Ein Logbuch der Redaktion
Sowohl Robert Feldhoff als auch ich gehörten zu jenen PERRY RHODAN-Lesern, die in den späten 70er Jahren zu der Serie stießen. Wir beide mochten die Romane von William Voltz, und bei diesen bevorzugten wir Romane, in denen Alaska Saedelaere eine Hauptrolle spielte. Kein Wunder, dass diese Begeisterung auch anhielt, als wir gemeinsam für PERRY RHODAN tätig wurden, er als Autor und später als Exposé-Autor, ich als Redakteur.
In all den Jahren, in denen ich mit Robert Feldhoff zusammenarbeitete, sprachen wir immer wieder über Alaska, den Mann mit der Maske, und die Möglichkeiten, ihn sinnvoll in die PERRY RHODAN-Serie einzubinden. Wir analysierten die Phasen, in denen die Figur »funktioniert« hatte und jene, in denen uns die entstandenen Romane nicht gefallen hatten. So waren wir beide nicht sehr glücklich damit, wie wir den Aktivatorträger im Abruse-Zyklus darstellten – wobei man hinterher immer klüger ist als während der Schreib- und Redaktionsphase ...
Und wir beide waren sicher, dass Alaska in genau der Phase richtig gut war, in der die Figur von Peter Griese aufgegriffen wurde. In diesen Romanen zu Beginn des THOREGON-Zyklus – also nach Band 1800 – schuf Peter einen eigenständigen Alaska, eine Figur, die allein im Universum unterwegs ist und einer nicht eindeutig zu definierenden Bestimmung folgt.
Danach dauerte es einige Zeit, bis Alaska wieder »funktionierte«. Für mich war der Aktivatorträger ab dem Roman »Raumschiff LEUCHTKRAFT«, der mit der Bandnummer 2159 erschien und in dem er wieder zum Maskenträger wurde, erneut zu einer faszinierenden Figur mit kosmischer Bestimmung geworden. Wir waren uns allerdings nie ganz einig darüber, wie wir mit Alaska weiter verfahren wollten – eine solche Figur muss schließlich über mehrere Bände hinweg gut eingesetzt werden.
Im Sommer 2008 hatten wir einige Ideen erarbeitet, die für Alaska Saedelaere eine hoffentlich interessante Zukunft ergeben würden. Aber wir gingen beide davon aus, dass im Verlauf des Negasphäre-Zyklus kein Platz für eine kosmische Odyssee vorhanden sein würde. »Das schieben wir auf die Zeit nach Band 2500«, argumentierte Robert Feldhoff nicht nur einmal.
Ende 2008 wurde seine Erkrankung stärker, und Anfang 2009 war klar, dass es »ernst war«. Kurz vor der Autorenkonferenz schickte er mir eine SMS, in der er mich bat, die Figur des Alaska Saedelaere bei der Konferenz auszublenden. Er schreibe an einem Roman, und da wollte er weiter arbeiten.
Im Juni 2009 schickte er mir in einer letzten Mail in den Verlag den Anfang des Romans – ein Fragment, das ich nicht sofort durcharbeitete, sondern nur ausdruckte, einmal durchlas und dann zur Seite packte. Es ging um Alaska Saedelaere, und es ging um das Raumschiff LEUCHTKRAFT.
Kurze Zeit später starb Robert, ein Schock nicht nur für seine Familie, die Autoren und die Redaktion, sondern auch für viele Fans. Ich fühlte mich wie gelähmt. Deshalb packte ich das Manuskript nicht gleich an. Es war aber schnell klar, dass wir es veröffentlichen wollten: als Vermächtnis eines Schriftstellers, der viel für die PERRY RHODAN-Serie getan und sie über Jahre hinweg geprägt hatte.
Ich sprach mit der Familie und erhielt die Erlaubnis, das Fragment von einem Kollegen fertigstellen zu lassen. Und dafür kam nur einer in Frage: Uwe Anton, der nach Roberts Erkrankung in die Exposé-Arbeit eingestiegen war und mittlerweile als Exposé-Autor die Verantwortung für die inhaltliche Ausrichtung der PERRY RHODAN-Serie übernommen hatte. Für ihn als Kollegen war es selbstverständlich, auch in diesem Punkt die Verantwortung zu übernehmen.
Er nahm die Fragmente, die uns Robert Feldhoff noch zur Verfügung gestellt hatte, ebenso die skizzierten Ideen zur weiteren Handlung mit Alaska Saedelaere. Daraus entwickelte Uwe Anton eine eigenständige Handlung mit Folge-Exposés. Ziel war, Alaska nicht nur im laufenden Zyklus, sondern ebenso nach Band 2600 auftauchen zu lassen. Und er schrieb den Roman fertig.
Am 9. April 2010 erscheint nun der Roman »Aufbruch der LEUCHTKRAFT«, verfasst von Robert Feldhoff und Uwe Anton. Es ist ein melancholischer Roman, nicht nur wegen seines Hintergrundes, sondern auch wegen seines Inhaltes, und er stellt Alaska Saedelaere in einen kosmischen Zusammenhang – ein neues großes Abenteuer beginnt. Das Titelbild gestaltet übrigens Dirk Schulz, der jahrelang mit Robert Feldhoff befreundet gewesen war, und es zeigt unter anderem ein Porträt des Schriftstellers.
3 Kommentare:
Dies sind in doppelter Hinsicht gute Nachrichten, wenn auch trotzdem traurige oben drein. Alaska zurück auf den Weg der seiner ist, das klingt wie Musik in meinen Ohren, mit Feldhoff als (zumindest Teil-)Autor - fast könnte dies einer der freudigsten Tage in unserer aller lieblings Serie sein. Doch nur fast. Den letzten Roman Robert Feldhoffs lasen wir noch im Bewusstsein, das ein nächster kommen würde, nichts ahnend des Schockes der da kam. Dies Mal aber wissen wir, dass dies wohl seine letzte Zeilen für uns - die Leser - sein werden. So wird aus einer Sternenstunde noch einmal auch eine Trauerstunde. Aber sagen wir nicht zuviel bevor wir die Dinge kennen die unserer da harren. Trotz allen freue ich mich auf diesen Roman.
PS.: Würd es begrüßen, wenn die Passagen Feldhoffs irgendwie kenntlich gemacht würden.
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, den Roman als Gemeinschaftswerk zu verwenden; ist auch so mit der Familie abgesprochen. Roberts Version war ja auch eine unredigierte, teilweise waren es Fragmente; da müsste man theoretisch jedes Wort und jeden Halbsatz, den oder das Uwe eingefügt hat, kenntlich machen. Fände ich zu übertrieben.
Hm stimmt schon. Ich hab Gedanklich wohl ein wenig den Fehler gemacht, dass um die Fragmente "herum geschrieben" würde, sie aber selbst unangetastet bleiben. Aber bei genauerer Überlegung fällt das wohl unter die Kategorie unrealistisch. Es sind ja eben doch Fragmente.
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