10 Juni 2013

Die letzten Tage Lemurias

Ein Logbuch der Redaktion

Dass ich Hörbücher mag, habe ich schon oft genug an dieser Stelle erzählt. »Meine« Science-Fiction-Serie wird mir damit noch vertrauter, als sie es sowieso schon ist ...

In den vergangenen Tagen und Wochen beschäftigte ich mich intensiv mit einem PERRY RHODAN-Hörbuch, zu dem ich die gedruckte Vorlage nicht kannte. Gemeint ist »Die letzten Tage Lemurias«, der fünfte Teil des LEMURIA-Zyklus, den Thomas Ziegler verfasst hat. Das Taschenbuch erschien im Februar 2005 im Heyne-Verlag, das Hörbuch ist von 2012 und wurde von Eins A Medien verlegt.

Ich ließ mich von Josef Tratniks einprägsamer Stimme in Hörbuch: »Der letzte Tag Lemurias«eine packende Geschichte entführen. Sie vor allem aus der Sicht eines Haluters erzählt, führt in ihrem Verlauf aber immer stärker einen lemurischen Wissenschaftler ins Zentrum des Geschehens. Der Haluter ist Icho Tolot, seit seinem ersten Auftauchen in einem PERRY RHODAN-Roman untrennbar mit dem Perryversum verbunden.

Den Aktivatorträger verschlägt es in die Vergangenheit – genauer gesagt, kommt er rund 50.000 Jahre vor der »Realzeit« heraus. Er sieht sich mit dem fürchterlichen Krieg zwischen den Lemurern und den Bestien konfrontiert. Tolot wird Augenzeuge fürchterlicher Massakker und Schlachten. Die Lemurer als Vorfahren der Menschheit und die Bestien als Vorfahren »seiner« Haluter bedeuten Icho Tolot jeweils sehr viel, und es fällt ihm schwer, sich eindeutig für eine Seite zu entscheiden. Doch irgendwann greift er auf der Seite der Lemurer ein, obwohl er Angst vor einem Zeitparadoxon hat.

Ich fand die Geschichte beim Anhören beeindruckend, nicht nur wegen Josef Tratniks Stimme. Der LEMURIA-Zyklus, der nach Exposés von Hubert Haensel entstanden war, wurde damals vor allem von Frank Borsch redaktionell betreut. Ich schmökerte die Manuskripte der ersten vier Romane durch, während ich die Romane fünf und sechs aus verschiedenen Gründen nicht mehr las – für mich war es also tatsächlich ein neuer Stoff.

Beeindruckend war beim Anhören für mich, dass es sich um Thomas Zieglers letzten Roman handelte. Wir hatten uns damals mehrfach über einen Wiedereinstieg bei PERRY RHODAN unterhalten. Im Jahr 2004 kam sein erster Heftroman nach einer Pause von fast zwanzig Jahren heraus; zusätzliche Romane sollten folgen. Der Autor verfasste einen weiteren Heftroman und das Manuskript von »Die letzten Tage Lemurias«, und wir beide waren mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden.

Dann kam der September 2004 und Thomas Zieglers viel zu früher Tod; er wurde nur 47 Jahre alt. Ein halbes Jahr nach seinem Tod erschien der LEMURIA-Roman bei Heyne; es war mir damals, als sei es sein literarisches Vermächtnis.

Immer wieder geht es in »Die letzten Tage Lemurias« um den Gedanken, ob manche Bemühungen um Leben und Hoffnung nicht völlig aussichtslos sind. Der Wissenschaftler Levian Paronn sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen, um die Gefahr durch die Bestien zu bannen. Der Haluter Icho Tolot weiß, dass er schon einmal durch die Zeit gereist ist und es wieder tun muss, aber er möchte nicht das Universum verändern. Die Lemurer kämpfen verzweifelt um ihre Zukunft, und die Bestien folgen mit kalter Strategie den Befehlen ihrer Auftraggeber.

Icho Tolot erkennt im Verlauf des Romans irgendwann: Man muss Stellung beziehen, man kann nicht zuschauen, wenn Dinge passieren, die einem nicht liegen. Deshalb handelt der monströs wirkende Haluter in Thomas Zieglers Roman unterm Strich menschlicher als viele Menschen – womit der spannende und abwechslungsreich erzählte Roman tatsächlich eine philosophische Komponente aufweist.

Während ich der Geschichte lauschte, wurde mir erneut bewusst, wie früh Thomas Ziegler gestorben war. Mit »Die letzten Tage Lemurias« hat er einen Roman hinterlassen, der die PERRY RHODAN-Historie um wichtige Punkte bereichert – und in der Hörbuchfassung wird das Geschehen in der irdischen Vergangenheit noch spannender erzählt. Beeindruckend!

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