16 Dezember 2008

Ein Seminar mit Frank Borsch

Ein Logbuch der Redaktion

Der Titel war schlicht, aber er passte: Unter dem Motto »Alles ganz fantastisch!« veranstaltete die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel am Wochenende ein Seminar, das sich mit der Science-Fiction-Kurzgeschichte beschäftigte. Als Dozent war diesmal zum ersten Mal der Autor Frank Borsch verpflichtet worden, dazu kam ich als Redakteur; unterstützt wurden wir von Dr. Olaf Kutzmutz, dem literarischen Leiter der Bundesakademie. Und da drei Autoren kurz davor abgesagt hatten, waren wir eine kleine Gruppe mit elf Seminarteilnehmern.

Diesmal tagten wir im schönen Schloss der auch im Winter sehr romantisch wirkenden Stadt in Niedersachsen; von dem Raum aus hatten wir einen Blick auf Fachwerkhäuser und die alte Bibliothek, in der zahllose Handschriften und beeindruckende Mengen von Büchern aus vergangenen Jahrhunderten lagern. Wie es schon eine gute Übung in Wolfenbüttel ist, begannen wir am Freitag, 12. Dezember, damit, dass die Teilnehmer und die Dozenten sich gegenseitig »beschnupperten«.

Dabei ging es vor allem darum, dass Frank Borsch erzählte, wie seine Schriftsteller-Karriere verlaufen war. Er berichtete von seinen Anfängen, stellte seinen Werdegang bei PERRY RHODAN dar und berichtete, wie er an seiner »Alien Earth«-Trilogie gearbeitet hatte. Dabei sparte Frank nicht an selbstkritischen Äußerungen und stellte das Dasein eines Schriftstellers als zwar interessant, aber durchaus mühsam vor. Kein Wunder, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zahlreiche Fragen hatten und sich auch im Verlauf des Seminars immer wieder Diskusionen entwickelten.

Alle Autoren hatten im voraus Kurzgeschichten eingereicht, die im Verlauf des Seminars besprochen wurden. Damit begannen wir gleich am ersten Tag; kritisch wurden die Texte beleuchtet und auf ihre Stärken und Schwächen durchsucht. Recht schnell stellte sich heraus, dass praktisch alle noch grundsätzliche Verbesserungen benötigten, und wir Dozenten versuchten, hier einige Tipps und Ratschläge zu geben. Als wir gegen 22 Uhr Feierabend machten, war der Tag noch lange nicht herum: Auf der Galerie des Gästehauses diskutierten wir in Gruppen noch bis nachts um zwei Uhr über schriftstellerische Arbeit, PERRY RHODAN und Science Fiction und natürlich auch über »Gott und die Welt«.

Es ging am Samstag morgen munter weiter. Nach einigen theoretischen Themen – etwa über Schreibratgeber oder die Arbeit von Agenturen – gaben wir den Teilnehmern eine erste Schreibaufgabe: Sie sollten anhand eines Satzes, den Frank ihnen präsentierte, eine eigene SF-Geschichte verfassen, und hatten dafür nur eine Stunde Zeit. Danach musste jeder seinen Text in der Gruppe präsentieren – die Ergebnisse waren verblüffend, weil viele der entstandenen Texte wesentlich besser klangen als das, was die Teilnehmer vorher eingereicht hatten.

Und nachdem wir am Nachmittag alle noch ausstehenden Kurzgeschichten besprochen hatten, gab es am Abend gleich noch eine Schreibübung: Diese war wesentlich kürzer, wir brachten ein Thema auf den Punkt, und die Teilnehmer hatten nur eine halbe Stunde Zeit dafür. Es überraschte dann fast nicht mehr, dass auch bei diesem Thema fast alle einen packenden Text liefern konnten. Und es überraschte erst recht nicht, dass wir wieder bis weit in die Nacht hinein auf der Galerie saßen und diskutierten.

Der Sonntag, 14. Dezember, begann mit einer etwas müden Stimmung. Frank und ich lockerten sie auf, indem wir recht schnell eine weitere Aufgabe stellten. Die hatte sich Frank noch in der Nacht ausgedacht, und sie war so formuliert, dass es fast alle schafften, in einer Stunde eine komplette Kurzgeschichte zu verfassen: pointiert und rasch erzählt, meist mit einem humorvollen Effekt dabei. Es gab viel Gelächter, und so endete das Seminar in positiver Stimmung.

Ich weiß nicht, wie viele Seminare ich schon besucht und geleitet habe; ich lerne auf jeden Fall selbst immer etwas dazu und finde vor allem den Austausch mit Autorinnen und Autoren spannend. Die Diskussionen und die entstehenden Texte sind interessant, die Gespräche meist lebhaft – und ich freue mich schon auf das nächste Wolfenbüttel-Seminar im März 2009.

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