27 Juni 2007

Große kosmische Gefahr


Die Redaktion empfiehlt Andreas Brandhorsts »Feuervögel«

Mehrere tausend Jahre in der Zukunft: Die Menschheit hat sich über weite Teile der Milchstraße ausgebreitet und lebt mit den meisten interstellaren Nachbarn in Frieden. Gelegentliche Konflikte gibt es zwar, aber die einzige Gefahr, die alle Wesen der besiedelten Milchstraße bedroht, ist diejenige, die von den Graken ausgeht. Seit über tausend Jahren führen die Menschen einen verzweifelten Kampf gegen die mysteriösen Graken und ihre Politik der Vernichtung ...

Soweit der Ausgangspunkt für den Science-Fiction-Roman »Feuervögel«, dem ersten Band der neuen Graken-Trilogie, die der Autor Andreas Brandhorst bei Heyne veröffentlicht. Die Trilogie ist mit dem dreibändigen Kantaki-Zyklus verbunden, den Brandhorst in den letzten Jahren publizierte; sie spielt also im selben Universum.

Die Hauptfigur des Buches ist Tako Karides, ein Offizier der Raumstreitkräfte, der mit seinen Soldaten an einem Kampfeinsatz teilnimmt. Sie landen auf einer Welt, die von den Graken »übernommen« wurde: Haben die Graken ein Sonnensystem besetzt, saugen sie den Menschen gewissermaßen die Lebenskraft aus dem Körper; sie ernähren sich von »Amarisk«, was zumindest teilweise mit Träumen gleichzusetzen ist. Bei diesem Einsatz aber rettet Karides einen Jungen namens Dominik, der sich gegen die Macht der Graken wehren kann. In der Folge sieht es so aus, als könnte der Junge zu einer Waffe in einem schon verlorenen Krieg werden – und verschiedene Machtgruppen beginnen damit, um ihren Einfluss auf Dominik zu kämpfen ...

»Feuervögel« ist eine sauber erzählte Science-Fiction-Geschichte, eine Space Opera von kosmischen Ausmaßen, die anhand des Lebens und der Entwicklungen der zwei Hauptpersonen glaubhaft und nachvollziehbar wird. Andreas Brandhorst stellt Charaktere in den Mittelpunkt seines Romans, die nicht einfach sind, die ihre eigenen Probleme mit sich herumschleppen – und aus ihrem Blick betrachtet der Leser ein faszinierendes Universum.

Dabei ist jener Leser in einem leichten Vorteil, der den Kantaki-Zyklus kennt, der also »Diamant«, »Der Metamorph« und »Der Zeitkrieg« gelesen hat. Er wird manche Dinge wieder erkennen und gelegentlich einen »Aha«-Erfolg haben. Für das Verständnis der Geschichte ist dies aber nicht notwendig, denn Brandhorst macht einen Zeitsprung von einigen tausend Jahren zwischen den beiden Trilogien.

Manchmal wird »Feuervögel« zu einer militärisch angehauchten Science Fiction, dann wiederum überwiegen Episoden, in denen es um die Entwicklung von Geistes- und Mutantengaben geht, bevor die Handlung wieder in kosmisch-epische Gefilde wechselt. Der Autor verzichtet darauf, sein Werk eindeutig in eine Science-Fiction-Schiene zu pressen, was vor allem jene Leser freuen dürfte, die gern auf Klischees verzichten: Brandhorst bedient sich bei allen Richtungen der SF und erschafft damit ein eigenständiges Werk.

Insgesamt ist der Roman sehr spannend, vor allem, wenn man sich auf die Figuren einlässt und ihrem Schicksal folgt. Die Spannung entwickelt sich nicht aus Nahkampf-Action oder riesigen Raumschlachten, auch wenn es das gelegentlich gibt, sondern aus der verschachtelten Handlung und den kosmischen Geheimnissen, die der Autor sorgsam aufbaut.

»Feuervögel« betrachte ich als den gelungenen Auftakt zu einem neuen kosmischen Epos, das die Menschheit des Kantaki-Universums vor ihre härteste Belastungsprobe stellt. Mit »Feuerstürme« ist bereits der zweite Band erschienen, diesen aber habe ich noch nicht gelesen. Wer sich für intelligent gemachte Science Fiction interessiert und wer »große Stoffe« mag, der sollte sich auf jeden Fall mit der Brandhorst-Sicht auf die galaktische Zukunft vertraut machen.

»Feuervögel« ist als Taschenbuch erschienen, umfasst 574 Seiten und kostet 8,95 Euro. Mit Hilfe der ISBN 978-3-453-52206-0 kann das Buch in jeder Buchhandlung gekauft werden, ebenso bei diversen Versendern wie amazon.de.

Übrigens: Mehr über das Universum, das Andreas Brandhorst in seinen SF-Romanen erschaffen hat, steht auf der umfangreichen Homepage: www.kantaki.de. Einen Besuch darauf kann ich nur empfehlen!

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