Ein Logbuch der Redaktion
Zum wiederholten Mal seit 1995 gab es an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel ein Seminar zum Thema Science-Fiction-Kurzgeschichte; ich war einer der zwei Dozenten, und ich arbeitete mit Uwe Anton zusammen. Wir beide haben in Wolfenbüttel eine gewisse Routine: Es dürfte bald das zehnte Seminar sein, das wir gemeinsam bestreiten.
In schrecklichem Dauerregen mit starken Orkanböen verließ ich am Freitagmorgen, 16. Dezember 2011, meine Heimatstadt in Süddeutschland. Die Zugfahrt verlief ruhig, das stürmische Wetter machte mir keinen Strich durch die Rechnung. Unterwegs las ich PERRY RHODAN-Manuskripte sowie die Texte der Seminarteilnehmer.
Als ich in Wolfenbüttel eintraf, der schönen Kleinstadt bei Braunschweig, goss es noch stärker als in Karlsruhe. Ich war ziemlich froh, als ich endlich im Gästehaus eintraf. Anderen ging es schlimmer; so brachte ein Teilnehmer seine Seminarunterlagen komplett durchnässt mit ...
Richtig los ging es am Nachmittag: Uwe Anton und ich stellten uns vor, erzählten etwas über unsere berufliche Laufbahn und berichteten kurz, wie Verlage arbeiten. Wir gaben zudem einen kleinen »Marktüberblick«, in dem wir zeigten, welche Verlage denn überhaupt Science-Fiction-Kurzgeschichten publizieren.
Bereits am Abend folgte die eigentliche Arbeit. Die Autorinnen und Autoren hatten eigene Geschichten eingereicht, die jetzt diskutiert wurden. Uwe Anton und ich zeigten, was wir gut und weniger gut fanden; auch die Teilnehmer äußerten ihre Meinungen zu den Texten ihrer Kollegen. Recht schnell entwickelten sich engagierte Gespräche, die sich auch nach dem offiziellen Ende des Seminartages bis weit nach Mitternacht hinzogen.
Der Samstag ist traditionell der anspruchsvollste Tag bei einem Wolfenbüttel-Seminar. Wir begannen den Tag mit einer Textaufgabe. Unter anderem ging es darum, den Teilnehmern zu zeigen, wie man Texte nötigenfalls wie am Reißbrett erstellen kann: Wie kann ich eine Figur anlegen, wie mache ich einen Handlungsschauplatz nachvollziehbar?
Die Teilnehmer sollten eine Kurzgeschichte skizzieren und einen Anfang schreiben; diese Texte wurden in der Runde diskutiert und bewertet. Ich finde die Ergebnisse solcher Aufgaben immer sehr interessant: Trotz gleicher Ausgangslage kommen jeder Autor und jede Autorin zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen.
Nach dem Mittagessen ging es weiter: engagierte Diskussionen zu Texten, Schreibaufgaben, theoretische Einschübe. Am Abend nahmen wir uns in einem Schnelldurchlauf die vorab eingeschickten Texte vor, die wir am Freitag noch nicht »geschafft« hatten. Danach hatte jeder Teilnehmer eine fundierte Meinung zu seinen Ideen und Geschichten erhalten.
Wieder stellte ich fest: Es ist durchaus anstrengend, sich mit den Texten anderer Autoren zu beschäftigen, intensiv mit den Autoren zu diskutieren und vor allem auch Kritik zu erläutern. Noch anstrengender wird es allerdings, wenn es nachts sehr spät wird und die Autoren und Dozenten bis drei Uhr morgens bei Wein, Bier und Saft weiter diskutieren.
Entsprechend müde fühlte ich mich am Sonntag, 18. Dezember 2011. Trotzdem starteten wir mit einer Textaufgabe, diesmal auf Basis der Arbeiten vom Samstag morgen – die »Geschichte am Reißbrett« wurde auf der gemeinsamen Basis weiter entwickelt. Abwechslungsreiche und lebhafte Diskussionen bestimmten den Rest des Seminars bis nach dem Mittagessen.
Als ich am Nachmittag irgendwann in den Zug nach Süden stieg, war ich richtig »geplättet«. Gleichzeitig aber war ich in einer sehr guten Stimmung: viele nette Leute, viele gute Texte – das macht Spaß. Ich freue mich schon auf die Seminare im Jahr 2012.
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