30 April 2021

Der InfoTransmitter

Ich kann nicht mehr genau sagen, wann wir zum ersten Mal einen Rundbrief auf E-Mail-Basis verschickt haben. Diesen Newsletter, um den korrekten Begriff zu benutzen, nannten wir von Anfang an InfoTransmitter, und so heißt er auch heute noch.

Grund für den Begriff war eine Überlegung von Eckhard Schwettmann, der in den späten 90er-Jahren das PERRY RHOAN-Marketing erst aufbaute. Er argumentierte: »Wir müssen für PERRY RHODAN einige charakteristische Begriffe entwickeln, die es nur in unserer Serie gibt.«

So entstand der Name »Kosmos-Kontor« für einen möglichen PERRY RHODAN-Shop – der so aber nie entwickelt wurde – oder eben »InfoTransmitter«. Mit »Vurguzz« holte Eckhard noch einen alten Begriff aus der Versenkung, mit »Aqua Terra« wollte er ein Mineralwasser platzieren.

Geblieben ist von vielen dieser Ideen vor allem eine: der kostenlose InfoTransmitter, der auch heute wieder einmal an mehrere tausend Leute verschickt worden ist. Es gibt immer Informationen, ein wenig Drumherum und die eine oder andere echte Neuigkeit, die noch nicht auf unserer Internet-Seite oder auf einer Social-Media-Seite zu sehen war …

29 April 2021

Gedanken an Peter Griese

Heute jährt sich der Todestag von Peter Griese zum fünfundzwanzigsten Mal. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich die Todesnachricht erhielt und wie betroffen ich an diesem Tag war – wir wurden erst einige Zeit danach informiert. Und so fuhr ich nach Bad Ems und legte einen Kranz auf das Grab, unterhielt mich lange mit der Witwe des Verstorbenen und saß dann in seinem Arbeitszimmer, wo ich Risszeichnungen und Manuskripte sichtete.

Damals wurden keine Datenträger verschickt, sondern Originale auf Papier. Peter hatte zu der Zeit die Risszeichnungen betreut. Es war ein seltsamer Besuch, weil Peter kurz vor seinem plötzlichen Tod so vital und munter gewirkt hatte, voller Ideen und Kreativität. Ich konnte es nicht fassen.

Dass das 25 Jahre her ist, finde ich erschütternd. Der Autor und ich hatten uns über ein Dutzend Jahre lang gekannt: Als ich ihn zum ersten Mal traf, war ich Leser und Fan der ATLAN-Serie, später war ich PERRY RHODAN-Redakteur, und wir arbeiteten bei einigen Romanen zusammen. Wir trafen uns bei Cons und Autorenkonferenzen. Ich würde allerdings nicht sagen, dass wir ein enges Verhältnis hatten.

Aber ich mochte ihn: Peter Griese war ein spezieller Mensch – wie viele Kreative –, und er hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Wenn ich an ihn denke, sehe ich seinen skeptischen Gesichtsausdruck, den Kopf leicht zur Seite geneigt.

Zu seinem achtzigsten Geburtstag überlegte ich mir, eine Platte von AC/DC zu hören, seiner Lieblingsband. Ob ich das damals tat, weiß ich nicht. Für heute habe ich es mir fest vorgenommen.

28 April 2021

Hinter der Dunkelwolke

Im Mai werden es zwei Jahre sein, die ins Land gegangen sind, seit Lucy Guth mit ihrem ersten Roman bei PERRY RHODAN NEO in Erscheinung getreten ist. Seither hat sich die Autorin als hervorragendes Mitglied im Team unserer Serie erwiesen, der wir immer schwierigere Aufgaben übertragen – und sie löst sie stets mit Bravour.

In der Tat ist »Hinter der Dunkelwolke« ein Roman, der sich meiner Ansicht nach leicht liest, aber nicht so einfach zu schreiben war. Lucy Guth musste ein neues Schiff vorstellen, dazu seine Besatzung, und sie musste die neuen Figuren auch gleich in Konflikte verwickeln. Dabei hatte sie die Stammleserschaft mitzunehmen und so zu schreiben, dass die Serienneulinge einen leichten Einstieg fanden.

Der Roman erscheint in dieser Woche als Band 251 unserer Serie. Das Cover zeigt die SOL. Ich bat Dirk Schulz, als er das Titelbild anlegte, das Raumschiff nur »angerissen« zu zeigen, um nicht zu früh zu viel zu verraten. Das ist ihm – wie ich finde – sehr gut geglückt.

27 April 2021

Springer gegen Dame

Ein starkes Titelbild von Dirk Schulz, ein spannender Roman von Kai Hirdt: Diese Woche erscheint mit »Springer gegen Dame« ein weiterer Roman, der vor allem im Solsystem spielt und die Situation in der Heimat der Menschen beleuchtet. Wieder spielt Aurelia Bina eine wesentliche Rolle, eine sogenannte Posmi, also ein Roboter, der/die sich als weiblich empfindet.

Bei dem Roman handelt es sich um den ersten Teil eines Zweiteilers, dessen beide Bände eng miteinander verbunden sind. Was mir dabei gut gefallen hat, war wieder einmal, wie der Autor vor allem seine Nebenfiguren so aufbaut, dass sie für die weiteren Geschehnisse unverzichtbar sind – solche Details stehen nie im Exposé und werden von den Autorinnen und Autoren jeweils selbst entwickelt.

(Auf diese Weise entwickelte William Voltz früher einmal Alaska Saedelaere, der wichtiger wurde, als jemals geplant worden war. Und Voltago entstand in einem Roman von Robert Feldhoff auch eher »nebenbei« und wurde erst später wichtig.)

26 April 2021

Feind der Harthäuter

Ein zorniger Gucky auf dem Titelbild – die Illustration stammt von Dirk Schulz – und ein angespannter Gucky im eigentlichen Roman: Der vierte Band unserer neuen Miniserie PERRY RHODAN-Wega setzt den Mausbiber wieder einmal in Szene. Er ist nicht allein unterwegs, sondern wird von seinem alten Freund Reginald Bull begleitet. Und unterwegs treffen die beiden auf neue Freunde und neue Gegner.

Verfasst wurde der Roman von Madeleine Puljic. Ich freue mich immer, wenn ich mit der Autorin zusammenarbeiten kann. Leider klappt es bei dieser Miniserie nur einmal – in »Feind  der Harthäuter« zeigt sie den Mausbiber dafür von verschiedenen Seiten.

Der schönste Gucky-Satz des Romans lautet meiner Ansicht nach übrigens: »Ich bin vielleicht im Moment ein wenig emotional, aber nicht irrational!« Das sollte neugierig machen. Ach ja, der Roman erscheint in dieser Woche.

25 April 2021

Die »To-Do«-Liste im Blick

Ich habe mir bereits vor Jahren angewöhnt, eine »To-Do«-Liste zu führen. Ich habe sie mir im Outlook angelegt, und sie gehört immer zu den ersten Dateien, die ich aufmache – sie eröffnet quasi meinen »Entwürfe«-Ordner. Und normalerweise bin ich ganz gut darin, die als »dringend« gelisteten Dinge auf dieser Liste flott abzuarbeiten.

In den vergangenen Wochen gerieten mir aber einige Aspekte auf dieser Liste ziemlich abhanden. Um es vorsichtig anzudeuten: Ich habe Termine verpeilt. Und ich bin davon abgekommen, mir ständig Termine ins Outlook zu stellen, die dann auch schnell unübersichtlich werden.

Das muss ich heute ausgleichen. Aus diesem Grund sitze ich an einem schönen und sonnigen Frühlingsnachmittag nicht im Park wie viele andere Leute, sondern an meinem Computer und denke mir Texte aus. Jeder Mensch setzt sich halt seine Prioritäten selbst …

24 April 2021

Kodexfieber in Silber

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der die Romane des »Vironauten«-Abschnitts in der PERRY RHODAN-Serien erschienen. Vor allem die Geschichten mochte ich, die in den Weiten der Mächtigkeitsballung Estartu spielten. Nicht alle Romane waren gleich gut – das ist auch nicht möglich –, die Gesamthandlung bot aber genügend Science-Fiction-Abenteuer, die mich faszinierten.

Die Handlung: Mit ihren Virenraumschiffen sind dort viele Menschen unterwegs, sie stoßen dort auf den Kriegerkult, finden aber verwirrenderweise so gut wie keine Spuren der Superintelligenz ESTARTU, die doch eigentlich über die zwölf Galaxien wachen soll. Offensichtlich scheint vieles nicht so zu sein, wie es der mysteriöse Stalker noch in der Milchstraße versprochen hat.

Im Mai erscheint mit »Kodexfieber« das PERRY RHODAN-Buch, das in genau dieser Zeit spielt. Die Druckerei sorgte dafür, dass ich mein Belegexemplar schon früher erhielt. Das freut mich sehr – so verbindet sich wieder einmal meine eigene Erfahrung als Leser mit meiner heutigen Arbeit als Redakteur …

23 April 2021

Das Chaos auf Ariel

Wie »denkt« eigentlich ein Intelligenzwesen, das zumindest zu einem großen Teil als robotisch bezeichnet werden kann? Das ist eine der Fragen, die im heute erscheinenden Roman unserer Serie eine gewisse Rolle spielen: Leo Lukas verfasste »Dasa Chaos auf Ariel«, und eine wichtige Hauptfigur seines Romans ist Aurelia Bina, eine Posmi.

Ich finde diese Figur sehr interessant und freue mich immer, wenn die Autorinnen und Autoren sie gut weiterführen – wie es in diesem Roman auch geschieht. Ansonsten geht es munter hin und her: Die Angehörigen einer sogenannten Meute machen von sich reden, Mehandor und ihre Ladung spielen eine Rolle, Geheimdienstler mischen mit.

Und auf einmal stehen die eher zurückhaltenden Menschen, die im »Archiv der Merkwürdigkeiten« tätig sind, nicht mehr am Rand des Geschehens, sondern mittendrin … ein richtig spannender Roman, finde ich!

22 April 2021

Werbung für das PERRY RHODAN-Meeting

Am 6. und 7. Oktober 1984 sollte sich das Gelände der Frankfurter Buchmesse in eine Fläche verwandeln, auf der blaue Jacken mit PERRY RHODAN-Motiv vorherrschen sollten. Der Grund: An diesem Wochenende wurde im Hauptmesserestaurant der Frankfurter Buchmesse das PERRY RHODAN-Meeting veranstaltet.

Ich konnte leider nicht teilnehmen. Es war mein erstes Wochenende, das ich bei der Bundeswehr verbrachte, zu der ich im Oktober 1984 als Wehrpflichtiger eingezogen wurde, und ich durfte nicht aus der Kaserne hinaus ins wirkliche Leben.

Zur Vorbereitung produzierte der Verlag ein acht Seiten umfassendes Informationsblatt, das auf die Veranstaltung hinwies und die wesentlichen Programmpunkte nannte: So war ein Vortrag von Ernst Vlcek geplant, der »Kurs 1.500« überschrieben wurde, die Bands Phantom und Sensus sollten auftreten, und ein Vortrag von Erich von Däniken bereicherte das Programm.

Die Veranstaltung war ausdrücklich nicht als Con gedacht. Für viele Fans bildet sie bis heute den Übergang zwischen dem WeltCon 1980 in Mannheim und dem WeltCon 1986 in Saarbrücken. Und diese Informationsbroschüre fasst das noch einmal schön zusammen …

21 April 2021

Warum machen wir Preisaktionen?

Derzeit läuft in unserem OnlineShop – und bei allen anderen Shops, in denen man E-Books kaufen kann – eine Preisaktion, die den ganzen April über andauert. Ich bin bei der Gelegenheit nicht nur einmal gefragt worden, warum wir solche Preisaktionen veranstalten.

Der Grund ist einleuchtend: Reduziert man für einen überschaubaren Zeitraum den Preis für ein B-Book, erzeugt man damit mehr Aufmerksamkeit. Eine solche Aktion spült den betreffenden Titel in den entsprechenden Hit-Listen der E-Book-Anbieter nach oben, womit ihn auch Menschen wahrnehmen, die sonst nicht unbedingt nach »Perry Rhodan« schauen würden. Bei einem entsprechenden Preis denkt sich mancher potenzielle Kunde eben, »da schlage ich zu«, kauft dann vielleicht das jeweilige Produkt, liest es und findet es hoffentlich gut.

Wir haben festgestellt, dass solche Aktionen durchaus erfolgreich sein können. Sie bringen nicht nur eine kurzfristige Aufmerksamkeit, sondern sorgen dafür, dass auch über längere Zeit danach potenzielle Leser auf unsere Romane aufmerksam werden. Also veranstalten wir solche Aktionen immer mal wieder – aber stets »punktuell« und sorgsam geplant.

20 April 2021

Besuch beim ATLAN-Filmprojekt

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Nachdem das Gespräch am 9. September 2006 in Garching so gut verlaufen war, gab es von »oberer Stelle« bei uns im Verlag recht schnell ein »Go« für ein weiteres Treffen. Weil unsere Verlagsleiterin aus dem Zeitschriftenbereich ohnehin einen Termin in München zu absolvieren hatte, fuhr ich an diesem Tag ebenfalls in die bayerische Landeshauptstadt.

Die Verlagsleiterin und ich trafen am 9. November 2006 in den Räumlichkeiten der Firma ein, die sich für das ATLAN-Filmprojekt interessierte. Wir wurden nicht nur von A. empfangen, den ich im September in Garching kennengelernt hatte. An dem Gespräch nahmen auch der Art Director der Filmproduktionsgesellschaft sowie die zuständige Projekt-Managerin teil. Ich fand die Leute allesamt sympathisch, sie machten einen professionellen und kreativen Eindruck.

Man zeigte uns mit sichtlichem Stolz die Räumlichkeiten der aufstrebenden Firma. Unter anderem demonstrierte man uns, wie man im Tonstudio aktuelle Kinoproduktionen nachvertonte und wie im Schneideraum gerade Fernsehfilme geschnitten wurden. Das Studio arbeitete immer an mehreren Produktionen gleichzeitig, wollte aber verstärkt eigene Stoffe entwickeln und nicht nur für andere Filme die »Zuarbeit« übernehmen.

Wir gingen in den Besprechungsraum, wo uns A. die Schwerpunkte seiner Firma vorstellte. »Unser Schwerpunkt sind Animationen im weitesten Sinn«, sagte er, »sowohl für Werbung als auch für Filme aller Art.« Man wolle intensiv an eigene Zeichentrickfilme gehen. »Bisher haben wir nur zugearbeitet oder Filme zu Ende gebracht«. Die Firma gebe es seit sechs Jahren, man habe sich einen guten Namen erarbeitet und wolle den nächsten Schritt gehen.

Im Auge habe man den neuen Trend »IP-TV«. Darunter verstand man die Möglichkeiten, Fernsehen direkt über das Internet zu zeigen. Sogenannte Videoplattformen gab es ja bereits. Ob Kunden schon bereit seien, für Filme zu zahlen, die sie im meist kostenfreien Internet anschauen konnten, war nicht sicher – aber viele Firmen schwärmten davon. Auch unsere Verlagsleiterin und ich hatten darüber schon mehrfach diskutiert.

Das IP-TV zählte ebenso wie der Podcast zu den relativ neuen Medienformaten, von denen alle schwärmten. Auch A. mit seiner Firma machten sich Gedanken darüber: Das klassische Fernsehmodell mit dem festgelegten Programm habe ausgedient, »die jungen Leute« würden sich stärker im Internet informieren. Neue Plattformen wie MySpace zeigten, dass dort vor allem Videos populär seien. Warum sollten solche Nutzer das »normale« Fernsehen als wichtig betrachten?

Die Verlagsleiterin und ich stellten in der Folge unser Portfolio vor. Sie erzählte von den verschiedenen Frauenzeitschriften in unserem Verlag, ich präsentierte die PERRY RHODAN-Serie mit ihren vielen »Begleitprodukten«. Interessant fanden unsere Gesprächspartner, dass wir derzeit mit Partnern zusammen ein Computerspiel entwickelten. Es werde sicher noch ein Jahr dauern, bis es im Handel sei – aber genau das fanden sie spannend. Ein Computerspiel und ein Zeichentrickfilm könnten sich schließlich beflügeln.

Ich präsentierte mündlich die zwei Szenarien, die mir besonders spannend erschienen. Das schriftliche Konzept wollte ich nachreichen. »Was ich in der Folge skizziere, weicht stark von den Inhalten der ATLAN-Bücher und -Heftromane ab«, erläuterte ich. Zwar wollte ich den Geist der Romane aufgreifen, aber natürlich mussten die Inhalte an eine Verfilmung angepasst werden. So viel hatte ich in all den Jahren von den Leuten aus der Filmbranche gelernt.

Meinen ersten Vorschlag nannte ich »ATLAN – Helfer des Pharao«. Ich erzählte von den ATLAN-Zeitabenteuern und zeigte, wie das inhaltlich mit der wirklichen Menschheitsgeschichte zusammenhing, und welche Romane von Hans Kneifel zu diesem Thema verfasst worden waren. Darauf könnte man aufbauen: Atlan hilft den Pharaonen beim Bau der Pyramiden, es tauchen Aliens auf, und gegen diese muss man mithilfe arkonidischer Technik und ägyptischer Trickfertigkeit kämpfen.

Spannender fand ich – wenngleich sicher schwieriger umzusetzen – das zweite Konzept: »ATLAN – Der Kristallprinz« sollte auf den frühen ATLAN-Heftromanen aufbauen. Atlan ist ein Jugendlicher, der sich vor den Mördern seines Vaters verbirgt, auf fernen Planeten eine Reihe von exotischen Abenteuern erlebt und sich Stück für Stück ins Zentrum des Arkon-Imperiums vorkämpft.

A. informierte über ihre aktuelle Situation. »Wir hatten unlängst mit einem Produzenten zu tun, der auf das Thema PERRY RHODAN massiv ansprang und das total interessant fand.« Der Mann habe die Serie früher gelesen; er sei über die Rechtslage informiert worden und finde ATLAN ebenfalls interessant. Damit war die Situation klar: A. konnte mit seiner Firma eine Fernsehserie oder gar einen Film nicht finanzieren, dafür fehlten ihnen die Mittel. Sie benötigten einen Produzenten, der das Geld auftrieb, erst dann konnten sie mit der Arbeit anfingen. Nur wenn es einen Investoren gäbe, könnte man loslegen.

»Wir treten also nicht in Vertragsverhandlungen ein«, meinte unsere Verlagsleiterin trocken. Das wollten wir machen, wenn wir sinnvoll weitermachen konnten.
A. stellte am Ende noch die zwei Strategien zusammen: Sollte ATLAN als Kinofilm verwirklicht werden, wolle man Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren als Zielgruppe ansehen. Wollte man ATLAN aber als Fernsehserie umsetzen, war das ursprüngliche Ziel weiter zu verfolgen, mit einer solchen Serie Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren anzusprechen.

Am Ende waren wir uns in diesen Punkten alle einig. »Wahrscheinlich werden wir eine ATLAN-Fernsehserie noch vor der geplanten PERRY RHODAN-Verfilmung haben«, unkte ich, als wir hinterher im Auto der Verlagsleiterin saßen. Sie lachte nur.

19 April 2021

Auris mal zwei

Der Band 250 unserer Serie PERRY RHODAN NEO ist seit dem vergangenen Freitag im Handel. Der Roman stammt von Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm, und die ersten Reaktionen der Leser darauf sind sehr positiv. Aber auch das Titelbild von Dirk Schulz kommt sehr gut an.

Wir haben ja etwas Besonderes gemacht: Mein Kollege Klaus Bollhöfener hat zu diesem Roman eine Ausgabe mit Variant-Cover drucken lassen. Es handelt sich dabei um einen Neudruck, der auch auf einem anderen Papier erfolgt ist. Wichtiger ist aber, dass die Variant-Ausgabe ein anderes Titelbild hat.

Beides Mal sieht man Auris von Las-Toór. Wer unsere Serie im Original schon lange kennt, hat diesen Namen schon einmal gelesen. Richtig!, die gab es in der klassischen Serie, und nun spielt diese Akonin auch bei PERRY RHODAN NEO mit.

Auf dem eigentlichen Titelbild sieht man sie vor dem Hintergrund des Blauen Systems. Das Variant-Cover stellt sie vor den Hintergrund des Mondes und der Erde. Ich mag beide Motive. Aber klar – für Sammler ist es natürlich ein Anreiz, so eine Variant-Ausgabe zu kaufen. Diese Version ist auf 300 Exemplare limitiert, und man bekommt sie nur über unseren Shop. Dort gibt’s dann auch weitere Informationen.

18 April 2021

Neues von der Venus

In diesen Tagen beschäftige ich mich gelegentlich mit der Venus. Der zweite Planet unseres Sonnensystems spielt in der PERRY RHODAN-Serie eine höchst wechselvolle Geschichte: anfangs eher eine Dschungelwelt, dann eine russische Kolonie – wenn man es genau nimmt –, dann über viele Jahre hinweg ein Nicht-Schauplatz: Es gab die Venus zwar, aber es wurden kaum Romane veröffentlicht, in denen sie eine Rolle spielte.

Das wird sich ändern, zumindest ein wenig. Ich werde an dieser Stelle nicht mehr zu diesem Thema ausplaudern – das wäre nicht fair. Autoren und Redaktion beschäftigen sich auf jeden Fall derzeit mit dem Thema, und in diesem Jahr werden die Leserinnen und Leser auch mehr darüber erfahren. Ich könnte mir vorstellen, dass die neuen Ideen die Phantasie beflügeln werden.

16 April 2021

Die Meute Jochzor

Unfassbar, aber wahr: Es ist der hundertste Roman, den Susan Schwartz für PERRY RHODAN verfasst hat. Diese Woche erscheint ja »Die Meute Jochzor«, der Band 3113 unserer Serie, ausgestattet mit einem phantastischen Titelbild von Dirk Schulz. Aber der Roman ist ja nicht nur wegen des Jubiläums von Bedeutung.

Die Autorin liefert hier eine packende Geschichte ab, in der es für die Leser immer wieder Überraschungen gibt. Truppen der Chaotarchen spielen ebenso eine Rolle wie Springer – pardon: Mehandor –, die mit ihrem Schiff eigentlich nur durch die Milchstraße kreuzen wolle.

Der Roman ist der Auftakt zu einem größeren Geschehen. Wie die Autorin darin die einzelnen Figuren vorstellt, das ist richtig gut gemacht und hat mir bei der Lektüre des Manuskriptes große Freude bereitet.

15 April 2021

Zeitenwende

Ich bin schon sehr stolz darauf, dass wir in diesen Tagen ein Jubiläum bei PERRY RHODAN NEO feiern dürfen. Immerhin bin ich als Redakteur für diese Serie von Anfang an verantwortlich – die inhaltlichen Erfolge und die starken Titelbilder sind natürlich Dirk Schulz als Titelbildkünstler sowie den jeweiligen Autorinnen und Autoren zuzuschreiben. Trotzdem freue ich mich in diesen Tagen sehr über den Zwischendurch-Erfolg.

»Zeitenwende« ist der Titel des Romans, den es ab morgen offiziell im Handel gibt. Verfasst haben ihn Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm, die schon seit hundert Bänden gemeinsam die Serie steuern. Und das in einer Zeit, in der sowieso der Zeitschriftenhandel schwächelt und in der es gedruckte Serien sehr schwer haben.

Wahrscheinlich gäbe PERRY RHODAN NEO schon nicht mehr, wenn wir nicht ein digitales Standbein hätten. Die Serie verkauft sich im E-Book-Format sehr ordentlich, und es gibt sie auch in Form von Hörbüchern. Nach wir vor verkaufen wir aber einen hübschen Berg an gedruckten Romanen über den Zeitschriftenhandel. Wir kämpfen … so wie in diesen Tagen alle Zeitschriften und Bücher kämpfen müssen.

Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle nichts sagen. Die zwei Autoren, die den Roman verfasst haben, machen ein großes Fass auf: Gleich mehrere Themen werden angeschnitten und sollen auf die kommenden Bände neugierig machen.

Doch, eines will ich noch zum Inhalt loswerden: Die Autoren fangen den Roman mit einem Gedicht – zumindest sieht es so aus – an und beenden ihn auch damit. Für einen Science-Fiction-Roman ist das nach wie vor sehr ungewöhnlich …

14 April 2021

Filmgespräch während eines Cons

Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich«

Es war ein Vorschlag von Miriam Hofheinz: »Wenn wir sowieso in München sind und den Con besuchen«, so argumentierte sie, »könnten wir auch ein Gespräch in Sachen Film führen.« Sie stand seit längerem mit einem Mann in Kontakt, der in München eine Firma leitete, die sich im weitesten Sinn mit Filmen beschäftigte. »Es kann nicht schaden, wenn wir uns mit dem zusammensetzen.«

Der Filmemacher – nennen wir ihn A. – kam am 9. September 2006 ins Goethehaus, wo wir unsere Veranstaltung zu 45 Jahren PERRY RHODAN hatten. Wir trafen uns an einem der Tische im Lokal. Dort waren wir ein wenig vom Con-Geschehen abgetrennt und konnten uns ausführlich unterhalten. Ich fand A. sehr schnell sympathisch: ein junger Filmemacher, der schon in verschiedenen Bereichen seine Erfahrungen gesammelt hatte.

Miriam und er hatten sich schon einmal getroffen. Er hatte sich vor Jahren für die Filmrechte von PERRY RHODAN interessiert, mit ihr darüber geplaudert und von ihr erfahren, wie die rechtliche Seite war. Also hatte er sich überlegt, ob er nicht ATLAN als Marke umsetzen könnte. Danach aber waren andere Themen wichtiger geworden, und er hatte ATLAN zur Seite geschoben.

Doch nun war dies erneut sein Thema. »Ich halte die Marke ATLAN für interessant genug«, so seine Argumentation, »dass wir daraus eine Zeichentrickversion machen könnten.« Zielgruppe seien Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren. Es müsse sehr actionlastig sein, damit es bei den Kindern funktioniere.

Im Gespräch kamen wir schnell auf die ATLAN-Zeitabenteuer. »Stell dir vor«, fabulierte ich. »Atlan hilft den Ägyptern beim Bau der Pyramiden, irgendwelche Aliens erreichen die Erde, und Atlan muss die Ägypter gegen diese Bedrohung schützen.« Auch die Jugendabenteuer des Arkoniden mit ihrem abenteuerlichen Charme hielt ich für interessant: ein Kristallprinz auf der Flucht, das klinge doch spannend.

A. schloss sich meinem Urteil an. Derzeit seien viele Fernsehsender auf der Suche nach »Content«, man sei überall an Serien interessiert. Die neuen Serien sollten international aufgestellt sein, um über die verschiedenen Länder – in der Filmwelt nannte man das »Territories« – die nötigen Mittel für eine Verfilmung aufzubringen.

Wir entschlossen uns, gemeinsam an dem ATLAN-Projekt weiterzuarbeiten. Zuerst sollte ich die rein rechtliche Lage prüfen: War es uns überhaupt erlaubt, für ATLAN zu verhandeln? Wie sahen die aktuellen Fernseh- und Serienrechte im Verlag aus, und wen musste ich fragen, um mehr zu erfahren? Es war mir schon klar, dass nicht einfach jemand von der Redaktion einen Verfilmungsvertrag aushandeln könnte – da mussten die »höheren Etagen« beteiligt werden und die Rechtsanwälte zu Wort kommen.

»Wichtig ist ein inhaltliches Konzept, mit dem wir arbeiten können«, meinte A. kritisch. Er kenne sich nicht gut genug mit ATLAN aus, habe in seiner Jugend zwar PERRY RHODAN gelesen, wisse aber nicht über die Feinheiten Bescheid.

Ich versprach, bis Jahresende ein grobes inhaltliches Konzept zu erstellen. Es sollte einige Handlungsideen umfassen, vor allem aber darstellen, wie man die Figur des Arkoniden Atlan in einen historischen Zusammenhang stellen könnte. Welches Alter eine mögliche Zielgruppe haben sollte, war dabei kein Thema. Das müsse man erst hinterher genau betrachten, wenn man wisse, welcher Sender sich ernsthaft interessiere, so A.; zunächst ginge es um Ideenfindung.

»Die mögliche Zielgruppe kennt weder PERRY RHODAN noch ATLAN«, schärfte er mir ein. »Was eure Serie so wertvoll macht, ist also nicht der Name, das sind die Geschichten.« Die gelte es herauszuarbeiten.
Miriam Hofheinz wollte auf Basis meines Konzepts eine interne Präsentation erstellen. »Wir müssen das Thema auch mit der Geschäftsführung und der Verlagsleitung besprechen«, argumentierte sie. »Das interessiert die sicher ebenfalls.« Sie sah alles aus Marketingsicht: Schon die Vorarbeiten würden den Blick von Außenstehenden auf unsere Marke verändern, ebenso aber unseren eigenen Blick auf PERRY RHODAN.

Sobald er unser Material habe, so A., wolle er damit loslegen. Im Zeitraum Januar bis März 2007 würde sein Team daraus Unterlagen entwickeln, die man Fernsehsendern und Geldgebern zeigen könne. Erst dann könne er sehen, ob ATLAN und meine inhaltlichen Überlegungen umsetzbar seien.

Wir waren uns einig, und eigentlich hätte unser Gespräch da bereits enden können. Ich musste in einen Programmpunkt und wollte mich anschließend mit Autoren unterhalten. Immerhin waren wir auf einem Con, und bei diesem Con galt der aktuellen PERRY RHODAN-Serie mein Augenmerk.

Da rückte A. mit einer letzten Idee heraus. Ob wir schon einmal von »Mobysoaps« gehört hätten? Ich konnte mit dem Begriff nichts anfangen, Miriam wusste allerdings Bescheid. Es handelte sich um sehr kurze Geschichten, garniert mit vielen Grafiken, die man sich aufs Handy laden konnte. Es war eine relativ neue Geschäftsidee, die von den Firmen vorangetrieben wurden, die zu der Zeit viele junge Leute mit ihren Klingeltönen begeisterten.

»Das heißt«, fragte ich vorsichtig nach, »dass wir künftig nicht nur Klingeltöne aufs Handy laden können, sondern auch eine PERRY RHODAN-Kurzgeschichte – und das wäre was für junge Leute?«

A. nickte. Genau darum handele es sich. »Auch diese Firmen brauchen dringend Content«, erläuterte er. »Und vielleicht sind ATLAN und PERRY RHODAN hierfür interessante Themen.«

Das fand ich spannend, Miriam Hofheinz sowieso. Und so entschieden wir uns, nicht nur das Projekt einer ATLAN-Zeichentrickserie engagiert voranzutreiben, sondern auch das einer PERRY RHODAN-Mobysoap. Ich nahm an, dass das Jahr 2006 noch sehr spannend werden würde …

13 April 2021

Es ist eine Zeitenwende

Ein Logbuch der Redaktion

Bekanntlich ist das Jahr 2021 ein Jubiläumsjahr für uns: Die PERRY RHODAN-Serie kann ihren sechzigsten Geburtstag feiern. Seit 1961 erscheint jede Woche ein Roman, eine Fortsetzungsgeschichte, die von der Mondlandung bis in die ferne Zukunft reicht. Ich bin sehr stolz darauf, an diesem großen Projekt mitwirken zu dürfen.

Als wir unseren fünfzigsten Geburtstag feierten, wollten wir bewusst an die Anfänge der Serie erinnern. Aus diesem Grund riefen wir PERRY RHODAN NEO als eine neue Serie ins Leben; der erste Roman erschien im September 2011.

Damit kann diese Serie in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen feiern: Sie wird im Herbst zehn Jahre alt, und im Frühjahr steht mit Band 250 ebenfalls ein kleines Jubiläum an. Mit solchen Zahlen hat im Jahr 2011 so gut wie niemand gerechnet.

Frank Borsch als Exposéautor legte das Fundament, auf das wir bis heute aufbauen. Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz setzten seine Arbeit nach Band 100 fort. Und seit Band 150 steuern Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm die Serie in gemeinsamer Arbeit. Die beiden schreiben die Exposés, sie entwickeln die Ideen, und von ihnen stammen die wichtigsten Romane.

PERRY RHODAN NEO hat sich als eine erfolgreiche Science-Fiction-Serie erwiesen, die trotz ihres ungewöhnlichen Formats im Handel geblieben ist: Taschenbücher, die über den Zeitschriftenhandel vertrieben werden, sind nach wie vor eher selten. Dank des Zuspruchs der Leserinnen und Leser, die nicht an Lob oder Kritik sparen, hat sich die Serie immer gewandelt und erneuert.

Wenn man sich die reinen Dimensionen ansieht, kommen mittlerweile interessante Zahlen zusammen: Wenn wir von 250 Romanen ausgehen, die in gedrucktem Zustand jeweils 160 Seiten umfassen, ergibt sich ein Gesamtumfang von 40.000 Seiten. Damit zählt PERRY RHODAN NEO bereits zu den umfangreichsten literarischen Werken weltweit – die Serie wird schließlich in Fortsetzungen erzählt und besteht nicht aus eigenständigen und in sich abgeschlossenen Geschichten.

Noch eine Zahl: Geht man davon aus, dass ein solcher Roman einen Umfang von rund 280.000 Zeichen hat, errechnet man eine Gesamtsumme von 70 Millionen Zeichen. Damit haben die Autorinnen und Autoren in den vergangenen zehn Jahren ein immenses Romanwerk errichtet, das sich sehen lassen kann. Ich halte das für eine respektable Größe.

Im April 2021 setzt PERRY RHODAN NEO zu seinem nächsten Sprung an. Nach Konzepten von Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm, die seit einigen Jahren für die Serienhandlung verantwortlich sind, entsteht eine komplett neue Handlung. Wir springen mit unserer Serie ins 22. Jahrhundert unserer Zeit, genauer gesagt, geht es an den Anfang dieses Jahrhunderts.

Die Autoren führen eine Entwicklung fort, die sie in den vergangenen Romanen bereits angelegt haben. Während sich Perry Rhodan darum gekümmert hat, dass die Bedrohungen für die Menschheit beseitigt werden, sind die internen Spannungen gewachsen. Zwischen der Erde und den Kolonien, die in fernen Sonnensystemen errichtet worden sind, entwickelt sich ein Konflikt, der zu Beginn des 22. Jahrhunderts auszubrechen scheint.

Noch droht kein offener Krieg zwischen gegnerischen Raumschiffen, doch die Bewohner der Kolonien setzen alles auf eine Karte: Sie drohen der Erdregierung, und sie setzen eine große Raumflotte in Marsch.

Weil Perry Rhodan und seine Gefährten allerdings keine Lust darauf haben, dass der Konflikt eskaliert, haben sie über lange Zeit einen Plan vorbereitet. Wer sich mit der klassischen PERRY RHODAN-Serie auskennt, wird bei dem Begriff Fall Laurin schon aufhorchen. Wer noch nicht so lange dabei ist und den Begriff nicht sofort zuzuordnen weiß, wird hoffentlich überrascht sein.

An dieser Stelle möchte ich das nicht im Detail erläutern. Fall Laurin ist auf jeden Fall ein zentrales Element in Band 250 von PERRY RHODAN NEO – aber eben nur eines von mehreren Elementen. Fall Laurin setzt allerdings Geschehnisse in Gang, die die Menschheit unserer fiktiven Zukunft in der kommenden Zeit stark beschäftigen werden.

Die nächste Staffel bei PERRY RHODAN NEO trägt den Titel »Die Tiefe« – und damit ist ein weiteres Thema für die kommenden zehn Bände genannt. Band 250 eröffnet eine neue Handlungsebene, und diese hat unterschiedliche Facetten.

Kein Wunder, dass dieser Roman von den beiden Exposéautoren geschrieben worden ist. Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm verfassten »Zeitenwende«, in dem tatsächlich eine neue Zeit für die Menschheit der Zukunft anbricht. Es gibt Herausforderungen bisher unbekannter Art, denen sich Perry Rhodan und seine Gefährten stellen müssen, aber es warten auch neue Freunde in den Weiten des Alls auf die Menschheit.

»Zeitenwende« eröffnet ein neues Spielfeld. Ich wünsche mir, dass viele Leserinnen und Leser gemeinsam mit uns in diese große Geschichte einsteigen …

12 April 2021

Eine schöne Broschüre zur Zeitenwende

Als Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm die Neu-Konzeption für PERRY RHODAN NEO ab Band 200 vorlegten, ging es ihnen vor allem darum, die neuen Kolonien der Menschheit vorzustellen. Sie stellten in ihren Romanen die Solare Union vor, sie erzählten in den darauf folgenden Staffeln von den Welten, auf denen sich Siganesen und Ertruser, Oxtorner und Plophoser entwickelten.

Und sie schrieben eine Serie mit dem schönen Titel »Eine Reise durch die Kolonien«, die wir auf unserer Internet-Seite veröffentlichten. Es gab unterhaltsame Texte mit Dialogen und Beschreibungen, einige Bilder sowie die nüchternen Fakten zu den neuen Welten. Das kam bei den Lesern gut an, und wir hatten schon damals die Idee, daraus irgendwann einmal »etwas Gedrucktes« zu machen. 

Das liegt mittlerweile vor. Klaus Bollhöfener hat in Zusammenarbeit mit der Agentur aus den Texten und Bildern eine wunderschöne Broschüre erstellt. Sie trägt den Titel »Neue Zeiten, neue Welten«, umfasst 64 Seiten im Farbdruck und sieht einfach super aus. Ich habe sie schon mehrfach durchgeblättert und finde das fertige Heft richtig klasse – nicht nur für die Fans von PERRY RHODAN NEO.


11 April 2021

Wie persönlich geht der Redakteur an die Manuskripte?

Ein Logbuch der Redaktion


Welche Rolle spielt eigentlich der persönliche Geschmack, wenn es darum geht, ein Manuskript zu bewerten? Diese Frage wurde bei einer der vielen Diskussionen gestellt, die im Galaktischen Forum – so heißt das Diskussionsforum auf unserer Internet-Seite – während der vergangenen Monate geführt wurden. Schuld daran war ich. Auf eine entsprechend kritische Äußerung hatte ich geschrieben, dass ich nicht alle Romane unserer Serie gleichermaßen gut fände.

Es gäbe PERRY RHODAN-Romane, die fände ich toll, aber es gäbe auch Romane, die gefielen mir nicht. Einige Leute schienen das verwirrend zu finden. Eine der eher harmlosen Rückfragen: Wieso ich denn Romane veröffentlichen würde, die mir nicht gefielen? Mir kam es fast so vor, als wolle man mich lieber als Diktator sehen, der seine eigenen Maßstäbe »durchdrücken« wolle.

Diesen Umstand möchte ich an dieser Stelle gern weiter erläutern. Ich habe – wie jeder Mensch – einen eigenen Geschmack, und mir kann einfach nicht alles gleichermaßen gefallen. Es gibt Dinge, die kann man verallgemeinern und einigermaßen nüchtern beurteilen, auch bei der Schriftstellerei.

So kann man die Arbeit von Autorinnen und Autoren nach den gültigen Regeln betrachten: Sitzen alle Kommas an der richtigen Stelle, wie steht es um das Verhältnis von langen und kurzen Sätzen, wie ist es um die Grammatik bestellt? An solchen Punkten lässt sich so etwas wie Objektivität fixieren; bei eindeutigen Regeln für die deutsche Sprache kann man also ebenso eindeutig ein Urteil fällen.

Doch wie steht es um Dinge wie Spannung und Humor? Hierfür gibt es keine eindeutigen Kriterien, hier regiert letztlich der Geschmack: Was der eine Leser superlustig findet, mag der andere Leser gar nicht. Wo der eine Leser eine Szene unglaublich spannend und mitreißend findet, gähnt der andere Leser gelangweilt.

Auf die Science Fiction im Allgemeinen und PERRY RHODAN im Besonderen übertragen, heißt das: Manche Leser mögen den großen kosmischen Handlungsbogen der Serie; sie schätzen es, wenn Superintelligenzen und Kosmokraten eine wichtige Rolle spielen und die Geschichten einen Zeitraum von Jahrmillionen überspannen. Andere Leser fordern die »bodenständige« Science Fiction, wobei keine Einigkeit zu existieren scheint, was damit eigentlich gemeint ist, oder bevorzugen Weltraum-Abenteuer, die gern auch eine militärische Note aufweisen können. Selbstverständlich gibt es noch zahlreiche weitere Geschmäcker.

Daraus lässt sich schnell eines schließen: Egal, was die Autoren machen – sie können nicht alle Geschmacksrichtungen abdecken. Das schafft der beste Autor nicht. Sogar Schriftsteller wie K. H. Scheer oder William Voltz, die zu ihrer Zeit besonders beliebt waren, begeisterten nicht alle Leser gleichermaßen.

Was wir als Serie versuchen müssen, ist deshalb, möglichst viele Geschmäcker zu bedienen. PERRY RHODAN ist ein Projekt, das schon über Generationen hinweg läuft und das immer unterschiedlichste Science-Fiction-Richtungen angeboten hat. Die Serie hatte Raumschlachten und »Inner Space« im Programm, wir hatten im Verlauf der Jahrzehnte kosmische Weiten und Cyberpunk, Agentengeschichten und First-Contact-Romane, Zeitreisen und bunte Planetenabenteuer.

Manche Autoren schreiben eher technisch orientiert, andere mögen barocke Beschreibungen fremdartiger Kulturen. Einige schätzen kurze Dialoge, die an Krimis erinnern, andere lieben es, ihre Figuren so sprechen zu lassen, als seien es »Leute von nebenan«. Manche Romane sind mit Witzen aller Art garniert, über die ich beispielsweise nicht immer lachen kann; andere enthalten knallharte Action oder auch einmal eine Liebesgeschichte.

Ich halte es für sehr sinnvoll, dass unsere Autoren eine solche Bandbreite aufweisen; es wäre falsch, wenn wir versuchen würden, ihnen einen einheitlichen Stil aufzuzwingen. Die Serie zeichnet sich schließlich seit langer Zeit durch ihren Abwechslungsreichtum auch in stilistischer Sicht aus.

Von Anfang an: K. H. Scheer und Clark Darlton waren als Autoren höchst unterschiedlich. Während Scheers Romane immer eher technisch-militärisch klangen, schimmerte bei Darlton stets der Träumer und Phantast durch. Das passte eigentlich nicht so recht zusammen, ergänzte sich aber hervorragend.

Ich bin sicher, dass die Serie nicht so erfolgreich wäre, wenn sie nur einem Geschmack und einer Stilrichtung folgen würde. Sie würde einen Weg einschlagen, der vielleicht ebenfalls gut wäre, der aber eindimensional wirken würde. Die Vielfalt unterschiedlicher Autoren und ihrer Denkweisen könnte man selbstverständlich glattbügeln – aber was wäre damit wirklich gewonnen?

Eine PERRY RHODAN-Serie, die dem persönlichen Geschmack des Redakteurs folgen würde, wäre nicht so gut, wie sie jetzt ist. Ich bin sicher kein »Show Runner«, wie man das aus den bekannten amerikanischen Fernsehserien kennt. Einmal abgesehen davon, dass ich diese Rolle kaum ausfüllen könnte, wäre es nicht einmal sonderlich klug, das zu versuchen.

Dabei wiederhole ich mich, aber: PERRY RHODAN ist eine Teamarbeit, nicht die »Show« einer einzelnen Person. Und das ist gut so.

09 April 2021

Im Garten des Unsterblichen

Am nächsten Freitag erscheint der dritte Roman unserer aktuellen Miniserie PERRY RHODAN-Wega. Verfasst wurde er von Olaf Brill, das dynamische Titelbild stammt von Dirk Schulz. Auch inhaltlich geht es durchaus dynamisch zur Sache; der Autor hat seine Handlung – wie im vorherigen Band auch sein Kollege Ben Calvin Hary – auf zwei Handlungs- und Zeitebenen angelegt.

Die Leser erfahren mehr über Gillian Wetherby und ihre Vergangenheit. Mit Carl Palmer gibt es eine neue Figur, die einiges über die Vergangenheit vermittelt, was bisher niemand so richtig wusste.

Und Perry Rhodan stößt auf eine Außerirdische, die eigensinnige Pläne verfolgt. Dann spielen noch ein Roboter und die alte Aussage einer gewissen Superintelligenz eine wichtige Rolle. Ich gestehe, dass mir die Lektüre des Manuskriptes sehr großen Spaß bereitet hat …

08 April 2021

Eine Grabrede für Johnny Bruck

Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«

Ein kalter Wind ging, es war feucht und kühl. Ich stand am offenen Grab, hielt zwei doppelseitig bedruckte A4-Blätter in der Hand und ließ meinen Blick über die Versammlung schweifen. Drei Dutzend Menschen hatten sich eingefunden, die meisten davon kannte ich nicht. Und hier sollte ich also eine Grabrede halten?

Neben mir stand Sabine Bretzinger – nach ihrer Hochzeit hieß sie Sabine Kropp –, daneben noch ein Kollege aus der Herstellung. Wir waren von Rastatt aus angereist, um Johnny Bruck die letzte Ehre zu erweisen. Sabine und ich vertraten die PERRY RHODAN-Redaktion, der Kollege aus der Herstellung hatte ebenfalls jahrelang mit Johnny zusammengearbeitet und die PERRY RHODAN-Romane durch die Produktion begleitet.

Es war typisches Oktoberwetter, und mir war kalt. Für die Jahreszeit war ich zu leicht bekleidet: Ich trug keinen Mantel über dem Anzug. Der Anlass war sowieso höchst ungemütlich. Zum ersten Mal in meinem Leben stand ich als Vertreter des Verlages an einem Grab und war für eine würdevolle Rede verantwortlich.

Dieser Text dokumentiert meine Rede, die ich buchstäblich – weil es kein Mikrofon und keinen Lautsprecher gab und weil ein feuchter Wind ging – in den Wind schreien musste. Ich hatte die Rede daheim sogar einmal geübt, allerdings nur sprechend, nicht schreiend, und bewusst einige Wortwiederholungen eingebaut, um sie plastischer zu gestalten:

»Meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Frau Bruck,

wir haben uns hier versammelt, um Abschied zu nehmen. Abschied von einem Mann, der ein Freund für uns war, ein Wegbegleiter über viele Jahre hinweg, ein Kollege, ein Künstler, ein Familienmitglied – und ein Ehemann. Johnny Bruck weilt nicht mehr unter uns, wir werden ihn vermissen. Erlauben Sie mir als Vertreter der Verlagsunion Pabel-Moewig und des PERRY RHODAN-Teams, einige wenige Worte über den Künstler und den Menschen Johnny Bruck zu verlieren.

Über Jahre und Jahrzehnte hinweg hat Johnny Bruck das Gesicht der deutschen Science-Fiction geprägt, vor allem natürlich das Gesicht einer Serie, der PERRY RHODAN-Serie. Es ist auch ein Verdienst seiner fast 1800 Titelbilder, dass die Serie zu dem Welterfolg geworden ist, als der sie unbestritten gilt.

Johnny Bruck, Jahrgang 1921, ist gelernter Fotolitograph, der seinen Beruf wegen des Zweiten Weltkriegs so gut wie nicht ausüben konnte. Nach Krieg und Gefangenschaft begann Bruck, damals noch wohnhaft in Hamburg, für Zeitungen wie »Die Welt«, die Hannoversche Presse und andere zu schreiben; gleichzeitig entstanden die ersten Titelbilder und Illustrationen für Bücher verschiedener Verlage.

Nach dem Umzug nach München Ende der 50er Jahre begann der Journalist und Künstler, sich verstärkt auf das Zeichnen und Malen zu verlegen. Es entstanden Covers für Kriminalromane, Abenteuergeschichten und Kriegsbücher – aber auch Illustrationen für Jagdzeitschriften. Irgendwann folgte die Science Fiction, und dann war der Einstieg bei PERRY RHODAN im Jahr 1961 fast eine ganz klare Folge dieser Vorgeschichte.

Mit seinem einzigartigen Einfühlungsvermögen setzte der Künstler, der sich nie als Künstler, sondern stets als Handwerker verstand, die Phantasien der Autoren in bildliche Realität um – und oft beeinflussten seine Zeichnungen wiederum die Arbeiten der Autoren.

Seine Liebe zur Natur und zur Kreatur, die ihn ebenso zum Jäger, Heger und Tierfotografen machte, hat wohl dazu beigetragen, dass Johnny Bruck auch den bizarrsten Figuren und Lebewesen der PERRY RHODAN-Serie ein Leben einhauchen konnte. Seine Darstellungen sind niemals hölzern, sie scheinen stets zu leben; selbst die Gesichter von Außerirdischen besitzen Ausdrucksstärke – die sie wiederum menschlich macht. In den Bildern Brucks wohnte und wohnt eine tiefe Menschlichkeit, ein Bekenntnis zur Humanität und ein klare Absage an das Herrenmenschentum.

Seine bizarren Lebewesen kommen uns vor wie Erinnerungen an vergessene Träume oder elfenhafte Wesen aus einer anderen Wirklichkeit. Für unzählige Figuren, die auf der Leinwand und dem Zeichenkarton Johnny Brucks entstanden sind, gibt es keine Vorbilder in der Wirklichkeit. Der Künstler erschuf sie aus seinen Gedanken und gab ihnen Gesicht, Charakter – und manches Mal sogar so etwas wie eine Persönlichkeit, einen ganz speziellen Ausdruck.

Wenn Johnny Bruck die Wunder und die Schrecken des Universums darstellte, dann wirkten diese Bilder aus der Zukunft stets so echt und lebendig, als blickten wir durch ein Fenster ins Übermorgen. Welten am Rande des Universums, explodierende Sterne, kreisende Galaxien und Schwarze Löcher; für ihn schienen diese kosmischen Objekte, deren Geheimnisse sich unseren Astronomen trotz aller Technik immer noch verschließen, nicht fremd zu sein. Er konnte Menschen und Roboter, Raumschiffe und fremde Planeten so realistisch darstellen, als habe er sie selbst gesehen. Vielleicht hat er es sogar, und sei es nur in seinen Träumen und Gedanken gewesen?

Seine Liebe zur Science Fiction lässt sich in profanen Zahlen ausdrücken: Weit über 3000 Titelbilder und Tausende von Innenillustrationen entstanden in einer Arbeit, die im Falle der PERRY RHODAN-Serie über 34 Jahre andauerte, die aber im Falle der »allgemeinen« Science Fiction rund 40 Jahre währte. Nicht ausdrücken lässt sich aber das, was Johnny Brucks Arbeit für Millionen von Lesern bedeutete: Ihnen wies sie den Blick in die Zukunft, ihnen schuf sie fantastische Welten, ihnen bescherte er ein Stück Wirklichkeit jenseits der Fenster aus Raum und Zeit.

Kein Wunder, dass es so schwer fällt, den Künstler und Menschen Johnny Bruck angemessen zu würdigen. Nicht vergessen will ich seine Jagdleidenschaft, nicht unterdrücken seinen manchmal polternden, oft direkten, aber nie beleidigenden Humor, nicht ignorieren seine Freude am Leben, am Whisky und am intensiven Gespräch.

Überhaupt nicht vergessen wollen wir ihn. Behalten Sie ihn stets in Erinnerung, so wie wir ihn auch in Erinnerung behalten wollen: als unersetzlichen Gestalter unserer Phantasien, als Mensch, als Freund. Johnny Bruck lebt nicht mehr, und der Abschied fällt schwer.

Ich danke Ihnen.«

An den Rest des Tages erinnere ich mich kaum noch. Mit der Witwe, der Familie und den engsten Freunden des Künstlers gingen wir noch einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen. Danach fuhren wir zurück nach Rastatt, wir waren bei dieser Fahrt sehr schweigsam. Johnny Bruck würde uns allen fehlen, das war uns zu diesem Zeitpunkt bewusst.

07 April 2021

Ein Kastellan für Apsuhol

In der Milchstraße gibt es Entwicklungen, die das Leben vieler Menschen verändern werden – das zeichnet sich in der aktuellen PERRY RHODAN-Handlung ab. Unter anderem erzählt Michelle Stern in ihrem Roman »Ein Kastellan für Apsuhol« davon, der in dieser Woche in den Handel kommen wird.

Bei Apsuhol handelt es sich um den alten lemurischen Namen für die Milchstraße. Die Handlung hat also auch mit der Vergangenheit der Milchstraße zu tun – aber eben nicht nur. Die Autorin erzählt ihre Geschichte auf zwei Ebenen. Während sie die eine mit der laufenden Gegenwartshandlung verzahnt, zeigt sie die dramatischen Geschehnisse einer düsteren Vergangenheit. In dieser düsteren Zeit gibt es allerdings auch Hoffnung …

Mir hat bei der Lektüre des Manuskriptes vor allem dieser Blick in die Serienvergangenheit gefallen. Michelle Stern setzt persönliche wie galaktische Dramen auf die Bühne – das alles fasst die Autorin in einen packenden Roman, der mich fasziniert hat. Nicht nur jene Leser, die gerne die galaktische Geschichte gezeigt bekommen, dürften daran ihre Freude haben!

06 April 2021

Wolfgang Altendorf wäre heute hundert Jahre alt geworden

Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich« (vom 23. März 2021, nachgereicht)


Im Frühjahr 1981 war ich ein junger Science-Fiction-Fan, der immer öfter seine Geschichten veröffentlichte und ein eigenes Fanzine publizierte. Mit meinem Leben war ich ansonsten nicht sehr zufrieden. Ich hatte eine Lehre als Bürokaufmann begonnen und wieder abgebrochen und jobbte zu dieser Zeit in einem örtlichen Supermarkt.

Dort schob ich Einkaufswagen zusammen, kümmerte mich um das Leergut oder stand an der Tankstelle. Ich sah nicht sonderlich gesellschaftsfähig aus, mein Chef im Supermarkt bezeichnete meine Frisur als »aufgeplatztes Sofakissen«, aber ich glich vieles durch eine »große Schnauze« aus.

Diese brachte mich dazu, mit einem Schriftsteller in Kontakt zu treten, der im Nachbardorf wohnte. Voller Verwunderung hatte ich mitbekommen, dass Wolfgang Altendorf – von dem ich vorher nicht einmal den Namen gekannt hatte – nur fünf Kilometer von dem Dorf entfernt, in dem ich aufgewachsen war, ein Haus besaß. Und von dem Supermarkt, in dem ich arbeitete, war es ebenfalls nicht weit zu Wolfgang Altendorf.

Ein Literat in meiner Nachbarschaft! Ein Mann, der seit Jahrzehnten erfolgreich Bücher veröffentlichte – unfassbar! Ich hatte herausgefunden, dass er phantastische Literatur veröffentlichte, und schrieb Wolfgang Altendorf einfach an.

Ich sei der Verleger einer kleinen Literaturzeitschrift, tat ich kund. Und ob ich mit ihm mal ein Interview führen könne. Ob er vielleicht Lust hätte, mir einen Text zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen. Allerdings rechnete ich nicht mit einer aussagekräftigen Auskunft.

Was ich bekam, war nicht nur eine Auskunft, sondern gleich eine Einladung. Altendorf, der in diesem Jahr seinen sechzigsten Geburtstag feiern sollte, gab einen »Empfang«, wie er mir in einem freundlichen Brief schrieb, und er würde mich als »jungen literarischen Freund« gern einladen. Dort könnten wir uns sicher unterhalten. Es wäre einfacher gewesen, kurz mit dem Rad ins Nachbardorf zu fahren, und meine Bestätigung einfach in den Briefkasten zu werfen – aber ich hielt es für professioneller, per Brief zu antworten.

Der Empfang war kurze Zeit danach. Ich war gebührend nervös. Schon Tage davor hatte ich mir überlegt, welche Kleidung ich anziehen sollte: Sollte ich eine Krawatte umbinden oder eher leger kommen? Ich entschied mich für »halb zivil«, trug also schon Jeans und Turnschuhe, aber ein halbwegs ordentliches Hemd und kein verwaschenes T-Shirt. So fuhr ich nach Wittlensweiler zu Wolfgang Altendorf, der in einem schönen Bungalow am Hang wohnte.

Ich kannte niemanden. Irmeli Altendorf, die Frau des Schriftstellers, begrüßte mich; sowohl er als auch sie verhielten sich mir gegenüber komplett höflich und siezten mich. 1981 wurden Jugendliche meines Alters von den Erwachsenen meist nur geduzt, die dann erwarteten, von diesen zurückgesiezt zu werden. Die Altendorfs behandelten mich nicht wie einen Schüler, sondern wie einen Gleichberechtigten – das fand ich stark.

Der Abend begann mit einem Stehempfang und einigen kurzen Reden, später saßen alle an einem Tisch und bekamen ein leckeres Abendessen. Es waren etwas mehr als zwei Dutzend Leute anwesend, die meisten deutlich über fünfzig Jahre alt. Immerhin hatten Altendorfs auch Kinder; die Tochter war einige Jahre älter als ich und arbeitete für die Lokalzeitung. So kam ich langsam in Kontakt zu einigen dieser Besucher, und aus manchen dieser Kontakten erwuchsen langjährige weitere Kontakte.

Mit Bärbel Altendorf saß ich später oft bei denselben Terminen: sie für den »Schwarzwälder Boten«, ich für die »Südwest-Presse«. Ich lernte Peter Bänsch kennen, den Leiter unserer Volkshochschule, und seine Frau. Bänsch erzählte mir, dass an der Volkshochschule eine »Literarische Werkstatt« gegründet werde. Ob ich da nicht auch einmal vorbeikommen wolle?

In der Folge kam ich in Verbindung zu anderen Hobbyschriftstellern und hatte 1981 meine erste öffentliche Lesung. Und auf diese Weise wurde die »Südwest Presse« auf mich aufmerksam, für die ich ab 1983 als »Fester Freier« tätig wurde.

Im Verlauf des Abends erfuhr ich viele Geschichten über Wolfgang Altendorf. Der Schriftsteller, der stets ein wenig distanziert und intellektuell wirkte, wenngleich nicht arrogant, erzählte zu später Stunde einige Geschichten; andere erfuhr ich von seiner Frau und seiner Tochter.

Eindrucksvoll fand ich beispielsweise eine Episode aus dem Zweiten Weltkrieg. Als junger Leutnant der Wehrmacht – zum Kriegsende war er 24 Jahre alt – sollte Altendorf in der Pfalz eine Kleinstadt verteidigen, »bis zum letzten Mann«. Die Stadt lag mitten in einem Weinbaugebiet und wäre bei den Kämpfen sicher komplett zerstört worden. Altendorf verstieß gegen eindeutige Befehle, kapitulierte mit seiner Truppe und rettete so die Stadt vor ihrer Vernichtung. Als Dank erhielt er jedes Jahr aus dieser Stadt fünfzig Flaschen mit sehr gutem Riesling.

Spannend fand ich die Informationen über den eigenen Verlag, den er mit seiner Frau direkt nach dem Krieg aufgebaut hatte. Altendorf war Theaterautor, und seine Manuskripte mussten an die verschiedenen Theaterhäuser geschickt werden. Das war häufig Handarbeit, und seine Frau arbeitete mit einem ganzen Team von Leuten zusammen, die dafür sorgen, dass die Manuskripte in Umlauf kamen, während Altendorf selbst schrieb.

Er war über Jahrzehnte hinweg in Publizist im wahrsten Sinne des Wortes. Altendorf veröffentlichte Artikel in renommierten Zeitungen und Zeitschriften, er schrieb Gedichte, Kurzgeschichten und Romane. In den 80er-Jahren kam sogar ein echter Science-Fiction-Roman von ihm bei Heyne heraus.

Als ich ihn 1981 zum ersten Mal traf, bereitete er sich bewusst darauf vor, viele seiner Texte im eigenen Verlag zu veröffentlichen – eine damals sehr mutige Entscheidung. Zusammen mit seiner Frau wollte er sich von den Verlagen und ihrer Programmstruktur befreien. Er wurde also zu einem Selfpublisher – und das Jahrzehnte, bevor dieser Begriff bedeutsam wurde.

An diesem Abend lernte ich nicht nur den ersten Schriftsteller so richtig kennen, sondern erfuhr auch mehr über die literarische Landschaft als in all den Jahren, die ich auf der Schule verbracht hatte. Diese erste Begegnung mit Wolfgang Altendorf erweiterte mein Weltbild.

In den folgenden Jahren trafen wir uns noch öfter. Ich schrieb später als junger Journalist über ihn, ich las Texte von ihm. Als ich 1992 den Schwarzwald verließ und in die Rheinebene hinunterzog, verlor ich den Kontakt. 2007 starb Wolfgang Altendorf, und ich bekam es nur mit, weil mir meine Schwester die Information übermittelte.

Heute wäre der Schriftsteller, Verleger und Künstler schon hundert Jahre alt geworden. Ich werde diesen Tag nutzen, um in den Büchern zu blättern, die ich von ihm besitze, und mir einige Erinnerungen an ihn ins Gedächtnis rufen.

01 April 2021

Blackout Terrania

Wenn ich mit Autorinnen und Autoren über die Titel ihrer Romane spreche, maile oder sonstwie diskutiere, gibt es immer verschiedene Überlegungen: Der Titel sollte spannend klingen, er sollte nicht zu lang sein, und es sollte ihn nicht schon einmal geben. Bei Band 249 von PERRY RHODAN NEO war es dann doch recht einfach und leicht zu lösen.

Eigentlich sei der Titel »Blackout« am besten geeignet, meinte Rüdiger Schäfer, der Autor des Romans. Es gibt allerdings einen deutschen Roman-Bestseller, der genau diesen Titel trägt – und da wollten wir keine Verwechslung haben. Aber da sich der »Blackout« unter anderem auf die Hauptstadt der Erde konzentriert, so überlegten wir, könnten wir den Roman doch einfach »Blackout Terrania« nennen.

Gesagt, getan – so wurde der Titel fixiert. Dirk Schulz machte noch eine künstlerische Anmutung des nächtlichen Terrania. Die passt vielleicht nicht hundertprozentig zu den Beschreibungen in den Romanen, aber ich fand sie stark. Und so schließen wir den aktuellen Handlungsbogen ab …