31 Oktober 2018

Zwanzig Jahre Traversan

Ein Logbuch der Redaktion

Zu den Projekten, die ich in meiner Zeit als PERRY RHODAN-Redakteur verwirklichen konnte und auf die ich immer noch stolz bin, zählt die Miniserie ATLAN-Traversan, auch als »Traversan«-Miniserie oder »Traversan«-Zyklus bekannt. Am 13. Oktober 2018 sind genau zwanzig Jahre vergangen, seit der erste Roman der Miniserie veröffentlicht worden ist.

Das war »Admiral der Sterne« von Robert Feldhoff, ausgestattet mit einem actiongeladenen Titelbild von Swen Papenbrock. Weitere elf Romane folgten, später gab es eine Buchausgabe, und heute gibt es die gesamte Serie in Form von E-Books.

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht so viel zur Entstehungsgeschichte des »Traversan«-Zyklus erzählen – das ist ein ganz anderes Thema. Hier und heute geht’s nur um das Jubiläum. Erst im Nachhinein wurde mir klar, wieviel wir eigentlich in diesem Sommer und Herbst 1998 ausprobiert hatten und wie viel davon auch gut funktioniert hatte.

Für dieses Projekt hatten wir nach einer viel zu kurzen Vorbereitungszeit ein hektisches »Go!« der Geschäftsleitung erhalten. Gegen jegliche Überzeugung aus dem Vertrieb, in dem man nicht glaubte, dass wir Erfolg haben würden, konnte sich die Serie dann doch sehr gut verkaufen.

Sabine Bretzinger, heute Sabine Kropp, damals Redaktionsassistentin, und ich steuerten das Projekt. Es brachte uns zeitweise in arge Terminnöte, wir leisteten viele unbezahlte Überstunden, aber wir konnten es erfolgreich verwirklichen. Als Lektor manövrierte uns Hermann Ritter durch alle Engpässe.

Sicher war ausschlaggebend, dass wir viele Dinge ausprobieren konnten, und man uns in manchen Bereichen freie Hand ließ. Zum ersten Mal war Robert Feldhoff als alleiniger Exposéautor tätig. Nach einer recht kurzen Besprechung in Hamburg legte er los, nicht mit Ernst Vlcek als Partner, sondern allein. Damit bewies der Autor, dass er in der Lage war, sehr diszipliniert und termingenau die Exposés zu schreiben, wobei er sich auf die Erfordernisse der einzelnen Autoren einstellte.

Zum ersten Mal arbeiteten wir mit Rainer Castor über einen längeren Zeitraum zusammen. Er lieferte Hintergründe zu den Exposés, erstellte ein komplettes Lexikon für die Zeit des alten Arkon-Imperiums und erarbeitete unfassbar viele Details. Unter anderem recherchierte er, welche Angaben zu Uniformen oder Abzeichen in den sogenannten ATLAN-Jugendabenteuern zu finden waren, um sie dann für die neue Miniserie zu extrapolieren.

Nachdem ich den Schriftsteller schon als jemanden kennengelernt hatte, der für Hans Kneifels ATLAN-Romane wertvolle Arbeiten leistete und der gute Taschenbücher schreiben konnte, war ich nun fassungslos, wie eindeutig und umfangreich er seine Datenpapiere erarbeitete. Rainer Castor wusste nicht nur offenbar alles, was die »alte« arkonidische Geschichte anging, er konnte es zudem so verschriftlichen, dass die Autoren damit arbeiten konnten.

Bei den Autoren wiederum setzten wir auf erfahrene Leute: Robert Feldhoff als Exposéautor musste den Startband schreiben, dann übernahmen die Kollegen – schließlich brauchten wir ihn für die wöchentlichen PERRY RHODAN-Romane. Hans Kneifel war gesetzt, für mich war er nach all den Jahrzehnten der ATLAN-Autor schlechthin, und ich wusste, dass er den alten Arkoniden gut in Szene setzen würde.

Dass Rainer Castor als Datenexperte ebenfalls mitschreiben sollte, verstand sich von selbst. Peter Terrid und Hubert Haensel zählten für mich zu den jungen Autoren, die sich in der wöchentlichen Serie und bei den Taschenbüchern längst bewährt hatten. Zudem waren sie bei der alten ATLAN-Serie dabei gewesen, und ich wusste, wie sehr sie darauf brannten, den Arkoniden erneut in gefahrvolle Situationen zu bringen.

Zwei Autoren wollte ich bei dieser Miniserie unbedingt ausprobieren. Rainer Hanczuk hatte kurz zuvor ein Manuskript eingereicht, das für die Reihe der Planetenromane gedacht war – ich fand, dass der junge Schriftsteller einen guten Stil hatte, der auch zu uns passen würde. (Es sollte bei diesem einen Gastspiel bleiben. Mittlerweile ist er als Autor von Thrillern unter dem Namen Rainer Löffler erfolgreich.)

Bei Frank Borsch war ich ebenfalls sehr gespannt, wie er sich bewähren würde. Wir hatten uns kurz zuvor im Rahmen eines Seminars an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel kennengelernt – sein erster Roman für das Perryversum sollte den Weg zu einer Zusammenarbeit über viele Jahre hinweg bahnen.

Der »Traversan«-Zyklus bot viele Chancen, uns und den Autoren. Die spannenden Romane blieben mir ebenso im Gedächtnis wie die Abläufe bei dieser Arbeit. Dass dies schon zwanzig Jahre her ist, verblüfft mich allerdings schon …

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