07 Oktober 2011

Atlantis-Anruf in der Redaktion

Dummerweise gehe ich manchmal ans Telefon; wenn ich viel zu tun habe, was sehr oft der Fall ist, lasse ich beide Telefone in meinem Büro auch mal den ganzen Tag klingeln und gehe nicht ran. Heute morgen nahm ich wieder einmal ab.

Ein Leser war daran. In welchem Band denn der Untergang von Atlantis geschildert werde. Er müsste das unbedingt wissen, er habe schon einmal angerufen, und man habe ihm versprochen, dass er nach dem WeltCon eine Antwort erhalten würde. Er war sehr hartnäckig, und ich bin leider ein höflicher Mensch.

»Heft 50 oder 60, würde ich sagen«, gab ich zur Auskunft, nachdem ich erfahren hatte, dass er keinen Internet-Zugang hat und nicht selbst recherchieren kann. Das genügte ihm leider nicht. Er habe nur die Silberbände - in welchem Silberband sei denn das?

»Das muss Buch 7 oder 8 sein«, behauptete ich; so schlecht ist mein Gedächtnis meist nicht. Das nützte ihm leider auch nichts; er wollte es genau wissen.

»Die Dame, mit der ich im September telefoniert habe, sagte mir, dass sie es raussuchen wolle, um mir Bescheid zu sagen«, argumentiere er. »Wissen Sie, ob sie das vielleicht schon rausgesucht hat?«

Der Herr, der offensichtlich davon ausging, dass wir uns grenzenlos langweilen, war höflich; also gab ich auch eine höfliche Antwort. Ich wisse nicht, was die Dame rausgesucht habe, denn ich wisse beim besten Willen auch nicht haarklein, was die Kolleginnen und Kollegen den ganzen Tag über machen.

Das verstand er. »Aber Sie müssen doch nur im Computer gucken, um mir eine genaue Antwort zu geben.« Ein hartnäckiger Mann ...

Während wir telefonierten, checkte ich die Perrypedia und engte meine Hilfeversuche auf Band 8 ein. »Wenn Sie's genau wissen wollen, müssen Sie es schon selbst nachlesen«, versuchte ich erneut, ihn loszuwerden. »Ich habe die Romane in den 70er-Jahren zuletzt gelesen.«

Nach gefühlten zehn Minuten, in denen er auch noch über die Druuf-Invasion, Atlantis im Allgemeinen und noch einmal über »die Dame hat mir das doch versprochen« diskutieren wollte, hatte ich ihn los. So kann man auch seine Vormittage verbringen.

1 Kommentar:

Michel hat gesagt…

Das war ja köstlich zu lesen!
;-)
Hätte ich mich nie dafür, einfach beim Chefe von PR anzurufen und eine solche Frage zu stellen.
Wofür gibt es die Perrypedia!

Aber sehr schön geschrieben,grins. Ich hätte wohl unabsichtlich den inneren Hulk zum Vorschein kommen lassen, he, he, he.

LG
Michel