28 Dezember 2009

Fannische Kurzgeschichten

Ein Logbuch der Redaktion

Ich lese gerne Kurzgeschichten. Damit gehöre ich im deutschsprachigen Raum längst zu einer Minderheit, was die Verkaufszahlen der Buchverlage deutlich beweisen: Es sieht so aus, als gäbe es nur noch eine Handvoll Story-Freunde. Umso besser, dass es nach wie vor engagierte Science-Fiction-Fans gibt, die Kurzgeschichten verfassen und solche auch verlegen.

Ich kam in der Woche vor Weihnachten erst dazu, den schönen kleinen Band »Mord an Bord« durchzuschmökern, den der Terranische Club Eden (TCE) bereits im Sommer 2009 herausgebracht hat. Es war auf einer Zugfahrt, bei der ich das eine oder andere »offizielle« Manuskript zu lesen hatte, und immer wieder zwischendurch griff ich nach dem absolut professionell aussehenden Taschenbuch und las eine Kurzgeschichte.

Wer sich nicht mehr daran erinnert: Da sich am 8. Dezember 2008 zum zehnten Mal der Todestag des deutschen SF-, Krimi- und Fantasyautors Wolfpeter Ritter (PERRY RHODAN-Lesern als Peter Terrid bekannt) jährte, schrieb der TCE den »Storywettbewerb in Memoriam Wolfpeter Ritter« aus. Angesprochen waren nicht-professionelle Autoren, und ihre Aufgabe war, eine utopisch-phantastische Kurzgeschichte zu schreiben.

Dabei sollte die Figur der Lhoreda Machecoul eingesetzt werden, die von Peter Terrid als Kriminalistin in zwei PERRY RHODAN-Taschenbüchern erfunden worden war. Die Autoren sollten die Figur sowie die Hintergründe aufgreifen, mussten aber nicht unbedingt im PERRY RHODAN-Universum bleiben.

Tatsächlich trafen zahlreiche Kurzgeschichten bei der Jury ein, die dann eine Auswahl traf und die Sieger kürte. Die Preisverleihung war im Sommer in Garching, und es wurde auch der Band »Mord an Bord« publiziert. Ich fand es passend, dass ich diesen Band auf der Fahrt nach München las, also quasi in die direkte Nähe von Garching, wo die Preisträger auf der Bühne gestanden waren.

Das Büchlein war richtig unterhaltsam, die Texte schwankten zwischen gut und sehr gut: Ich fand, dass sich die Autorinnen und Autoren dem Thema gut angenähert hatten und dass dabei sehr schöne Geschichten entstanden waren. Und ich fand vor allem, dass Dieter Bohn zu Recht den ersten Preis belegt hatte ...

Seine Geschichte trägt den Titel »Eine Frage der Ehre« und zeigt, wie ein planetarer Konflikt im Prinzip seine Fortsetzung an Bord des Raumschiffes EMPRESS OF THE OUTER SPACE findet – es geschieht ein Mord, und die Kriminalistin an Bord des Raumschiffes muss sich darum kümmern. Dieter Bohns Geschichte ist ein kleiner, feiner Krimi mit moralischer Komponente, und das gefiel nicht nur der Jury, sondern auch mir.

Die anderen Geschichten wissen ebenfalls zu unterhalten: »Die Fliegen des Teufels« von Josef Thanner, »Fremder als ein Traum« von Antje Ippensen, »Toter Mann« von Norbert Kurz und »Der perfekte Mord« von Norbert Mertens. Ich schmökerte das Büchlein mit Genuss durch und möchte es all jenen ans Herz legen, die sich gern im »Perryversum« aufhalten oder die früher gern die Romane von Peter Terrid gelesen haben.

Mein Glückwunsch auch an den Terranischen Club Eden, der das Buch vorzüglich gestaltet hat. Das Titelbild von Alexander Braccu ist dynamisch, die Redaktion (Michaela Stadelmann und Joachim Kutzner) hat sauber gearbeitet, und als »Nachwort« gibt's das Bild einer Kerze auf dem Grab des verstorbenen Peter Terrid.

Die 80 Seiten lohnen sich, der Preis von 6,50 Euro (plus Versandkosten) ist nicht zu hoch. Zu beziehen ist »Mord an Bord« über die Homepage der Veranstalter. Dort werden auch signierte Exemplare angeboten:

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