auch im Juni 1998 noch davon überzeugt, dass dies richtig gewesen war.
»Gerade im Band 13 fällt es noch einmal auf«, schrieb ich. »Sowohl Miracle als auch Nonfarmale können nahezu ersatzlos gestrichen werden.« Ich bemängelte beim letzten Band sowieso ein wenig, dass der Autor seine Figuren »viel zu viel reden und essen und viel zu wenig agieren« ließe. Aber auch da waren wir uns nie einig.
Ich empfand den 13. Band der Reihe als krönenden Abschluss. Mir gefiel, wie der Autor die historischen Details – etwa das Mondprogramm – mit der PERRY RHODAN-Historie verknüpfte, wie er gewissermaßen eine Pararealität entwickelte. Wobei ich mir sicher war, dass vor allem die neuen Aspekte allesamt von Rainer Castor stammten, zumindest die Ideen hatte der Autor aus Andernach geliefert.
Ich war mir sicher: Vor allem solche Leser, die sich für Zeitgeschichte, parallele Historien oder auch die Vorgeschichte des PERRY RHODAN-Kosmos interessierten, würden bei diesem Buch voll und ganz auf ihre Kosten kommen. »Dazu meine Gratulation!«, schrieb ich den beiden Autoren.
Im weiteren Verlauf dieses Sommers wollte ich mich darum kümmern, wie ich dieses Buch entsprechend bewerben konnte. Welche Werbung konnte man wo schalten, wie konnte ich die Presse auf das Ereignis hinweisen? Mit den Kollegen im Marketing würde ich erste Gespräche führen, dann wollten wir auf unserer – zu dieser Zeit immer noch brandneuen – Internet-Seite darauf hinweisen.
Wir hatten eine 13 Bände umfassende Serie vollendet, die unseren Helden Atlan ins Zentrum stellten. Ich war stolz darauf und überlegte mir schon, wie man danach weitermachen konnte. Vielleicht sollten wir in der Folge die klassischen ATLAN-Heftromane in Buchform bringen? Das wäre sicher spannend.
Ich war mir sicher, dass man eine solche Buchausgabe komplett neu planen und mit einer neuen Nummer eins starten sollte. Aber erst einmal ging es uns darum, die ATLAN-Zeitabenteuer einem größeren Publikum bekannt zu machen ...
1 Kommentar:
Die Zeitabenteuer waren ein Aspekt des Perryversums, der mich bereits bei meiner ersten Begegnung mit dem Perryversum in meiner Jugend Anfang der siebziger Jahre besonders fasziniert hat. Heutzutage würde man das wohl auch mit "Sense of Wonder" bezeichnen. Durch die Buchausgabe habe ich ein wenig von dieser Faszination wiedererleben dürfen. Vielen Dank dafür.
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