Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich«
Der Oktober 2001 sollte die Entscheidung bringen, das hatten der Redakteur Frank Borsch und ich vereinbart. Wir wollten endlich das schaffen, wovon wir als Comic-Fans seit vielen Jahren träumten: Wir wollten einen gelungenen PERRY RHODAN-Comic haben, einen von der Sorte, die sich auch am Kiosk gut verkaufen. Und das nach Vorarbeiten, die über ein Jahr dauerten.
Schon im Sommer 2000 hatte ich viele Gespräche mit Dirk Schulz geführt, der nicht nur für PERRY RHODAN aktiv war, sondern der sich ebenso als Comic-Zeichner in der Szene gut auskannte: Er hatte mit dem Autor Robert Feldhoff zusammen unter anderem die Reihe »Indigo« in Szene gesetzt, die sogar ins Ausland verkauft worden war. Dirk hatte für uns den Markt beobachtet, hatte sich erkundigt, wer in den USA beispielsweise gerade eine »wachsende« Bekanntheit war, und hatte sich mit anderen Comic-Experten abgestimmt.
Unsere gemeinsame Absicht war klar: Wir wollten Comic-Hefte nach amerikanischem Vorbild machen, keine teuren Alben, die sich nur an eine erwachsene Klientel mit dickem Geldbeutel richteten. Ende der 90er Jahre hatte der Boom der Comic-Hefte eingesetzt, und eine Reihe von Verlagen hatte damit begonnen, Comics aus den USA in vernünftiger Weise einzudeutschen und hierzulande auf den Markt zu bringen.
»Es wird Zeit, dass wir in diesen Markt einsteigen«, beschlossen wir – und das Ziel war selbstverständlich, mithilfe des Comics bald darauf auf den amerikanischen Markt zu kommen. Ein Comic als Türöffner für eine englischsprachige Ausgabe der PERRY RHODAN-Romane – daran wollten wir arbeiten.
Aus diesem Grund hatten wir auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2010 ein erstes Gespräch mit einem amerikanischen Agenten geführt. Mit dabei waren damals Dirk Schulz und ich, ebenfalls hatten sich Robert Feldhoff und der Comic-Experte Bernd Kronsbein an den Erkundigungen beteiligt.
Wir hatten David Bernstein besucht, der an einem winzigen Stand im »ausländischen Bereich« der Buchmesse seine Kundengespräche abwickelte. Seine Firma nannte sich Grand Design Communication, und nach einem ersten Gespräch sowie einem Besuch, den er bei uns am Moewig-Verlagsstand absolvierte, war klar, dass wir gemeinsam arbeiten würde. Er schlug uns die Firma Hyperwerks vor, die einem gewissen Karl Altstaetter gehörte, wir vereinbarten grundsätzlich, dass Bernstein dann die Abwicklung des Projektes übernehmen sollte.
Wie das manchmal in Verlagen ist, geschehen die Dinge nicht so schnell, wie man sie möchte. Das Jahr 2000 ging zu Ende, ohne dass im Hause Pabel-Moewig eine Entscheidung in Sachen Comics gefällt wurde. Das Jahr 2001 kam, und wir stellten mit Frank Borsch einen jungen Kollegen ein, der sich als Redakteur unter anderem um die Comics sowie weitere Projekte kümmern sollte.
Im Frühjahr 2001 kamen der Zeichner Karl Altstaetter und der Agent David Bernstein sogar recht spontan nach Rastatt, wo wir uns gut unterhielten; eine konkrete Entscheidung im Verlag fiel nach wie vor nicht. Dann verließ uns der damalige Verlagsleiter Eckhard Schwettmann, er wechselte zur Filmproduktionsgesellschaft MME, wo er sich unter anderem für den PERRY RHODAN-Film stark machte – und im Verlag selbst verschob sich jegliche Entscheidung in Sachen Comics.
So rückte der Oktober 2001 näher, die Buchmesse, an der Frank Borsch und ich die Sache endlich so richtig ankurbeln wollten. Es gab einen weiteren Termin mit David Bernstein, und dabei wurden – immerhin zwischen uns – die wichtigen Eckpunkte für die Verträge festgelegt. David sollte als Agent fungieren und somit das Bindeglied zwischen uns und dem Studio Hyperwerks bilden.
Es wurde klar vereinbart, wer wieviel Geld erhalten würde – und es wurde vor allem klar vereinbart, wie hoch die sogenannte consulting/service fee sein würde. Grand Design Communications sollten die Termine überwachen und das gesamte Projekt auf der amerikanischen Seite koordinieren. Unter anderem wurde klar besprochen, dass Davids Firma zu einem vereinbarten Termin eine »schlüsselfertige« CD-Rom in dem von uns gewünschten Format zu liefern hatte. Wir sollten ab diesem Termin dann »nur noch das Lettering« übernehmen, alles wäre nach diesem Plan dann fertig gewesen.
Das Spannendste aber war für uns: David hatte bereits Gespräche mit amerikanischen Verlagen geführt. Selbstverständlich sollte der neue PERRY RHODAN-Comic in den USA auf den Markt kommen – das war ja der ursprüngliche Plan –, und hierbei würde er als Agent tätig werden. Wir sprachen bereits über die »agent fee« und die Verteilung der Prozente.
Im Nachhinein wird klar, dass wir zu diesem Zeitpunkt das Fell eines Bären verteilten, der noch nicht geschossen war – und der auch nie geschossen werden würde. Aber es war und ist nun mal ein normales Vorgehen, dass man sich vor Start eines Projektes genau überlegt, wer im Falle eines Erfolges welche Prozente erhalten wird.
Am Samstag, 13. Oktober 2001, waren Frank Borsch und ich extrem optimistisch. Wir hatten sehr gute Gespräche geführt, das Studio und die Agentur machten einen sehr guten Eindruck. Beide gingen wir davon aus, dass wir in einem halben Jahr den fertigen PERRY RHODAN-Comic sehen würden – und dass es diesen Comic dann auch bald im Ausland geben würde. Und so waren wir am Abend in der Hotelbar geradezu euphorisch ...
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