26 November 2018

Meine Freude über die »Space Thriller«

Ein Logbuch der Redaktion

Seit einigen Wochen sind sie wieder in gedruckter Form erhältlich: die vier Bände der kurzlebigen Reihe »Space Thriller«. Ich bin sehr froh darüber, weil ich die vier Romane immer mochte. Auch nach über zwanzig Jahren empfinde ich sie als spannend und gelungen.

Ich möchte an dieser Stelle nicht nacherzählen, wie es dazu kam, dass wir sie veröffentlichen konnten. (Das müssten zwei oder drei Folgen von »Der Redakteur erinnert sich« sein ...) Ich erinnere mich allerdings noch sehr gut an die Begeisterung, die wir in der Redaktion empfanden, als wir mit dem Projekt loslegen konnten. Und ich weiß noch sehr gut, wie ich dem Vertrieb die Idee präsentierte und die sonst so strengen Vertriebsleute tatsächlich applaudierten.

Das ist lange her: Die vier Bücher erschienen im April und September 1997. In ihnen wollte ich Elemente aus spannenden Krimis mit einer Science Fiction verbinden, die ich für modern hielt. Ich wollte mich bewusst von den üblichen Wegen einer Heftromanserie entfernen und orientierte mich an Krimis und Thrillern, die in den 90er-Jahren bekannt waren.

Damit die Handlung sich stärker an Krimis orientierte, war es mir wichtig, dass die Geschichten immer auf der Erde angesiedelt waren. Wir schilderten sie zu der Zeit als Zentrum eines gut organisierten Sternenreiches, als eine Welt voller Wohlstand. Saubere Luft gehörten für mich zur Erde ebenso dazu wie eine Bevölkerung, die keine materielle Sorgen haben sollte.

Ich formulierte es schon 1997 entsprechend in meiner Ankündigung: »Raumschiffe überwinden den Abgrund zwischen den Sternen, der technische Fortschritt bringt Wohlstand mit sich, alle Menschen haben dieselben Rechte.« Aber langweilig sollte es für unsere Leser nicht sein, also schrieb ich dazu: »Doch Mafia-Strukturen, verbrecherische Gentechniker, Massenmörder und machtgierige Politiker sind auch im 49. Jahrhundert gefährliche Gegner der Menschheit.«

Im Nachhinein bin ich auf die vier Romane immer noch sehr stolz. Wir probierten damals etwas aus, das einen größeren Erfolg verdient hätte. Vor allem »Grüße vom Sternenbiest« von Robert Feldhoff halte ich für einen brillanten Roman. Mit diesem Buch, das sogar ins Tschechische übersetzt wurde, sorgte der Autor auch außerhalb der PERRY RHODAN-Fan-Szene für Aufsehen. Er erhielt dafür 1998 den Literaturpreis des Science-Fiction-Clubs Deutschland.

Die anderen Autoren legten andere Schwerpunkte. In »Eine Welt für Mörder« servierte Peter Terrid einen vertrackten Mordfall, der sich nicht so einfach auflösen ließ, in »Geheimprojekt Biothek« verlagerte H. G. Francis aktuelle Gen-Experimente in eine ferne Zukunft, und »Mauern der Macht« von Konrad Schaef erwies sich als packender Polit-Thriller.

Leider waren wir mit den Romanen nicht so erfolgreich, wie es der Buchvertrieb erhofft hatte. Ob es an den Titelbildern lag, die zu wenig nach PERRY RHODAN aussahen – »das muss alles silbern sein«, argumentierte ein Vertriebskollege –, oder an den Romanen, die sich zu weit von der eigentlichen Serie entfernten, kann man nach all den Jahren nicht mehr nachvollziehen.

Klar wurde irgendwann, dass es keine Fortsetzung geben würde. Es blieb also bei vier Büchern, die sich nicht lange im Handel halten konnten. Zu Beginn der Nuller-Jahre wurden die Restexemplare der vier »Space Thriller« verramscht, für einige Wochen waren sie für wenig Geld in den Bücherkisten großer Kaufhäuser zu finden. Ich war darüber echt traurig. In das Projekt hatte ich viel Engagement und Herzblut gesteckt, und ich bedauerte es sehr, dass es so zu Ende gebracht wurde.

Als wir einige Jahre später damit anfingen, die PERRY RHODAN-Serie zu digitalisieren, war klar, dass wir nicht nur aus den Heftromanen und Silberbänden eine Serie mit E-Books machen würden. Zu den Büchern, die ich als E-Book veröffentlichen wollte, zählten immer die »Space Thriller«. Und nachdem wir sie als E-Book im Handel hatten, wollte ich immer eine gedruckte Version haben.

Mit »Print on Demand« (kurz: PoD) – also: Druck nach Bedarf – hatten wir schon 2007 erste Experimente unternommen. Damals war der PERRY RHODAN-Band 2400 auf der Buchmesse gewissermaßen »live« gedruckt worden, was sehr gut angekommen war. Aus diesen ersten Experimenten war allerdings nicht mehr geworden.

Die »Space Thriller« boten eine gute Gelegenheit, uns in das Thema einzuarbeiten. Klaus Bollhöfener erarbeitete eine neue Reihengestaltung, wir ließen neue Titelbilder anfertigen. Dass sie sich von einem gewöhnlichen PERRY RHODAN-Titelbild unterscheiden und nicht viel mit den bisherigen Titelbildern der »Space Thriller« zu tun haben, wurde von uns absichtlich so festgelegt.

Bettina Lang kümmerte sich zusammen mit unseren Partnern von Bookwire darum, dass die neuen Bücher in den Handel gelangen würden. Und jetzt sind sie wieder da: vier modern gestaltete Paperback-Ausgaben von Romanen, die vor über zwanzig Jahren die Leser begeisterten. Spannend finde ich nach wie vor den Umstand, dass jedes Buch für jeden Kunden auf Bestellung persönlich gedruckt wird – und das bei einer Lieferzeit von knapp einer Woche! Mal schauen, wie die »Space Thriller« in der Neuzeit ankommen …

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