01 Dezember 2014

Silberbände mit unterschiedlichen Titelbildern?

Ein Logbuch der Redaktion

Dass es seit einiger Zeit »neue« Titelbilder bei einigen PERRY RHODAN-Silberbänden gibt, ist dem einen oder anderen Leser bereits aufgefallen. Warum das so ist, muss ich einigermaßen umständlich und ausführlich erklären – ich muss allerdings ebenso auf einige Details verzichten. Nur so viel: Die Ursache für das heutige Problem liegt in den 90er-Jahren begraben.

Bei den ersten PERRY RHODAN-Silberbänden fertigte Johnny Bruck jeweils neue Titelbilder für die Drei-D-Bilder an. Vor allem in den 70er-Jahren, als die Technik noch nicht so weit entwickelt war, gab es hierfür nur ein Möglichkeit: neu machen.

Also musste Johnny Buck die unterschiedlichen Ebenen der Bilder jeweils separat malen: Der Hintergrund wurde ein eigenes Bild. Gab es als zentrales Element ein Raumschiff, kam dies ebenfalls auf ein separates Bild. Wenn es eine spezielle Wolke oder einen Alien gab, wurde sogar diese eigenständig angelegt. Das alles wurde dann von ihm ausgeschnitten und entsprechend in Einzelteilen im Verlag angeliefert.

Die Buchherstellung bei uns im Verlag kümmerte sich um die weitere Produktion der Drei-D-Bilder – sie wurden über eine Firma in Texas (kein Witz!) an eine Agentur in Hongkong geliefert, die dann in einem aufwendigen Verfahren die Bilder produzierte. Weil das alles so umständlich war, mussten die Bilder mindestens ein Jahr im voraus in Auftrag gegeben werden; allein der Seeweg dauerte Wochen und Monate.

Irgendwann kamen auf verschlungenen Wegen die Bilder so zu uns und gingen in die Buchproduktion. Das war in den späten 70er-Jahren so, daran änderte sich in den 80er-Jahren nichts, und auch zu Beginn der 90er-Jahre blieb die Verlagsherstellung im Buchverlag weitestgehend gleich. Weil das aber extrem teuer und aufwendig war, wurden immer mehrere zehntausend oder weit über hunderttausend Bilder pro Titel auf einmal hergestellt; viel mehr, als man normalerweise benötigte.

Nach dem plötzlichen Unfalltod, den Johnny Bruck erlitt, funktionierte dieser Ablauf auf einmal nicht mehr. Wir von der Redaktion – in diesem Fall Sabine Kropp – nahmen daraufhin vorhandene Original-Titelbilder, in diesem Fall Dias. Mithilfe einer Skizze wurde festgelegt, welche Ebenen das Drei-D-Bild haben sollte. Die Skizze und das Dia gaben wir in der Repro-Abteilung ab, wo die drei Ebenen angelegt und getrennt wurden. Erst danach gingen die neuen Vorlagen als Filme (und später als Daten) an die eigentliche Produktionsgesellschaft.

Die Produktion läuft heute nicht mehr in Hongkong ab, aber das tut ja nichts zur Sache. Der Ablauf ist heutzutage nicht mehr ganz so kompliziert, was allein schon daher kommt, dass man Daten verschickt oder per »Austausch-Server« verschiebt.

Ende 2006 wurde unser Buchverlag geschlossen, es gab eine längere Phase des Durcheinanders, bis die neuen Abläufe geregelt waren. Die Abteilung PERRY RHODAN sollte ab Sommer 2007 direkt mit dem Vertrieb von Edel Germany und der Druckerei zusammenarbeiten. Recht früh ging es uns darum, die Satzvorlagen zu erhalten – das war schon für die eigentlichen Textseiten sehr umständlich und stellte sich im Fall der Originalbilder als unmöglich heraus. Angeblich waren diese »verschollen«.

Wie so oft in einem solchen Fall war niemand zuständig; wie kleine Detektive forschten wir herum, fanden aber nichts heraus. Trotz aller Bemühungen der Redaktion tauchten die Originale nicht mehr auf. (Eines fand sich dann doch, aber in einem Winkel, wo es niemand vermutet hätte.) Die von Johnny Bruck angelegten Bildvorlagen waren spurlos verschollen.

Das End' vom Lied: Wir mussten seitdem peu à peu für Drei-D-Bilder, von denen wir keine Bestände mehr hatten, neue Motive anlegen lassen – in diesem Fall griffen wir logischerweise auf Bruck-Originale zurück und nicht auf die von ihm extra angefertigen Neu-Versionen. Das ist für die Sammler ärgerlich, lässt sich aber leider nicht mehr ändern.

Alle Bilder, die seit 1995 hergestellt worden sind, gibt es nur in einer Version: auf Basis des Dias eines Originalromans. Viele Bilder, die vor 1995 hergestellt worden sind, existieren noch in ausreichenden Mengen und werden so sicher nicht so schnell ausgetauscht. Bilder zu Büchern wie »Die Dritte Macht«, die sich gut verkauft haben, gingen allerdings im Verlauf der Zeit zur Neige – und diese müssen wir jetzt eben austauschen.

1 Kommentar:

Jonas hat gesagt…

Schön zu lesen, dass sich diese "alten" Titel noch immer verkaufen!