Aus der Serie »Der Redakteur erinnert sich«
Es war eine Idee von Eckhard Schwettmann, und wir diskutierten nicht nur einmal darüber. Der Kollege aus dem Marketing-Büro dachte oft darüber nach, wie man die PERRY RHODAN-Serie in einem Buch zusammenfassen könnte. »Kein Lexikon, eher ein Roman, der die ersten 700 Bände nacherzählt«, sagte er bei einer solchen Besprechung.
Seine Idee: Damit könnte man den Lesern in drei Büchern die komplette Serie präsentieren. »Wenn sie die drei Bücher gelesen haben, steigen sie danach direkt in die laufende Handlung ein«, überlegte er.
Wie man ein solches Epos erzählen könnte, sei letztlich natürlich die Aufgabe eines guten Schriftstellers; das sollte weder seine noch meine Aufgabe sein. Doch klar war: Wir mussten uns inhaltlich bewusst sein, was wir wollten, dann erst konnten wir mit einem Autor sprechen und ihn mit dem Roman beauftragen. In einer Diskussion, die wir buchstäblich »zwischen Tür und Angel« führten, kam der Name »Kosmos-Chroniken« ins Spiel. Dabei blieb es dann auch.
Im April 1998 setzte ich mich hin und verschriftlichte die Ideen, die wir bisher gesponnen hatten. Wir sollten sie gemeinsam im Monatsmeeting des Buchverlages präsentieren. Im Moewig-Verlag sollten die »Kosmos-Chroniken« letztlich auch erscheinen. Eckhard und ich stellten uns eine ganze Reihe vor, waren uns allerdings über die Ausgestaltung noch nicht im Klaren.
Immerhin hatten wir bereits einige Ideen zur Optik, die mehrheitlich von Eckhard stammten: »Was bei den Hardcovern silber ist, wird hier schwarz«, schrieb ich in das Konzept. »Dafür wird die Titelschrift etc. in Silber gestaltet, gewissermaßen eine Umkehrung des bisherigen.« Als Titelbild wollten Eckhard und ich ein »Drei-D-Cover« mit sehr vielen Ebenen; damit wurde ein »Videobild«-Charakter erzeugt. Man könnte gewissermaßen ein Raumschiff durchs Bild fliegen lassen. »Sicher sehr effektvoll!«, da waren wir uns sicher.
Wir wollten erst einmal nur ein Buch vorstellen: »Der erste Teil (ohne Numerierung) soll den Lesern der Buchreihe einen leichten Einstieg bereiten und vor allem den Buchhändlern die Backlist-Arbeit vereinfachen«, argumentierte ich. Wenn der Buchhändler nur einen Einzeltitel bestellen musste, hatte er keine Angst davor, eine Reihe mit mehreren Büchern zu präsentieren. Deshalb solle das erste Buch auch einfach nur »Reginald Bull« heißen und – so schrieb ich – »die Geschichte des ältesten Freundes von Perry Rhodan erzählen«.
Ich skizzierte erste Grundzüge der Handlung, die allesamt noch sehr vage waren:
»Erzählt wird die Geschichte der PERRY RHODAN-Serie bis zum Jahr 3457 (entspricht etwa Buch 67); erzählt aus der Perspektive des Jahres 3500. Das ist vom Handlungsaufbau sicher am leichtesten möglich. Die Erde ist Begleiter einer grünen Sonne namens Medaillon, in einer fremden Galaxis, weitab von der Heimat. Reginald Bull, ältester Freund Perry Rhodans, sitzt im Jahr 3500 mit den alten Kollegen zusammen und lässt die Ereignisse Revue passieren – und zwar bis zum Ende der Geschehnisse um die Altmutanten, die in Band 67 abgeschlossen werden.«
Dass es nicht so einfach sein würde, war mir allerdings gleich klar. Ich überlegte mir, wie man das Buch gliedern könnte, und kam recht schnell auf drei Ebenen. Eine davon nannte ich »die Rahmen-Ebene«.
Dazu schrieb ich: »Bull sitzt im Kreis mit Freunden (bitte originelleres einfallen lassen!), und er erzählt seine Sicht der Dinge; das ist die Rahmenhandlung des Buches, die nur kleinen Raum einnehmen soll, die aber in Episodenform die einzelnen Geschichten einbindet. Gleichzeitig hat diese Rahmenhandlung aber auch einen richtigen Anfang und ein richtiges Ende.«
Auf der sogenannten Episoden-Ebene wollte ich Erzählungen platzieren, »die Bullys Sicht der in der PERRY RHODAN-Serie beschriebenen Dinge darstellen«. Darunter verstand ich beispielsweise »die Mondlandung, die Eroberung des Alls, die Kontakte mit den Arkoniden, den Blues, den Meistern der Insel, der Abwehr der Invasionsversuche«. Es sollten aber auch »Erzählungen kommen, die in PR nicht oder nur am Rande erwähnt wurden: der Ausbau der Explorer-Flotte, die Absplitterung der Menschenwelten, die Situation auf der Erde während Perry Rhodans Abwesenheit«.
Ich wusste, dass Eckhard mit diesem Gedankengang nicht einverstanden wäre. Ihm schwebte – so dachte ich – eine Mixtur aus Roman und Lexikon vor, ein Nachschlagewerk fast. Das wiederum konnte ich mir nicht vorstellen. Ich wollte ein unterhaltsames Buch haben, ein Start in die »Kosmos-Chroniken« mit einer großen und spannenden Geschichte.
Trotzdem machte ich mir bereits im ersten Konzept Gedanken zur dritten Ebene, der »Kursiv«-Ebene. »Da es unmöglich ist, 600 PERRY RHODAN-Hefte in einem Hardcover sinnvoll in einer Handlung zusammenzufassen«, schrieb ich selbstbewusst, »müssen eben wichtige PR-historische Ereignisse in ›Datensammlungen‹ des terranisch-historischen Instituts oder so abgedruckt werden; gewissermaßen zwischen Rahmen- und Episoden-Ebene.« Solche Passagen wollte ich kursiv gestalten lassen, dann könne sie der Leser vom eigentlichen Roman klar unterscheiden und nötigenfalls überblättern …
Mein Konzept war am 6. April 1998 fertig, kurz vor einer Tagung des Buchverlages. Ich war ziemlich nervös, weil ich nicht wusste, wie die Vertriebsleute auf das Konzept reagieren würden. Konnte mit den »Kosmos-Chroniken« eine neue Buchreihe starten?
1 Kommentar:
Es ist sehr schade, dass es nur zwei Bücher wurden. Beide sind tolle Ergänzung und Erweiterung des Perryversums gewesen.
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