In der Sonntags-Ausgabe der »Badischen Neuesten Nachrichten«, die im Großraum Karlsruhe/Nordbaden an mehr als 200.000 Haushalte zugestellt wird, war am vergangenen Wochenende ein Interview mit Klaus N. Frick zu lesen. Der PERRY RHODAN-Chefredakteur wurde »allgemein« zur Science Fiction und ihrem Umfeld befragt - als Gesprächspartner wirkte der Redakteur Wolfgang Weber.
Weber: Was genau versteht man unter Science Fiction?
Frick: Science Fiction ist Literatur, die mit der Frage »was wäre wenn« spielt – und das muss wissenschaftlich fundiert sein. Also »was wäre, wenn es Außerirdische gäbe« oder »was wäre, wenn man durch die Zeit reisen könnte«, um zwei Beispiele zu geben.
Weber: Kann es nur in der Zukunft oder auch in der Vergangenheit spielen? (Beispiel Zeitmaschine)?
Frick: Science Fiction kann zu jeder Zeit spielen, sogar in der Gegenwart; zumeist spielt sie allerdings in der Zukunft. Es geht letztlich darum, dass ein phantastisches Element auftaucht, das – im Gegensatz zur Fantasy – wissenschaftlich erklärbar ist. Das kann beispielsweise eine Parallelwelt sein, in der das Römische Imperium bis heute überdauert hat ... wie würde sich dann das Leben in der Region Baden abspielen?
Weber: Science Fiction spielt oft im Weltall oder in entfernten Galaxien. Glauben Sie an außerirdisches Leben?
Frick: Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass sich angesichts der Vielzahl an Sonnensystemen und Planeten nur auf unserer Welt eine Evolution ereignet hat. Rein statistisch gesehen muss es außerirdisches Leben geben.
Weber: Wird es technisch irgendwann möglich sein, andere Galaxien zu besuchen?
Frick: Andere Galaxien kaum – die sind zu weit weg. Unbemannte Raumsonden werden aber sicher irgendwann ihren Weg zu anderen Sonnensystemen finden.
Weber: Warum ist Science Fiction so beliebt, was bringt es den Menschen?
Frick: Es gibt Science Fiction, die nichts anderes ist als Abenteuergeschichten im Weltraum – also eine andere, originellere Art von Unterhaltungsliteratur. Und es gibt Science Fiction, die bewusst mit den Möglichkeiten und Wirklichkeiten spielt, die also eher intellektuelle Ansprüche befriedigen soll.
Weber: Welches ist Ihr Science-Fiction-Lieblingsbuch, welches Ihr Lieblingsfilm?
Frick: Mein Lieblingsfilm ist »Blade Runner«, bei den Büchern tu' ich mich schwerer. Womöglich der Klassiker »Fahrenheit 451« von Ray Bradbury.
Weber: Wie grenzt sich Science Fiction als Genre von Fantasy ab - und wie vom Horror?
Frick: Der grundsätzliche Unterschied ist der wissenschaftliche Hintergrund; die Fantasy ermöglicht mit Magie und Zauberei im Prinzip alles, und im Horror werden Geister und Gestaltwandler ohne jeglichen Hintergrund vom Leser sofort akzeptiert. In der Science Fiction geht das nicht.
Weber: War Jules Verne ein Science-Fiction-Schriftsteller?
Frick: Nach heutigen Maßstäben: ja. Er war einer der ersten, die bewusst mit den Möglichkeiten des technisch-gesellschaftlichen Fortschritts gespielt haben.
Weber: Welches Werk gilt ihrer Meinung nach als erstes Science-Fiction-Werk?
Frick: Wahrscheinlich »Frankenstein« von Mary Shelley – die Autorin arbeitete als erste bewusst mit einem Ausblick in eine mögliche technische Zukunft.
Weber: In welchem Land ist Science Fiction am beliebtesten?
Frick: Schwer zu sagen ... wahrscheinlich in Japan, wo die Science Fiction am weitesten in die Populärkultur eingedrungen ist.
Weber: Wie ist es zu erklären, dass Perry Rhodan die größte Science-Fiction-Serie der Welt wurde?
Frick: PERRY RHODAN zeichnet sich vor allem durch den epischen Charakter aus: Jede Woche taucht man als Leser in eine faszinierende Welt ein, in der man sich zu Hause fühlt – und jede Woche wird diese Welt ein Stückchen weiter entwickelt und vor dem Leser aufgeblättert.
Weber: Welche Art von Science Fiction ist denn PERRY RHODAN?
Frick: PERRY RHODAN ist eine sogenannte Space Opera, eine epische Geschichte durch Raum und Zeit.
Weber: Was halten sie für DIE Klassiker des Genres?
Frick: Auch wenn der Roman heute schwer lesbar ist, gehört »Auf zwei Planeten« (1897) vonKurd Lasswitz zu den absoluten Klassikern. Aber auch neuere Romane wie »Per Anhalter durch die Galaxis« (1979) von Douglas Adams oder »Neuromancer« (1984) von William Gibson zähle ich schon zu den Klassikern, die man gelesen haben sollte.
Weber: Sind Science-Fiction-Fans überdurchschnittlich intelligent?
Frick: Nein. Sie sind aber überdurchschnittlich wissenschaftlich und technisch interessiert.
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