Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Im Frühjahr 2013 trafen sich Christian Montillon und Wim Vandemaan
mit mir in Bonn. Wir besuchten die Science-Fiction-Ausstellung im »Haus
der Geschichte« und setzten uns danach im Museums-Café zusammen. Bei
Kaffee und Kuchen besprachen wir die aktuelle Entwicklung bei der
Exposéarbeit, diskutierten über Romane und Inhalte und kamen zuletzt
auch auf Autoren zu sprechen.
Vor allem Christian Montillon setzte sich vehement dafür ein, Michelle Stern
in die laufende Erstauflage zu holen. Die Kollegin habe sich bei PERRY
RHODAN NEO bewährt, jetzt sei es an der Zeit, ihr einen ersten Roman im
Handlungszyklus um das Atopische Tribunal zu geben. Das sei dringend an
der Zeit.
Ich sprach mich nicht dagegen aus; schließlich hatte
ich selbst mitbekommen, wie sich Michelle Stern von Roman zu Roman
gesteigert hatte. Ihre Romane bei PERRY RHODAN NEO gefielen mir, und ich
fand eindrucksvoll, wie sie Details zur Handlung hinzufügte, die sie
nicht dem Exposé entnahm, sondern sich selbst ausdachte.
Allerdings
wusste ich nicht, wie gut sie sich bei PERRY RHODAN auskannte. Michelle
schrieb viel für Serien anderer Verlage, wo sie mit packenden Szenen
und gut geschilderten Charakteren überzeugte. Sie war allerdings kein
klassischer PERRY RHODAN-Fan, damit war sie nicht »großgeworden«. Aber
sie hatte mir einmal erzählt, dass sie sich die klassische PERRY
RHODAN-Serie in Form der Silber Edition als Hörbuch erschloss. Das klang
gut, fanden wir alle drei – und ich erhielt den Auftrag, mit der
Autorin in Kontakt zu treten.
Also schrieb ich ihr am Montag nach
der Begegnung in Bonn – es war der elfte März 2013 – eine Mail, die den
schönen Betreff »Du und der Perry« hatte. In meiner Mail versuchte ich
es auf die lockere Methode: »Ich weiß ja, dass du gern mal einen Roman
für die PERRY RHODAN-Erstauflage schreiben würdest, und ich würde mich
auch nicht dagegen sperren.« Ich stellte die Frage, ob sie es zeitlich
schaffen könnte. Sie war für andere Verlage tätig, sie wirkte bei PERRY
RHODAN NEO mit, und dort hielt ich sie für eine »unserer wichtigsten
Akteure/innen«. Bei NEO wollte ich sie weder verlieren noch kürzer
treten lassen.
Ich schrieb noch nichts von einer regelmäßigen
Mitarbeit an der Erstauflage, sondern überlegte mir in diesen Stunden
nur, ob Michelle einmal einen Gastroman verfassen könnte. Wie gut kannte
sie sich eigentlich mit der Serie aus? Musste ich ihr erst einmal einen
Packen Lesestoff schicken, oder war sie schon bestens informiert?
Am
gleichen Tag kam die Antwort. Michelle Stern hatte nach dem PERRY
RHODAN-WeltCon 2011 damit begonnen, die Serie regelmäßig zu lesen. Sie
würde die Lektüre intensivieren, wenn sie ein klares Ziel hätte.
Zeitliche Probleme mit PERRY RHODAN NEO oder den anderen Serien – etwa
»Maddrax« aus dem Bastei-Verlag – sah sie nicht.
Michelles Mail schloss mit einem augenzwinkernden Hinweis: »Ich habe gar nichts dagegen und jede Menge dafür.«
Darüber
freute ich mich, und ich schrieb ihr gleich zurück. Ich empfahl ihr,
die Lektüre der Serie ab Band 2700 zu intensivieren. »Wir machen da sehr
vieles neu und anders«, versprach ich. Wir würden auch »nicht sooo viel
vom laufenden Zyklus in den neuen« hinüberziehen; sie müsste also nicht
komplette Zyklen nachlesen, um irgendwelche Details zu recherchieren.
Ich
informierte die beiden Exposéautoren über die Zusage und sagte
Michelle, dass sie sich noch ein wenig gedulden müsse. Im Verlauf der
nächsten Wochen komme aber garantiert einer der beiden »wegen eines
konkreten Romans« auf sie zu. Das erste Dutzend Romane des neuen Zyklus
sei schließlich schon konkret verplant; wir würden uns »aber sicher im
Lauf des Frühsommers« melden.
Monate vergingen. Es wurde Juni.
Christian
Montillon präsentierte mir seinen Vorschlag: »Lass uns für Michelle ein
losgelöstes Setting nehmen«, meinte er. »Wir müssen die Handlung auf
dem Mond weiter schreiben, wir müssen den Widerstand auf dem Mond wieder
einmal präsentieren, wir müssen das weitere Schicksal der Menschen auf
dem Mond in die Handlung bringen.« Das sei ein ideales Thema für
Michelle: Sie könnte einen neuen Handlungsschauplatz vorstellen, damit
könnte sie zeigen, was sie könne, und sie stiege sofort mit einem
Doppelband in die Serie.
Das fand ich klasse. Mit der Anführerin
des Lunaren Widerstands würde Michelle Stern gleich eine Figur haben,
mit der sie bestimmt gut umgehen könnte – ich war sehr optimistisch,
dass alles gut funktionieren würde.
Am 12. Juni 2013 telefonierte
ich mit der Autorin; ich schlug ihr den Doppelband als Thema vor, und
sie war sofort Feuer und Flamme. Sie wollte den Doppelband gern
übernehmen und ließ dafür den Auftrag sausen, für die Bastei-Kollegen
eine Ausgabe von »Maddrax« zu schreiben. Allerdings bat sie sich noch
einen Tag Bedenkzeit aus, weil sie die Terminlage bei PERRY RHODAN NEO
überprüfen wolle.
Der Rest ist Geschichte: Michelle Stern
verfasste die zwei Romane über den Lunaren Widerstand – und ganz schnell
wurde aus dem geplanten Gastauftritt in der PERRY RHODAN-Serie eine
feste Mitgliedschaft im PERRY RHODAN-Team ...
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