24 März 2014

Ich erinnere mich an William Voltz

Ein Logbuch der Redaktion

Wenn sich am 24. März 2014 der Todestag von William Voltz zum dreißigsten Mal jährt, ist das auch für mich ein besonderes Datum: Ich erinnere mich noch gut, wie schockiert ich als damaliger PERRY RHODAN-Leser war, als ich von seinem Tod erfuhr. Voltz hatte nicht nur die Serie über viele Jahre hinweg geprägt – er hatte auch mich beeinflusst, und das in einer Weise, die ich selbst nicht ganz erfassen kann.

PWilliam Voltzersönlich lernte ich den Autor nie kennen. Zwar drückte ich ihm auf dem PERRY RHODAN-WeltCon in Mannheim einmal die Hand – damals, im Herbst 1980 –, aber da war ich einer von vielen, und es reichte nur zu einigen unverbindlichen Floskeln. Mein einziger Leserbrief, den ich ihm schickte und auf den er antwortete, war ebenfalls nicht von Bedeutung.

Unser Kontakt war also ein sehr einseitiger: Ich las seine Romane, und ich genoss sie. Und das über Jahre hinweg ...

Denke ich an William Voltz, fallen mir vor allem seine ungewöhnlichen Figuren ein. Dazu zählten Action-Helden wie der Cheyenne-Indianer Don Redhorse ebenso wie der nachdenkliche Douc Langur, der Forscher im Auftrag der Kaiserin von Therm, der sich immer wieder fragt, ob er ein Roboter oder ein »normales« Lebewesen ist.

Die wohl eindrucksvollste Figur, die Voltz schuf, war die des Transmittergeschädigten Alaska Saedelaere: ein Mann von der Erde, der durch ein Cappinfragment in seinem Gesicht so verändert wird, dass jeder, der ihn anschaut, wahnsinnig wird oder gar stirbt. Voltz schilderte mit Saedelaere einen Menschen, der sich stark von anderen Science-Fiction-Romanhelden unterschied: eine gebrochene Figur, keinen strahlenden Helden, einen Mann, der an sich und seiner Umwelt verzweifelt.

Voltz, der in den fünfziger Jahren in das damals noch neue Science-Fiction-Fandom einstieg, ging schon während seiner Jugend einen sehr eigenen Weg. Frühe Kurzgeschichten zeichneten ihn als eigenständigen Autor aus, sein erster PERRY RHODAN-Roman (»Das Grauen«) spaltete die Lesermeinung.

Dass er inhaltlich wie stilistisch andere Wege einschlug als andere Autoren seiner Zeit, lag womöglich an seiner Lektüre. Voltz las nicht nur Science Fiction, sondern interessierte sich auch für amerikanische Schriftsteller außerhalb des Genres; er las John Steinbeck und andere Autoren, und dies beeinflusste ihn stets.

Dass er neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller, Exposéautor und Leserbriefbetreuer ein »normales« Familienleben mit zwei Söhnen, ein sportliches Leben mit viel Fußball sowie einige weitere Interessen führte, beeindruckt und verwundert zugleich. Aber wahrscheinlich waren es diese vielen Einflüsse, die dazu beitrugen, dass er so anders schrieb.

William Voltz war ein »Kind seiner Zeit«, weil er aktuelle gesellschaftliche Themen in die PERRY RHODAN-Serie einarbeitete: Die Handlung wurde träumerischer, die Action ging zurück, stattdessen dachten die Helden über das Universum nach – und ihre Rolle, die ein einzelner Mensch angesichts gigantischer kosmischer Verwicklungen einnehmen kann.

Gleichzeitig aber war Voltz eben nicht typisch für seine Zeit: Seine Ideen wirkten weit über sie hinaus. Sie wurden in den 60er- oder 70er-Jahren geboren, er entwickelte sie in den 80er-Jahren weiter, und sie beeinflussen bis heute die PERRY RHODAN-Serie. Ohne den Fundus, den er in den seinen vielen Romanen und Exposé anlegte, wäre die Serie heute eine ganz andere – wenn es sie überhaupt noch gäbe.

Mit William Voltz starb am 24. März 1984 ein ungewöhnlicher Autor und ein besonderer Mensch. Das werde ich nie vergessen.

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