Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Will man für PERRY RHODAN einen Jubiläumsmonat bestimmen, ist der September optimal. In diesem Monat kam 1961 der erste Roman in den Handel, und noch niemand konnte ahnen konnte, wie erfolgreich PERRY RHODAN jemals sein würde. Auch der September 2002 sollte die PERRY RHODAN-Serie in eine neue Ära katapultieren: Der PERRY RHODAN-Comic kam am 5. September 2002 in den Handel.
Wenige Tage zuvor verschickten wir eine Pressemeldung, die in den Fachmedien veröffentlicht wurde. Als Startauflage wurden in dem Text übrigens stolze 75.000 Exemplare angegeben – eine stimmige Aussage. Zu der Zeit wurden Comics im Zeitschriftenhandel in großen Stückzahlen abgesetzt; zehn Jahre später träumen die Comic-Verlage von solchen Auflagen nur noch.
Als verantwortlicher Redakteur kam in dem Pressetext selbstverständlich Frank Borsch zu Wort: »An erster Stelle standen für uns bei der Konzeption zwei Aspekte: Qualität und leichte Zugänglichkeit für Leser, die vielleicht schon länger mit dem Gedanken gespielt haben, PERRY RHODAN zu lesen, aber aus den verschiedensten Gründen nicht dazu gekommen sind.«
Zur Teamarbeit äußerte sich Frank Borsch, der in der Comic-Szene als Übersetzer von Serien wie »Daredevil« einen guten Namen hatte, ebenfalls: »Unser Ziel war, einen Comic zu erschaffen, der sowohl inhaltlich wie von der künstlerischen Ausführung mit der Konkurrenz aus den USA mithalten kann. Und ich glaube, das ist uns gelungen: Unser kreatives Team vereinigt eine Reihe von absoluten Könnern!«
Wenngleich wir zu der Zeit schon wussten, dass er mit klar definierten Terminen seine Probleme hatte, lobten wir in unserer Meldung erneut Karl Altstaetter, »eines der heißesten Talente der amerikanischen Comic-Szene«. Zu der Zeit war Altstaetter mit nur 31 Jahren tatsächlich einer der Senkrechtstarter im Comic-Geschäft. Mit seiner Serie »Deity« bekam er überall gute Kritiken, und sein Studio Hyperwerks stand in Verhandlungen wegen der Fernsehrechte.
Mit im Boot war von Anfang an Victor Olazaba; es war klar, dass Altstaetter die Aufgabe nicht allein stemmen konnte. Olazaba hatte sich 2002 bereits einen guten Namen verschafft: Er tuschte die erfolgreiche Serie »Spawn« und war an der Comic-Umsetzung des Computerspiels »Tomb Raider« beteiligt.
Dirk Schulz war einer unserer Titelbildzeichner und unterstützte uns bei dem Projekt. So zeichnete er – weil es sehr schnell gehen musste – quasi über Nacht ein Titelbild. Im Nachhinein sollte sich herausstellen, dass er das Projekt nicht nur einmal rettete.
Unser Ziel war ambitioniert: Wir wollten alle zwei Monate ein Comic-Heft in den Handel bringen, das nur 36 Seiten stark war, dafür aber drei Euro kosten wollte. Damit gingen wir ein Risiko ein, das uns durchaus bewusst war. Vergleichbare Hefte mit Material, das aus dem amerikanischen Raum übersetzt worden war, wurden zu der Zeit preiswerter angeboten – oder sie hatten einen Umfang von 48 oder mehr Seiten. Dazu arbeiteten wir mit einem amerikanischen Team zusammen, das sich mit Terminen nicht anfreunden wollte und uns von Tag zu Tag erneut die Schweißperlen auf die Stirn trieb
Unser gigantisches Plus war die Marke PERRY RHODAN, von der wir uns einiges erhofften. Realistisch blieben wir: »Wir planen mal vier Hefte«, hatte ich mit der Verlagsleitung vereinbart, »also eine sogenannte Miniserie. Das machen die Amerikaner mit ihren Comics ebenfalls. Und wenn die sehr gut laufen, machen wir weiter.« In den vier Heften wollten wir eine abgeschlossene Geschichte erzählen, und diese stammte von Uwe Anton.
»Für mich geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung«, ließ sich Uwe Anton in der Pressemitteilung zitieren. »Ich habe im Lauf der Jahre über 500 Comics, von ›Superman‹ und ›Batman‹ bis zu ›Micky Maus‹ ins Deutsche übertragen, aber darauf, selbst einen zu schreiben, musste ich lange warten. Jetzt wird mein Traum wahr – und ich kann ihn dazu noch mit PERRY RHODAN verbinden!«
Um die Stammleser entsprechend einzubinden, diskutierte Uwe Anton bereits unter anderem im offiziellen PERRY RHODAN-Forum. Er informierte über die geplante Handlung: »Die neue Comic-Serie startet mit einem Vierteiler, ›Die Kristalle von Di'akir‹. Darin lernen wir das Volk der Di'aka kennen, aber auch einige alte Bekannte. Perry Rhodan steht im Mittelpunkt der Handlung; Reginald Bull und ein etwas in Vergessenheit geratener Haluter sind weitere Schlüsselfiguren.«
Bewusst hatten der Redakteur und der Autor die Handlung in die »Lücke« zwischen Heft 2099 und Heft 2100 gesetzt, also in einen kleinen Zeitsprung zwischen zwei Zyklen. Damit sollte die Spannung gewahrt werden, und wir wollten den Comic so anlegen, dass er hundertprozentig zur PERRY RHODAN-Romanserie passte. Damit die Stammleser richtig mitfiebern konnten, kamen farbige Vorabdrucke im PERRY RHODAN-Heft 2141.
Von unserer Seite aus wurde also alles – oder zumindest sehr vieles – richtig gemacht. Der Comic musste nur noch in den Handel kommen und verkauft werden; Risiko hin, Risiko her ...
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