21 Oktober 2018

Vergleichende Werbung

Ein Logbuch der Redaktion

»Das Rätsel des Armadeherzens, der Chronofossilien und der Tiefe« – so lautete die Überschrift der Anzeige, die im PERRY RHODAN-Roman 1199 auf den anstehenden Jubiläumsband aufmerksam machte. »Ordoban« sollte am 20. August 1984 als Band 1200 in den Handel kommen, der Roman wurde mit »Perry Rhodan Report – Farbposter – 88 Seiten Umfang« als zusätzliche Extras beworben.

Im September 2018 veröffentlichten wir mit »Ordoban« nun einen Silberband, der im Wesentlichen auf dem klassischen »Ordoban« aufbaut. Damit beträgt der Abstand der Silberbände auf die Original-Heftromane mittlerweile 34 Jahre. Grund genug, sich in diesem Jahr anzuschauen, wie man damals das Jubiläum bewarb.

Dass die Anzeige erstaunlich textlastig war, liegt in der Natur der Sache: PERRY RHODAN richtete sich damals an ein lesehungriges Publikum. Wer die Serie las, mochte es, umfangreiche Texte zu lesen. Er oder sie war an komplexen Themen interessiert und wollte mehr über das größte Science-Fiction-Universum der Welt wissen. Zumindest die Werbung richtete sich deshalb nicht unbedingt an potenzielle Neuleser – könnte man zumindest glauben, wenn man sich die entsprechenden Aussagen heutzutage anschaut.

Ein Thema war »Das Rätsel des Armadaherzens«, und das bildete eine direkte Fortsetzung des vorherigen Zyklus mit dem Titel »Die Endlose Armada«. Mit »Ordoban« wurde also kein kompletter Neuanfang eingeleitet, und das gilt ebenso für den entsprechenden Silberband: Vom einen Zyklus geht es mit kurzer Unterbrechung in den nächsten.

Dabei klingt der Werbetext aus dem Jahr 1984 geheimnisvoll und spannend: »Tief in der Unendlichkeit, vor langer, langer Zeit: Er ist ein Held, ein fanatischer Raumfahrer. Er kennt sein Schiff und das Weltall. Sein Ehrgeiz liegt darin, immer neue Grenzen zu sprengen. Als ein Kosmokrat erscheint und ihm seinen Auftrag verkündet, erwacht seine wirkliche Bestimmung. Sein Name ist Ordoban. Sein Schicksal ist voller Tragik. Er lernt die Größe und die Einsamkeit kennen, und sein Weg bis hin zur Armadaeinheit EINS ist lang – doch viel länger der Weg zurück zu sich selbst ...«

Diesen Text könnte man heute ebenso als Werbetext für den Silberband mit der Nummer 143 nutzen. Die Geschichte von Ordoban war 1984 faszinierend, und das ist sie heute noch: eine kosmische Geschichte, die Äonen umspannt. Damit ist sie zugleich ein Höhepunkt und ein Abschluss für die Handlungsebene um die Endlose Armada. Sie gehört zu Recht zu den großen Klassikern der Serie und steht in einer Reihe mit Romanen wie »Laire« oder »Bardioc«, in denen ebenfalls die Entwicklung von geheimnisvollen Lebewesen geschildert wurde.

»Die Rätsel der Chronofossilien« in der Anzeige leitete über in den neuen Zyklus, der kosmische Elemente aufweisen sollte: »Man nennt sie Chronofossilien, Abdrücke in der Zeit. Jede von ihnen beinhaltet ein ureigenes Stück von Perry Rhodans Persönlichkeit und Seele. Will Perry Rhodan TRIICLE-9 und dessen gigantische Wachflotte an ihren angestammten Platz im Universum zurückführen, so muss er die Chronofossilien Stück für Stück anfliegen und aktivieren. Die Mächte des Chaos werfen ihr gesamtes Potenzial in den Kampf, um den Terraner an dieser Aufgabe zu hindern. Perry Rhodan erlebt phantastische Abenteuer in Raum und Zeit – doch jeder Teilerfolg wird von noch heftigeren und tückischeren Attacken des Gegners beantwortet ...«

Diese Aussagen faszinierten mich als jungen Leser damals sehr. Ich konnte mir unter manchen Begriffen schon etwas vorstellen, andere aber wirkten neu. Wie heutige Silberbandleser auf solche Begriffe wie »Chronofossilien« reagieren werden, vermag ich mir kaum vorzustellen. Heutzutage kann ein Leser schließlich mithilfe der Perrypedia sehr schnell herausfinden, was sich dahinter verbirgt – damals war das alles neu und aufregend.

Ähnliches gilt für den dritten Teil der Ankündigung, der unter dem Titel »Das Rätsel der Tiefe« stand: »Der Platz, an dem TRIICLE-9 einst mutierte, ist zu einem unheimlichen Ort geworden«, formulierte es die Anzeige. »Atlan und Jen Salik, dorthin vorausgeschickt, müssen vom ersten Augenblick an ums nackte Überleben kämpfen. Sie geraten in einen alptraumhaften Strudel wildbewegter Ereignisse – doch sie wissen, dass viel mehr als ihr eigenes Schicksal davon abhängt, ob sie ihren Auftrag ausführen. Er besteht darin, die Ankunft von TRIICLE-9 und dessen Wachflotte vorzubereiten.«

Schaue ich mir diese Sätze heute an, wirken sie schwammig und unklar. Ich bin mir sicher: Als sie formuliert wurden, hatten die Autoren selbst noch keine Ahnung, wie das Tiefenland beschaffen sein sollte – sonst würde in der Anzeige ein wenig mehr dazu stehen. Die Autoren wussten, zu welchem Ende sie den »Chronofossilien«-Zyklus führen würden; der Weg dahin war in manchen Teilen noch unklar.

Die Anzeige belegt für mich heute, dass vieles bei diesem Zyklus schon festgelegt worden war, dass aber auch viele Dinge bewusst offen blieben. Im Nachhinein lässt sich klar sagen: Mit dem »Chronofossilien«-Zyklus erreichte die PERRY RHODAN-Serie im Verlauf des Jahres 1984 einen neuen Höhepunkt, was unfassbar »große Ideen« anging.

»Ordoban« als aktueller Silberband zeichnet nun diese Entwicklung nach. Ich hoffe, dass die Faszination, die ich damals empfunden habe, die Leser von heute ebenfalls erfassen wird ...

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