Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich«:
Die meisten Dienstreisen, die ich im Auftrag von PERRY RHODAN unternehme, führen in Städte, wo Cons veranstaltet werden oder Verlage sitzen. Dörfer gehören selten zu meinen Zielen - dennoch steuerte ich am Mittwoch, 7. März 2001, die Gemeinde Dorfgütingen an.
Der Grund war einfach: Ich wollte mich mit dem PERRY RHODAN-Autor Hubert Haensel treffen. Und da zwischen Rastatt, dem Sitz des Pabel-Moewig Verlages, und Waldershof, seinem Heimatort, einige hundert Kilometer liegen, hatten wir beschlossen, uns auf halber Strecke zu treffen.
Die Autobahn-Raststätte Frankenhöhe war der vereinbarte Treffpunkt. Hubert Haensel kam überpünktlich, während ich mit einer leichten Verspätung eintraf. Wir fuhren über die Landstraße weiter, bis wir eine Landgaststätte fanden - so kamen wir nach Dorfgütingen, das zur Gemeinde Feuchtwangen gehört.
Der Landgasthof »Zum Roß« erwies sich als gastlich; dort setzten wir uns in der Gaststube für die nächsten Stunden an einen großen Tisch. Beide hatten wir Stapel von Papier dabei, dazu Romane und skizzierte Unterlagen.
Der erste Band der »Kosmos-Chroniken« war im Vorjahr erschienen und bei den Lesern sehr gut angekommen; die ersten Vorverkaufszahlen im Buchhandel waren ebenfalls positiv ausgefallen. Und so lag es nahe, nach »Reginald Bull« einen zweiten Band der »Kosmos-Chroniken« zu liefern. Da Autoren und Redakteure über solche Themen durchaus die eine oder andere Stunde diskutieren können, erwies sich der Landgasthof als gut geeigneter Treffpunkt.
Wir waren uns im voraus einig geworden: Während die erste »Kosmos-Chronik« im Prinzip die PERRY RHODAN-Heftromane 1 bis 700 in einen neuen Zusammenhang stellte, sollte der zweite Band eine literarische Zusammenfassung der Romane 700 bis 1400 bieten - so zumindest unsere grundsätzliche Überlegung.
Alaska Saedelaere sollte die Figur sein, aus deren Sicht wir viele Themen abhandeln konnten. Der Mann mit der Maske war die wohl beliebteste Figur, die William Voltz geschaffen hatte, und ist in all den Jahrzehnten bei den Lesern gut angekommen. Gleichzeitig bot Saedelaere die Möglichkeit, die vielen kosmischen Ereignisse in den Romanen ab »Aphilie« in ein neues Licht zu rücken.
In diesen Bänden wird erstmals geschildert, wie die Menschheit in Kontakt zu Superintelligenzen und höheren kosmischen Mächten kommt. Viele Grundlagen des heutigen Perryversums werden in diesen Romanen gelegt.
Hubert Haensel hatte bereits mit dem Buch angefangen, er hatte erste Entwürfe und Gedanken notiert. Auch ich hatte mir meine Gedanken gemacht, und beide Ansichten mussten jetzt zu einem »größeren Ganzen« verschmolzen werden. Es war uns beiden klar, dass der Autor hier einen extrem anspruchsvollen Job zu leisten hatte. Es ging schließlich darum, diese Epoche in einem einzigen Roman »erfahrbar« zu machen, dem Leser also diesen packenden Abschnitt des Handlungsverlaufs sowohl unterhaltsam als auch übersichtlich zu präsentieren.
Wohlgemerkt aus Alaska Saedelaeres Sicht. Wohlgemerkt mit vielen neuen Details. Und wohlgemerkt ohne Widersprüche zu dem ohnehin umfangreichen PERRY RHODAN-Epos ...
In unserer Diskussion kamen Hubert Haensel und ich zu dem Ergebnis, dass wir eine Zeitreise einbauen könnten. Darüber hinaus wäre es gut, wenn man die Superintelligenz BARDIOC und ihre tragische Geschichte in eine enge Verbindung zu Alaska Saedelaere brächte - dies ergäbe neue Aspekte für die bisherige Handlung.
Ich war mir sicher, dass die Bedienung im Landgasthof nicht viel von dem mitbekam, über das wir sprachen. Falls doch, wunderte sie sich womöglich, denn die Themen waren sicher seltsam für einen »normalen Menschen«. Immerhin ging es um Superintelligenzen und Kosmokraten, Zeitreisen und Schwarze Löcher, parallele Wirklichkeiten und ähnlich abstruse Dinge, die nicht in der gewöhnlichen Tageszeitung stehen.
Als Gäste waren Hubert und ich sicher pflegeleicht: Wir aßen zu Mittag, wir tranken Unmengen von Apfelschorle und Spezi, später genehmigten wir uns noch Kaffees, und in all dieser Zeit saßen wir in unserer Ecke, verschanzt hinter unseren Papierbergen, und vertieft in unsere Diskussion.
Am späten Nachmittag lösten wir unser Treffen auf; jeder fuhr in seine Richtung, Hubert nach Osten und ich nach Westen. Jeder von uns nahm einen Berg mit neuer Arbeit nach Hause mit, wobei Hubert den größten Teil zu übernehmen hatte. Ich ging mit einem guten Gefühl aus der Besprechung hinaus und war mir sicher, dass der zweite Teil der »Kosmos-Chroniken« noch besser werden würde als der erste ...
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