Ein Logbuch der Redaktion
Seit einigen Wochen sind sie wieder in gedruckter Form erhältlich:
die vier Bände der kurzlebigen Reihe »Space Thriller«. Ich bin sehr froh
darüber, weil ich die vier Romane immer mochte. Auch nach über zwanzig
Jahren empfinde ich sie als spannend und gelungen.
Ich möchte an
dieser Stelle nicht nacherzählen, wie es dazu kam, dass wir sie
veröffentlichen konnten. (Das müssten zwei oder drei Folgen von »Der
Redakteur erinnert sich« sein ...) Ich erinnere mich allerdings noch
sehr gut an die Begeisterung, die wir in der Redaktion empfanden, als
wir mit dem Projekt loslegen konnten. Und ich weiß noch sehr gut, wie
ich dem Vertrieb die Idee präsentierte und die sonst so strengen
Vertriebsleute tatsächlich applaudierten.
Das ist lange her: Die
vier Bücher erschienen im April und September 1997. In ihnen wollte ich
Elemente aus spannenden Krimis mit einer Science Fiction verbinden, die
ich für modern hielt. Ich wollte mich bewusst von den üblichen Wegen
einer Heftromanserie entfernen und orientierte mich an Krimis und
Thrillern, die in den 90er-Jahren bekannt waren.
Damit die
Handlung sich stärker an Krimis orientierte, war es mir wichtig, dass
die Geschichten immer auf der Erde angesiedelt waren. Wir schilderten
sie zu der Zeit als Zentrum eines gut organisierten Sternenreiches, als
eine Welt voller Wohlstand. Saubere Luft gehörten für mich zur Erde
ebenso dazu wie eine Bevölkerung, die keine materielle Sorgen haben
sollte.
Ich formulierte es schon 1997 entsprechend in meiner
Ankündigung: »Raumschiffe überwinden den Abgrund zwischen den Sternen,
der technische Fortschritt bringt Wohlstand mit sich, alle Menschen
haben dieselben Rechte.« Aber langweilig sollte es für unsere Leser
nicht sein, also schrieb ich dazu: »Doch Mafia-Strukturen,
verbrecherische Gentechniker, Massenmörder und machtgierige Politiker
sind auch im 49. Jahrhundert gefährliche Gegner der Menschheit.«
Im
Nachhinein bin ich auf die vier Romane immer noch sehr stolz. Wir
probierten damals etwas aus, das einen größeren Erfolg verdient hätte.
Vor allem »Grüße vom Sternenbiest« von Robert Feldhoff
halte ich für einen brillanten Roman. Mit diesem Buch, das sogar ins
Tschechische übersetzt wurde, sorgte der Autor auch außerhalb der PERRY
RHODAN-Fan-Szene für Aufsehen. Er erhielt dafür 1998 den Literaturpreis
des Science-Fiction-Clubs Deutschland.
Die anderen Autoren legten
andere Schwerpunkte. In »Eine Welt für Mörder« servierte Peter Terrid
einen vertrackten Mordfall, der sich nicht so einfach auflösen ließ, in
»Geheimprojekt Biothek« verlagerte H. G. Francis
aktuelle Gen-Experimente in eine ferne Zukunft, und »Mauern der Macht«
von Konrad Schaef erwies sich als packender Polit-Thriller.
Leider
waren wir mit den Romanen nicht so erfolgreich, wie es der Buchvertrieb
erhofft hatte. Ob es an den Titelbildern lag, die zu wenig nach PERRY
RHODAN aussahen – »das muss alles silbern sein«, argumentierte ein
Vertriebskollege –, oder an den Romanen, die sich zu weit von der
eigentlichen Serie entfernten, kann man nach all den Jahren nicht mehr
nachvollziehen.
Klar wurde irgendwann, dass es keine Fortsetzung
geben würde. Es blieb also bei vier Büchern, die sich nicht lange im
Handel halten konnten. Zu Beginn der Nuller-Jahre wurden die
Restexemplare der vier »Space Thriller« verramscht, für einige Wochen
waren sie für wenig Geld in den Bücherkisten großer Kaufhäuser zu
finden. Ich war darüber echt traurig. In das Projekt hatte ich viel
Engagement und Herzblut gesteckt, und ich bedauerte es sehr, dass es so
zu Ende gebracht wurde.
Als wir einige Jahre später damit
anfingen, die PERRY RHODAN-Serie zu digitalisieren, war klar, dass wir
nicht nur aus den Heftromanen und Silberbänden eine Serie mit E-Books
machen würden. Zu den Büchern, die ich als E-Book veröffentlichen
wollte, zählten immer die »Space Thriller«. Und nachdem wir sie als
E-Book im Handel hatten, wollte ich immer eine gedruckte Version haben.
Mit
»Print on Demand« (kurz: PoD) – also: Druck nach Bedarf – hatten wir
schon 2007 erste Experimente unternommen. Damals war der PERRY
RHODAN-Band 2400 auf der Buchmesse gewissermaßen »live« gedruckt worden,
was sehr gut angekommen war. Aus diesen ersten Experimenten war
allerdings nicht mehr geworden.
Die »Space Thriller« boten eine
gute Gelegenheit, uns in das Thema einzuarbeiten. Klaus Bollhöfener
erarbeitete eine neue Reihengestaltung, wir ließen neue Titelbilder
anfertigen. Dass sie sich von einem gewöhnlichen PERRY RHODAN-Titelbild
unterscheiden und nicht viel mit den bisherigen Titelbildern der »Space
Thriller« zu tun haben, wurde von uns absichtlich so festgelegt.
Bettina
Lang kümmerte sich zusammen mit unseren Partnern von Bookwire darum,
dass die neuen Bücher in den Handel gelangen würden. Und jetzt sind sie
wieder da: vier modern gestaltete Paperback-Ausgaben von Romanen, die
vor über zwanzig Jahren die Leser begeisterten. Spannend finde ich nach
wie vor den Umstand, dass jedes Buch für jeden Kunden auf Bestellung
persönlich gedruckt wird – und das bei einer Lieferzeit von knapp einer
Woche! Mal schauen, wie die »Space Thriller« in der Neuzeit ankommen …
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