Ein Logbuch der Redaktion
Fast immer sind Urlaube und verlängerte Wochenenden eine ideale
Gelegenheit, endlich einmal die Sachbücher durchzuschmökern, die man
sich schon lange »vornehmen« wollte. Ich nutzte unlängst einige
Feiertage, um mich mit dem dritten Teil der »PERRY RHODAN-Chronik« auf
das Sofa zu lümmeln und die 650 Seiten komplett zu lesen.
Nachdem
sich Michael Nagula in den ersten zwei Bänden der Reihe vor allem der
Frühzeit der PERRY RHODAN-Serie angenommen hat, ist Hermann Urbanek für
den dritten Teil verantwortlich. Für mich war dieser Band von besonderem
Interesse; man verzeihe meinen Egoismus: In diese Zeit fielen mein
aktives Fan-Engagement ebenso wie meine beginnende Mitarbeit an der
Serie.
Seit 1986 gestaltete ich die Clubnachrichten oder schrieb
»freie Texte« für den Verlag, seit 1992 bin ich PERRY RHODAN-Redakteur.
Entsprechend neugierig war ich also, wie der Autor mit seinem Blick als
Fachmann »von außen« die Materie beleuchten würde.
Um es klar
zu sagen: Hermann Urbanek schafft das sehr gut. Das Sachbuch ist extrem
sachkundig, wirkt aber nicht wie ein klobiger Klotz aus trockenen
Informationen, sondern liest sich sehr unterhaltsam.
Das liegt am
Thema, ganz klar. In den 14 Jahren, die Urbanek beleuchtet, wurde die
PERRY RHODAN-Serie nicht nur einmal gründlich umgekrempelt. Nicht nur
die Serie stand unter dem Druck, sich ständig zu wandeln, das ganze
Umfeld war davon betroffen: Neue Buchreihen entstanden und wurden
eingestellt, die ATLAN-Heftromanserie und viele andere Serien
verschwanden vom Markt, Verlagsleiter kamen und gingen, dazu kamen neue
Exposé- und Teamautoren.
Das alles zeichnet Hermann Urbanek nach:
Auf William Voltz und seine Handlungskonzeptionen zu Beginn des
Jahrzehnts, denen der viel zu frühe Tod des Exposéautors folgte, kam
eine rasche Abfolge von »Expokraten«. Thomas Ziegler, Ernst Vlcek und
Kurt Mahr erarbeiteten kühne Zykluskonzepte, die teilweise von neuen
Autoren wie Arndt Ellmer, Peter Terrid oder Robert Feldhoff schon
umgesetzt wurden.
Mit Horst Hoffmann zog erstmals ein PERRY
RHODAN-Chefredakteur in den Verlag in Rastatt ein, ihm folgte Dr.
Florian F. Marzin. Jeder setzte seine eigenen Akzente, jeder brachte die
Serie auf seine Weise nach vorne.
Zwischendurch wurde 1986 das
Jubiläum zum 25. Geburtstag der PERRY RHODAN-Serie gefeiert, und 1991
kam bereits der PERRY RHODAN-WeltCon zum 30. Geburtstag. Die Fan-Szene
entwickelte sich, zahlreiche neue Projekte entstanden.
Hermann
Urbanek, der praktisch alle Beteiligten persönlich kennengelernt hat,
schildert die Geschehnisse umfassend. Zitiert werden nicht nur Autoren
und Redakteure, sondern auch Fans und weniger bekannte Mitarbeiter der
Serie. So entsteht das Porträt einer Epoche, in der sich eine »neue
Zeit« in vielfältiger Weise manifestierte.
Die Reihe der »PERRY
RHODAN-Chroniken«, die im Hannibal-Verlag erscheint, wird von mir
sowieso jedem empfohlen, der sich für die PERRY RHODAN-Serie und ihre
Geschichte interessiert. Den dritten Band fand ich besonders spannend,
aber das ist meine persönliche Sicht der Dinge – gelesen habe ich alle
drei Bücher mit großem Interesse. Jetzt bin ich auf den vierten Band
gespannt, der noch im Jahr 2013 erscheinen soll.
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