Der Nachmittag am Freitag, 30. September 2011 - ein Logbuch der Redaktion
Es ist Freitagmittag, 30. September 2011, und ich bekomme Schweißausbrüche. Es liegt nicht nur am dem überraschend warmen Wetter, sondern auch daran, dass ich auf die Schnelle rund tausend Euro benötige. Kein Problem, denke ich, als ich erkenne, dass direkt neben dem Kongresszentrum Rosengarten eine Filiale der Sparkasse ist - mein Sparkassen-Konto ist gedeckt, also werde ich in dieser Filiale auch Geld erhalten.
Als ich dort eintreffe, ist die Filiale geschlossen. Mittagspause ... Am Geldautomat erhalte ich genau 200 Euro, mehr nicht. Kein Wunder, denn am frühen Morgen hatte ich sicherheitshalber 300 Euro abgehoben, um für eventuelle Ausfälle am Wochenende gewappnet zu sein. Jetzt habe ich 500 Euro in der Tasche; das ist zwar eine Menge Geld, reicht aber nicht.
Also eile ich zurück ins Kongresszentrum, vorbei an den Helfern, die überall in Windeseile dekorieren und aufbauen. Ich stoße auf Hermann Ritter, schildere ihm mein Problem und werde mit seiner Gelassenheit konfrontiert. »Kein Problem«, sagt er, »ich bin bei der Deutschen Bank, und da kann ich einen Tausender auf einmal abheben.«
Wir verlassen zusammen das Con-Gebäude, gehen hinaus in die wunderbare Nachmittagssonne, eilen über die Straße, werden überall von Fans begrüßt, die auf den Rosengarten zuströmen, und steuern die Filiale der Deutschen Bank an. Hermann hebt 800 Euro ab und gibt sie mir, ohne sie anzugucken. Ohne das Geld zu zählen, stecke ich es in die Hosentasche.
Dann essen wir erst einmal etwas. Bei einer Bäckerei kaufen wir uns je ein belegtes Brötchen und ein Getränk; damit setzen wir uns in die Sonne und genießen die letzten ruhigen Minuten für dieses Wochenende.
Gemeinsam gehen wir zurück zum Kongresszentrum und hinein in unser Veranstalter-Büro. Inan Arac vom Kongresszentrum ist bereits da, er wartet auf mich und das Wechselgeld; ebenso sind die Helfer da, die sich in den nächsten drei Tagen um die Tageskasse kümmern sollen. Während Sabine Kropp mit den drei Kassierern einen Plan entwickelt, wie abgerechnet werden soll, eile ich hinter Inan Arac her.
Er führt mich in einen Bereich des Rosengartens, den ich bei keinem meiner bisherigen Besuche gesehen habe: Hinter dem Musensaal geht eine schmale Treppe nach oben, dann stehen wir in einem karg aussehenden Gang, der zur Buchhaltung des Kongresszentrums führt.
Eine sehr freundliche Dame erwartet mich und die insgesamt 1130 Euro, die sie von mir haben möchte. Vor ihr liegen Rollen mit Münzen, dazu viele kleine Scheine: eine komplette Kassenausrüstung, wie wir sie benötigen. Sie hat einen Block in der Hand und sagt: »Jetzt müssen Sie mir das nur noch quittieren und dann ...« Sie lacht freundlich. »Wenn ich dann am Dienstag wieder die 1130 Euro von Ihnen erhalte, ist alles in Ordnung.«
Ich starre sie wahrscheinlich an, als würde sie gerade Blödsinn reden. »Gerade eben habe ich Bargeld organisiert«, bringe ich hervor. »Ich habe das Wechselgeld dabei.«
Sie lacht erneut. »Das wäre zwar nicht nötig gewesen, aber so ist es natürlich einfacher für mich.« Wir tauschen meine großen Scheine gegen ihre kleinen Scheine und das Münzgeld. Mit zwei schweren Geldtaschen verlasse ich ihr Büro; ich schwanke buchstäblich. Das ganze Gerenne und die ganze Hektik waren völlig überflüssig gewesen.
Immerhin bin ich rechzeitig in unserem Büro: Die Tageskasse kann aufgebaut werden, denn ab 16 Uhr lassen wir die Besucher herein. Es werden viele kommen, das ist um diese Zeit schon klar. Auf dem sonnigen Platz direkt vor dem Eingang stehen bereits am frühen Nachmittag Dutzende bis Hunderte von Fans. Sie wirken entspannt und reden miteinander; einige rauchen.
Die Helfer vom SFC Universum haben sich im Kassenbereich bereits mit der Lage vertraut gemacht, die Namensschilder sind sortiert und vorbereitet. Hermann Ritter hat sich den Risszeichner Holger Logemann geschnappt, der ein wenig gelangweilt herumstand, und diesen zum Sortieren eingeteilt. Holger vollbringt die Aufgabe in stoischer Ruhe; das finde ich schon wieder witzig.
Ich eile zu meinem Auto in die Tiefgarage. Es müssen die Transportkisten mit dem Material aus meinem Wagen in das Gebäude geschleppt werden: Unter anderem habe ich alle Unterlagen für die Versteigerung im Auto, dazu Pressemappen, ausgedruckte Listen und andere Dinge. Ich schleppe mehrere Bananenkisten ins Büro, unterstützt von einem der Helfer.
Wir sind nicht die einzigen, die den Fahrstuhl vom Keller ins Con-Gebäude benutzen. Einige Verkäufer bauen noch ihre Stände auf, und die Mitglieder des französischen Fan-Clubs BASIS sind ebenfalls unterwegs. Viele von ihnen können kein Deutsch, und mein Französisch ist legendär schlecht; aber wir unterhalten uns mit Scherzworten, wann immer wir uns zwischen Tiefgarage, Treppenhaus und Fahrstuhl treffen.
Elke Rohwer räumt parallel zu uns mit Fan-Helfern ein Auto aus und transportiert Nahrungsmittel sowie Getränke nach oben. Das ist alles für den Backstage-Bereich bestimmt; die Helfer und Gäste sollen schließlich etwas zu essen und zu trinken erhalten.
Dann ist es kurz vor 16 Uhr. Ich beschließe, endlich das zu tun, was dringend nötig ist: Ich muss im Hotel einchecken und mich umziehen. Mit meinem Gepäck eile ich durch das Kongresszentrum, wo mittlerweile alles so aussieht, als stünde der Con kurz vor seiner Eröffnung, hinüber ins Hotel. Es gibt einen gläsernen Übergang zwischen dem Kongresszentrum und dem Dorint-Hotel, danach muss man im Hotel selbst durch den Tagungsbereich einer Psychiater-Veranstaltung gehen.
Ich checke ein und ziehe mich im Zimmer hektisch um. Jeans und T-Shirt weichen einem Anzug mit rotem Hemd; auf die Krawatte verzichte ich. Und ich schaffe es, das Hemd so anzuziehen, dass ich den Abend über immer wieder den Kragen »nachbessern« muss. Als ich vom Hotelzimmer hinunter in die Hotel-Lobby gehe, wird mir bewusst. Es sind nun keine zwei Stunden mehr, bis der PERRY RHODAN-WeltCon 2011 beginnt ...
(In der Fortsetzung dieses Berichtes geht es dann um die Eröffnung des Con-Prologs und eine kurze Rede sowie den Beginn des Programms.)
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