Ein Logbuch der Redaktion
Eine vergleichsweise kleine Runde von Autoren blickte mir am Freitag, 27. Februar, entgegen: Neun Autorinnen und Autoren hatten sich zum Seminar »Ist morgen auch noch ein Tag?« an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel eingefunden, um sich mit dem Science-Fiction-Roman und der Arbeit an einem solchen auseinanderzusetzen.
Warum es so wenig waren, wussten wir nicht; kurzfristig hatten sogar zwei Autoren abgesagt, die sich eigentlich angemeldet hatten. Aber in einer kleinen Gruppe kann man vielleicht zu besseren Ergebnissen kommen, dachten wir optimistisch und begannen mit der Arbeit. »Wir«, das waren in diesem Fall die Autorin Kathrin Lange und ich als Dozenten sowie Dr. Olaf Kutzmutz als Leiter für den Literaturbereich an der Akademie.
Zumindest am Anfang hielten wir uns dabei an den Ablauf, der die meisten Seminare bislang auszeichnete: Wir besprachen die eingeschickten Texte und informierten allgemein über das Buchgeschäft, über die Möglichkeiten, einen Roman zu veröffentlichen, und über die »Innensicht« eines Buch- und Zeitschriftenverlages. Für Neulinge gibt es bei solchen Gelegenheiten immer wieder »Aha«-Effekte, weil sie Dinge hören, die ihnen bislang unbekannt waren und die so nicht in den derzeit angesagten Schreib-Ratgebern stehen. Und auch erfahrene Autoren haben hier eine Gelegenheit, ihr vorhandenes Wissen zu überprüfen.
Wobei Textarbeit etwas ist, das alle betrifft: Man kann einen Text im Zweifelsfall bis ins letzte Wort diskutieren und wird dabei interessante Feststellungen machen können. Das vermieden wir diesmal, in dem wir am Freitagabend in erster Linie die allgemeinen Dinge betrachteten: Stimmt die Erzählperspektive, werden die Figuren im Text ausreichend charakterisiert, und wie steht es um die Szenerie, in der die Geschichte angesiedelt ist?
Am Samstag, 28. Februar, setzten wir das Seminar gleich mit einer Aufgabe fort: Die Teilnehmer sollten ihren Roman – oder ihr Romanprojekt – in genau 60 Worten zusammenfassen. Wer diese Übung schon einmal absolviert hat, weiß, dass sie nicht so leicht zu schaffen ist. Erstaunlicherweise klappte das aber sehr gut, und so konnten wir rasch zu weiteren Textarbeiten übergehen.
Unter anderem ging es an diesem Tag um den »dreidimensionalen Charakter einer Figur«, sprich, über die verschiedenen Möglichkeiten, eine Romanfigur gut darzustellen und sie so handeln zu lassen, dass der Leser buchstäblich mit ihr mitfiebert und mitleidet. Entsprechende Aufgaben ergänzten diese theoretische Einlage – und selbstverständlich gingen wir weiter auf die bisher gelieferten Texte ein.
Ein echter Höhepunkt des Seminars bestand aus einer Art Vortrag von Kathrin Lange: Einer unserer Teilnehmer hatte einen Text eingereicht, der kein Roman war, sondern der Inhalt eines »astroarchäologischen« Sachbuches. Wie man es schafft, auch aus so einem etwas abseitigen Thema eine packende Geschichte zu entwickeln, die – wenn sie gut geschrieben wäre – sicher viele Menschen interessieren könnte, war das Thema ihrer Arbeit. Sie zeigte, wie man ein Thema »plottet«, wie man aus unterschiedlichen Elementen eine Story herausfiltern kann und wie man diese angehen könnte.
Ob der Autor dann dies genau so macht oder sich für eine andere Methode entscheidet, ist letztlich seine Sache – Kathrin Lange zeigte uns, wie man es machen kann. Sehr spannend für alle Beteiligten!
Mit Übungen und Gesprächen ging das Seminar im Verlauf des Sonntags zu Ende. Ich war wie immer sehr erschöpft hinterher, was kein Wunder ist: Abends ging es meist bis lange nach Mitternacht, und morgens fingen wir um neun Uhr bereits an. Unterm Strich ist das dann doch sehr anstrengend. Aber es ist eben sehr lehrreich – sowohl für die Teilnehmer als auch für die Dozenten.
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